In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

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In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Max » Mi 2. Jan 2008, 11:15

Wie der Titel bereits sagt, verabschiede ich mich hiermit als Admin. Ich werde in Zukunft das Forum nicht mehr betreiben. Die Wartung des Forums wird in Zukunft jemand anderes übernehmen. Grund für meine Entscheidung, den Adminposten an jemand anderen abzugeben, ist, dass ich nicht mehr hinter der Sache stehe; ich halte nichts mehr von der „Brights Bewegung“. Es soll jemand das Forum betreiben, der etwas von dem Begriff und dieser „Bewegung“ hält. Ich kann für meine Wenigkeit diesem Neologismus nichts abgewinnen. Dies hat verschiedene Ursachen.

Der Begriff „Bright“ erzeugt Ablehnungen und Ressentiments – nicht nur seitens Religiöser, sondern auch aus der säkularen Szene. Der Begriff wird als arrogant aufgefasst bietet damit eine ideale Angriffsfläche. In fast jedem kritischen Artikel, der ein säkulares Thema behandelt, wird Leuten, die man gerne in einem negativen Lichte stehen hat, unterstellt, sie hielten sich selbst für „bright“, also für intelligenter und würden auf andere herabschauen. Auch wenn dies nicht wahr ist und die Redakteure das frei erfinden, so ist die Wirkung davon fatal. Gerade bei den Leuten, die nicht Bescheid wissen über diese Angelegenheiten, kann man mit diesem Vorwurf auf einfache Weise sein Ziel erreichen und einen Atheisten diffamieren. Wenn jemand den Begriff nicht kennt – und die allermeisten Menschen haben keine Kenntnis von ihm –, so hält er die Anschuldigung für höchst plausibel, dass diejenigen sich für etwas besseres hielten, die sich „Bright“ nennen.

Außerdem ist der Begriff im Deutschen sehr unschön. Er ist ein Anglizismus und gibt in Deutschen Texten ein schlechtes Bild ab. Ein englischer Begriff passt einfach nicht in Deutsche Texte und man sollte Anglizismen so weit wie möglich vermeiden. Statt eine krude Mischung aus Deutsch und Englisch in seinen Texten zu bekunden – so wie dies heute vor allem in der Werbung gepflegt wird – , sollte man klares Deutsch verwenden – mit deutschen Wörtern. Dies ist stilistisch schöner und verständlicher. Man sollte seine Sprache rein halten und nicht mit unnötigen Anglizismen beflecken.

Der Begriff „Bright“ scheint mir sprachlich jedoch noch in einer weiteren Hinsicht unangemessen. Die meisten Menschen assoziieren mit ihm Betrunkenheit oder die Einnahme von Drogen. In der Jugendsprache bezeichnet man einen Menschen, der zu viel getrunken hat oder sich durch den Konsum von Marihuana in geistigen Schwebezuständen befindet, als: „breit“. Wie ich das erste Mal einen Freund von diesem Projekt erzählte, lachte er mich nach einem Heben seiner Augenbrauen aus, weil er dabei dabei an etwas vollkommen anderes gedacht hat. Für die meisten Menschen bedeutet „Ich bin Bright“ eben nicht eine bestimmte Weltanschauung, sondern: ein unbestimmtes Hochgefühl in einem Rauschzustand aufgrund der Einnahme von Drogen oder zu viel Alkohol. Dabei scheint mir die Verwendung von „breit“ in diesem Sinne stetig zuzunehmen. Während ich vor einem Jahr das Wort nur Welten in dieser Bedeutung hört, verwenden es heute alle in meiner Klasse – von der die Mehrheit nichts von diesem Internetprojekt weiß – immer, wenn sie einen alkoholisierten Zustand beschreiben wollen.

Neben dieser „kuriosen Doppelbedeutung“ bietet der Begriff „Bright“ jedoch noch einen anderen Nachteil. Die meisten Deutschen sprechen das Wort falsch aus, nämlich genauso wie „breit“. Meiner Erfahrung nach trifft dies auf über 70 Prozent der Deutschen zu. Besonders solche Menschen sprechen den Begriff falsch aus, die über keine guten Englischkenntnisse verfügen. Meiner Erachtens ist ein neuer Begriff ungeeignet und verfehlt sein Ziel, wenn ihn das Gros der Menschen falsch ausspricht. Daher ist er nicht für eine Anwendung in der Öffentlichkeit geeignet.

Zu den sprachlichen Schwächen des Begriffs „Bright“ kommt hinzu, dass er in Deutschland vollkommen unnötig ist. Es stellt hier kein Problem da, seine Weltanschauung offen kund zu geben und sich „Atheist“ oder sonst etwas zu nennen. Es besteht kein Bedarf für einen neuen Begriff – einen neuen Begriff neben: Säkularist, Atheist, Freidenker, Freigeist, Rationalist, Humanist und vielen weiteren. Es gibt bereits genügend Bezeichnungen aus dieser Ecke des Weltanschauungsbeckens; noch eine ist nicht notwendig. Auch kennt den Begriff in Deutschland praktisch niemand und man muss jedes mal, wenn man sich so bezeichnet, ausführen und dem Anderen erklären, was dieser Begriff eigentlich bezeichnet. Dieser Explanation des Begriffs muss man jedes mal eine Rechtfertigung anschließen. Man muss es jedes mal begründen, warum man sich so nennt, und auf die Einwände gegen den Begriff eingehen. Es ist viel sinnvoller, bereits etablierte Begriffe zu verwenden. Man muss nicht erst erklären, was man damit eigentlich meint, und muss den Begriff auch nicht rechtfertigen. So erspart man sich viel Arbeit Mühe und kann stattedessen seine Zeit für inhaltliche Diskussion aufwenden.

