von Falk » So 14. Okt 2007, 12:17
Ich nutze den Thread einmal, den Zurück-, pardon, Zuhausegebliebenen eine Zusammenfassung aufzutischen. Das Wochenende war ziemlich anstrengend - für einen Studenten, der Ferien hat...
Am Freitag sind wir in Mainz los, glücklich, daß die S-Bahnen trotz Streik fuhren. Zwar mit 15-minütiger Verspätung, aber immerhin. Neben mir saßen noch drei weitere Mainzer Laizisten, u.a. jagy, den ihr vielleicht aus dem FGH kennt. In FFM war es dann erschreckend verwirrend, einen passenden Bus zu finden, was aber dank der U-Bahn stark abgekürzt werden kann. Haltestelle Bockenheimer Warte kamen wir die Treppe hoch, gespannt, ob wir das Cafe Juridicum finden würden - war dann aber unspannend, da das Cafe direkt am U-Bahn-Ausgang liegt.
Im Cafe hofften wir, auf Daniel (Kival) und Matthias (the jug of milk) zu treffen, die wir von den Laizisten her schon kennen. Zwar waren die noch nicht da, aber der richtige Tisch fand sich trotzdem schnell: Andreas, Max, Peter und Volker (also Besserwisser) sehen ihren Photos ziemlich ähnlich. Die restlichen Laizisten trafen schließlich auch ein, und so war die Runde recht groß.
Da wir aber reichlich spät angekommen waren, hatten wir nicht mehr viel vom Cafe - es ging bald in Richtung Aula, um nur ja nichts zu verpassen. Einen anstrengenden Fußweg von fast zwei Minuten später standen wir am Ziel, und zumindest ich fragte mich, ob wir nicht noch 'ne Stunde hätten sitzen bleiben können. Vor der Aula gab es aber auch Verpflegung - und zwar genug...
Da fast alle Beiräte der GBS anwesend waren, liefen ständig enorm bekannte Personen durch die Gegend, die ich fast alle nicht kannte. Daniel, Matthias und Martin (noch ein Laizist) schienen aber mit allen persönlich bekannt, und klärten mich auf. Selbst erkannte ich nur zwei: Hans Albert, dessen Anwesenheit ich nutzte, um mir "Das Elend der Theologie" signieren zu lassen, und den Mainzer Professor Thomas Metzinger, der, wie mir schien, als Letzter kam und als Erster ging - vielleicht mag er keine Schnittchen.
Max führte sich derweil äußerst offensiv in die Welt der gestandenen Naturalisten ein. Die träumen bestimmt noch alle von ihm.
Die größte Enttäuschung war die Abwesenheit Janoschs - er hätte gekommen sein sollen, wenn ich das richtig verstand, kam aber nicht. Schade.
Die eigentliche Verleihung verfolgten wir mangels Sitzplatzreservierung nebenan auf einer Leinwand. Dafür wurden wir dort mit Getränken bekellnert - auch gut.
Carsten Frerk gab den Moderator - sehr sympathisch und über ein äußerst verschmitztes Lächeln verfügend. Später stellte ihm Martin uns Laizisten noch als Septumvirat vor, um das Vorurteil zu widerlegen, es gäbe nur die drei, die immer da sind. Gestern fiel mir noch ein, daß der Begriff den Umstand mißachtete, daß wir zwei Damen dabei hatten - womit die Frauenquote bei den Laizisten übrigens signifikant höher ist als bei den Brights...
Frerk erwähnte in seiner Begrüßung dann auch die deutschen Brights und die Laizisten - beide zum Schluß, was, wie er uns versicherte, eine besondere Ehre sei.
Dawkinsens Rede, um gleich zur Sache zu kommen, war, nunja, eine Dawkins-Rede. Selbst die Witze (Templeton-Preis...) wiederholen sich irgendwann. Das einzig Neue war sein Bekunden, er freue sich über die Ehre, von Deschner und Bruno geehrt zu werden, was mich aber irgendwie auch nicht übermäßig zu überraschen vermochte.
Zu Schmidt-Salomons Preis-begründendem Vortrag läßt sich dasselbe sagen - wenngleich er mE sehr präzise und sehr treffend formulierte.
