In eigener Sache: Abschied als Admin und neuer Betreiber
Verfasst: Mi 2. Jan 2008, 11:15
Wie der Titel bereits sagt, verabschiede ich mich hiermit als Admin. Ich werde in Zukunft das Forum nicht mehr betreiben. Die Wartung des Forums wird in Zukunft jemand anderes übernehmen. Grund für meine Entscheidung, den Adminposten an jemand anderen abzugeben, ist, dass ich nicht mehr hinter der Sache stehe; ich halte nichts mehr von der „Brights Bewegung“. Es soll jemand das Forum betreiben, der etwas von dem Begriff und dieser „Bewegung“ hält. Ich kann für meine Wenigkeit diesem Neologismus nichts abgewinnen. Dies hat verschiedene Ursachen.
Der Begriff „Bright“ erzeugt Ablehnungen und Ressentiments – nicht nur seitens Religiöser, sondern auch aus der säkularen Szene. Der Begriff wird als arrogant aufgefasst bietet damit eine ideale Angriffsfläche. In fast jedem kritischen Artikel, der ein säkulares Thema behandelt, wird Leuten, die man gerne in einem negativen Lichte stehen hat, unterstellt, sie hielten sich selbst für „bright“, also für intelligenter und würden auf andere herabschauen. Auch wenn dies nicht wahr ist und die Redakteure das frei erfinden, so ist die Wirkung davon fatal. Gerade bei den Leuten, die nicht Bescheid wissen über diese Angelegenheiten, kann man mit diesem Vorwurf auf einfache Weise sein Ziel erreichen und einen Atheisten diffamieren. Wenn jemand den Begriff nicht kennt – und die allermeisten Menschen haben keine Kenntnis von ihm –, so hält er die Anschuldigung für höchst plausibel, dass diejenigen sich für etwas besseres hielten, die sich „Bright“ nennen.
Außerdem ist der Begriff im Deutschen sehr unschön. Er ist ein Anglizismus und gibt in Deutschen Texten ein schlechtes Bild ab. Ein englischer Begriff passt einfach nicht in Deutsche Texte und man sollte Anglizismen so weit wie möglich vermeiden. Statt eine krude Mischung aus Deutsch und Englisch in seinen Texten zu bekunden – so wie dies heute vor allem in der Werbung gepflegt wird – , sollte man klares Deutsch verwenden – mit deutschen Wörtern. Dies ist stilistisch schöner und verständlicher. Man sollte seine Sprache rein halten und nicht mit unnötigen Anglizismen beflecken.
Der Begriff „Bright“ scheint mir sprachlich jedoch noch in einer weiteren Hinsicht unangemessen. Die meisten Menschen assoziieren mit ihm Betrunkenheit oder die Einnahme von Drogen. In der Jugendsprache bezeichnet man einen Menschen, der zu viel getrunken hat oder sich durch den Konsum von Marihuana in geistigen Schwebezuständen befindet, als: „breit“. Wie ich das erste Mal einen Freund von diesem Projekt erzählte, lachte er mich nach einem Heben seiner Augenbrauen aus, weil er dabei dabei an etwas vollkommen anderes gedacht hat. Für die meisten Menschen bedeutet „Ich bin Bright“ eben nicht eine bestimmte Weltanschauung, sondern: ein unbestimmtes Hochgefühl in einem Rauschzustand aufgrund der Einnahme von Drogen oder zu viel Alkohol. Dabei scheint mir die Verwendung von „breit“ in diesem Sinne stetig zuzunehmen. Während ich vor einem Jahr das Wort nur Welten in dieser Bedeutung hört, verwenden es heute alle in meiner Klasse – von der die Mehrheit nichts von diesem Internetprojekt weiß – immer, wenn sie einen alkoholisierten Zustand beschreiben wollen.
Neben dieser „kuriosen Doppelbedeutung“ bietet der Begriff „Bright“ jedoch noch einen anderen Nachteil. Die meisten Deutschen sprechen das Wort falsch aus, nämlich genauso wie „breit“. Meiner Erfahrung nach trifft dies auf über 70 Prozent der Deutschen zu. Besonders solche Menschen sprechen den Begriff falsch aus, die über keine guten Englischkenntnisse verfügen. Meiner Erachtens ist ein neuer Begriff ungeeignet und verfehlt sein Ziel, wenn ihn das Gros der Menschen falsch ausspricht. Daher ist er nicht für eine Anwendung in der Öffentlichkeit geeignet.
