Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon platon » Mi 9. Feb 2011, 21:19

ganimed hat geschrieben:Religion und Kirche, wie ich sie aus meinem Dorf beschrieben habe, offenbart keine solch offensichtlichen Nachteile.

Da hab ich doch ein Gegenbeispiel: "...hat sich den Gürtel umgeschnürt - und ist dann fröhlich detoniert!
Auf dem Marktplatz, mitten in der Menschenmenge. Ach ja, religiös war er auch ... Such mal nach einem Atheisten, der sowas macht.
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon stine » Mi 9. Feb 2011, 21:38

Da gab es in der Geschichte genügend Fanatiker die auch ganz ohne Religion Politiker erschossen oder in die Menge geprügelt haben.

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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon ganimed » Mi 9. Feb 2011, 21:39

Mit einem Gegenbeispiel ist es nicht getan.
platon hat geschrieben:Dass sie aber genug negative Auswirkungen hat, um allen zu raten, die Finger davon zu lassen

Du hast ALLEN geraten, die Finger von der Religion zu lassen. Mein Beispiel zeigt, dass es mit den negativen Auswirkungen eben nicht immer stimmt. Den Leute in meinem Dorf würde ich aufgrund der positiven Wirkung jedenfalls raten, die Finger nicht davon zu lassen.

Das Problem des Selbstmordattentäters ist offenbar nicht monokausal die Religion. Denn nicht alle Religiösen jagen sich in die Luft. In meinem Dorf tut das fast nie einer.

stine hat recht. Ein Umweltaktivist hat sich in Brasilien aus Protest gegen das umweltschädigende Verbrennen von Zuckerrohr selbst verbrannt, habe ich zufällig gestern abend in einem Podcast gehört. Keine Ahnung, welcher Weltanschauung der angehörte, aber ich halte es für denkbar, dass ein Atheist sich selber tötet auch mit der Absicht eine politische oder soziale Wirkung zu erzielen. Ebenso traue ich Atheisten zu, andere Menschen aus Wut oder Berechnung zu töten. Baskische Freiheitskämpfer schienen in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder in diese Richtung zu tendieren. Nur aus nationalistischen, kulturellen Gründen, wenn ich das richtig verstehe.
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon platon » Mi 9. Feb 2011, 22:13

Ach so! Ob einer sich selbst umbringt oder fremde 40 Menschen mit sich in die Luft jagt, ist für Dich Jacke wie Hose?
Ich muss schon sagen, ihr Religiösen seid schon ein merkwürdiger Verein ...
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon Arathas » Do 10. Feb 2011, 09:06

platon, andere Menschen können durchaus unreligiös sein, auch wenn sie nicht alle deine Einstellungen und Ansichten teilen. Ich hoffe, das ist das letzte mal, dass ich dich hierzu ermahnen muss: Hör bitte auf, anderen Religiösität zu unterstellen, nur weil sie nicht deine sonstigen Ansichten teilen.
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon mat-in » Do 10. Feb 2011, 13:55

Religiösität als Schimpfwort... das muß ich mir für den eigenen nachwuchs merken, das kommt im Kindergarten sicher super an bei den "supers" ;)
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon Arathas » Do 10. Feb 2011, 14:04

Ich empfinde es nunmal als Beleidigung, wenn mir jemand Theismus unterstellt. =)
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon ganimed » Do 10. Feb 2011, 19:02

platon hat geschrieben:Ob einer sich selbst umbringt oder fremde 40 Menschen mit sich in die Luft jagt, ist für Dich Jacke wie Hose?

Ich habe das Selbstmordattentat in zwei Komponenten aufgeteilt. Sowohl zum politisch/sozial motivierten Selbstmord als auch zum politisch/sozial motivierten Morden sind Atheisten fähig.

Was ist eigentlich mit den Kamikazepiloten aus Japan? Das ist doch auch eine Form von Selbstmordattentat. Waren die Japaner damals besonders religiös?

Was wäre überhaupt deine Begründung, wieso nur religiöse Menschen so etwas tun können? Was haben religiöse Menschen, was atheistische nicht haben?
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon platon » Do 10. Feb 2011, 21:00

ganimed hat geschrieben: Waren die Japaner damals besonders religiös?

