Lumen hat geschrieben:Du möchtest darstellen, ich hätte eine Vorstellung die irgendwo zwischen reißerischer BILD Zeitung und Focus-Werbung rangieren würde. Deine Worte.
Es ging mir bei dem Spruch mit der Focus-Werbung eigentlich vor allem darum, dass du zu sehr auf dem Begriff des "Fakts" herumreitest und damit unterstellst, es könne nur eine richtige Sichtweise auf die Welt geben. Wenn ich mir nochmal andere Threads vornehme, in denen du gepostet hast, dann finde ich diese Behauptung auch immer wieder. Und naja, was die Bild-Zeitung angeht, die reißerischen Darstellungen der religiösen "Schandtaten" (deine Worte) stammen hier im Wesentlichen aus deiner Tastatur.
Lumen hat geschrieben:Jemand der so dick aufträgt wie du, mit Focus Werbung Verweis und Bildzeitung muss dann liefern. Wer austeilt, muss einstecken können.
Siehst du mich weinen?
Lumen hat geschrieben:Die Karte-Gebiet Analogie wurde von Alfred Korzybski geprägt und ist bereits knietief Semiotik und Semantik. Die Hälfte des Textes von dir ist Babysprech – dem Umstand geschuldet, dass du tatsächlich denkst, ich hätte noch nie was von Wahrnehmung gehört – dazu von dir Prahlerei, und akutes Nichtwissen was du eigentlich aussagen willst.
Schön, dass du die letzten beiden Wochen genutzt hast, um dich nochmal mit dem Thema Semiotik auseinanderzusetzen.
Mein Vorwurf an dich ist übrigens nicht, dass du bestimmte Muster nicht durchschaust, sondern dass du einen blinden Fleck hast, wenn es darum geht, diese Muster bei dir selbst zu erkennen. Ich verweise da aber weiter an Vollbreit und dessen Erklärungen über Projektionen.
Was ich aussagen will? Ach komm, im Ernst? Es gibt jetzt mehrere Seiten mit sehr, sehr viel Text von mir, wo ich sehr klar und ehrlich sage, was ich meine - und wenn du Verständnisschwierigkeiten hast, steht nach wie vor mein Angebot, meine Sichtweise zu erläutern.
Lumen hat geschrieben:Ein Fakt ist wiederum eine Beobachtung, die hinreichend bestätigt wurde dass es „pervers“ wäre, sie zu bezweifeln.
Solange du nicht die Bedingungen klärst, die eine "hinreichende Bestätigung" ausmachen, verschiebst du damit das epistemologische Problem nur sprachlich. Ich behaupte für meinen Teil, dass du trotz Kenntnis von Popper keinen fallibilistischen Tatsachenbegriff, sondern einen positivistischen hast. Aber überrasch mich, vielleicht irre ich mich ja.
Lumen hat geschrieben:Das ist erstaunlich, was du/Vollbreit alles aufwartest. Vollbreit reiht ein paar „mehr oder weniger“ und „schleichende Übergänge“ aneinander, aber du willst mit mir alles von Zen Buddhismus bis Quantenphysik, und von Evolution, Religionsgeschichte bis Semiotik und Linguistik (und Psychologie, Paranoia und so, nicht vergessen) durchsprechen, nur um festzustellen ob seine Behauptung nun einen Sachverhalt beschreibt?
Nein, wir reden hier nur einfach über mehrere Themen gleichzeitig. Wir reden, naja, mehr "redeten" über den Begriff des "(atheistischen) Fundamentalismus", über den Umgang mit Religiösen generell, über einen guten Diskussionsstil und v.a. reden wir anscheinend darüber, ob aus der Existenz wissenschaftlicher Erkenntnisse ein Recht folgt, anderen Leuten dafür böse zu sein, dass sie das nicht teilen/kapieren/in derselben Weise in ihren Lebensstil integrieren.
Lumen hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Aber wenn wir eine Theorie des Fundamentalismus erkunden wollen, müssen wir uns darüber einig sein, was eine Theorie ist und was sie leisten kann.
Wir müssen uns überhaupt nicht einig sein. Du und Vollbreit müsst eure Behauptungen belegen und irgendwen überzeugen.
Also entweder wir reden miteinander und einigen uns auf Begriffe oder nicht. Aneinander vorbei reden kann ich als Freizeitbeschäftigung auch anderswo, dazu muss ich hier nicht herkommen.
Und nein, ich muss nichts belegen, ich dekonstruiere in dieser Diskussion hauptsächlich deine Ansichten und nehme den Großteil meiner Mitbürger vor haltlosen Anfeindungen in Schutz. Es reicht mir vollkommen, aufzuzeigen, dass deine "Religionskritik" von non-sequitur-Schlüssen wimmelt.
