Schade, ich lese das jetzt erst…
PoppersFan schrieb:
Diese Ähnlichkeit sollte einem zu denken geben: Vielleicht gibt es wirklich einige Fundamentalgrundsätze, auf die sich alle denkenden Menschen guten Willens im Großen und Ganzen einigen könnten?
So ähnlich finde ich das gar nicht. Aber einiges ähnelt sich wohl, weil wir nun mal einer ähnlichen Kultur entstammen.
PoppersFan schrieb:
… auf moralisch-politischem Gebiet zu nichtssagend und ehrlich gesagt zu trocken: Er kann nicht allein die Probleme lösen, mit denen ich hier ins Forum gekommen bin.
Naja, da stimme ich Dir zu. Es ist aber auch die Frage, was man
erwartet. Die Brights wollen ja auch keine Kirche ersetzen. Möglicherweise denken wir auch zu sehr in christlich-kirchlichen Traditionen: Wir erwarten gewissermaßen, dass eine Gruppe/Organisation im Weltanschaulichen Bereich Aussagen trifft über die Beschaffenheit der Welt und über die Moral und vielleicht noch über den Sinn des Lebens.
Ansich ist diese Erwartungshaltung Unsinn, weil die Dinge nicht zusammen hängen. Wenn man bei Mercedes zum neuen Auto auch die Schuhe geputzt käme, würde man das bei VW möglicherweise irgendwann auch erwarten.
Brights sind Menschen mit einem naturalistischem Weltbild. Das heißt aber nicht, dass das Weltbild ausschließlich aus dem Naturalismus besteht. Es könnten sich ebensogut Menschen mit christlicher Ethik zusammenfinden, unter denen dann durchaus Atheisten sein könnten.
PoppersFan schrieb:
…mich hier auch mit materialistisch motivierten Wertnihilisten in einen Topf werfe,
Oder noch schlimmerem
PoppersFan schrieb:
die den Menschen nur als komplexen Chemiebaukasten verstehen wollen und ethische Fragen naserümpfend in den Bereich der Mystik oder sonstigen Unsinns verweisen.
Zwischen dem Chemiebaukasten und der Ethik erkenne ich keinen Zusammenhang.
Die Ethik in den Bereich der Mystik oder des Unsinns zu verweisen wäre meines Erachtens nicht rational und würde auch einem gewissen Unverständnis beruhen. Für den Naturalismus braucht man ein gehöriges Maß an Rationalität, so dass mich eine solche Haltung hier eher überraschen würde. Ohne es verallgemeinern zu wollen, aber viele hier sind wohl Humanisten.
Um meinen Standpunkt etwas zu verdeutlichen dieses Zitat von Dir …
"Der Mensch kann im Sinne des Naturalismus erkennen, dass er ein Tier ist, ein Menschenaffe, aber er kann sich in einem Akt subjektiver Wertung und Verzerrung der Realität anders beurteilen und gefühlt anders verstehen. Er kann den freien Willen als solchen behandeln, weil er ihn so empfindet, unabhängig von naturalistischer Erkenntnis.
Insofern besteht eine Kluft zwischen der naturalistischen Realität und der gefühlten und subjektiv hochgehaltenen Realität, die keine Realität ist. Letztere wird von Religiösen gern als Glaubenswahrheit bezeichnet und dehnt sich bei diesen teilweise auch über die tatsächliche Erkenntnis der Realität hinaus aus."
Uii, von mir? Hört sich gut an!
PoppersFan schrieb:
Meine Antwort: Die naturalistische Realitätsannahme ist eine (metaphysische) Prämisse, ein methodologischer Grundsatz - der Glaube an eine objektiv existierende Wirklichkeit außerhalb unserer subjektiven inneren Wahrnehmungswelt. Wo entsteht aber diese Prämisse, wo wird sie geprüft und für gut befunden? In der Innenwelt, daher der "hypothetische" Realismus. Diese unmittelbar erlebte Innenwelt ist, im Gegensatz zu deiner Aussage, die wahre Realität! Alles andere sind Konstruktionen zum Zweck der Welterklärung und -bewältigung.
Ney, es ging ansich um etwas ganz anderes.
Die "Innenwelt" ist nur das Abbild der Realität, das als real Empfungende: Es wird ununterbrochen abgeglichen mit den Wahrnehmungen von der Außenwelt und daran angepasst. Wenn es der Ausgangspunkt wäre, würde keine Anpassung stattfinden. Andersherum funktioniert es nicht, es ist nicht logisch.
Wenn es nicht um den Ausgangspunkt geht, sondern um die reine Begrifflichkeit „Realität“, dann wäre es allerdings eine Diskussion um Begriffe, um Namen, also um nichts. Von mir aus kann man Realität a als x und b als y zu bezeichnen, darüber kann man sich nicht streiten.