Also ich muss auf dieses smalonius-Posting doch noch einmal eingehen. Es zeigt, wie kenntnislos heute über Evolution geredet wird. Smalonius versteht definitiv weder von Evolution noch von Evolutionstheorie etwas. Außerdem neigt er zur Urteilsbildung, ohne sich ausreichend schlau gemacht zu haben.
smalonius hat geschrieben:Soso. Ein Wandel innerhalb einer Generation kann uns also etwas über die evolutiv veränderte Bevölkerung sagen - und zwar kann man (angeblich) daran sehen, daß die Europäer aufgrund der Emanzipation der Frau allmählich verdummen.
Wie kann man einen Fall des IQs um 9 Punkte thematisieren, aber den Anstieg um 60 Punkte ignorieren? Das nennt man Lügen mit Statistik.
Sollte man bezüglich Bruttosozialprodukt, Arbeitslosenzahlen etc. eine ähnliche Haltung einnehmen?
Kommen wir einmal zur Verdummung. Damit sich ein Merkmal in der Natur ausbilden kann, muss es selektiert werden. Dies kann durch natürliche oder sexuelle Selektion erfolgen. Das menschliche Gehirn ist ebenfalls die Folge von Selektionsprozessen. Zahlreiche Evolutionsbiologen sind der Auffassung, dass ein Großteil der menschlichen kognitiven Fähigkeiten eine Folge der sexuellen und nicht der natürlichen Selektion ist. Typisch sind z. B. viele kulturelle Leistungen (Kunst, Musik etc.), die keinen direkten Überlebensvorteil, aber Vorteile bei der Partnerwahl bieten. Man wollte gefallen. Entsprechend argumentieren Geoffrey F. Miller („Die sexuelle Evolution. Partnerwahl und die Entstehung des Geistes“), Matt Ridley („Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität“), aber auch Thomas Junker, der u. a. behauptet, dass das menschliche Großhirn durch Wettrüsten in der Gruppe entstanden sei.
Nun stammt von Trivers die Theorie (für die sehr viel spricht), dass die sexuelle Selektion maßgeblich durch den Unterschied in den Elterninvestments gespeist wird: Es findet maßgeblich eine Selektion bei dem Geschlecht statt, welches die geringeren direkten Elterninvestments erbringt. Mit anderen Worten: Frauen haben über einen sehr langen Zeitraum Männer mit höheren kognitiven Leistungen bevorzugt selektiert (die bekamen mehr Kinder). Hierdurch kam es zur menschlichen Gehirnentwicklung. Ganz ähnlich bei anderen Arten: Weil Pfauenweibchen Männchen mit großem Schweif bevorzugten, wuchs der mit der Zeit. Gleiches konnte bei Giraffen nachgewiesen werden (siehe Junker). Auch hier bevorzugen die Weibchen männliche Giraffen mit einem besonders langen Hals.
Was würde nun passieren, wenn die beiden Geschlechter bei den Pfauen übereinkämen, die Elterninvestments zwischen den Geschlechtern zu nivellieren? Einfache Antwort: Die Schweife würden verschwinden.
Das moderne Genderkonzept betreibt eine Nivellierung der Elterninvestments von Frauen und Männern. Welche Folgerungen ergeben sich hieraus? Einfache Antwort: Es würden sich die menschlichen Merkmale zurückbilden, die vor allem das Resultat der sexuellen Selektion waren, denn die sexuelle Selektion würde durch das Genderkonzept aufgehoben. Mit anderen Worten: Die Menschheit würde wohl wieder verdummen.
Das kann man sich einfach plausibel machen: Menschen mit hoher Intelligenz würden die verantwortungsvolleren Jobs bekommen (beide Geschlechter) und folglich einen höheren Anteil an sozialen Arbeiten leisten. Hierdurch hätten sie weniger Zeit für Familienarbeit. Infolgedessen würden sie weniger Kinder bekommen. Die Erfolgsmerkmale würden sich folglich zurückbilden.