Zu den sprachlichen Schwächen des Begriffs „Bright“ kommt hinzu, dass er in Deutschland vollkommen unnötig ist. Es stellt hier kein Problem da, seine Weltanschauung offen kund zu geben und sich „Atheist“ oder sonst etwas zu nennen. Es besteht kein Bedarf für einen neuen Begriff – einen neuen Begriff neben: Säkularist, Atheist, Freidenker, Freigeist, Rationalist, Humanist und vielen weiteren. Es gibt bereits genügend Bezeichnungen aus dieser Ecke des Weltanschauungsbeckens; noch eine ist nicht notwendig. Auch kennt den Begriff in Deutschland praktisch niemand und man muss jedes mal, wenn man sich so bezeichnet, ausführen und dem Anderen erklären, was dieser Begriff eigentlich bezeichnet. Dieser Explanation des Begriffs muss man jedes mal eine Rechtfertigung anschließen. Man muss es jedes mal begründen, warum man sich so nennt, und auf die Einwände gegen den Begriff eingehen. Es ist viel sinnvoller, bereits etablierte Begriffe zu verwenden. Man muss nicht erst erklären, was man damit eigentlich meint, und muss den Begriff auch nicht rechtfertigen. So erspart man sich viel Arbeit Mühe und kann stattedessen seine Zeit für inhaltliche Diskussion aufwenden.
Ursprünglich war diese Wortschöpfung gedacht, um eine neue, positiv besetzte Bezeichnung für Naturalisten zu finden. Aufgrund der arroganten Wirkung des Begriffs der der zahlreichen Nachteile kann das Wort „Bright“ seinen Zweck jedoch nicht erfüllen. Statt einen positiv besetzten Begriff zu bieten, der keine Vorurteile weckt, tut dieser genau das Gegenteil und ruft unnötige Feindschaft hervor. Meiner Erachtens ist es auch gar nicht möglich, diesen Zweck zu erfüllen. Wenn man nämlich für negativ besetzte Wörter neue, schön klingende Wörter einführt, so bekommen diese neuen Wörter nach kurzer Zeit denselben negativen Ruf wie die alten. So wurde vor geraumer Zeit das Wort „Krüppel“ durch den damals positiv besetzten „Invaliden“ ersetzt. Es dauerte nicht lange, ehe dieser dieselbe negative Bedeutung wie das alte Worte hatte und von „Behinderter“ abgelöst wurde. Dem folgte dann „Menschen mit Behinderung“ und letztendlich „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“. Steven Pinker bezeichnete diesen Prozess treffend als Euphemismus-Tretmühle. Es dauert nicht lange, bis die neuen Wörter genauso negativ besetzt sind wie die alten. Man sieht hieran, dass es nicht sinnvoll ist, Vorurteilen durch neue Wörter zu begegnen. Anstatt neue Wörter zu erfinden, die nach kurzer Zeit abgenützt sind und ersetzt werden müssen, sollte man Vorurteilen argumentativ begegnen. Der Begriff „Bright“ war als ein solcher Euphemismus von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er wurde für die USA entworfen, wo er noch einigermaßen Sinn hatte, weil dort die Bezeichnung „Atheist“ negativ besetzt ist. Hier in Deutschland ist das Wort „Atheist“ jedoch nicht negativ besetzt und dieser neue Begriff daher redundant.