Ja, Tenno bedeutet "Himmlischer Herrscher" und er ist oberster Shinto-Priester. Er wurde als Gott verehrt! Hinter Dingen wie Kamikaze steckt immer eine Religion oder eine Ideologie.
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon Nanna » Do 10. Feb 2011, 22:01

Ja, wobei klar ist, dass mehr dazu kommen muss, damit ein Mensch anfällig für Fanatismus wird. Ideologische Indoktrination würde ich weder als notwendige, noch als hinreichende Bedingung ansehen, um ein Selbstmordattentat zu begehen, wobei es eine sehr auffällige Korrelation gibt. Bei Amokläufen an Schulen beispielsweise ist die Zahl der Attentäter mit einer halbwegs klaren ideologischen Vorstellung aber eher in der Minderzahl und die Entschlossenheit zum Mord und Selbstmord (bzw. getötet werden, was unter Amoklaufsympathisanten als eine Art Heldentod wider "das herrschende System" gesehen wird) speist sich doch eher aus übersteigertem Egozentrismus und möglicherweise einer schrägen Kombination mit Wahrnehmungen von Ausgrenzung, Unterdrückung etc. (die natürlich besonders leicht entstehen, wenn sich einer toller fühlt, als er nach außen hin rüberkommt und das für ihn den Eindruck erweckt, nicht die ihm zustehende Aufmerksamkeit zu erhalten).

Ich denke, dass die Bedeutung von Ideologien bei solchen Fällen, wo menschliches Verhalten ins Extreme abdriftet, in ihrer Einflussstärke schwer zu beziffern ist. Die Ideologie spielt definitiv eine Rolle, auch ihre jeweiligen Eigenheiten und Begründungsmuster, andererseits zeigen z.B. Wechsler vom rechts- ins linksextreme Lager wie Horst Mahler auch, dass es auch Fälle gibt, in denen eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur ausreicht, um anfällig für Extremismus zu sein. Ich glaube nicht, dass jemand wie Mahler dadurch "kuriert" würde, dass man bestimmte Kulte verbietet o.ä.
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon Lumen » Fr 11. Feb 2011, 00:30

Der „kleine Leberegel” ist ein possierliches Tierchen, dass für sein Endstadium in den Körper von Schafen und Kühen gelangen muss. Dazu bedient sich das kleine Kerlchen einer Ameise, die es dazu bringt, fortwährend ans obere Ende eines Grashalms zu krabbeln, sodass beide, die Ameise als auch der kleine Leberegel von Wirtstieren gefressen werden. Für die Ameise ist dieser Vorgang bedauerlicherweise tödlich, dafür kann der Leberegel einmal an geeigneter Stelle angekommen, für Nachwuchs sorgen, der dann wieder ausgeschieden wird und über Ameisen andere Wirtstiere befallen kann. Natürlich „weiß“ der Leberegel von alle dem nichts, es passiert sozusagen blind. Die Umprogrammierung des Ameisenverhaltens hat sich als für den Egel als nützlich erwiesen und daher durchgesetzt.

Daniel Dennett hat mit dem Beispiel des Leberegels zu veranschaulichen versucht, dass Ideen eine ähnliche Wirkung auf Menschen haben können. Nicht nur religiöse Ideen haben für ihre Träger (oder andere Menschen) beizeiten tödliche Nebeneffekte auch Ideen wie Freiheit oder Demokratie haben viel Blut und Menschenleben gekostet. Der große Unterschied besteht für mich darin, dass Religionen im Gegensatz zu anderen Ideen unter anderem durch ihr Alter an Stellen der „Umprogrammierung” ansetzen, die sehr alt und somit „nicht dem heutigen Stand“ entsprechen. Die Monotheismen im Original spielen beispielsweise Vernunft mit Angst gegeneinander aus. Die Sünde stammt vom Baum der Erkenntnis und Martin Luther meinte noch „Vernunft … ist die höchste Hur, die der Teufel hat“ auch wenn Theologen diese Aussage natürlich wie üblich wegerklären wollen. Dahinter steckt folgende Idee: der Glaube erhält seine Integrität indem er sich gegen mögliche Gefahren immunisiert. Dazu gehören fremde Ideen (also andere Religionen), die die gleiche Exklusivität besitzen und den Glauben verdrängen könnten, oder vernünftiges Nachdenken. Sowohl Christentum als auch der Islam sind von Haus aus aggressiv in dieser Hinsicht. Natürlich nicht, seit der Glaube vor allem im Westen „gebrochen“ und verweichlicht ist.