Ursprünglich war diese Wortschöpfung gedacht, um eine neue, positiv besetzte Bezeichnung für Naturalisten zu finden. Aufgrund der arroganten Wirkung des Begriffs der der zahlreichen Nachteile kann das Wort „Bright“ seinen Zweck jedoch nicht erfüllen. Statt einen positiv besetzten Begriff zu bieten, der keine Vorurteile weckt, tut dieser genau das Gegenteil und ruft unnötige Feindschaft hervor. Meiner Erachtens ist es auch gar nicht möglich, diesen Zweck zu erfüllen. Wenn man nämlich für negativ besetzte Wörter neue, schön klingende Wörter einführt, so bekommen diese neuen Wörter nach kurzer Zeit denselben negativen Ruf wie die alten. So wurde vor geraumer Zeit das Wort „Krüppel“ durch den damals positiv besetzten „Invaliden“ ersetzt. Es dauerte nicht lange, ehe dieser dieselbe negative Bedeutung wie das alte Worte hatte und von „Behinderter“ abgelöst wurde. Dem folgte dann „Menschen mit Behinderung“ und letztendlich „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“. Steven Pinker bezeichnete diesen Prozess treffend als Euphemismus-Tretmühle. Es dauert nicht lange, bis die neuen Wörter genauso negativ besetzt sind wie die alten. Man sieht hieran, dass es nicht sinnvoll ist, Vorurteilen durch neue Wörter zu begegnen. Anstatt neue Wörter zu erfinden, die nach kurzer Zeit abgenützt sind und ersetzt werden müssen, sollte man Vorurteilen argumentativ begegnen. Der Begriff „Bright“ war als ein solcher Euphemismus von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er wurde für die USA entworfen, wo er noch einigermaßen Sinn hatte, weil dort die Bezeichnung „Atheist“ negativ besetzt ist. Hier in Deutschland ist das Wort „Atheist“ jedoch nicht negativ besetzt und dieser neue Begriff daher redundant.

Ich denke auch nicht, dass der Begriff Vorteile birgt. Es haben des öfteren Medien über den Begriff berichtet, doch waren die Mediendarstellungen durchgehend falsch. Entweder wurden „die Brights“ mit den Neuen Atheisten gleichgestellt, oder sogar mit der Gesamtheit der Säkularen. Wenn von „Brights Deutschland“ die Rede war, so wurde stets unterstellt, es handele sich hierbei um einen Verein. Dass es sich hierbei um eine Internetpräsenz mit zwei dutzend aktiven Mitgliedern in Deutschland handelt, war wohl keinem der Reporter bewusst – wahrscheinlich hätten sie dann „die Brights“ nie erwähnt. Auch waren die Medienberichte fast immer negativ und die Bezeichnung „Bright“ wurde meistens nur als Aufhänger benutzt, um säkulare Bestrebungen zu desavouieren. Auch wenn durch die Medienberichte nun einige Menschen – 0,x Prozent der Deutschen – die Bezeichnung „Bright“ kennen, so denke ich nicht, dass dies unser Anliegen voran bringt. Da die Berichte meist negativ waren, denken die meisten Menschen nun auch negativ über „die Brights“. Auch erregt man nicht mehr Aufmerksamkeit, wenn man bei einer Veranstaltung irgendwo „Brights“ hinschreibt. Niemand wird sagen: „Oh, das sind die Brights. Das muss ich mir jetzt anschauen.“ Wenn sich der Begriff überhaupt irgendwie auf die Bekanntheit von Projekten auswirkt, dann negativ. Der Begriff wird von den meisten Menschen negativ aufgefasst, weil er ein Angliszismus ist und über eine arrogante Wirkung verfügt. Wenn man ein Projekt unter dem Titel „Brights“ laufen lässt, dann wirkt sich dies auch negativ auf die Aufmerksamkeit unter den Menschen und das Medienecho aus. Es werden sich weniger Menschen das Projekt – sei es nun ein Informationsstand oder ein Stammtisch – anschauen, weil auf der Name auf sie einen kruden Eindruck macht. Die Medien werden Projekte mehr und heftiger kritisieren, weil ihnen der Begriff eine breite Angriffsfläche bietet und der Name bei den Redakteuren negative Assoziationen weckt.

Neben meiner Abneigung gegen den Neologismus „Bright“ kann ich jedoch auch dieser „Bewegung“ nichts abgewinnen. Dies hat verschiedene Ursachen, die ich hier kurz aufführen will. Der bedeutendste Punkt ist, dass hinter dieser „Bewegung“ kein solides inhaltliches Konzept steckt. Die Definition des Wortes besteht aus zwei fast tautologischen Sätzen („Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild. Das Weltbild eines Bright ist frei von übernatürlichen und mystischen Elementen.“) und einer ethischen Aussage („Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild“). Mit den ersten beiden Sätzen ist praktisch nichts gesagt. Auf der englischen Hauptseite, sowie auf der deutschen findet man kaum konkrete inhaltliche Aussagen. Dies finde ich sehr schade. Gerade wenn man für Vernunft und Wissenschaft appeliert, sollte man mehr auf den Inhalt setzen als auf Wortschöpfungen und oberflächliche Aussagen. Den ethische Teil der Definition („Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild“) kann ich nicht recht verstehen. Auf dem naturalistischen Weltbild können weder eine Ethik, noch Handlungen basieren, da dieses über keinen moralischen Gehalt verfügt. Wenn man davon ausgeht, dass dieses Universum rein natürlich ist und über keine absoluten Agenzien verfügt, die Sinn stiften könnten oder Handlungen vorschreiben, dann kann man aus seinem Weltbild keine moralischen Aussagen herleiten. Es ist für das naturalistische Weltbild konstitutiv, dass es keine moralisch-gesellschaftlichen Normen beinhaltet. Gerade deshalb unterscheiden sich die ethischen Ansichten von Naturalisten so sehr. Man findet unter ihnen ethische Ansichten verschiedener Art: Relativismus, Subjektivismus, Deontologien, Utilitarismus.