Ich denke auch nicht, dass der Begriff Vorteile birgt. Es haben des öfteren Medien über den Begriff berichtet, doch waren die Mediendarstellungen durchgehend falsch. Entweder wurden „die Brights“ mit den Neuen Atheisten gleichgestellt, oder sogar mit der Gesamtheit der Säkularen. Wenn von „Brights Deutschland“ die Rede war, so wurde stets unterstellt, es handele sich hierbei um einen Verein. Dass es sich hierbei um eine Internetpräsenz mit zwei dutzend aktiven Mitgliedern in Deutschland handelt, war wohl keinem der Reporter bewusst – wahrscheinlich hätten sie dann „die Brights“ nie erwähnt. Auch waren die Medienberichte fast immer negativ und die Bezeichnung „Bright“ wurde meistens nur als Aufhänger benutzt, um säkulare Bestrebungen zu desavouieren. Auch wenn durch die Medienberichte nun einige Menschen – 0,x Prozent der Deutschen – die Bezeichnung „Bright“ kennen, so denke ich nicht, dass dies unser Anliegen voran bringt. Da die Berichte meist negativ waren, denken die meisten Menschen nun auch negativ über „die Brights“. Auch erregt man nicht mehr Aufmerksamkeit, wenn man bei einer Veranstaltung irgendwo „Brights“ hinschreibt. Niemand wird sagen: „Oh, das sind die Brights. Das muss ich mir jetzt anschauen.“ Wenn sich der Begriff überhaupt irgendwie auf die Bekanntheit von Projekten auswirkt, dann negativ. Der Begriff wird von den meisten Menschen negativ aufgefasst, weil er ein Angliszismus ist und über eine arrogante Wirkung verfügt. Wenn man ein Projekt unter dem Titel „Brights“ laufen lässt, dann wirkt sich dies auch negativ auf die Aufmerksamkeit unter den Menschen und das Medienecho aus. Es werden sich weniger Menschen das Projekt – sei es nun ein Informationsstand oder ein Stammtisch – anschauen, weil auf der Name auf sie einen kruden Eindruck macht. Die Medien werden Projekte mehr und heftiger kritisieren, weil ihnen der Begriff eine breite Angriffsfläche bietet und der Name bei den Redakteuren negative Assoziationen weckt.
Neben meiner Abneigung gegen den Neologismus „Bright“ kann ich jedoch auch dieser „Bewegung“ nichts abgewinnen. Dies hat verschiedene Ursachen, die ich hier kurz aufführen will. Der bedeutendste Punkt ist, dass hinter dieser „Bewegung“ kein solides inhaltliches Konzept steckt. Die Definition des Wortes besteht aus zwei fast tautologischen Sätzen („Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild. Das Weltbild eines Bright ist frei von übernatürlichen und mystischen Elementen.“) und einer ethischen Aussage („Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild“). Mit den ersten beiden Sätzen ist praktisch nichts gesagt. Auf der englischen Hauptseite, sowie auf der deutschen findet man kaum konkrete inhaltliche Aussagen. Dies finde ich sehr schade. Gerade wenn man für Vernunft und Wissenschaft appeliert, sollte man mehr auf den Inhalt setzen als auf Wortschöpfungen und oberflächliche Aussagen. Den ethische Teil der Definition („Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild“) kann ich nicht recht verstehen. Auf dem naturalistischen Weltbild können weder eine Ethik, noch Handlungen basieren, da dieses über keinen moralischen Gehalt verfügt. Wenn man davon ausgeht, dass dieses Universum rein natürlich ist und über keine absoluten Agenzien verfügt, die Sinn stiften könnten oder Handlungen vorschreiben, dann kann man aus seinem Weltbild keine moralischen Aussagen herleiten. Es ist für das naturalistische Weltbild konstitutiv, dass es keine moralisch-gesellschaftlichen Normen beinhaltet. Gerade deshalb unterscheiden sich die ethischen Ansichten von Naturalisten so sehr. Man findet unter ihnen ethische Ansichten verschiedener Art: Relativismus, Subjektivismus, Deontologien, Utilitarismus.
Über die Ziele der „Brights Bewegung“ heißt es:
„Das Verständnis und die gesellschaftliche Anerkennung des naturalistischen Weltbilds, das frei von übernatürlichen und mystischen Elementen ist, zu fördern.
Die öffentliche Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass Personen mit einem solchen Weltbild wichtige gesellschaftliche Entscheidungen mit positiven Aktionen beeinflussen können.