Die Klassiker-Idee ist der Teufel, der für die Einflüsterung der Vernunft steht und den Gläubigen von seinem Glauben abzubringen versucht, wie auch in Luthers Zitat deutlich wird. Bei Luther findet sich auch der Antisemitismus, den er damit begründet, dass die Juden angeblich den christlichen Glauben untergraben würden. Das Motiv der Verschwörung taucht in der Hinsicht mehrfach quer durch die Geschichte auf, es ist quasi der Subtext des Christentums, dass sich stets von Innen wie von Außen von böswilligen Mächten umstellt, verfolgt und unterwandert sah. Im Falle der Juden hat ein gewisser Adolf Hitler diese Geisteshaltung dankbar aufgenommen, mit bekannten folgen.

Genannte Religionen setzen noch heute im wesentlichen auf „primitive“ Anlagen wie Angst und infantile Gefühle zu Lasten von eher „menschlichen“ um nicht zusagen höheren Idealen und Zielen (deshalb nicht, weil die Evolution natürlich ziellos und blind ist). Wenn Menschen heute für Menschenrechte einstehen, fällt das unter Humanismus, auch dann wenn Religionen sich manchmal so äußern. Sie wurden eben teilweise domestiziert. Umgekehrt sind soziale Atavismen in religiösen Umfeld doch noch erkennbar.

Ich kann eigentlich das Thema immer weiter betrachten und auch Bereiche, die ich bisher noch nicht wirklich durchdacht habe, fallen ins gleiche Schema. Neulich fiel mir auf, dass das Christentum traditionell ein Monopol auf Krankheit und Heilung hatte (Heiler … Heilung). Soweit so gut, aber mir erschließt sich dadurch wie Chirurgie und Medizin „logisch“ schwarze Magie sein mussten, weil das Heilen von Krankheiten gegen Gottes Plan verstieß und somit per Definition schwarze Magie ist (schwarz hatte ursprünglich die Bedeutung von geheim, verborgen und nicht böse, daher auch okkultismus, lat. occultus für verborgen; siehe auch schwarze Ritter, der eigentlich ein anonymer Ritter, also Söldner oder Raubritter war). Weiße Magie, sogenannte Wunder, wurde so genannt weil sie öffentlich nach Gottes Plan auftrat, vergleiche dazu auch die Bezeichnung „Offenbarung”.

Damit möchte ich noch von einer anderen Seite die millionenfach tödliche Denkferne der Religion unterstreichen. Denken und Nachdenken sind Gift für Religionen, daher gibt es diverse Mechanismen, die es aushebeln oder einschränken — ein weiterer Aspekt, der deutliches Gefahrenpotential mit sich bringt. Da ist es besser, wenn Menschen sich auf überprüfbare, oder durch rationelles nachdenken Dinge einigen und damit verhandeln, als mit diffusem, privatem Gefühlsleben oder gar Angst.

Mir fallen noch weitere Gefahrenquellen ein, aber ein bisschen Munition brauche ich ja noch ;)
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon ganimed » Fr 11. Feb 2011, 01:04

Lumen hat geschrieben:Daniel Dennett hat mit dem Beispiel des Leberegels zu veranschaulichen versucht, dass Ideen eine ähnliche Wirkung auf Menschen haben können.

Die "tödliche" Idee wurde dem Menschen von anderen Menschen eingepflanzt, nehme ich an? Und wer profitiert davon so sehr, dass sich dieses Verfahren so durchsetzt wie es sich beim Leberegel durchsetzte? Menschen. Selbst wenn man also diesen sehr weit ausholenden, auf mich etwas bemüht herbeigezerrt wirkenden Vergleich gelten lässt, kommt dabei eigentlich nur etwas gutes heraus. Gut im Sinne von Evolution, Überleben und Anpassen.

Lumen hat geschrieben:Der große Unterschied besteht für mich darin, dass Religionen im Gegensatz zu anderen Ideen unter anderem durch ihr Alter an Stellen der „Umprogrammierung” ansetzen, die sehr alt und somit „nicht dem heutigen Stand“ entsprechen.

Umprogrammiert werde ich von der Werbung ebenfalls. Und die setzen ebenfalls an einer alten Stelle an, wenn sie es mit "Sex sells" versuchen. Deine Begründung, wieso nun ausgerechnet die Religion so schlimm ist, erscheint mir nicht sehr plausibel. Und das Alter der Stelle, an dem die Umprogrammierung (Beeinflussung) ansetzt, erscheint mir eher unwichtig.