Über die Ziele der „Brights Bewegung“ heißt es:
„Das Verständnis und die gesellschaftliche Anerkennung des naturalistischen Weltbilds, das frei von übernatürlichen und mystischen Elementen ist, zu fördern.
Die öffentliche Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass Personen mit einem solchen Weltbild wichtige gesellschaftliche Entscheidungen mit positiven Aktionen beeinflussen können.
Die Gesellschaft dazu zu bewegen, dass sie die vollständige und gleichberechtigte Teilhabe solcher Individuen an der Gesellschaft akzeptiert.“
In den USA mag die Lage anders aussehen – in Deutschland ist es jedenfalls nicht nötig, nach der Erfüllung dieser Ziele zu streben. Hier wird niemand verfolgt und jeder kann sich politisch engagieren. Außerdem fehlen mir hier konkrete Aussagen. Man sagt nur, dass die Leute wissen sollen, was Naturalismus ist (ist dies wirklich wichtig?), dass Naturalisten Entscheidungen treffen (das geht mit dem ersten einher), und Naturalisten gleichberechtigt sein sollen (da wir in einer Demokratie leben, ist dies jetzt schon der Fall). Es ist nicht die Rede von konkreten Normen und ethischen Konzepten zu wichtigen Fragen wie Abtreibung, Sterbehilfe und Stammzellenforschung. Die Ziele bestehen nur aus einigen konzeptlosen Aussagen, die keinen gesellschaftlichen Nutzen erfüllen.

Die Prinzipien sind ähnlich leer wie die Definition. Man findet keine klaren Aussagen vor, sondern nur unklares Gerede. Man findet keine klaren weltanschaulichen oder ethischen Aussagen vor, sondern nur Leerformeln und Gerede über diesen wunderschönen neuen Begriff, der das Heil über uns bringen wird und die Gesellschaft revolutionieren.

Es hat gedauert, bis mir das alles bewusst wurde. Und es erstaunt mich auch jetzt noch, wie verblendet ich war, als ich dieses Internetprojekt begann. Hier kann man, denke ich, sehr gut sehen, wie fehlbar wir Menschen sind und wie leicht wir uns irren können.

Das war es soweit von mir. Ich hoffe, hier wurde deutlich, warum ich mich mit dem Begriff nicht länger anfreunden kann und auch von der „Bewegung“ nicht viel halte. Ich will nicht für ein Internetprojekt verantwortlich sein und mich engagieren, mit dessen Namen ich partout nicht auskomme. Aber kann ich es den Benutzern dieses Forums nicht zumuten, das Forum umzubenennen, da einige – so berichten sie zumindest – nur wegen diesem Namen hier schreiben oder geschrieben haben. Daher gebe ich die Administration dieses Forums auf. Zukünftiger Admin wird Thomas sein, im Forum mit dem Benutzernamen „Falk“ unterwegs. Er wird die Administration in den nächsten Tagen übernehmen.
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Dieses Thema ist für 60 Tage angepinnt.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Myron » Mi 2. Jan 2008, 17:18

Max hat geschrieben:Der Begriff „Bright“ erzeugt Ablehnungen und Ressentiments – nicht nur seitens Religiöser, sondern auch aus der säkularen Szene. Der Begriff wird als arrogant aufgefasst bietet damit eine ideale Angriffsfläche. In fast jedem kritischen Artikel, der ein säkulares Thema behandelt, wird Leuten, die man gerne in einem negativen Lichte stehen hat, unterstellt, sie hielten sich selbst für „bright“, also für intelligenter und würden auf andere herabschauen. Auch wenn dies nicht wahr ist und die Redakteure das frei erfinden, so ist die Wirkung davon fatal. Gerade bei den Leuten, die nicht Bescheid wissen über diese Angelegenheiten, kann man mit diesem Vorwurf auf einfache Weise sein Ziel erreichen und einen Atheisten diffamieren. Wenn jemand den Begriff nicht kennt – und die allermeisten Menschen haben keine Kenntnis von ihm –, so hält er die Anschuldigung für höchst plausibel, dass diejenigen sich für etwas besseres hielten, die sich „Bright“ nennen.


Zugegeben, der Ausdruck "Bright" lässt sich leicht böswillig interpretieren—was unsere weltanschaulichen Gegner ja auch genüsslich tun.

Max hat geschrieben:Außerdem ist der Begriff im Deutschen sehr unschön. Er ist ein Anglizismus und gibt in Deutschen Texten ein schlechtes Bild ab. Ein englischer Begriff passt einfach nicht in Deutsche Texte und man sollte Anglizismen so weit wie möglich vermeiden. Statt eine krude Mischung aus Deutsch und Englisch in seinen Texten zu bekunden – so wie dies heute vor allem in der Werbung gepflegt wird – , sollte man klares Deutsch verwenden – mit deutschen Wörtern. Dies ist stilistisch schöner und verständlicher. Man sollte seine Sprache rein halten und nicht mit unnötigen Anglizismen beflecken.


