Wanderweg der Aufklärung

Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon PW_ » So 19. Jul 2009, 22:25

stine hat geschrieben:Aber gerade die Heiligen soll es doch wirklich gegeben haben. Franz von Assisi zB oder Elisabeth von Thüringen waren reale Persönlichkeiten in einer realen Welt. Sie konnten doch zu Lebzeiten gar nicht wissen, dass sie mal heilig gesprochen werden. Sie haben nur vorbildlich gelebt und hatten immer für Mensch oder Tier etwas übrig.
:segen:


Franz von Assie und die Heilige Elisabeth waren wohl beide höchst gläubige Menschen, deren Handeln und Leben extrem eng mit ihrem Glauben verwebt war. Und ich meine, zumindest was die hl. Elisabeth betrifft, dass ihr Handeln auch wirklich religös motiviert war. Schon so nach dem Motto: Wenn ich jetzt so und so lebe (bzw. in ihrem Fall: leide...), dann habe ich es im Jenseits besser bzw. komme nicht in die Hölle.

Ich muss sagen, meine Bewunderung für die heilige Elisabeth hält sich irgendwie auch in Grenzen. Du schreibst, sie hatte für Mensch oder Tier immer was übrig. Mein Eindruck ist eher, dass sie für sich selbst zu wenig übrig hatte. Jedenfalls, was ihr weltliches Dasein betrifft. Aber das war ja auch nur eine Übergangsphase, vielleicht eine Art Prüfung Gottes oder so für sie?

Aber nochweniger habe ich für ihren Ziehvater übrig... War bestimmt offiziell auch ein religöser Mensch... Und hat gegen ihren Willen diese Prunkkirche mit ihrem Namen gebaut - für viel Geld. Und war es nicht auch er, der für ihre schnelle Heiligsprechung gesorgt hat? Aber der sie auch verprügeln wollte, weil sie auf der Wartburg versucht hat, Brot zu den Armen zu bringen, dass sich dann in Rosen verwandelt haben soll?

Vielleicht gibt es auch irgendwelche plausiblen naturwissenschaftlichen Erklärungen heute zu den Wundern der Heiligen oder Wundern, die Jesus vollbracht haben soll, damals.


Nanna hat geschrieben::skeptisch: Wieso sollte sich ein Wanderweg der Aufklärung mit Heiligen beschäftigen

Ich denke auf jeden Fall, das Leben der heiligen Elisabeth, der Kirche, ihres Hospitals und ihrer Heilig-Sprechung liese sich gut an der Elisabethkirche und den Ausgrabungen dort darstellen. Und das wäre - meiner Ansicht nach - schon deutlich religionskritisch.
Ich habe mich nicht so viel näher damit beschäftigt. Und bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass ihre Heiligsprechung und der Kirchbau ein rein machtpolitisch motivierter Akt war damals. auch eine Form der Aufklärung, oder nicht?

Von der Elisebethkirche aus ist es übrigens nur ein Katzensprung bis zum sehr schön plastisch und blindengerecht gestalteten Planenten-Lehrpfad.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Nanna » So 19. Jul 2009, 22:49

So schön abschreckend das Beispiel sein mag, ich denke, dass uns das nur als Negativpropaganda und Stürzen auf Extrembeispiele, die nicht den (angeblich) harmlosen Mainstreamglauben wiedergeben, ausgelegt wird. Vielleicht wäre Wanderweg des Naturalismus auch ein treffenderer Ausdruck, aber die Namensgebung ist wohl erstmal zweitrangig.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon stine » Mo 20. Jul 2009, 07:11

folgsam hat geschrieben:Eine besonders vorbildliche war zum Beispiel die Hl. Katharina von Genua
Von ihr wird berichtet, dass sie ...
Was die Heiligen im einzelnen zu Lebzeiten gemacht haben weiß ich nicht und wenn sie so lebten, wie das beschriebene Beispiel, was ich übrigens anzweifle, dann möchte ich es auch gar nicht so genau wissen. Meine Aussage war nur, dass diese Menschen real gelebt haben, also keine Erfindung der Kirche waren.
Wahrscheinlich ist die Heiligenanbeterei sogar nur aus diesem Grund entstanden, weil man da reale Beispiele hatte.