Lumen hat geschrieben:Genannte Religionen setzen noch heute im wesentlichen auf „primitive“ Anlagen wie Angst und infantile Gefühle zu Lasten von eher „menschlichen“ um nicht zusagen höheren Idealen und Zielen

In jedem schwingen die Saiten mit, deren Resonanzfrequenz getroffen wird. Bei einfach gestrickten Menschen mag das Angst, aber sicher auch Trost und Geborgenheit sein. Bei verkopfteren Leuten werden von der Religion auch sehr stark Ideale angesprochen, oder was soll Feindesliebe, Friede und gegenseitige Hilfe sonst sein?

Lumen hat geschrieben:Sowohl Christentum als auch der Islam sind von Haus aus aggressiv in dieser Hinsicht. Natürlich nicht, seit der Glaube vor allem im Westen „gebrochen“ und verweichlicht ist.

Das erscheint mir wieder wie eine verzweifelte Einseitigkeit in deinem Urteil. Alles was schlecht ist an der Religion ist inhärent und unvermeidbar, auch wenn du als Zitate superalte Hüte von gestern (Luther und tiefstes Mittelalter) hervorzaubern musst. Alles was sich gut anhört bei Religionen ist verfälscht und eigentlich gar nicht die Religion (die du meinst, um sie besser angreifen zu können).

Lumen hat geschrieben:Denken und Nachdenken sind Gift für Religionen, daher gibt es diverse Mechanismen, die es aushebeln oder einschränken

Was ist mit Klöstern zum Beispiel. Da denken die Mönche den ganzen Tag nach, leben in Askese um nicht von weltlichen Dingen abgelenkt zu werden. Was ist mit theologischen Fakultäten, wo gedacht, geschrieben und gelesen wird bis der Arzt kommt. Alles "gebrochen" und "verweichlicht"?

Ich habe fast den Eindruck, du hast einfach nur ein Feindbild vor Augen, einen fundamentalen Araber, der so spricht wie Luther, so denkt wie der Papst zuletzt um 1250 herum und so handelt wie die spanische Inquisition. Schau dir mal das heute an, erkläre die fundamentalen Konflikte in Nahost als eher kulturelle Kriege und betrachte den fast ganzen Rest der Welt als viel viel Religion mit wenig wenig Problemen und bestimmt auch einer Menge guten Auswirkungen. Dann hättest du deine Meinung um 180 Grad gedreht und, ich gebs zu, ein Wunder wäre geschehen. Aber aktueller wäre diese Betrachtungsweise schon.
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon musicman » Fr 11. Feb 2011, 08:06

mat-in hat geschrieben:
musicman hat geschrieben:[... erkennen Gott als oberste Autorität an und sind die weltweit erfogreichste Organisation in der Behandlung von Suchtkrankheit...

War George Bush Junior nicht auch Alkoholiker und denkt jetzt er wäre vom heiland geschickt worden die Welt vom Islam zu befreihen oder sowas? Ich weiß nicht, ob das ne positive Truppe ist ;)


Wer weiß, was er noch alles angestellt hätte, hätte er weiter gesoffen :mg:

Dass auch unter den AA der eine oder andere ist, der an Größenwahn leidet, mindert nicht deren Verdienste in der Suchttherapie, ein bischen mehr Differenzierung darf also schon sein.
Das die mit so einem simplen Programm diese Erfogsqute haben ärgert übrigens auch so manchen Analytiker, VTler oder Vertreter anderer Therapieformen, trotzdem sagen auch die, besser beten als saufen.
Da man über genügend gesichertes Zahlenmaterial verfügt betreffend der durch Alkoholismus und andere Suchterkrankungen entstehenden finanziellen Schäden, ist man dadurch sogar in der Lage, die positive Nebenwirkung von Religion, bezogen auf diesen Fall, volkswirtschftlich zu quantifizieren, das geht in dreistellige Millionenbeträge, ohne die Folgen langfristiger Schäden an Angehörigen mit einzubeziehen.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, daß ich nicht religiös bin, aber der Tunnelblick vieler Atheisten, steht dem Religiöser in nichts nach, was nicht in die eigene Ideologie passt wird ausgeblendet, wichtig ist nur noch das liebgewonnene Feindbild nicht zu beschädigen.