Was normale Begriffe betrifft, bin ich Deiner Meinung; doch hier haben wie es ja mit der Bezeichnung einer Gruppe von Leuten zu tun, die international auftritt. Zum Beispiel sind "Greenpeace" und "Amnesty International" ebenfalls englische Namen, die sich nichtsdestominder im deutschsprachigen Raum eingebürgert haben.

Max hat geschrieben:Der Begriff „Bright“ scheint mir sprachlich jedoch noch in einer weiteren Hinsicht unangemessen. Die meisten Menschen assoziieren mit ihm Betrunkenheit oder die Einnahme von Drogen. In der Jugendsprache bezeichnet man einen Menschen, der zu viel getrunken hat oder sich durch den Konsum von Marihuana in geistigen Schwebezuständen befindet, als: „breit“.


Du würdest Dich aber doch mit den Worten "Ich bin ein Bright" und nicht mit "Ich bin Bright" vorstellen, oder?

Max hat geschrieben:Zu den sprachlichen Schwächen des Begriffs „Bright“ kommt hinzu, dass er in Deutschland vollkommen unnötig ist. Es stellt hier kein Problem da, seine Weltanschauung offen kund zu geben und sich „Atheist“ oder sonst etwas zu nennen. Es besteht kein Bedarf für einen neuen Begriff – einen neuen Begriff neben: Säkularist, Atheist, Freidenker, Freigeist, Rationalist, Humanist und vielen weiteren. Es gibt bereits genügend Bezeichnungen aus dieser Ecke des Weltanschauungsbeckens; noch eine ist nicht notwendig. Auch kennt den Begriff in Deutschland praktisch niemand und man muss jedes mal, wenn man sich so bezeichnet, ausführen und dem Anderen erklären, was dieser Begriff eigentlich bezeichnet. Dieser Explanation des Begriffs muss man jedes mal eine Rechtfertigung anschließen. Man muss es jedes mal begründen, warum man sich so nennt, und auf die Einwände gegen den Begriff eingehen. Es ist viel sinnvoller, bereits etablierte Begriffe zu verwenden. Man muss nicht erst erklären, was man damit eigentlich meint, und muss den Begriff auch nicht rechtfertigen. So erspart man sich viel Arbeit Mühe und kann stattedessen seine Zeit für inhaltliche Diskussion aufwenden.


Aber selbst bei einem hinlänglich etablierten Begriff wie "Materialist" gibt es oft Missverständnisse und damit Erklärungsbedarf, weil sehr viele Nichtphilosophen meinen, damit wäre "ethischer Materialist" gemeint, d.h. jemand, der nur materielle, ökonomische Güter für erstrebenswert erachtet und alles Ideelle verachtet. Als Alternative zu "Materialist" ist in den letzten Jahren "Physikalist" unter den Philosophen sehr populär geworden. Bei diesem Ausdruck besteht zwar keine Verwechslungsgefahr wie bei "Materialist", doch dafür ist er noch nicht so bekannt wie dieser.
Die perfekte Bezeichnung scheint es einfach nicht zu geben.

Max hat geschrieben:Neben meiner Abneigung gegen den Neologismus „Bright“ kann ich jedoch auch dieser „Bewegung“ nichts abgewinnen. Dies hat verschiedene Ursachen, die ich hier kurz aufführen will. Der bedeutendste Punkt ist, dass hinter dieser „Bewegung“ kein solides inhaltliches Konzept steckt. Die Definition des Wortes besteht aus zwei fast tautologischen Sätzen („Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild. Das Weltbild eines Bright ist frei von übernatürlichen und mystischen Elementen.“) und einer ethischen Aussage („Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild“). Mit den ersten beiden Sätzen ist praktisch nichts gesagt. Auf der englischen Hauptseite, sowie auf der deutschen findet man kaum konkrete inhaltliche Aussagen. Dies finde ich sehr schade. Gerade wenn man für Vernunft und Wissenschaft appeliert, sollte man mehr auf den Inhalt setzen als auf Wortschöpfungen und oberflächliche Aussagen.


In diesem Punkt muss ich Dir leider recht geben.
In fast jedem Lexikon findet man zum Thema "Naturalismus" gehaltvollere Aussagen als auf der Brights-Website.
Bei meinen zahlreichen Diskussionen im amerikanischen Mutterforum musste ich feststellen, dass aufseiten von "Brights Central" kein wirkliches Interesse an einer programmatischen Anreicherung der Brights-Bewegung besteht.
Die allzu simple, quasi-tautologische Definition von "naturalistisches Weltbild" habe ich dort scharf kritisiert, wofür ich wiederum scharf kritisiert wurde.
Jeder Versuch einer weitergehenden, halbwegs verbindlichen positiven Begriffsbestimmung wird dort von vielen geradezu als diktatorischer Akt aufgefasst.
Selbst eine bloße Erläuterung der Adjektive "übernatürlich" und "mystisch" wird als überflüssig betrachtet—soll sich doch jeder seinen eigenen Reim drauf machen ...