Deschner selbst hub zu einer langen Rede an, die alle Themen berührte, die sich mit dem Anlaß verbinden oder nicht verbinden ließen. Interessant aber, daß er mit sonst reichlich vorhandenem Lob geizte, und stattdessen einige Spitzfindigkeiten vom Stapel ließ. Er erinnerte mich dabei an Janosch, der ebenso gehässig und schrullig spricht und zu sein scheint. Ich mag das.
Wuketits schließlich, den ich vor einiger Zeit einmal in Mainz im Studium Generale gehört habe - meine erste nähere Beschäftigung mit der Evolutionstheorie -, wußte durch seinen Wiener Dialekt zu begeistern, der mE das deutschsprachige Äquivalent zum Dawkinsschen Oxford-Englisch ist. Wuketits sprach direkt vor letztgenanntem, was den zweiten Teil der Verleihung sehr gelehrt wirken ließ. Er stellte kurz die Bücher Dawkins vor, und lobte diese und den Autor umfassend.
Am Ende mußte der arme Dawkins minutenlang lächelnd in der Gegend herumstehen, um den Photographen Zeit zu gewähren. Wenn ich mir vorstelle, daß der Mann das wohl ständig machen muß... Selbstverständlich mußte er dann auch noch in der Gegend herumsitzen, um seine Bücher zu signieren, was ich ausnutzte.
Wir standen dann noch eine Weile vor dem Saal, bis alle aufbruchbereit waren, während Max noch immer auf Wichtige-Leute-Kennenlern-Tour war.
Die Verleihung war ein Erlebnis, wegen der Leute, der bekannten GBS'ler wie auch der hiesigen Forenmitglieder. Inhaltlich gab die Veranstaltung aber nichts her. Sollte sie wohl auch nicht. Ich muß jedenfalls keine Preise mehr verleihen gesehen bekommen.
In einem Mainzer Irish Pub wollte jagy uns zu später Stunde noch mit Hilfe einiger beeindruckender Kartentricks dazu bewegen, zuzugeben, daß der Naturalistenauflauf doch Unrecht hatte. Ich weiß zwar nicht, wie er seine Zaubertricks hinbekommen hat, aber ich glaube ihm trotzdem nicht. :D
Am nächsten Tag, nach dem Ausschlafen, ging es für mich wieder nach FFM, und zwar zuerst an die Konstabler, wo Besserwissers Rhein-Mainer den ersten deutschen Brights-Stand aufgebaut hatten. Der war äußerst gelungen, mit vielen Zitaten, Sprüchen und Karikaturen als Aufmacher und reichlich Info-Material (Brights, IBKA, GWUP, GBS, usw.) als Hauptgericht.
Als ich ankam, standen gerade zwei mormonische Anzugträger am Stand. Als Student trifft man die ja häufig, im Wohnheim oder auf dem Campus, und es erstaunt mich immer wieder, wie aufgeschlossen die Kerlchen doch sind - so missioniert es sich heuer wohl besser als mit Feuer und Schwert. Wir traten trotzdem nicht über.
Für einige Zeit habe ich dann noch mitgeholfen, Flyer zu verteilen und Passanten über die Brights aufzuklären - in wenigen kurzen Gesprächen konnte ich doch raushören, daß es viel Wachstumspotential für uns gibt. Die meisten Leute waren freilich skeptisch, hielten uns wohl für irgendeine Sekte oder militante Atheisten - das übliche halt. Radikalität im Auftreten (so hatte man z.B. das "Imagine no Religion"-Bild aufgehangen) generiert zwar Interesse, ist aber auch Quelle gröberer Mißverständnisse.
Mein Gesamteindruck war sehr positiv - gut, daß Besserwisser und die anderen das gemacht haben - definitiv etwas, was man hier wie an anderen Stellen wiederholen könnte und sollte!
Für mich ging es hernach noch auf die Buchmesse, die mir aber viel zu voll und groß war. Irgendwie unergiebig. Zufällig stolperte ich gerade am Spiegel-Stand vorbei, als dort eine bekannte Stimme in bestem Englisch über Kirchen parlierte. Zu Gesicht bekommen habe ich Dawkins aber nicht, war die Menschentraube doch für die beengten Verhältnisse recht groß. Ich blieb kurz stehen, als aber ein Fragesteller aus dem Publikum einen mehrminütigen (anti-religiösen) Monolog darbot, ging ich wieder. Und bald danach auch von der Messe gen Mainz, wo es beschaulicher ist als in dem Messetrubel Frankfurts.