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Zusatz für 1 von 6.5 weil ich weiß dass er Abkürzungen haßt:

VT stehr für Verhaltenstherapie
AA für Anonyme Alkoholiker
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon musicman » Fr 11. Feb 2011, 08:24

platon hat geschrieben:
ganimed hat geschrieben:Religion und Kirche, wie ich sie aus meinem Dorf beschrieben habe, offenbart keine solch offensichtlichen Nachteile.

Da hab ich doch ein Gegenbeispiel: "...hat sich den Gürtel umgeschnürt - und ist dann fröhlich detoniert!
Auf dem Marktplatz, mitten in der Menschenmenge. Ach ja, religiös war er auch ... Such mal nach einem Atheisten, der sowas macht.


Meines Wissens war der Typ in Winneden und die Anwältin in Lörrach nicht religiös, daraus folgern wir also, alle Atheisten tendieren zum Amoklauf :kettensaege2:

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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon mat-in » Fr 11. Feb 2011, 09:19

Natürlich hat Religion auch positive Effekte, aber die sind immer von Nebeneffekten begleitet:

- Kindergartenplätze die nicht all zu teuer sind <-> deine Kinder werden frühkindlich indoktriniert
- Brunnne bohren in armen, schlecht versorgten Ländern <-> Leute bekommen gleich daneben eine Kirche hingestellt
- Moralisch unverrückbare vorgaben für dein Leben <-> es sei denn... die Kirchenoberen wollen mal einen krieg führen oder von einem profitieren
- arme Suchtkranke werden rehabilitiert <-> und gleichzeitig deren schlechte "geistige kondition" ausgenutzt sie zu indoktrinieren
...

Das hat alles etwas positives, aber es gibt nichts, was die Kirchen nicht zu ihrem Eigennutz tun, und wir müssen damit nicht bis zu Sprengstoffgürteln gehen. Leute in einer Sachlichen Diskussion über eine Umgehungsstraße mit dem argument abzuschmettern das man atheist wäre und hier nicht mitzureden hat ist... bittewas???

Ich selbst habe fast 30 Jahre gebraucht mich vollständig aus der indoktrination und schönrederei herauszudenken in die man mich (gemäßigte hessische kath. kirchengemeinde) seit dem Kindergarten reingesteckt hat. Ich will mir nicht vorstellen, wie das weniger reflekierten Menschen (weil sie keine Zeit haben im Überlebenskampf nachzudenken) in weniger gebildeten Ländern geht... das hat nichts gutes. Alles dient dem eigenerhalt der kirchen, dem machterhalt...
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon stine » Fr 11. Feb 2011, 10:13

Das ist wie mit den Rauchern: Die EX-Raucher sind die militantesten!

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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon mat-in » Fr 11. Feb 2011, 10:45

stine hat geschrieben:Das ist wie mit den Rauchern: Die EX-Raucher sind die militantesten!

Die Erfahrung habe ich so nicht gemacht... ich bin militanter Nicht-Raucher (wenn meine Gesundheit direkt angegriffen ist), ohne je geraucht zu haben. Ich denke das ist mehr eine Frage, ob man sich das schönreden möchte, dann findet man auch Gründe dafür. All diese Gründe, all diese Wirkung kann man jedoch auch ohne religion haben! Da wird Bildung, Trinkwasser, usw. von den Kirchen gekapert zum Erhalt und der Festigung ihrer Macht. Wer das nicht sieht, aber gleichzeitig über die USA schimpft, wenn diese drohen Entwicklungshilfe zu reduzieren, wenn ihre politischen Ziele nicht auch in fremden Ländern verfolgt werden, der ist auf einem Auge blind, es ist die gleiche Form von Machtausübung. Schlimmer vielleicht noch, weil es besser getarnt ist.

Es wird ja auch immer wieder die Sixtinische Kapelle angeführt als Beispiel oder die Matthäus-Passion von Bach die ja religiöse Motive haben. Was hätte da draus werden können wenn Bach, Botticelli und Michelangelo die Evolution oder Urknall zum Thema gehabt und andere Geldgeber als die Kirche gehabt hätten, die sich damit selbst beweihräuchert?