Aber klar, zur Aufklärung im Sinne des Naturalismus gehört das nicht, höchstens zur Darstellung, wie mancher Mensch im Glauben auf Höheres sein Leben gelebt hat.

LG stine
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Zeitbürger » Mo 20. Jul 2009, 08:57

Mir gefällt Nannas Idee mit der Etappenwanderung. Und Kuro Sawai, der Bedenken wegen seiner verfügbaren Zeit hat, kommt es vielleicht entgegen, wenn wir daraus bei Bedarf eine Staffelwanderung machen, bei der Leute mit weniger Zeit nur einen Tag beansprucht sind und dann den "Staffelstab" an die nächsten weiterreichen. Um da überhaupt erst mal was in Gang zu bringen, könnte als "Staffelstab" ein Notizbuch dienen, in das der aktuelle Hüter die aktuellen Ortsdaten und evtl. ein paar Notizen über die erlebten Begebenheiten einträgt.
Ich werde mal bei Jokers ein "Blankobuch Notabene blau A5" bestellen.
Wenn dann mal einige Leute "hier" gerufen haben, kann man das Buch per Pedes oder per Rad von einem Rufer zum nächsten tragen. Wenn es dann mal voll ist, wird es am erreichten Zielort deponiert, und das nächste angefangen usw.
Dabei haben wir keinerlei zeitliche Beschränkung. Wenn es mal ein paar Tage liegt, dann liegt es eben, bis sich wieder mal eine Gelegenheit zum Weitergeben ergibt.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon folgsam » Mo 20. Jul 2009, 09:27

stine hat geschrieben:Was die Heiligen im einzelnen zu Lebzeiten gemacht haben weiß ich nicht und wenn sie so lebten, wie das beschriebene Beispiel, was ich übrigens anzweifle, dann möchte ich es auch gar nicht so genau wissen. Meine Aussage war nur, dass diese Menschen real gelebt haben, also keine Erfindung der Kirche waren.


Aus welchem Grund zweifelst du diese abartigen 'Bußpraktiken' ab? Weil sie das Zeichen eines ganz offensichtlich stark verwirrten Geistes sind und nicht so recht in das Bild des "vorbildlich lebenden, immer etwas für Mensch oder Tier übrig" habenden Menschen passen?

Ach, ist ja auch egal was ein vermeintlich Heiliger so wirklich getrieben hat, solange da bloß irgendein armer Wurm tatsächlich existierte, dem man im Nachhinein lächerliche Wunderdinge unterschieben kann.

In der Folgezeit unterzog sich Katharina strengen Bußübungen. Sie trug ein rauhes Bußhemd, aß kein Fleisch oder andere schmackhaften Speisen mehr und befasste sich mit Ekel erregenden Dingen, um sich selbst zu überwinden. Wegen dieses Verhaltens hielt man sie in ihrer Umgebung für einen Menschen, der offenbar teilweise seinen Verstand verloren hatte.
http://1fb3www.helloarticle.com/de/heil ... n-r359.htm

Teilweise? :santagrin:
Anstatt die arme Frau davon abzuhalten, Unrat in sich hineinzustopfen, hat man sie posthum verklärt und ein leuchtendes Beispiel daraus gemacht.

Großartig.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Zeitbürger » Mo 20. Jul 2009, 09:41

folgsam hat geschrieben:... diese abartigen 'Bußpraktiken'...

Wie wäre es, wenn die Interessierten dafür einen extra Thread "abartige Bußpraktiken" aufmachen?

Ansonsten nochmal zum Thema "Wanderweg": gibt es hier auf den brights-Seiten eine Möglichkeit, eine website-artige Pflege eines Wanderwegprojekts zu machen?
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Julia » Mo 20. Jul 2009, 09:46

Mir fällt gerade auf, dass ich keinen einzigen Ort in meiner Heimatstadt benennen könnte, den ich mit der Aufklärung in Verbindung bringen würde, aber ich bin auch ungebildet.
Hm, Kepler ist hier gestorben und ich glaube ich war mal in einem Keplerhaus, aber der war ja Theologe... ;)
Aber falls es hier jemandem anders geht, könnte man ja auch einfach mal sammeln, mit ein paar Vorbildern fällt es vielleicht auch anderen leichter etwas zu finden und das kann auch für die Organisatoren interessant werden die eigene Heimat unter diesem Aspekt neu zu entdecken.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Zeitbürger » Mo 20. Jul 2009, 10:09