Einer der Moderatoren, mit dem ich eingehend über dieses Thema diskutierte, hat zwar dort vor kurzem mit Erlaubnis von Mynga Futrell, der Kodirektorin der Brights, einen Thread eröffnet, worin jedem die Möglichkeit geboten wurde, seine Definition von "naturalistisches Weltbild" darzulegen, doch zum einen ist dies bei den anderen Brights auf fast kein Interesse gestoßen, und zum anderen ist es eh nicht darum gegangen, auf diese Weise zu einer allgemeinverbindlichen, gehaltvollen Begriffsbestimmung zu gelangen.
Jeder soll letztlich weiterhin unter "Naturalismus" und "naturalistisch" verstehen dürfen, was er will.
Um möglichst niemanden auszuschließen, verbleibt Brights Central (d.i. Geisert & Futrell) an der Oberfläche und lässt eine übermäßige Großzügigkeit walten, indem jeder herzlich willkommen geheißen wird, der irgendwie meint, sein Weltbild wäre naturalistisch.
Doch dieses ideologische Laisser-faire führt leider dazu, dass sich bei den Brights sowohl materialistische Naturalisten als auch alle möglichen nicht-materialistischen, gar theistischen "Naturalisten" (z.B. Deisten, Pantheisten) tummeln, die man nicht wirklich als Gleichgesinnte betrachten kann.
Die Brights sind also vielmehr eine bloß nominelle Einheit von Naturalisten; denn nicht einmal die Aussage, dass alle Brights Atheisten/Nontheisten sind, scheint allgemeingültig.
Was ich mich frage, und diese Frage habe ich im Mutterforum auch ausdrücklich gestellt, ist, wie die Brights das gesellschaftliche Verständnis des Weltbildes des Naturalismus erfolgreich fördern wollen, wenn sie selbst keine hinreichend klare Vorstellung davon haben, was das eigentlich ist. — Anderen verständlich machen kann ich nur, was ich selbst verstehe!

Max hat geschrieben:In den USA mag die Lage anders aussehen – in Deutschland ist es jedenfalls nicht nötig, nach der Erfüllung dieser Ziele zu streben. Hier wird niemand verfolgt und jeder kann sich politisch engagieren.


Wir warten allerdings immer noch auf den Tag, an dem sich ein hochrangiger Politiker öffentlich als Atheist outet, oder nicht?
Bei uns mag die Situation für Atheisten nicht so krass sein wie in den USA; und dennoch stehen sie nach wie vor im Schatten der religiös-theistischen Dominanz in der Öffentlichkeit.

Max hat geschrieben:Das war es soweit von mir. Ich hoffe, hier wurde deutlich, warum ich mich mit dem Begriff nicht länger anfreunden kann und auch von der „Bewegung“ nicht viel halte. Ich will nicht für ein Internetprojekt verantwortlich sein und mich engagieren, mit dessen Namen ich partout nicht auskomme. Aber kann ich es den Benutzern dieses Forums nicht zumuten, das Forum umzubenennen, da einige – so berichten sie zumindest – nur wegen diesem Namen hier schreiben oder geschrieben haben. Daher gebe ich die Administration dieses Forums auf. Zukünftiger Admin wird Thomas sein, im Forum mit dem Benutzernamen „Falk“ unterwegs. Er wird die Administration in den nächsten Tagen übernehmen.
Max


Tja, dann mach's mal gut!
Danke für Dein bisheriges Engagement!
Möge das Licht der Aufklärung uns alle weiterhin erleuchten—egal unter welcher Bezeichnung!
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon El Schwalmo » Mi 2. Jan 2008, 21:21

Myron hat geschrieben:Zugegeben, der Ausdruck "Bright" lässt sich leicht böswillig interpretieren—was unsere weltanschaulichen Gegner ja auch genüsslich tun.

wenn mal der Dodo des Monats für den hübschesten Euphemismus verteilt werden sollte, hättest Du gute Chancen.

Ist es ein Zeichen herausragender Schlauheit, dass man sich mit einem Begriff bezeichnet, der genüsslich böswillig interpretierbar ist?
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Myron » Mi 2. Jan 2008, 21:54

El Schwalmo hat geschrieben:.
Ist es ein Zeichen herausragender Schlauheit, dass man sich mit einem Begriff bezeichnet, der genüsslich böswillig interpretierbar ist?


Man kann sich ja gegen derartige Böswilligkeiten zur Wehr setzen.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon El Schwalmo » Mi 2. Jan 2008, 22:10

Myron hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:.
Ist es ein Zeichen herausragender Schlauheit, dass man sich mit einem Begriff bezeichnet, der genüsslich böswillig interpretierbar ist?


Man kann sich ja gegen derartige Böswilligkeiten zur Wehr setzen.

natürlich. Aber dazu braucht man ein Argument. Das sehe ich nicht.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Max » Mi 2. Jan 2008, 22:26

El Schwalmo hat geschrieben:natürlich. Aber dazu braucht man ein Argument. Das sehe ich nicht.

Ich schon: von den Brights geht das Licht der Aufklärung aus.

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von: http://richarddawkins.net/forum/viewtop ... 20&t=25588
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Myron » Mi 2. Jan 2008, 22:27

El Schwalmo hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Man kann sich ja gegen derartige Böswilligkeiten zur Wehr setzen.

natürlich. Aber dazu braucht man ein Argument. Das sehe ich nicht.


Du musst nur die Augen aufmachen:
Mit "bright" ist unsererseits nicht die Bedeutung "schlau", "gescheit" gemeint, sondern bezugnehmend auf die Tradition der Aufklärung (franz. "siècle des lumières") "hell", "leuchtend". Das Licht des Verstandes soll die Welt erleuchten!
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon El Schwalmo » Mi 2. Jan 2008, 22:30

Max hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:natürlich. Aber dazu braucht man ein Argument. Das sehe ich nicht.

Ich schon: von den Brights geht das Licht der Aufklärung aus.

pruuuuuuust!

