Ich wurde auch ein paar mal zum neuen Forum gefragt und dachte, ich schreibe einfach mal öffentlich, was ich davon halte:
Ich denke es gibt eine Reihe von interessanten Diskussionsthemen, und auch Potential (auch gerade mit Leuten wie Nanna und Vollbreit, trotz aller Unterschiede). Ich sah das eigentlich immer eher sportlich, hätte mir aber bisweilen etwas mehr Moderation im Sinne von Themenlenkung und -sortierung gewünscht. Das Ergebnis war nun oft mehr so als würde sich jeder dauernd unterbrechen: irgendwann hat man die Versatzstücke alle gehört, meint zu wissen, was jemand meint, hat aber selten eine kohärente Linie zu Gesicht bekommen, und wenn dann, war der Eindruck schon stark von den Unterbrechungen und Nebenschauplätzen beeinflusst.
Ich habe derzeit kein Interesse (und auch keine Zeit) ein Forum aufzubauen, kann mich aber nach Lust und Laune (und Zeit) beteiligen und ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben. Wenn ein paar mitziehen, wäre ich auch bereit, mal öfter vorbeizuschauen.
Klare VisionEs fängt damit an, dass die Forengründer sich ein klares Bild machen sollten, wie sie sich das Forum im Hochbetrieb vorstellen. Klarheit nicht nur über die Art der Themen, sondern auch über Diskussions- und Moderationsstil. Auch wenn manche dieser Dinge sich nicht einfach bestellen lassen, kann man doch die richtigen Weichen stellen. Je klarer und eindeutiger diese Parameter sind, umso besser. Das heißt aber keineswegs, dass es simpel sein muss. Hier ein paar Anregungen: Ist das Forum im Hochbetrieb gefüllt mit langen, gut durchdachten und belegten Beiträgen? Oder sind es kurze und eher spontane Kommentare? Ist der Ton im Forum eher ernst, gebildet, locker, unterhaltsam, oder eine Kombination dessen? Sind die Themen sehr stark sortiert, oder geht es drunter und drüber? Das hat alles verschiedene Vor- und Nachteile.
Man kann ein Forum auch nach Tonalität sortieren: ernster, methodisch und strukturiert in einem Forum (z.B. Philosophie), aber drunter und drüber in einem anderen. Gibt es ein Rumpel-Forum oder gar einen Thread wo alle reinschreiben, was sie wollen, ist das oft der beliebteste: das kann man sich auch zunutze machen wenn sich Themen dort entwicklen, die dann andere Bereiche des Forums beleben. Man kann aber auch nicht drauf hoffen, dass das wirklich auch passiert. Das ist eine zweischneidige Sache. Es dürfte nicht das Ziel sein, dass die User sich in Fraktionen trennen, die sich gegenseitig Hochnäsigkeit oder mangelndes Niveau vorwerfen.
Soll das Forum vor allem durch die User geregelt werden oder durch Moderatoren? Moderatoren schaffen eine wenn auch unbewusste Erwartungshaltung und es
wird über kurz oder lang Interessenskonflikte geben zwischen Moderation und Diskussion, oder User werden das zumindest denken und den Moderatoren vorhalten. Überlässt man alles den Usern, kann sich das nach einer Zeit selbst regulieren, und es hängt vom Standard der Teilnehmer ab, wie sich alles entwickelt. Das kann sehr fruchtbar sein. Kann aber auch nach hinten losgehen. Umgekehrt sind Diktatoren aber mit klaren Prinzipien auch gut, wie auch glasklare Regeln, weil
transparent. Die Leute wissen, woran sie sind und können sich damit arrangieren.
Wenn man nicht wirklich sattelfest ist, würde ich von zu freien und zu diktatorischen Modellen abraten. Die freie Variante kann man sich trauen, wenn man weiß, was für User man hat. Die diktatorische Variante kann man sich erlauben, wenn man eine starke Persönlichkeit hat, bei der User die Hackordnung anerkennen. Für Anfänger würde ich auf wenige, klare, transparente Regeln setzen und sehr genau darauf achten, dass diese milde aber konsequent durchgesetzt werden. Es sollte eine Regel enthalten sein, wie Moderation und Diskussion interagieren. Zum Beispiel können Moderatoren Themen aufmachen und moderieren (im Sinne von Fernsehmoderator das Gespräch etwas führen), diskutieren dann aber selbst nicht mit. Oder umgekehrt der Moderator ist involviert in die Diskussion, dann kann er nicht zugleich als Moderator auftreten (das muss dann ein anderer übernehmen). Milde bedeutet: es ist besser wenn Moderatoren früh und als freundlicher Hinweis die Erwartungshaltung setzen, als spät und dann wutentbrannt und mit dem Rotstift.
Möchte man einen freundlichen Ton kultivieren, muss man den eben auch vorleben. Einerseits möchte man dass die User sich einbringen und selbst regulieren, aber man muss sehr aufpassen mit sogenannten Foren-Polizisten, die sich entwickeln können (die sich inhaltlich selten beteiligen, aber in jedem Thema vermeindliche Verstöße aufspüren).
PräsentationDie Idee mit der Eule finde ich gut, aber ansonsten ist die Präsentation, allen voran die URL noch wenig zugkräftig:
http://xanderer.lima-city.de/forum/index.php. Leute wollen das Gefühl haben, dass es was dauerhaftes ist, wenn sie Zeit investieren sollen. Für ein Diskussionsforum braucht man keine Ziele, sondern muss nur die Erwartungen setzen und lenken, es sei denn man möchte auf eine Organisation hinarbeiten. Ich finde einen Verein eher noch kontraproduktiv.
Da das Forum aus dem Brights-Forum hier hervorgeht, würde ich die Darstellung (welche ohnehin standard ist) erstmal beibehalten, oben die Eule hin und die Leute fühlen sich gleich zuhause. Als nächstes würde ich einen Willkommens-Thread machen, und diesen hier promoten, statt der allgemeinen Foren-URL. Dann sieht man direkt wer den Sprung auf die andere Seite geschafft hat. Anfänglich würde ich auf die meisten Subforen verzichten. Idealerweise möchte man anfänglich vielleicht 2 aktive Themen haben und man muss dann ein Gespür entwickeln, wann nachgelegt werden muss. Zuviele Themen mit jeweils 2 Kommentaren sind demotivierend, man weiß als neuer Nutzer nicht, wo man reinspringen kann wohingegen zu wenige Themen mit zuvielen Kommentaren auch zuwenig anreiz gibt, sich zu beteiligen. Es muss regelmäßig "neue Chancen" geben aber auch genügend Beteiligung. Außerdem müsst ihr derzeit eure Qualität anheben. Der User "Dis" sollte auf vernünftige Absätze und Lesbarkeit achten, Themen sollten einen Überschrift haben, die Interesse weckt, als auch vermittelt worum es im Artikel geht. Generell sollte die "These", Thema oder Stoßrichtung eines Beitrags sehr früh klar werden. Beim WM-Artikel, den ich einfach zufällig angeklickt habe, weiß ich nach fünf Sätzen noch nicht, worum es geht und habe mein Interesse längst verloren. Möchte man Leute einladen, mitzudiskutieren, muss man kontroverse oder interessante Themen aufbieten, wo auch etwas beizutragen ist. Sonst wissen Leser nicht, was von ihnen gefordert wird. Dabei ist die Schlussthese garnicht so schlecht; damit kann man mehr machen.