Ich kann Brunnen bohren ohne Kirche (viva con agua, unkonfessionelle Welthungerhilfe, ...), also hört auf solche Dinge als positive Effekte des Glaubens aufzuzählen.
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon stine » Fr 11. Feb 2011, 11:20

mat-in hat geschrieben:Da wird Bildung, Trinkwasser, usw. von den Kirchen gekapert zum Erhalt und der Festigung ihrer Macht.
Hast du Sakrileg gelesen?
Ich halte das für eine Verschwörungstheorie. Sowas musst du erst beweisen.

mat-in hat geschrieben:Es wird ja auch immer wieder die Sixtinische Kapelle angeführt als Beispiel oder die Matthäus-Passion von Bach die ja religiöse Motive haben. Was hätte da draus werden können wenn Bach, Botticelli und Michelangelo die Evolution oder Urknall zum Thema gehabt und andere Geldgeber als die Kirche gehabt hätten, die sich damit selbst beweihräuchert?
Wer hätte das bezahlen sollen?
Es haben Gläubige mit ihren Spenden bezahlt. Ansonsten hätten es Untertanen mit ihren Steuern bezahlen müssen. Oder es hätte überhaupt nie die Kunst gegeben, weil unbezahlbar und überflüssig wie ein Kropf.

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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon mat-in » Fr 11. Feb 2011, 12:47

1) aus dem Caritas Trainingshandbuch (hervorhebungen durch mich):
The vision for the Caritas Confederation is the same one of which Archbishop
Romero speaks so beautifully. It is a vision of Catholic Social Teaching, a civilisation of
love (Caritas Internationalis, 2000). A vision of a world which reflects the Reign of God,
and where justice, peace, truth, freedom and solidarity prevail. A world where the dignity
of the human person, made in the image of God, is paramount. A world that does not
know what exclusion, discrimination, violence, intolerance or dehumanising poverty are,
but rather a place where the goods of the earth are shared by all and creation is cherished
for future generations. It is a place where all people, especially the poorest, marginalised,
and oppressed, find hope and are empowered to come to the fullness of their humanity as
part of the global community.
Man möchte also - vor allem die ärmsten und benachteiligsten in eine Gesellschaft nach katholischen Lehren unter der Herrschaft Gottes einbinden.

Zum vergleich die Ziele der Welthungerhilfe (Auszug):
For Welthungerhilfe, overcoming hunger goes hand in hand with overcoming poverty. We support people living in deprivation and poverty, irrespective of the colour of their skin, their religious beliefs or their world view.


Nein ich habe Sakrileg nicht gelesen (kommt das da vor? Der Film war langweilig, aber da kam es als Motiv nicht vor). Wer eine Schule baut um auszubilden und vor und nach dem Unterricht betet, indoktriniert Kinder unter dem Deckmäntelchen ihnen eine Ausbildung zu geben. Das ist keine "Verschwörungstheorie". Das ist ganz genau, wie Religionen so lange so mächtig sein können... früh und grundlegend Gehirnwaschen.

---
Ich glaube das die Leute die damals im Dreck und vom Dreck gelebt haben um das zu bezahlen ohne diese Werke, mit denen sich die Kirche - als Demonstration ihrer übermacht - aus dem Dreck erhob, besser dran gewesen wären.

Wer hätte das Bezahlen sollen? Jetzt kommt wieder das Argument, das es Schönheit nur mit Gott gibt? Entweder ich möchte sowas an der Wand um mich dran zu freuen und Leute einzuschüchtern, oder nicht. Es gibt Schönheit ohne Gott und Schönheit ohne Kirche, denn es ist eine menschliche Empfindung. Diese Gemälde und Musikstücke sind schön, aber glaubst du nicht, das es andere geldgeber gefunden hätte, damals, wenn diese Genies gemalt und komponiert hätten?
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Re: Ist Religion grundsätzlich gefährlich?

Beitragvon musicman » Fr 11. Feb 2011, 13:31

mat-in hat geschrieben:indoktriniert Kinder unter dem Deckmäntelchen ihnen eine Ausbildung zu geben.


Das machen andere genauso, jede Organisation die eine Schule betreibt, vermittelt ihre Werte, die Staatlichen, die Antroprosophen, die Gewerkschaften, ect

Der Punkt ist, dass alle Beispiele die du anführst ja nicht falsch sind, aber die ktitisierten Punkte lassen sich auf alles übertragen. Zuviel Sex ist ungesund, zuviel Essen ect.
Alles hat im Übermaß ungewollte Nebenwirkungen, das ist kein Alleinstellungsmerkmal von Religion.


Diese Gemälde und Musikstücke sind schön, aber glaubst du nicht, das es andere geldgeber gefunden hätte, damals, wenn diese Genies gemalt und komponiert hätten?


Ja diese Künstler waren korrupte Säcke, haben einfach für den gemalt, der am besten zahlt - offensichtlich wars die Kirche :mg:

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