Julia hat geschrieben:Mir fällt gerade auf, dass ich keinen einzigen Ort in meiner Heimatstadt benennen könnte, den ich mit der Aufklärung in Verbindung bringen würde, aber ich bin auch ungebildet.
Hm, Kepler ist hier gestorben und ich glaube ich war mal in einem Keplerhaus, aber der war ja Theologe... ;)
Aber falls es hier jemandem anders geht, könnte man ja auch einfach mal sammeln, mit ein paar Vorbildern fällt es vielleicht auch anderen leichter etwas zu finden und das kann auch für die Organisatoren interessant werden die eigene Heimat unter diesem Aspekt neu zu entdecken.

Aufklärung ist in vielen kleinen Schritten passiert, und die Entdeckung der Gesetze, nach denen sich die Planeten bewegen, war schon ein sehr großer Schritt im Sinne der Aufklärung. Ich zitiere mal aus der Wikipedia über Kepler:

Das heliozentrische Weltbild als eine physikalische Tatsache zu sehen stieß nicht nur bei der katholischen Kirche, sondern auch bei Keplers protestantischen Vorgesetzten auf erbitterten Widerstand. Denn auf beiden Seiten galten die Lehren von Aristoteles und Ptolemäus als unantastbar.

Er musste sich also gegen den erbitterten Widerstand gestriger Ansichten durchsetzen - das müssen wir heute auch, und dafür sind Beispiele aus der Vorgeschichte immer hilfreich.

Ansonsten: Könnte man mal versuchen, in Heimatmuseen oder bei Ortschronikern nach Geschichten zu fragen, wie sich Leute gegen religiöse Bevormundung wehren mussten?
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Nanna » Mo 20. Jul 2009, 10:52

Auf wessen Mithilfe können wir denn eigentlich zählen? Zeitbürger, klar, Julia, wie sieht es bei dir aus?

Ich denke, ein Wiki aufzusetzen, wäre das sinnvollste, dort könnte man dann erstmal Stoffsammlung betreiben und es würden nicht dauernd Leute wegen irgendwelcher Heiligen dazwischenquatschen. *SCNR* :mg:

Wir sollten am besten erstmal alle wichtigen deutschen Aufklärer und Orte, an denen sie gewirkt haben, zusammentragen, um einen Torso zu bekommen, dann sehen wir schon, wo wir ungefähr langgehen können und wo Lücken zu füllen sind.

Hier in Erlangen hat beispielsweise Feuerbach eine Weile lang an der Universität gelehrt und der Erlanger Konstruktivismus, der hier entwickelt wurde, steht in seiner Ausrichtung auch ziemlich in der Tradition aufklärerischen Wissenschaftsverständnisses. Man findet bestimmt in allen größeren Städten etwas zum Thema, aber einiges an Recherchearbeit und Anfragen bei lokalen Unis und Archiven wird uns nicht erspart bleiben, es kommt also Arbeit auf uns zu. Außerhalb von Siedlungen kann man dann ja mehr auf den Aspekt der Naturerfahrung und Vermittlung biologischen Wissens eingehen, insofern fände ich einen biologisch oder naturkundlich erfahrenen Menschen im Team ganz sinnvoll.

Das Notizbuch ist eine tolle Idee, allerdings sollten wir brauchen wir natürlich erstmal eine Route. In einer Woche fangen die Semesterferien an, dann hab ich auch mal ein bisschen Zeit, mich da reinzuarbeiten.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Zeitbürger » Mo 20. Jul 2009, 11:32

Nanna hat geschrieben:Ich denke, ein Wiki aufzusetzen, wäre das sinnvollste, dort könnte man dann erstmal Stoffsammlung betreiben und es würden nicht dauernd Leute wegen irgendwelcher Heiligen dazwischenquatschen. *SCNR* :mg:

Bis sich ein besseres Wiki findet, habe ich schnell erst mal dies gemacht: http://sites.google.com/site/wirwandern
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Julia » Mo 20. Jul 2009, 11:38