Die Gesellschaft dazu zu bewegen, dass sie die vollständige und gleichberechtigte Teilhabe solcher Individuen an der Gesellschaft akzeptiert.“
In den USA mag die Lage anders aussehen – in Deutschland ist es jedenfalls nicht nötig, nach der Erfüllung dieser Ziele zu streben. Hier wird niemand verfolgt und jeder kann sich politisch engagieren. Außerdem fehlen mir hier konkrete Aussagen. Man sagt nur, dass die Leute wissen sollen, was Naturalismus ist (ist dies wirklich wichtig?), dass Naturalisten Entscheidungen treffen (das geht mit dem ersten einher), und Naturalisten gleichberechtigt sein sollen (da wir in einer Demokratie leben, ist dies jetzt schon der Fall). Es ist nicht die Rede von konkreten Normen und ethischen Konzepten zu wichtigen Fragen wie Abtreibung, Sterbehilfe und Stammzellenforschung. Die Ziele bestehen nur aus einigen konzeptlosen Aussagen, die keinen gesellschaftlichen Nutzen erfüllen.
Die Prinzipien sind ähnlich leer wie die Definition. Man findet keine klaren Aussagen vor, sondern nur unklares Gerede. Man findet keine klaren weltanschaulichen oder ethischen Aussagen vor, sondern nur Leerformeln und Gerede über diesen wunderschönen neuen Begriff, der das Heil über uns bringen wird und die Gesellschaft revolutionieren.
Es hat gedauert, bis mir das alles bewusst wurde. Und es erstaunt mich auch jetzt noch, wie verblendet ich war, als ich dieses Internetprojekt begann. Hier kann man, denke ich, sehr gut sehen, wie fehlbar wir Menschen sind und wie leicht wir uns irren können.
Das war es soweit von mir. Ich hoffe, hier wurde deutlich, warum ich mich mit dem Begriff nicht länger anfreunden kann und auch von der „Bewegung“ nicht viel halte. Ich will nicht für ein Internetprojekt verantwortlich sein und mich engagieren, mit dessen Namen ich partout nicht auskomme. Aber kann ich es den Benutzern dieses Forums nicht zumuten, das Forum umzubenennen, da einige – so berichten sie zumindest – nur wegen diesem Namen hier schreiben oder geschrieben haben. Daher gebe ich die Administration dieses Forums auf. Zukünftiger Admin wird Thomas sein, im Forum mit dem Benutzernamen „Falk“ unterwegs. Er wird die Administration in den nächsten Tagen übernehmen.
Max
Dieses Thema ist für 60 Tage angepinnt.
Der Begriff „Bright“ erzeugt Ablehnungen und Ressentiments – nicht nur seitens Religiöser, sondern auch aus der säkularen Szene. Der Begriff wird als arrogant aufgefasst bietet damit eine ideale Angriffsfläche. In fast jedem kritischen Artikel, der ein säkulares Thema behandelt, wird Leuten, die man gerne in einem negativen Lichte stehen hat, unterstellt, sie hielten sich selbst für „bright“, also für intelligenter und würden auf andere herabschauen. Auch wenn dies nicht wahr ist und die Redakteure das frei erfinden, so ist die Wirkung davon fatal. Gerade bei den Leuten, die nicht Bescheid wissen über diese Angelegenheiten, kann man mit diesem Vorwurf auf einfache Weise sein Ziel erreichen und einen Atheisten diffamieren. Wenn jemand den Begriff nicht kennt – und die allermeisten Menschen haben keine Kenntnis von ihm –, so hält er die Anschuldigung für höchst plausibel, dass diejenigen sich für etwas besseres hielten, die sich „Bright“ nennen.
Außerdem ist der Begriff im Deutschen sehr unschön. Er ist ein Anglizismus und gibt in Deutschen Texten ein schlechtes Bild ab. Ein englischer Begriff passt einfach nicht in Deutsche Texte und man sollte Anglizismen so weit wie möglich vermeiden. Statt eine krude Mischung aus Deutsch und Englisch in seinen Texten zu bekunden – so wie dies heute vor allem in der Werbung gepflegt wird – , sollte man klares Deutsch verwenden – mit deutschen Wörtern. Dies ist stilistisch schöner und verständlicher. Man sollte seine Sprache rein halten und nicht mit unnötigen Anglizismen beflecken.