Du schuldest mir eine neue Tastatur!
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Max » Mi 2. Jan 2008, 22:31

El Schwalmo hat geschrieben:Du schuldest mir eine neue Tastatur!
Ich hab noch eine im Schrank.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon El Schwalmo » Mi 2. Jan 2008, 22:34

Myron hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Man kann sich ja gegen derartige Böswilligkeiten zur Wehr setzen.

natürlich. Aber dazu braucht man ein Argument. Das sehe ich nicht.


Du musst nur die Augen aufmachen:
Mit "bright" ist unsererseits nicht die Bedeutung "schlau", "gescheit" gemeint, sondern bezugnehmend auf die Tradition der Aufklärung (franz. "siècle des lumières") "hell", "leuchtend". Das Licht des Verstandes soll die Welt erleuchten!

ich lache selten über Witze, die man mir erklären muss.

Aber es ist schon drollig, wenn jemand 'süch is lifö' sagen muss, damit man den Sinn versteht.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon El Schwalmo » Mi 2. Jan 2008, 22:35

Max hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:Du schuldest mir eine neue Tastatur!
Ich hab noch eine im Schrank.

hoffentlich neben allen Tassen.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Max » Mi 2. Jan 2008, 22:38

El Schwalmo hat geschrieben:
Max hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:Du schuldest mir eine neue Tastatur!
Ich hab noch eine im Schrank.

hoffentlich neben allen Tassen.

Klar doch! Jetzt sag aber bloß, dass du die auch noch haben willst.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Kurt » Do 3. Jan 2008, 00:16

Max, großen Respekt für diese Entscheidung und vielen Dank für deinen gelungenen Kommentar zum Begriff "Bright". Er gibt meine Meinung ziemlich genau wider. Ich hoffe, damit haben die Verstimmungen der letzten Zeit ihr endgültiges Ende gefunden und wünsche uns allen spannende Diskussionen.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon trazy » Do 3. Jan 2008, 00:23

@Max:

Ich habe mir nur die Nachricht am Anfang durchgelesen und muss sagen, dass ich das fast absolut so sehe wie Max. Ich kann mir gut vorstellen, dass du @Max wirklich geblendet warst, sorry. Der Sinn war mir von Anfang an schleierhaft, bis ich erkannt habe, dass es keinen gibt, außer die Diskussion selbst. Da musste ich wieder säufzen und wurde sarkastisch. Aber @Max in deinem Alter war ich ähnlich schnell für irgendwelche Projekte zu begeistern. Das ist normal und eigentlich gar nicht so übel.

Aber genau das habe ich gesucht und habe es gefunden: Ein Disskussionforum über Gott und die Welt, ähnlich wie ich es einzt hatte. Denn ich bin schon seit vielen Jahren aktiv.

Aber ich finde es schlimm von dir, dass du ein heroisches Motiv brauchst oder einer Bewegung folgen musst. Reicht es nicht Administrator von einem Internetforum zu sein? Ist das nicht gut genug? Naja, man sollte sich vielleicht lieber auf sein eigenes Leben konzentrieren.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon ostfriese » Do 3. Jan 2008, 12:02

Hallo Max,

danke für Deine Arbeit in den letzten 16 Monaten und für die nun konsequente Entscheidung.

Mir persönlich ist es ziemlich wurscht, ob jemand den Aufklärungsanspruch, mit dem ich und andere Brights an den Start gehen, arrogant findet. Die Prämisse, dies schade der Verbreitung naturalistischen Denkens, ist nachweislich falsch -- wie am Erfolg des "Gotteswahns" unschwer abzulesen ist: Ausgerechnet einer, der supernaturalistische Ideen unmissverständlich in die Nähe von Wahnvorstellungen rückt, hat die meisten Leser.

Und der Buchtitel sitzt gerade bei denen, die es (noch) nicht gelesen haben, wie ein Stachel im Fleisch ihrer Gottesfürchtigkeit.

Wer es anmaßend findet, dass sich Naturalisten selbst als "Helle" (Köpfe) bezeichnen, muss weder mit ihnen diskutieren noch sich ihnen anschließen. Ich gehe allerdings davon aus, dass der provokante Name so manchen Philosophie-Interessierten erst angelockt hat. Und wer dem Atheismus oder Physikalismus gegenüber so unversöhnlich feindlich gesonnen ist, dass ihn schon der Name "Brights" final abschreckt, der lässt sich auch nicht von naturalistischen Argumenten überzeugen.

Davon ganz abgesehen ist das Etikett zum Synonym für "Neue Atheisten" und damit zur Markenbezeichnung geworden, die wir ohnehin nicht mehr loswerden. So klein die deutsche Sektion auch (noch) sein mag, ohne den zweifelhaften, aber medienwirksamen Namen hätte das Forum nie so viel Zulauf erhalten. Dass dessen Aufblühen durch die Spaltung jäh gestoppt wurde und die Diskussionsqualität seitdem weit hinter das zwischenzeitlich erreichte Niveau zurückfiel, ist beim besten Willen nicht dem Forennamen anzulasten. Auch die Bereitschaft zu gemeinsamen Aktionen fiel dem unseligen Streit zum Opfer, und es wäre unter diesen Umständen höchst unfair, nun mit dem Finger auf den kümmerlichen Rest dessen zu zeigen, was mal eine Bewegung werden wollte.