Lumen hat geschrieben:Steven Gould hat geschrieben:Well, evolution is a theory. It is also a fact. And facts and theories are different things, not rungs in a hierarchy of increasing certainty. Facts are the world's data. […] Moreover, “fact” does not mean “absolute certainty.” […] In science, “fact” can only mean “confirmed to such a degree that it would be perverse to withhold provisional assent.
http://www.stephenjaygould.org/library/ ... heory.html
Weil es groß und blau ist, wird es auch nicht wichtiger.
Man muss Gould hier zugute halten, dass er sich im zitierten Text über eine spezifische wissenschafts- und gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit den Kreationisten äußert und gerade auf das spezifische Missverständnis von "theory" als "unvollkommene Tatsache" eingeht, aus der dann geschlossen wird, die Evolution sei nur eine Theorie im Sinne einer an und für sich wilden Spekulation. Da habe ich vollstes Verständnis für ihn und das hat mit der Kritik am Faktenbegriff, die ich geäußert habe, wirklich nichts zu tun. Es hat auch keinen Sinn, spezifische Meinungsverschiedenheiten über den gesellschaftlichen Status der Wissenschaft in den zeitgenössischen USA in unsere Debatte hier hineinzuziehen.
Lumen hat geschrieben:Wenn es nicht beobachtbar wäre, von was machen wir uns dann einen Begriff? Wenn es nicht beobachtbar wäre, woher wissen von dem „physisches Phänomen“?
Das Phänomen, das wir Gravitation nennen, ist beobachtbar, aber den Begriff und seinen Kontext (Was bedeutet das Phänomen für uns? Wie erklären wir uns es? Was sehen wir als Grenzen des Phänomens gegenüber anderen Phänomenen an?) haben wir gemacht.
Lumen hat geschrieben:Nach orthodoxem Verständnis, beobachten wir etwas, was wir dann bezeichnen.
Durch die linguistische Wende ist dieses Verständnis obsolet. Es ist eben nicht so, dass die Welt aus diskreten Einheiten ("Dingen") besteht, die wir beobachten und dann nur noch Zettel hinkleben.
Was Feynman angeht, missverstehst du ihn hier, soweit ich das sehe, denn was er in dem Video erläutert, ist relativ nahe am Kritischen Rationalismus (und ich werfe dir weiterhin vor, klassisch positivistische Denklinien nachzuziehen). Das sieht man schon daran, dass er mit "guess" beginnt (also dem Aufstellen einer deduktiven Theorie) und dann einen Abgleich mit der Wirklichkeit (Experiment) anschließt, was in einem Verwerfen der Theorie endet, falls Ergebnis und Theorie nicht zueinander passen. Er spricht an keiner Stelle davon, mit dem Beobachten von Mustern zu beginnen.
Lumen hat geschrieben:Wenn ein dogmatischer Keim entweder vorhanden ist oder nicht, dann zeigst du uns hier, ironischerweise, dass du eben nicht in Kontinua denkst.
Warum sollte nichts in diskreten Einheiten vorliegen können? Bloß weil ich mich dagegen wehre, die Welt in binären Kategorien zu sehen, heißt das nicht, dass es die nirgendwo gibt. Gerade in der formalen Logik wimmelt es nur so davon
Lumen hat geschrieben:Dir fällt nicht einmal auf, dass du einerseits vorgeblich Essentialismus ablehnst, dann aber von „Keim“ schreibst, den etwas „in sich“ trage.
Ja natürlich. Das ist doch kein Widerspruch. Wenn ein Argument in einem anderen impliziert wird, ist das doch kein Essentialismus.
Lumen hat geschrieben:Vollbreit (und du damit nun auch) behauptet, es gäbe einen Anfang, wo er einen schleichenden Übergang beginnen lässt, den schleichenden Übergang nutzt er dann, um sich nicht festlegen zu müssen. Dabei wird die ganze Konstruktion sinnlos.
Oder aber in der Lage, sehr feine Unterschiede wahrnehmen zu können.
Lumen hat geschrieben:Da das anscheined nicht evident für dich ist: der Gläubige ist jemand der daran glaubt, bestimmte Anweisungen befolgen zu müssen, die ihm das Wohlwollen der Gottheit sichern werden und die sich dann erkenntlich zeigen würde (das ist das Heilsversprechen). Die Anweisungen können auch „leer“ gedacht werden, d.h. der Gläubige glaubt dann, die Gottheit stellt keine anderen Anforderungen, außer die, an die Gottheit zu glauben. Da die Aussagen der Autorität nicht der Wahrheit entsprechen, glauben Leute systematisch falsche Dinge. Du kannst den obskuranten Fahrplan gerne nochmal durchspielen bei dem Begriff der Wahrheit, aber den haben wir wohl klar erörert. Die Behauptungen von Glaubensautoritäten müssen eben nicht unabhängig bestätigt werden, sodaß es nach Gould „pervers“ wäre, sie nicht als Fakt anzuerkennen.