Der Begriff „Bright“ scheint mir sprachlich jedoch noch in einer weiteren Hinsicht unangemessen. Die meisten Menschen assoziieren mit ihm Betrunkenheit oder die Einnahme von Drogen. In der Jugendsprache bezeichnet man einen Menschen, der zu viel getrunken hat oder sich durch den Konsum von Marihuana in geistigen Schwebezuständen befindet, als: „breit“. Wie ich das erste Mal einen Freund von diesem Projekt erzählte, lachte er mich nach einem Heben seiner Augenbrauen aus, weil er dabei dabei an etwas vollkommen anderes gedacht hat. Für die meisten Menschen bedeutet „Ich bin Bright“ eben nicht eine bestimmte Weltanschauung, sondern: ein unbestimmtes Hochgefühl in einem Rauschzustand aufgrund der Einnahme von Drogen oder zu viel Alkohol. Dabei scheint mir die Verwendung von „breit“ in diesem Sinne stetig zuzunehmen. Während ich vor einem Jahr das Wort nur Welten in dieser Bedeutung hört, verwenden es heute alle in meiner Klasse – von der die Mehrheit nichts von diesem Internetprojekt weiß – immer, wenn sie einen alkoholisierten Zustand beschreiben wollen.
Neben dieser „kuriosen Doppelbedeutung“ bietet der Begriff „Bright“ jedoch noch einen anderen Nachteil. Die meisten Deutschen sprechen das Wort falsch aus, nämlich genauso wie „breit“. Meiner Erfahrung nach trifft dies auf über 70 Prozent der Deutschen zu. Besonders solche Menschen sprechen den Begriff falsch aus, die über keine guten Englischkenntnisse verfügen. Meiner Erachtens ist ein neuer Begriff ungeeignet und verfehlt sein Ziel, wenn ihn das Gros der Menschen falsch ausspricht. Daher ist er nicht für eine Anwendung in der Öffentlichkeit geeignet.
Zu den sprachlichen Schwächen des Begriffs „Bright“ kommt hinzu, dass er in Deutschland vollkommen unnötig ist. Es stellt hier kein Problem da, seine Weltanschauung offen kund zu geben und sich „Atheist“ oder sonst etwas zu nennen. Es besteht kein Bedarf für einen neuen Begriff – einen neuen Begriff neben: Säkularist, Atheist, Freidenker, Freigeist, Rationalist, Humanist und vielen weiteren. Es gibt bereits genügend Bezeichnungen aus dieser Ecke des Weltanschauungsbeckens; noch eine ist nicht notwendig. Auch kennt den Begriff in Deutschland praktisch niemand und man muss jedes mal, wenn man sich so bezeichnet, ausführen und dem Anderen erklären, was dieser Begriff eigentlich bezeichnet. Dieser Explanation des Begriffs muss man jedes mal eine Rechtfertigung anschließen. Man muss es jedes mal begründen, warum man sich so nennt, und auf die Einwände gegen den Begriff eingehen. Es ist viel sinnvoller, bereits etablierte Begriffe zu verwenden. Man muss nicht erst erklären, was man damit eigentlich meint, und muss den Begriff auch nicht rechtfertigen. So erspart man sich viel Arbeit Mühe und kann stattedessen seine Zeit für inhaltliche Diskussion aufwenden.