Für den gegenwärtigen schlechten Zustand der deutschen "Brights" sind jene verantwortlich, die sich ihnen zunächst anschlossen, um ihnen dann mit Getöse den Rücken zu kehren. Daher kann eben dieser Zustand nicht als Beleg dafür herhalten, dass die Idee von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Man kann nicht die Ruderer von Bord ekeln und dann sagen: "Siehste, das Boot fährt nicht!"

Was dieses Brights-Forum vermag, kann sich erst erweisen, wenn jene Defätisten, die es wertlos finden, hier konsequenterweise das Feld räumen.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Klaus » Do 3. Jan 2008, 13:41

@Henning, gut gebrüllt Löwe :2thumbs:
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon Max » Do 3. Jan 2008, 14:10

ostfriese hat geschrieben:Mir persönlich ist es ziemlich wurscht, ob jemand den Aufklärungsanspruch, mit dem ich und andere Brights an den Start gehen, arrogant findet.
Mir ist das nicht egal. Die Gegnerschaft dieses Namens ist sehr groß. Es sind nicht nur weltanschauliche Gegner, die über den Namen lachen, sondern sogar Säkulare. Wenn selbst aus den eigenen Reihen der Gegenwind für diesen Namen so groß ist, dann hat er einfach versagt. Er erfüllt seinen Zweck nicht, weil er große Feindschaften hervorruft und uns Rationalisten voneinander distanziert. Da es sogar unter Atheisten so viele Ressentiments gegen den Namen "Bright" gibt, ist es äußert törricht ihn zu verwenden.

ostfriese hat geschrieben:Die Prämisse, dies schade der Verbreitung naturalistischen Denkens, ist nachweislich falsch -- wie am Erfolg des "Gotteswahns" unschwer abzulesen ist: Ausgerechnet einer, der supernaturalistische Ideen unmissverständlich in die Nähe von Wahnvorstellungen rückt, hat die meisten Leser.
Der Gotteswahn hat nichts mit diesem Neologismus zu tun.

Im Übrigen kann ich hinter diesem Namen gar kein naturalistisches Denken entdecken. Zwar taucht in der Definition von "Bright" das naturalistische Weltbild auf, aber nur in einem völlig enthöhlten Sinne. Es wird überhaupt nicht auf Argumente, Aussagen, Inhalte oder irgendetwas konkretes eingegangen. Stattdessen besteht die Definition nur aus ein quasi-tautologischen, gehaltsleeren Sätzen. Von den im Forum angemeldeten Benutzern weiß die überwältigende Mehrheit noch nicht mal, wie dieses Weltbild aussieht -- davon, ob diese selbst Naturalisten sind, mal ganz abgesehen. Aufgrund der Substanzlosigkeit dieses Begriffes und dem vollkommenen Fehlen von Argumenten oder inhaltlichen Aussagen kann ich nicht erkennen, wo ein "naturalistisches Denken" vorhanden sein soll. Der Naturalistenanteil mag hier im deutschen Forum größer sein als im Englischen. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Definition, die Ziele und die Prinzipien dieser "Bewegung" frei von jeglichen Argumenten oder inhaltlichen Konzepten ist.

ostfriese hat geschrieben:Und der Buchtitel sitzt gerade bei denen, die es (noch) nicht gelesen haben, wie ein Stachel im Fleisch ihrer Gottesfürchtigkeit.

Das trifft auf Dawkins' Buchtitel zu, aber nicht auf den Begriff "Bright". Dieser sitzt niemandem "wie ein Stachel im Fleisch".

ostfriese hat geschrieben:Wer es anmaßend findet, dass sich Naturalisten selbst als "Helle" (Köpfe) bezeichnen, muss weder mit ihnen diskutieren noch sich ihnen anschließen. Ich gehe allerdings davon aus, dass der provokante Name so manchen Philosophie-Interessierten erst angelockt hat. Und wer dem Atheismus oder Physikalismus gegenüber so unversöhnlich feindlich gesonnen ist, dass ihn schon der Name "Brights" final abschreckt, der lässt sich auch nicht von naturalistischen Argumenten überzeugen.

Du redest an der Sache vorbei. Man muss nicht den Namen "Bright" verwenden, um seine weltanschauliche Position zu umschreiben, und man sollte es auch nicht, weil dies mit so vielen Nachteilen und Problemen einhergeht. Du redest so, als ob es selbstverständlich wäre, sich "Bright" zu nennen oder dies uns irgendetwas nützte. Dies ist aber nicht der Fall. Es gibt dutzende bessere Namen, die bereits etabliert sind. Verwendet man diese, muss man sich nicht rechtfertigen oder wird belächelt. Auch haben Aktionen oder Argumente nicht mehr Wirkung, wenn sie unter dem Banner "Die Brights" laufen.

ostfriese hat geschrieben:ohne den zweifelhaften, aber medienwirksamen Namen hätte das Forum nie so viel Zulauf erhalten.

Du überschätzt die Größe dieses Forums. Es gab hier nie mehr als zwei dutzend aktive Forenmitglieder. Die Diskussionen hatten alle einen kleinen Rahmen und das Forum hat weniger als 50 Beiträge pro Tag. Das ist ein sehr kleines Forum.

ostfriese hat geschrieben:Dass dessen Aufblühen durch die Spaltung jäh gestoppt wurde und die Diskussionsqualität seitdem weit hinter das zwischenzeitlich erreichte Niveau zurückfiel, ist beim besten Willen nicht dem Forennamen anzulasten. Auch die Bereitschaft zu gemeinsamen Aktionen fiel dem unseligen Streit zum Opfer, und es wäre unter diesen Umständen höchst unfair, nun mit dem Finger auf den kümmerlichen Rest dessen zu zeigen, was mal eine Bewegung werden wollte.
Das hat auch niemand.


