Rolli Devise schrieb:
Wobei ich mir hier praktisch selbst widerspreche, da ich ja in einem anderen Beitrag gemeint habe, dass "bright" schon allein sprachlich einen Gegensatz à la "Wir sind die Schlauen (Hellen), und ihr seid die Doofen!" suggeriere.
Nana, das ist vielleicht etwas unintellektuell ausgedrückt. Die Mehrheit dürfte Naturalismus im Sinne des kritischen Rationalismus verstehen, so dass ein einzelner Erkenntnispunkt nur so lange zum Weltbild gehören kann, als er nicht durch einen überzeugenderen oder besser beweisbaren ersetzt werden kann. Eine starre 2000 Jahre alte willkürliche dogmatische Festschreibung von irgendetwas muss natürlich einer solchen Methode bei der Messung an der Realität unterlegen sein:
Insofern kann natürlich jeder ankommen, und eine bessere - oder wenn Du so willst: intelligentere - Methode als den Naturalismus anbieten. Der Naturalismus misst sich insofern an seinen eigenen Grundsätzen.
Es ist insofern das Wissen, dass auf der einen Seite geschaffen wird und auf der anderen Seite das Unwissen, dass geglaubt werden muss, weil es mit der Realität nicht vereinbar ist.
Rolli Devise schrieb:
In diesem Sinne werte ich deren Sicht der Dinge ausdrücklich ab, d.h. ich achte sie nicht und teilweise verachte ich sie sogar!
Warum wertet man die Supernaturalistische Herangehensweise ab, wenn man sie als das bezeichnet, was sie ist? Als Herabwertung kann man das ansich nur verstehen, wenn man den Supernaturalismus vorher unbegründet aufgewertet hat. Als Erkenntnismethode ist der Supernaturalismus eben ungeeignet, der Naturalismus geeignet.
Wenn jemand einen Glauben hat, dann soll er ihn haben können: Die Religionsfreiheit taugt ja auch nur, wenn sie auch von jemandem wahrgenommen wird - sonst wissen wir irgendwann gar nicht mehr, ob es Religionsfreiheit noch gibt. Und Religionsfreiheit gewährleistet immerhin, dass man allen Quatsch und Blödsinn als wahr hinstellen darf - ohne Ansehen des Inhalts. Insofern ist es auch wenig sinnvoll, jemanden mit rationalen Argumenten überzeugen zu wollen, der etwas glaubt.
Meistens sind es aber die Religiösen, die einen Wahrheitsanspruch in die Welt pusten und sich dann wundern, dass sie damit hinfallen.
Das Recht der Religionsfreiheit und Religionsausübung sollte durchaus geachtet werden. Allerdings kann eine religiöse Aussage keine Achtung in der Weise verlangen, dass sie nicht kritisiert, widerlegt und als falsch dargestellt werden darf: Das wäre dann nämlich die Einschränkung der naturalistischen Weltanschauungsfreiheit. Die Religion, die diese Grundsätze selbst nicht achten will, sollte auch nicht unter den Schutz der Religionsfreiheit fallen: Insofern ist unser Grundgesetz möglicherweise sogar noch etwas zu weit ausgestaltet. Parteien, die die Demoktratie bekämpfen, werden auch verboten.
Das heißt nicht, dass die Person, die etwas religiöses sagt, missachtet wird. Wenn eine Person sich allerding quasi mit dem Vorwand ihrer religiösen Gefühle vor Kritik schützen will und sich als „beleidigt“ hinstellt, dann verlangt diese Person eine Bevorzugung ihrer eigenen Werte über das zulässige Maß hinaus: Mit jeder Glaubensbehauptung diffamiert ein Gläubiger schließlich in eben der selben Art und Weise die Weltanschauung eines Naturalisten. Es sollte insofern keine rechtliche Bevorzugung der Religion geben.