Hiergegen könnte man folgende Gegenmaßnahmen implementieren:
1. Aufhebung des Sozialstaates. Es kann nur der Kinder bekommen, der sie auch selbst finanzieren kann. Dies will sicherlich heute niemand mehr.
2. Gezielte Eugenik. Menschen mit hoher Intelligenz werden gezielt zusammengeführt. Andere dürfen keinen Nachwuchs haben. Das verbietet sich schon von selbst.
3. Repimplementation der sexuellen Selektion. Das ist das, was die sozialen Insekten betreiben und was auch Mersch vorschlägt. Sein Vorschlag lautet: Dann lasst uns doch Frauen, die gerne mehrere eigene Kinder großziehen möchten, vollständig unter beruflichen Bedingungen von der Gemeinschaft finanzieren. Ihre Männer würden die Frauen selbst selektieren (sexuelle Selektion). Da diese Frauen verantwortlich wären für z. B. 5-7 kleine hilflose Menschen, führen sie eine Tätigkeit mit hoher Verantwortung aus. Mersch fordert deshalb entsprechende berufliche Qualifikationen als Voraussetzung für eine Bezahlung unter Berufsbedingungen.
Nur 3. ist eine soziale Lösung. Und sie ist auch humaner, ethischer und sozialer, als das, was wir zurzeit beitreiben. Wie du dann auf die Idee kommst, dein unethisches Gerede wäre in irgendeiner Weise relevant, ethisch vertretbar und diskussionswürdig, entzieht sich meiner Kenntnis.
smalonius hat geschrieben: Mersch ist ein Scharlatan; seine Schreibe trägt alle Züge von Pseudo-Wissenschaft.
Er hat
- einen Hang zu Begriffen, die ausser ihm niemand benützt
- er wirft mit gelehrt klingenden Begriffen um sich, die in keinem Zusammenhang zum Gesagten stehen. Zum Beispiel folgendes Zitat. Leider sagt Mersch nicht, was der arme Russell damit zu tun hat:
Mersch
„Russelsche Antinomie“ der Darwinschen Evolutionstheorie
Was wohl daran liegt, daß Russell damit nichts zu tun hat.
Mersch
Die fitteren Individuen übernehmen die sozialen Aufgaben (Nahrungssuche, Feindabwehr), die weniger fitten dagegen die Nachwuchsarbeit.
Was soll uns das sagen? Der Mensch als Mann ist Jäger und Krieger, die dummen Frauen ziehen die Kinder groß?
Auf den Gedanken, dass du das lediglich nicht verstanden hast, bist du noch nicht gekommen, oder? Du beziehst dich auf einen Folienvortrag, der auf wenige Worte das reduziert, was in einem 480-Seiten dickes Buch steht. Nun beginnt hier wieder das sonderbare Gebahren, was auf der einen Seite meint, ein 480 Seiten starkes Buch lese ich erst gar nicht, dennoch erlaube ich mir, die kurzen Sätze in einem Folienvortrag in meinem Sinne zu interpretieren.
Wenn etwas Scharlatanerie ist, dann das!
smalonius hat geschrieben: Mersch
–Beispiel 1: Giraffenexemplare mit den längsten Hälsen (M/W) besorgen das Futter, solche mit kürzeren Hälsen (M/W) übernehmen dafür die Nachwuchsarbeit. Diese Population evolviert nicht, obwohl sie die Darwin-Voraussetzungen erfüllt!
Aha! Und wofür soll das ein Argument sein? Völlig abstrus.
Wenn du dein Gehirn anstrengen würdest, dann wüsstest es. Diese von Mersch konstruierte Giraffenpopulation erfüllt alle 5 Tatsachen der von Ernst Mayr spezifizierten Evolutionstheorie (Mayr, S. 148), für sie ergeben sich aber nicht die 3 Schlussfolgerungen. Es handelt sich folglich um eine Falsifikation, jedenfalls dann, wenn man sich an die Gesetze der Logik hält und nicht nur labern will.
smalonius hat geschrieben: Das zentrale Problem ist nur eins, wenn man wie Mersch unsinnigerweise zwischen Fitness und Reproduktionsinteresse trennt. Man kann ein soziales Problem daraus machen, aber keins der Evolutionstheorie. Bach hatte ganz viele Kinder, Kant überhaupt keins. Vor der Evolution sind sie alle gleich, egal welche Pseudofitness man einführt.