Ich würde schon gerne mithelfen, weiß aber nicht wozu ich zu gebrauchen bin und muss nebenbei auch noch meine Diplomvorprüfung bestehen ("Semesterferien, was ist das?" :buch: ). Aber vielleicht finde ich ja irgendwo eine Nische oder entdecke ein ungeahntes Talent. ;)
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Nanna » Mo 20. Jul 2009, 11:48

Mach dir keinen Stress, ich werd die Ferien auch primär mit Arbeiten und Arabisch lernen verbringen. ;-)

Der Weg wird nicht gar so schnell fertig werden und die Staffelwanderung daher vielleicht auch gar nicht mehr in diesem Jahr möglich sein, sondern erst im nächsten Frühjahr. Kannst ja auch später etwas mehr einsteigen.

Man könnte sich das zeitlich folgendermaßen überlegen:

1. Recherche und Route festlegen
2. Staffelwanderung durchführen
3. Anhand der Buchaufzeichnungen nochmal die Route verbessern
4. Einen offiziellen Führer schreiben, PR betrieben, je nach finanziellen Möglichkeiten und Genehmigung auch Plaketten am Weg entlang anbringen, so dass der Weg dann regelmäßig von allen möglichen Menschen genutzt werden kann. Man muss ihn ja nicht komplett beschreiten, Tageswanderungen zu einem Abschnitt in der Nähe werden wohl die häufigst gewählte Form sein.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon PW_ » Mo 20. Jul 2009, 23:14

stine hat geschrieben:Aber klar, zur Aufklärung im Sinne des Naturalismus gehört das nicht, höchstens zur Darstellung, wie mancher Mensch im Glauben auf Höheres sein Leben gelebt hat.


Neeee, klar ich finde zum einen die Heilige Elisabeth für heutige Verhältnisse echt wenig vorbildlich. Aber das wäre nicht die wichtigste Religionskritik daran - sondern wie und weshalb manche Menschen so heilig gesprochen werden.

Und: Wäre es nicht interessant, so manchen Wunder (die jemand ja getan haben muss, um heilig gesprochen zu werden) mal auf naturalistische Art erklärt zu bekommen? Bei der heiligen Elisabeth wäre es dann wohl das Rosen-Wunder...
Auch mögliche naturwissenschaftlcihe Erklärungen, über die Wunder z.B. im neuen Testament?

Auch wenn man mir persönlich manche Dinge sicher nicht naturwissenschaftlich so plausibel erklären kann, dass ich daran eher glauben würde, als an die religöse Auslegung... (Is klar, oder :2thumbs: )

@Nanna:
Heiligenverehrung und Heilig-Sprechung ist kein Extrem. Sondern ganz normaler Mainstream-Katholizismus.
Aber ich würde das eher unter dem Aspekt wirklich der Aufklärung über die Realität sehen. Mit Religionskritik, die sich nahezu nebenbei und ganz von selbst aus der Sachlage ergibt. Bezogen mal auf einen speziellen Aspekt einer bestimmten Konfession.

Und einfach interesse halber. Religion und Religionsgeschichte haben halt auch historisch, literarisch, philosophisch, etc. echt sehr viele Aspekte, die ich einfach nur interessant und äusserst spannend finde. Die weltliche und reale Geschichte der Heiligen, von Jesus Christus und anderen wichtigen Bibel-Figuren gehören auf jeden Fall dazu. Natürlich auch Buddha als historische Person, die Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte bekannter Myten oder okkulter Praktiken...
All das hat mit Religion zu tun - und ist seit Jahrtausenden oder schon immer ein wichtiger Teil und realer Teil menschlichen Lebens - und gehört deshalb meiner Ansicht nach sehr wohl zum Naturalismus. Auch dann, wenn bisher die negativen Aspekte lieber nicht so hervorgehoben werden. Z.B. Luthers Hass auf Juden (wie Jesus z.B. :erschreckt: ) war mir auch bis vor kurzem nicht bekannt. Irgendwann gab es auch mal einen Artikel in der Zeit, wie sehr Luther angeblich den Status seiner Familie verlogen oder verschleiert hat...
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon PW_ » Mo 20. Jul 2009, 23:34

Anstatt die arme Frau davon abzuhalten, Unrat in sich hineinzustopfen, hat man sie posthum verklärt und ein leuchtendes Beispiel daraus gemacht


So ähnlich sehe ich die heilige Elisabeth leider auch. Deren Tod im Alter von 24 Jahren war durch 2 Dinge verursacht: Ihren sie dauernd brutal verbrügelnden und misshandelnden Vormund - wogegen sie sich auch nicht wehren wollte - und andere kranke und Sterbende bis zur totalen Selbstaufopferung und darüber hinaus zu pflegen.