Insgesamt muss ich konstatieren, dass deine Aussagen vollkommen an der Thematik vorbeigehen. Du sagst überhaupt nichts zu den vielen Nachteilen dieses Begriffs und dem schlechten Image, das der Begriff in den Medien und der Öffentlichkeit hat. Auch gehst du überhaupt nicht darauf ein, dass selbst von säkularer Seite so viel Gegnerschaft gegen den Begriff "Bright" besteht, dass man sich ins eigene Fleisch schneidet, wenn man ihn verwendet. Man sollte diesen neu erfundenen Namen einfach fallen lassen und sich endlich auf konkrete Aktionen und Argumente konzentrieren.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon HF******* » Do 3. Jan 2008, 14:43

Auf http://www.brights-hamburg.de habe ich einen ausdrücklichen Hinweis eingefügt, über das, was die Brights nicht sind (oder sein sollten). Ansich ergibt sich das bereits eindeutig aus der Seite http://www.the-brights.net, die Max schließlich als Vorlage gedient hat.

Was die Brights nicht sind
Wir sind keine Religion und wollen auch keine Religion ersetzen.

Es geht bei den Brights ausschließlich um die Gemeinsamkeit des naturalistischen Weltbildes. Der Naturalismus ist der kleinste gemeinsame Nenner, der allerdings seinem Inhalt nach über den Begriff des Agnostizismus oder Atheismus hinaus geht. Es geht also um die Konzentration auf einen bestimmten Bereich durch Zusammenarbeit aller Naturalisten unter Ausblendung der unzähligen verschiedenen Auffassungen zu Politik, Ethik, Moral und Lebensstil.

Die Brights sind keine ethisch-moralische Gemeinschaft. Ethik ist insoweit ein Thema für die Brights, als diese mit dem naturalistischen Weltbild unvereinbar ist.


Über den Geschmack eines Namens kann man sich nicht streiten. Ein Verein zur Rettung der Teutschen Sprache sind wir wohl nicht (auch wenn wir gelegentlich Fraktur reden), das wäre wegen des internationalen Charakters der Brights auch schlecht möglich.

Ein Parteiliniendenken in ethisch moralischen Fragen werden wir kaum erreichen können. Dann würde jedenfalls nicht mehr und nicht weniger Potential bestehen, als bei den bereits bestehenden Organisationen.
Dass man sich über ethisch-moralische Fragen auch trefflich streiten kann, brauche ich kaum zu betonen:
http://brightsblog.wordpress.com/2008/0 ... lkatalogs/

@Max: Vielen Dank für Deinen Einsatz und die ehrliche Stellungnahme, auch wenn ich sie im Einzelnen nicht teile, sondern es eher wie Ostfriese sehe.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon HF******* » Do 3. Jan 2008, 14:57

@Max: Es gibt keinen einzigen Namen, der auch nur annähernd vergleichsweise etabliert wäre und eine vergleichbare Gruppenzughörigkeit erzeugen würde oder erzeugt hätte.

Eben gerade jeder Art von Gruppendenken stehen viele der Atheisten oder Agnostiker feindseelig gegenüber, die sich gegen die Brights wenden.

Es mag auch sein, dass vielen das religionskritische Vorgehen nicht passt, dass sie ihere Pöstchen in etablierten Vereinen und Organisatoren gefährdet sehen, weil sich kaum etwas derart schnell in die Medien katapultiert hat wie die Brights.

Weiter gibt es dann unter sogenannten Atheisten und Agnostikern eine nicht unerhebliche Anzahl, die die Kirche als Organisation ablehnen, die aber ihnhaltlich ähnlichen Blödsinn vertreten. Auch die fühlen sich auf die Füße getreten.

Jeder, der den Naturalismus sinnvoll fördern will, bezeichnet sich selbst als Bright oder arbeitet mit den Brights zusammen. Alles andere ist kontraproduktiv.
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Re: In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber

Beitragvon ostfriese » Do 3. Jan 2008, 15:25

Max, sämtliche Bezeichnungen innerhalb der "secular community" sind jämmerlich gescheitert, wenigstens die Hürde zu nennenswerter öffentlicher Aufmerksamkeit zu überspringen. Ganz davon abgesehen, dass Begriffe wie "Naturalist", "Atheist", "Humanist" usw. ihre je eigenen Nachteile haben, welche ich z.T. für sehr viel gravierender halte als die im Wort "Brights" vermeintlich mitschwingende Überheblichkeit.

Warum ich auf Deine Argumente nicht eingehe? Einerseits halte ich Deine Behauptungen hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung der Brights für maßlos übertrieben (Du widersprichst Dir außerdem selbst: Regt man sich nun über uns auf oder nimmt man uns gar nicht zur Kenntnis??), und andererseits sind die Implikationen daraus allesamt obsolet, weil es eben keine Frage der Wahl ist, ob sich moderne Aufklärer zukünftig den Namen "Brights" geben oder nicht. Sie bekamen ihn medial verpasst, und sie werden ihn nicht mehr los -- da können sie Foren sprengen und Distanzierung geloben so viel sie wollen.

Die Anzahl aktiver User war nach nur einem Jahr Brights-Forum durchaus beachtlich, außerdem dürfte gerade das seinerzeit hohe Diskussionsniveau viele interessierte Leser davon abgehalten haben, ihren Senf dazu zu geben. Dies wäre also mitnichten ein Zeichen für Wirkungslosigkeit, ganz im Gegenteil.
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