Einzelpersonen spielen für die Evolution keine Rolle. Mersch spricht von Korrelationen, er argumentiert also statistisch. Aber scheinbar ist seine mathematische Argumentationsweise zu hoch für dich.
smalonius hat geschrieben: Das kann man auch leicht in einem Gedankenexperiment zeigen:
Nehmen wir an, ich trüge eine Mutation in mir, die mich nicht an Malaria, AIDS, Pest, etc. erkranken ließe. Oder ein Mutation, die meinen IQ um 50 Punkte erhöht. Falls diese Mutation, die meine "Fitness" erhöht als Nebeneffekt meine Fruchtbarkeit aufhebt, würde sie sich nicht verbreiten.
Du argumentierst über Einzelfälle. Die sind für die Evolution ohne Relevanz. Du hast weder Evolution noch Evolutionstheorie verstanden.
smalonius hat geschrieben: So einfach ist das.
Ja ja, wenn man keine Ahnung hat, dann scheint das so einfach zu sein.
smalonius hat geschrieben: Welches Sozialdarwinismus-Dilemma? Das Dilemma ergibt sich nur, wenn man ein Bild der Evolution hat, das im 19. Jahrhundert gängig war. Mersch erwähnt in seinem PDF 9 mal den Kampf ums Dasein. Niemand, aber auch gar niemand, der eine Ahnung von Evolution hat, verwendet diesen Begriff heute noch.
Ernst Mayr verwendet diesen Begriff ständig in seinem Buch und das ist aus 2005. Außerdem ist es genau umgekehrt: Mersch verwendet den Begriff selbst nicht, sondern er verwendet ihn nur im Zusammenhang mit der Darwinschen Evolutionstheorie und speziell dem Sozialdarwinismus. Mersch verwendet stattdessen den Begriff „Selbsterhaltungsinteresse“. Auch hier zeigt sich mal wieder: Du bist der Scharlatan, denn du betreibst bewusst Manipulation.
smalonius hat geschrieben: Mersch's Vorstellung von Evolution ist arachisch. So archaisch, wie sein Frauenbild.
Sein Frauenbild dürfte jedenfalls moderner sein als deins. Nachdem, was du über Popp-and-Go geschrieben hast, sogar viel moderner.
smalonius hat geschrieben: Wenn man's nicht künstlich trennt, braucht man es auch nicht vereinheitlichen. Was kommt als nächstes, die Auslese nach der Säuglingssterblichkeit? Die Evolution der Großmutter als neues Prinzip der Auslese? Mersch baut einen Popanz nach dem anderen auf und reitet dann dagegen an wie Don Quixote gegen die Windmühlen.
Ich sagte doch bereits: Du hast keine Ahnung. Pfauenschweife entstehen in der Natur durch sexuelle Selektion, nicht durch natürliche Selektion. Gleiches gilt wohl für viele kognitive Fähigkeiten des Menschen. Die sexuelle Selektion ist schon systemtheoretisch (allein schon was den Lebensraum angeht) etwas völlig anderes als die natürliche Selektion. Hast du aber leider bislang noch nicht kapiert.
smalonius hat geschrieben:Neue Erklärungen für Altruismus, Zivilisation, Sexualität etc.
Ich habe keine Erklärung gesehen. Nicht eine einzige. Nur Phrasen und Begriffe; aber ein neues Wort zu erfinden erklärt noch lange nichts. Dafür ist es aber ein untrügliches Kennzeichen für Pseudo-Wissenschaft.
Nun ja, das steht in dem Folienvortrag nicht, dafür aber in seinem 480-Seiten starken Buch, was bedauerlicherweise bei Books on Demand erschienen ist, sodass man es vor lauter Naserümpfen niemals im Leben anfassen würde, was einen aber nicht daran hindert, trotzdem Nonsensesätze darüber abzusondern.
Zitate korrigiert -folgsam