Und wenn ich mich da noch richtig erinnere - war es ganau dieses Arsch von Vormund, der nach ihrem Tod dafür sorgte, dass sie ganz schnell heilig gesprochen wurde und ganz viel Geld für diese Prunkkirche ausgegeben wurde - was sie selbst wahrscheinlich gern um jeden Preis vermieden hätte. Dafür weiss ich nicht, was aus dem, was ihr wirklich am Herzen lag, ihrem Hospital, geworden ist. Ich glaube, im Gegensatz zu dieser Kirche, die als Wahrzeichen von Marburg immer noch steht, hat es nicht mehr lang existiert.

Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass ihr Vormund (oder wer auch immer für die Heiligsprechung verantwortlich war) sie zu Lebzeiten, in dem wofür sie letztlich heilig gesprochen wurde (eben ihr aufopferungsvolles Kümmern um Arme und Kranke), auch nur im Geringsten unterstützt hat. Ganz im Gegenteil...
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Selachoideus » Di 21. Jul 2009, 00:05

Zeitbürger hat geschrieben:Beim Grübeln über Möglichkeiten, mittels "Action" mehr Zulauf, Aufmerksamkeit, Verbreitung für aufklärerische Ideen zu erreichen, lande ich bei der Überlegung, ob es nicht funktionieren könnte, eine Art Bildungs-Wanderweg durch ganz Deutschland zu machen.


Die meisten Aufklärer waren keine Naturalisten. Schon gar nicht Christian Thomasius und Christian von Wolff aus Leipzig http://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChaufkl%C3%A4rung
Wolff schrieb noch, Gott ist der Autor des moralischen Gesetzes.

Aufklärung heißt nach Kant nur selber denken. Kant ist dann beim selber denken auf den Gedanken gekommen, daß irgendwo Gott rumflattern muß, damit Menschen moralisch sein können.

Atheistische Aufklärer Holbach, LaMettrie, Sade waren bei ihren theistischen und deistischen Kollogen total unbeliebt.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Selachoideus » Di 21. Jul 2009, 00:08

Nanna hat geschrieben:
Zeitbürger hat geschrieben:Erst unsere Umwelt erleben, in der die Wege auch schon von unseren Vorfahren gegangen worden sind, und dann erfahren, mit wieviel Hartnäckigkeit sie sich gegen widrige Verhältnisse zu wehren wussten. Die haben einfach so viel Anerkennung verdient, dass man auf die Weise noch mal an sie denkt, und ich denke, sie haben uns wirklich viel zu sagen, was nicht klanglos untergehen sollte.


Was haltet ihr von der Idee, in einem entsprechenden Führer auch andere für den Naturalismus wichtige Dinge, wie z.B. die Evolution anzusprechen? Man könnte die Prinzipien von Selektion, biologischem Gleichgewicht usw. sicherlich sehr gut anhand lokaler Tierpopulationen erklären, die sich dann idealerweise auf dem Weg noch beobachten lassen, Störche beim Fröschjagen in einem Sumpfgebiet beispielsweise.


Mach halt naturalistische Sommer-Camps für Kids und Jugendliche als Alternative zum CVJM.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Selachoideus » Di 21. Jul 2009, 00:11

folgsam hat geschrieben:Ja genau!

Eine besonders vorbildliche war zum Beispiel die Hl. Katharina von Genua

http://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_von_Genua

Von ihr wird berichtet, dass sie sich selbst kasteite, um Gott näher zu sein. In ihrer Autobiographie beschreibt sie voller Begeisterung, wie sie den Auswurf eines Kranken aufleckte, zeitweise nur Waschwasser trank und verschimmeltes Brot sowie faules Obst aß und welches Glück sie empfand, als sie die Fäkalien eines an Durchfall erkrankten Mannes aß.



