stine hat geschrieben:Nein, finde ich nicht. Es bleiben immer ungelöste Rätsel. Die Religion der Neuzeit sind die Wissenschaften.Shine hat geschrieben:Ein "evolutionärer" Sinn von Religion würde bedeuten, das die "gottlose" Evolution es für nötig befände einen Gott zu erfinden, weil dies für die Entwicklung der Menschheit notwendig ist ...!? Liegt darin nicht ein Widerspruch?
Willkommen im Forum Shine!
LG stine
Hallo Stine, danke für dein Willkommen!
Was du schreibst finde ich interessant. Aber bei den „Wissen“-schaften geht es ja eigentlich um Wissen, bei den Religionen um Glauben. Sollen wir nun glauben, dass die Wissenschaft weiss … ? Oder sollen wir die „Götter in weiß“ anbeten ?
„Es bleiben immer ungelöste Rätsel“ ist hingegen ein bisschen eine einfache Antwort, ungefähr so wie wenn Gläubige auf eine Frage anworten „das hat Gott eben so gewollt“.
Ich denke Religionen sind entstanden, um mit dem in Kontakt zu treten und eine Erklärung für das zu suchen, was über das „Wissbare“ hinausgeht. Ich meine damit nicht ungeklärte, sichtbare Phänomene, für die die Wissenschaft früher oder später eine Erklärung findet, sondern all das, was unsichtbar ist und von dem sich der Mensch angezogen fühlt. Zum Beispiel vom Geist: Wir alle (oder doch die meisten) fühlen uns zu geistigen Grössen hingezogen. Wir bestaunen die Kunst, lieben Musik, Literatur, bewundern intelligente Menschen, suchen nach Schönheit, lachen über Witze usw. All das wäre ohne Geist nicht möglich. Geist und Gedanken sind in keiner Weise materiell. Auf die Frage aber, was Geist und Gedanken sind, verweisen Naturalisten und Atheisten auf das Gehirn. Ohne Gehirn kein Geist, keine Gedanken und kein Mensch. Mit ihm steht und fällt alles. Das Gehirn aber, so wird behauptet, ist zufällig entstanden. Es wurde von der Evolution hervorgebracht, die eigentlich nichts weiter ist als eine Kette von Zufällen, denn sie verfolgt ja keine Absicht. Denn wenn sie Absichten hätte, müsste sie denken, das kann sie aber nicht, weil sie kein Hirn hat. Es ist daher auch sehr schwer zu erklären, woher die Materie (oder das Gehirn) den Geist nimmt, mit dem die Evolution zumindest den Menschen ausgestattet hat (außer natürlich mit dem Leben, mit dem alle Wesen versehen sind).
Nun, ich weigere mich zu glauben, dass ich nichts weiter bin als mein Gehirn, dass nur mein Gehirn denkt, fühlt, sich wundert, erfindet, plant usw. Ich behaupte, dass ich nicht mein Hirn bin, sondern dass ich ein Hirn habe, das ich gebrauche. Ich behaupte das nicht, weil ich ein sehr gläubiger Mensch bin (das bin ich auch!), sondern aus einfachen Überlegungen heraus. Z.B.: Jemand erzählt mir einen Witz. Ich bin aber abgelenkt und höre nicht zu, kriege also die Geschichte nicht mit. Was geschieht in diesem Augenblick? Mein Ohr nimmt sehr wohl die Schallwellen des Gesagten auf und leiten sie als elektrische Impulse an das Gehirn weiter. Wäre es nun mein Gehirn, das denkt, müsste es ja trotzdem das Gesagte aufnehmen. Mein Geist ist aber abgelenkt: Ich denke an etwas ganz anderes, das mich viel stärker emotional oder intellektuell beschäftigt. Erst wenn ich mich bewusst auf das Gesagte konzentriere (oder meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird), kommt es auch „an“ und ich kann darüber lachen – oder nicht, je nachdem wie lustig es mein Geist empfindet. Im Grunde wissen wir alle durchaus, dass es einen Unterschied zwischen Geist und Hirn gibt, das schlägt sich auch im Sprachgebrauch nieder: Wir halten etwas für geistreich, nicht für "hirnig"! Wir "gebrauchen" unsere "grauen Zellen", wir strengen sie an.
Im Schlaf ist das Gehirn im „stand-by“. Es registriert möglicherweise Vieles was im Unterbewusstsein verbleibt. Der Geist der schlafenden Person aber ist anderweitig beschäftigt. Sie bemerkt weder, wo sie sich befindet, noch wer in der Nähe ist, noch nimmt sie normale Vorgänge - etwa Geräusche - war.
Nun wird ja auch behauptet, dass Gedanken, Gefühle usw. messbare chemische Reaktionen des Gehirns seien. Ich halte das für Unsinn. Was gemessen wird sind die Reaktionen des Gehirns auf Aktionen des Geistes. Auch hierfür noch einmal ein Beispiel: Wenn ich einen spannenden Roman lese, erlebt mein Geist das Geschehen - obwohl die Augen nur Buchstaben sehen - was sich auch in körperlichen Reaktionen niederschlägt: ich bekomme Herzklopfen, werde gerührt, bekomme Angst, Schweißhände usw. Das Gehirn und der Körper reagieren also auf den Geist und spiegeln dessen Zustand wider.
Zu behaupten, das Gehirn sei der Mensch ist in etwa so, als würde man sich nur auf den Schatten konzentrieren und behaupten, dieser sei alles, weil das schattenwerfende Objekt außerhalb des Gesichtskreises liegt und nicht direkt wahrgenommen werden kann.
Ich halte den Körper – samt Gehirn – für eine Art Instrument das den Wesen erlaubt, die Materielle Welt zu erforschen, Erfahrung zu machen und sich zu entwickeln. Das Gehirn ist eine „Schaltzentrale“ in der Körper und Geist interagieren. Trotzdem ist das Verhältnis des Geistes zum Körper mehr als das zu einer Maschine. Es ist ehe eine Vereinigung auf Zeit. Ein Wesen „ist“ also auch Körper … solange die Vereinigung anhält. Und der Geist kann getäuscht werden – z.B. durch Drogen, die Illusionen hervorrufen – oder seine Entfaltung durch Krankheiten des Gehirns oder andere Umstände behindert.
Eine weitere Überlegung ist die: Wenn ich die Natur beobachte, stelle ich fest, dass es Dinge gibt, die belebt sind und andere, die unbelebt sind. Nun könnte man sagen, die Welt besteht aus belebter Materie und unbelebter Materie. Das ist aber nicht so. Denn auch die belebte Materie verliert früher oder später diese Eigenschaft und zerfällt wieder zu Unbelebtem. Wenn es Materie mit Leben und Geist gibt und Materie ohne Leben und Geist, dann ist anzunehmen, dass es auch Leben und Geist ohne Materie gibt. Und wenn ich nun die Unendlichkeit der materiellen Welt betrachte, dann müssen auch Leben und Geist unendlich sein.
Leben und Geist entstehen also nicht in der Materie, eher könnte man sagen sie verbinden sich mit ihr und lösen sich auch wieder von ihr. Man könnte sagen,sie verhalten sich etwa wie Öl mit Wasser.