ganimed hat geschrieben:Das bringt mich zur Grundsatzfrage, was eigentlich die Gütekriterien für eine Wirtschaftsform sind. Geht es darum, leere Regale zu verhindern? Oder vielleicht um die Maximierung der Produktivität bzw. des Bruttosozialproduktes?
Es geht ganz einfach darum, freie Vereinbarungen zum gegenseitigen Vorteil treffen zu können! - Also eine "win/win"-Situation zu ermöglichen: Bringst Du mir eine Kuh, kriegst Du von mir Bauholz
ganimed hat geschrieben:Oder geht es darum Armut zu verhindern? Das scheint dem Kapitalismus irgendwie nicht zu gelingen.
Was ist bitte ist "Armut"? Waren z.B. DDR Bürger irgendwie deshalb "reich", nur weil sie alle (die meisten in Relation zu Westdeutschland) 'gleich arm' waren?
Kapitalismus ist weniger ein Ideologie, wie sie der Sozialismus mit sich bringt, sondern einfach nur 'individuelle Vertragsfreiheit', ohne eine 'wertende Instanz' (deshalb hatten wir ja noch nie Kapitalismus bei uns nach dem Krieg, sondern "soziale Marktwirtschaft")
ganimed hat geschrieben:Und was ist mit Wachstum versus Nachhaltigkeit? Ist der Kapitalismus auch dann noch gut, wenn man die ökologischen Kosten einrechnet?
...? Hast Du irgendwas verpasst? Nirgends ging es dreckiger und umweltzerstörender zu, wie im "realexistierenden Sozialismus" gleich nebenan. Und nichts ist ressourcen- und kostenschonender als ein Kapitalist, der 'die Folgen' seiner Handlungen auch selbst verantworten muss.
ganimed hat geschrieben:Ich habe mal gehört, dass Glücksforscher herausgefunden hätten, dass eine Neidgesellschaft unglücklich macht, also eine Kluft zwischen arm auf reich. In einer Gesellschaft mit relativ wenigen Schwankungen im Wohlstand scheint es tendenziell glücklicher zuzugehen. Ich würde darauf sofort mutmaßen, dass ein Kapitalismus, der die Schere zwischen Arm und Reich öffnet, damit auch das Glück der Menschen mindert.
Wie kommst Du darauf, dass Kapitalismus (automatisch) "die Schere zwischen Arm und Reich öffnet"?
Eine ursprüngliche win/win-Situation kommt nur dann aus dem Gleichgewicht, wenn es einer (Vertrags-)Partei gelingt, Situationen zu gestalten, die verhindern (oder fördern), dass andere selbstverantwortlich (freie) Verträge abschließen können. z.B. 'Vorschriften' darüber, wie und wen man beschäftigen darf/muss; - wer Geld in Umlauf bringen darf, etc. Unser derzeitiges (fiat-money-) Geldsystem fördert z.B. "leistungsloses Einkommen" . U.a. werden damit Bestechungsgelder für die Eurokraten aus den virtuellen Zinsen gezahlt, die aus dem virtuellen Geld generiert werden. (Mit einer goldgedeckten Währung wäre das z.B. in diesem Ausmaß niemals möglich, da das Geld vorher erarbeitet worden sein müsste)
ganimed hat geschrieben:Mein Fazit: der Sozialismus funktioniert vielleicht nicht, aber der Kapitalismus irgendwie auch nicht.
Obwohl der Beweis für einen 'nichtfunktionierendnen Sozialismus' bereits mehrfach erbracht wurde, bewegen wir uns momentan mit zunehmender Geschwindigkeit auf eine "DDR 2.0" zu. Alle Parteien im Bundestag sind sich einig, das es einer "Zentralregierung" in Europa bedarf (wobei zusätzlich der IWF natürlich auch noch ein paar Vorschriften unterbringen darf) Nur: Eine demokratische Legitmation einer solchen Regierung ist aus verfassungsrechtlichen Gründen in Deutschland unmöglich. Ergo: Wir stehen unmittelbar vor einer EU-Diktatur nach sowjet-sozialistischer Machart - und Du gibst zu bedenken, dass etwas nicht funktionieren könnte, - was man schon lange abgeschafft hat?
Mein Haus steht ca. 2km Luftlinie südlich des ehemaligen "innerdeutschen Todesstreifens". Ich kenne noch die "Erfolgspropaganda aus dem Ostfernsehen", die sich in nichts von derzeitigen "Wirtschaftsaufschwungspropaganda" unterscheidet. Man höre und staune, - die DDR war schon viel weiter, als wie wir jetzt im "Superaufschwung": Es gab sogar "Vollbeschäftigung"! Und auch die Straßen waren damals schon noch schlechter als die unseren jetzt! Und jüngst diese Woche konnte ich die Errungenschaften (neben vielen anderen "Petitessen") unseres Bildungssystems bei meiner Tochter (Gymnasium) mitverfolgen (bestimmt nur ein "Einzelfall"): Da das Budget für das Kopierpapier in der Schule erschöpft war (Kopiergeld wurde natürlich vorher ausreichend kassiert), durften die Schüler die Schulaufgabe endlich mal wieder in Ruhe von der Tafel abschreiben. - Und das die Mangelerscheinungen beim Streusalz natürlich nur am Wetter liegen können - ist doch nur naheliegend - oder?