Ursprünglich war diese Wortschöpfung gedacht, um eine neue, positiv besetzte Bezeichnung für Naturalisten zu finden. Aufgrund der arroganten Wirkung des Begriffs der der zahlreichen Nachteile kann das Wort „Bright“ seinen Zweck jedoch nicht erfüllen. Statt einen positiv besetzten Begriff zu bieten, der keine Vorurteile weckt, tut dieser genau das Gegenteil und ruft unnötige Feindschaft hervor. Meiner Erachtens ist es auch gar nicht möglich, diesen Zweck zu erfüllen. Wenn man nämlich für negativ besetzte Wörter neue, schön klingende Wörter einführt, so bekommen diese neuen Wörter nach kurzer Zeit denselben negativen Ruf wie die alten. So wurde vor geraumer Zeit das Wort „Krüppel“ durch den damals positiv besetzten „Invaliden“ ersetzt. Es dauerte nicht lange, ehe dieser dieselbe negative Bedeutung wie das alte Worte hatte und von „Behinderter“ abgelöst wurde. Dem folgte dann „Menschen mit Behinderung“ und letztendlich „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“. Steven Pinker bezeichnete diesen Prozess treffend als Euphemismus-Tretmühle. Es dauert nicht lange, bis die neuen Wörter genauso negativ besetzt sind wie die alten. Man sieht hieran, dass es nicht sinnvoll ist, Vorurteilen durch neue Wörter zu begegnen. Anstatt neue Wörter zu erfinden, die nach kurzer Zeit abgenützt sind und ersetzt werden müssen, sollte man Vorurteilen argumentativ begegnen. Der Begriff „Bright“ war als ein solcher Euphemismus von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er wurde für die USA entworfen, wo er noch einigermaßen Sinn hatte, weil dort die Bezeichnung „Atheist“ negativ besetzt ist. Hier in Deutschland ist das Wort „Atheist“ jedoch nicht negativ besetzt und dieser neue Begriff daher redundant.
Ich denke auch nicht, dass der Begriff Vorteile birgt. Es haben des öfteren Medien über den Begriff berichtet, doch waren die Mediendarstellungen durchgehend falsch. Entweder wurden „die Brights“ mit den Neuen Atheisten gleichgestellt, oder sogar mit der Gesamtheit der Säkularen. Wenn von „Brights Deutschland“ die Rede war, so wurde stets unterstellt, es handele sich hierbei um einen Verein. Dass es sich hierbei um eine Internetpräsenz mit zwei dutzend aktiven Mitgliedern in Deutschland handelt, war wohl keinem der Reporter bewusst – wahrscheinlich hätten sie dann „die Brights“ nie erwähnt. Auch waren die Medienberichte fast immer negativ und die Bezeichnung „Bright“ wurde meistens nur als Aufhänger benutzt, um säkulare Bestrebungen zu desavouieren. Auch wenn durch die Medienberichte nun einige Menschen – 0,x Prozent der Deutschen – die Bezeichnung „Bright“ kennen, so denke ich nicht, dass dies unser Anliegen voran bringt. Da die Berichte meist negativ waren, denken die meisten Menschen nun auch negativ über „die Brights“. Auch erregt man nicht mehr Aufmerksamkeit, wenn man bei einer Veranstaltung irgendwo „Brights“ hinschreibt. Niemand wird sagen: „Oh, das sind die Brights. Das muss ich mir jetzt anschauen.“ Wenn sich der Begriff überhaupt irgendwie auf die Bekanntheit von Projekten auswirkt, dann negativ. Der Begriff wird von den meisten Menschen negativ aufgefasst, weil er ein Angliszismus ist und über eine arrogante Wirkung verfügt. Wenn man ein Projekt unter dem Titel „Brights“ laufen lässt, dann wirkt sich dies auch negativ auf die Aufmerksamkeit unter den Menschen und das Medienecho aus. Es werden sich weniger Menschen das Projekt – sei es nun ein Informationsstand oder ein Stammtisch – anschauen, weil auf der Name auf sie einen kruden Eindruck macht. Die Medien werden Projekte mehr und heftiger kritisieren, weil ihnen der Begriff eine breite Angriffsfläche bietet und der Name bei den Redakteuren negative Assoziationen weckt.