Mahlzeit.


Die war halt irre:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pica-Syndrom

Da gilt man dann als heilig und vorbildlich, wenn man im Mittelalter psychisch gestört war statt heute.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon PW_ » Di 21. Jul 2009, 01:13

Selachoideus hat geschrieben:Aufklärung heißt nach Kant nur selber denken. Kant ist dann beim selber denken auf den Gedanken gekommen, daß irgendwo Gott rumflattern muß, damit Menschen moralisch sein können.


Nicht, damit der Mensch überhaupt moralisch sein könne.
Aber lt. Kant muss bedarf der menschliche Verstand wegen seiner Winzigkeit und Begrenztheit Kontrolle und Hilfe von etwas, dass Weiser und Größer, möglichst allumfastend ist - Gott.
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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon stine » Di 21. Jul 2009, 07:53

Sollte ein Wanderweg der "AUFKLÄRUNG" nicht sogar einige religiös überlieferte Inhalte konkret beleuchten? Was hieße denn sonst Aufklären?
Beobachten, wie die Störche Frösche fangen oder ein Naturmuseuum besuchen ist ja ganz nett, aber das wäre ein Wanderweg der naturalistischen Weltsicht. Aufklärung dagegen bedeutet auch aufzuzeigen, was von überlieferten Aussagen wirklich zu halten ist.
PW_ hat geschrieben:Und wenn ich mich da noch richtig erinnere - war es ganau dieses Arsch von Vormund, der nach ihrem Tod dafür sorgte, dass sie ganz schnell heilig gesprochen wurde und ganz viel Geld für diese Prunkkirche ausgegeben wurde - was sie selbst wahrscheinlich gern um jeden Preis vermieden hätte. Dafür weiss ich nicht, was aus dem, was ihr wirklich am Herzen lag, ihrem Hospital, geworden ist. Ich glaube, im Gegensatz zu dieser Kirche, die als Wahrzeichen von Marburg immer noch steht, hat es nicht mehr lang existiert.
An dieser Kirche würde ich vorbeiziehen und die Hintergründe genau klären, warum jemand "heilig" gesprochen wurde den man zu Lebzeiten misshandelt hat. Was steckt hinter diesem Kirchenbau? Wer wollte das? Was hats gekostet? Wieviel Leid muss jemand ertragen, um als "heilig" zu gelten?

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Re: Wanderweg der Aufklärung

Beitragvon Zeitbürger » Di 21. Jul 2009, 08:20

Selachoideus hat geschrieben:
Zeitbürger hat geschrieben:Beim Grübeln über Möglichkeiten, mittels "Action" mehr Zulauf, Aufmerksamkeit, Verbreitung für aufklärerische Ideen zu erreichen, lande ich bei der Überlegung, ob es nicht funktionieren könnte, eine Art Bildungs-Wanderweg durch ganz Deutschland zu machen.


Die meisten Aufklärer waren keine Naturalisten. Schon gar nicht Christian Thomasius und Christian von Wolff aus Leipzig http://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChaufkl%C3%A4rung
Wolff schrieb noch, Gott ist der Autor des moralischen Gesetzes.

Aufklärung heißt nach Kant nur selber denken. Kant ist dann beim selber denken auf den Gedanken gekommen, daß irgendwo Gott rumflattern muß, damit Menschen moralisch sein können.

Atheistische Aufklärer Holbach, LaMettrie, Sade waren bei ihren theistischen und deistischen Kollogen total unbeliebt.

Kann man "Aufklärung" vom Wortsinn her pragmatisch so verstehen, dass es darum geht, einem zutreffenden Verständnis der Natur ein Stück näher zu kommen? So wie (nach der Wikipedia) Kepler gegen erbitterten Widerstand kirchlicher Vorgesetzter seine Meinung vertreten hat, es als physikalische Tatsache anzuerkennen, dass die Planeten um die Sonne kreisen. Auch wenn er selbst ohne jede Einschränkung gläubig war, hat er für uns alle ein Stück überkommener Fehlvorstellungen beiseite zu räumen geholfen.
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