Der Autor hat geschrieben: Dazu gehört auch ein Werterelativismus, laut der eine Kultur, die ihre Frauen steinigt, genau so Recht hat wie eine zivilisierte Kultur.
Servus,
da muß ich nachhaken. Der Werterelativismus behauptet IMO nicht, dass der Frauensteiniger recht hat. Es ist viel einfacher: Werte lassen sich nicht (ohne Rückgriff auf Religion, Axiome oder Ähnlichem) begründen. Gut und Böse ist ein Fiktion des Menschen. Im Tierreich gibt es kein gut und böse. Die Spinne, die ihren Begatter frisst, ist nicht böse. Der Frauensteiniger ist nicht böse per se. Er wird es erst, weil viele Menschen das für böse halten.
Deshalb brauchen ja soviele Leute eine Religion, weil sie es sich selbst nicht zutrauen, für sich gültige Werte zu setzen. Und, das ist leider oft der zweite Schritt, dann propagieren diese Religiösen, dass sich alle an ihre Werte halten müssen, weil das die "wahren" Werte sind. Der Frauensteiniger meint, du müsstest auch ... Der Europäer meint, die Amazonninen müssen die Brust bedecken; ... der Katholik meint, keine Frau dürfe über die Schwangerschaft bestimmen usw.
Da es realiter weder gut noch böse oder irgendwelche Werte gibt, müssen sie (wenn man sie will) von den jeweiligen Menschen festgelegt werden. Ich denke, es ist mit den ethischen Werten sogar noch krasser als mit den Geschmacksurteilen. Aber auch da kann man niemanden einreden, Zitroneneis sei Spitze, wenn's demjenigen halt nicht schmeckt. Oder bei den ästhetischen Urteilen: der ein findet Techno-Mix super und wendet sich bei Oper vor Magenschmerzen. Der andere findet die Callas super und würde nie in eine Disko gehen. Alle Urteile in diesen Bereichen sind relativ zum Urteilenden.