Mal davon abgesehen, dass ich das nicht für das Merkmal von Gläubigen, sondern eine etwas kuriose Verballhornung halte: So what? Dann sind manche Leute halt pervers und glauben Bullshit. Was geht dich das an, solange sie dir nichts tun?
Lumen hat geschrieben:Und das ist gerade die Krux bei euch: Glaube muss überhaupt nicht belegt werden und ist auch überhaupt nicht belegt.
Völlig richtig. Wir leben in einer (einigermaßen) freien Gesellschaft. Jeder kann erst mal sagen und vertreten, was er will, und jeder kann das annehmen und glauben, was er für richtig hält.
Lumen hat geschrieben:Das heißt du und auch Vollbreit und die anderen Obskurantisten arbeiten fortwährend mit zweierlei Maßstab. Einerseits stellt ihr euch total doof, wenn es darum geht, Glauben („Faith“) zu betrachten: da geht alles und mögliche Kritik daran wird von euch – siehe eindrucksvoll dieser Thread – heftigst abgestritten. Da ist kein Nanomillimeter erlaubt. Da wird von euch sofort umgelenkt und die „wir alle müssen uns doch vertragen“ Karte gespielt und sofort jede Beleidigung vorgekramt.
Dann versuch es doch einfach mal ohne Beleidigungen, wie wärs? Und sorry, wenn du immer wieder nur Kritik, die seit dem 19. Jahrhundert bekannt ist, wiederkäust, fragen sich Andere halt irgendwann, warum du derart aggressiv auf dem Thema herumreiten musst.
Es hat nirgendwo jemand behauptet "Die Religiösen könnten doch Recht haben", das ist nur das, was du irgendwie zu hören meinst. Kritik an der Theologie ist ok, nur hilft es nichts, Religiöse zur Aufgabe ihres Glaubens zwingen zu wollen, in der Erwartung, dass die Gesellschaft dadurch besser wird. Und ja, da ist es mir weitaus wichtiger, dass wir uns alle vertragen.
Lumen hat geschrieben:Wenn es um Wissenschaften geht, werden alle Geschütze aufgefahren, wie man sieht, bis in die hinterletzte Ecke der Semiotik und Semantik und Erkenntnistheorie wird gekrochen und Fundamentalismus-Vorwurf steht direkt im Raum. So klingen jedenfalls nicht Leute, die ein naturalistisches Weltbild befördern wollen. Bei Vollbreit, der Integralmystiker und Berufscharlatan ist das noch halbwegs konsistent, bei dir hingegen komplett verfehlt.
Komischerweise hat Vollbreit es viel besser als du vermocht, sich einfach mal die neun Prinzipien der Brights durchzulesen.
Man fördert kein Verständnis einer eigenen Position, indem man Andersdenkende verleumdet und lächerlich macht und Kritik am eigenen Weltbild verleugnet. Zudem sind die Brights ein politisches und kein philosophisches Projekt. Es steht ganz klar in den Prinzipien, dass es nicht notwendig ist, zu einer gemeinsamen Auffassung über den Naturalismus zu gelangen. Ziel und Zweck der Brights ist das Hinarbeiten auf ein gesellschaftliches Klima, in dem Naturalisten nicht diskriminiert und gesellschaftlich anerkannt werden, also in dem ihnen Respekt gegenüber gebracht wird. Das funktioniert, und das sollte jedes Kind verstehen, ganz sicher nicht, in dem man für sich Sonderrechte beansprucht, also Respekt einfordert, den man selbst nicht bereit ist, zu geben. Wenn Naturalisten sich nicht dauernd für ihr Weltbild rechtfertigen müssen sollen, dann muss nach den Regeln der Reziprozität unter Gleichen dasselbe andersherum gelten. Simple liberale Grundsätze.
Das andere Ziel, das Verständnis des Naturalismus zu fördern, erreicht man übrigens auch besser, indem man Informationsangebote macht und das eigene Weltbild erklärt, nicht indem man mit Lust auf den Meinungen Andersdenkender herumprügelt.
Lumen hat geschrieben:Wäre das eine Partei würde ich deinen Rücktritt fordern.
Tja, so ein Pech aber auch.