Neben meiner Abneigung gegen den Neologismus „Bright“ kann ich jedoch auch dieser „Bewegung“ nichts abgewinnen. Dies hat verschiedene Ursachen, die ich hier kurz aufführen will. Der bedeutendste Punkt ist, dass hinter dieser „Bewegung“ kein solides inhaltliches Konzept steckt. Die Definition des Wortes besteht aus zwei fast tautologischen Sätzen („Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild. Das Weltbild eines Bright ist frei von übernatürlichen und mystischen Elementen.“) und einer ethischen Aussage („Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild“). Mit den ersten beiden Sätzen ist praktisch nichts gesagt. Auf der englischen Hauptseite, sowie auf der deutschen findet man kaum konkrete inhaltliche Aussagen. Dies finde ich sehr schade. Gerade wenn man für Vernunft und Wissenschaft appeliert, sollte man mehr auf den Inhalt setzen als auf Wortschöpfungen und oberflächliche Aussagen. Den ethische Teil der Definition („Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild“) kann ich nicht recht verstehen. Auf dem naturalistischen Weltbild können weder eine Ethik, noch Handlungen basieren, da dieses über keinen moralischen Gehalt verfügt. Wenn man davon ausgeht, dass dieses Universum rein natürlich ist und über keine absoluten Agenzien verfügt, die Sinn stiften könnten oder Handlungen vorschreiben, dann kann man aus seinem Weltbild keine moralischen Aussagen herleiten. Es ist für das naturalistische Weltbild konstitutiv, dass es keine moralisch-gesellschaftlichen Normen beinhaltet. Gerade deshalb unterscheiden sich die ethischen Ansichten von Naturalisten so sehr. Man findet unter ihnen ethische Ansichten verschiedener Art: Relativismus, Subjektivismus, Deontologien, Utilitarismus.
Über die Ziele der „Brights Bewegung“ heißt es:
„Das Verständnis und die gesellschaftliche Anerkennung des naturalistischen Weltbilds, das frei von übernatürlichen und mystischen Elementen ist, zu fördern.
Die öffentliche Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass Personen mit einem solchen Weltbild wichtige gesellschaftliche Entscheidungen mit positiven Aktionen beeinflussen können.
Die Gesellschaft dazu zu bewegen, dass sie die vollständige und gleichberechtigte Teilhabe solcher Individuen an der Gesellschaft akzeptiert.“
In den USA mag die Lage anders aussehen – in Deutschland ist es jedenfalls nicht nötig, nach der Erfüllung dieser Ziele zu streben. Hier wird niemand verfolgt und jeder kann sich politisch engagieren. Außerdem fehlen mir hier konkrete Aussagen. Man sagt nur, dass die Leute wissen sollen, was Naturalismus ist (ist dies wirklich wichtig?), dass Naturalisten Entscheidungen treffen (das geht mit dem ersten einher), und Naturalisten gleichberechtigt sein sollen (da wir in einer Demokratie leben, ist dies jetzt schon der Fall). Es ist nicht die Rede von konkreten Normen und ethischen Konzepten zu wichtigen Fragen wie Abtreibung, Sterbehilfe und Stammzellenforschung. Die Ziele bestehen nur aus einigen konzeptlosen Aussagen, die keinen gesellschaftlichen Nutzen erfüllen.
Die Prinzipien sind ähnlich leer wie die Definition. Man findet keine klaren Aussagen vor, sondern nur unklares Gerede. Man findet keine klaren weltanschaulichen oder ethischen Aussagen vor, sondern nur Leerformeln und Gerede über diesen wunderschönen neuen Begriff, der das Heil über uns bringen wird und die Gesellschaft revolutionieren.
Es hat gedauert, bis mir das alles bewusst wurde. Und es erstaunt mich auch jetzt noch, wie verblendet ich war, als ich dieses Internetprojekt begann. Hier kann man, denke ich, sehr gut sehen, wie fehlbar wir Menschen sind und wie leicht wir uns irren können.
Das war es soweit von mir. Ich hoffe, hier wurde deutlich, warum ich mich mit dem Begriff nicht länger anfreunden kann und auch von der „Bewegung“ nicht viel halte. Ich will nicht für ein Internetprojekt verantwortlich sein und mich engagieren, mit dessen Namen ich partout nicht auskomme. Aber kann ich es den Benutzern dieses Forums nicht zumuten, das Forum umzubenennen, da einige – so berichten sie zumindest – nur wegen diesem Namen hier schreiben oder geschrieben haben. Daher gebe ich die Administration dieses Forums auf. Zukünftiger Admin wird Thomas sein, im Forum mit dem Benutzernamen „Falk“ unterwegs. Er wird die Administration in den nächsten Tagen übernehmen.
Max
Dieses Thema ist für 60 Tage angepinnt.