Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen (Egelsbacher Kreuze)

Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen (Egelsbacher Kreuze)

Beitragvon Peter » Mi 15. Jun 2011, 13:08

Hallo zusammen,

vor einigen Monaten wurden mit Erlaubnis des Gemeindevorstandes meiner südhessischen Gemeinde von der evangelischen Kirchengemeinde an drei öffentlichen Orten (Rodelhügel für Kinder Nähe Kindergarten, Nähe öffentliche Grillhütte/Anglersee und am Waldrand, stark frequentierter Fernwanderweg) jeweils etwa 2 Meter hohe Holzkreuze aufgestellt. An diesen Orten hatten noch nie zuvor irgendwelche religiösen Symbole gestanden.

Die Kreuze wurden von Kindern mithilfe eines örtlichen Schreiners und unter der Aufsicht des evangelischen Pfarrers im Rahmen einer "Kinderbibelwoche" gebaut. Bund, farbig, aber ohne toten Jesus.

Zwei dieser Kreuze (das am See und das am Waldrand) wurden daraufhin zerstört. An einem Kreuz wurde gesägt und daran ein totes Huhn genagelt, das andere trieb im See. Das dritte Kreuz steht uinversehrt auf dem örtlichen Rodelhügel.

Es hat darfhin eine Diskussion u.a. in der Lokalpresse gegeben mit dem Tenor, dass diese Kreuze doch im kirchlichen Bereich aufgestellt werden sollten, da es sehr viele Menschen gäbe, die mit christlichen Symbolen nichts mehr am Hut hätten und nicht überall in der Gemeinde, beim Grillen, Angeln oder beim Sonntagsspaziergang mit diesem Symbol konfrontiert werden möchten. Zugleich hatten sich alle an der Diskussion Beteiligten von dem "Kreuzfrevel" und der damit verbundenen Gewalt distanziert.

Die evangelische Kirchengemeinde hat nun die zwei beschädigten Kreuze reparieren lassen und im Rahmen eines Gottesdienstes auf dem Kirchengrundstück aufstellen lassen. An den beiden "verwaisten" Plätzen hingegen wurden inzwischen zwei neue Kreuze aufgestellt. Der Rodelhügel wird nach wie vor von dem dritten, unbeschädigten Kreuz "verziert".

Ich habe darufhin einen Brief an den Gemeindevorstand/Bürgermeister geschrieben: Ob denn die Gemeinde bei ihrer Genehmigung zum Aufstellen der Kreuze auch daran gedacht hätte, dass es viele Nichtreligiöse gibt, die an dieser Entscheidung Anstoss nehmen könnten und warum sich der Gemeindevorstand zur Interessenvertretung der Kirche machen würde. Ausserdem bat ich darum, auf die Kirche einzuwirken, die Kreuze doch bitte auf kirchlichem Grund und Boden aufzustellen und nicht an den öffentlichsten Plätzen in der Gemeinde.

Als besonders perfide empfinde ich das Vorschieben der Kinder, die sich mit dem Schreinern der Kreuze ja eigentlich nur ein "Spielzeug" gebastelt hatten: Hier wird von Seiten der Kirche von tief "verletzten Seelen" gesprochen, die durch die Beschädigung der beiden Kreuze entstanden seien. Damit werden geschickt Kinder (und deren Eltern) benutzt, um dem klerikalen Missionsdrang Geltung zu verschaffen. Hätte man darauf verzichtet, die Kreuze überall öffentlich zu verteilen und sie einfach gleich auf dem Kirchplatz aufgestellt, wäre keine "Kinderseele" jemals verletzt worden...

Die Antwort des Bürgermeisters (parteilos, ehemals SPD) war wie zu erwarten: Man stehe zu der Entscheidung, dass die Kirche die Kreuze aufstellen kann, es habe ja bisher kaum öffentliche Kritik dazu gegeben, eine "Konfrontation auf dem Rücken der Kinder" sei nicht gegeben und man wolle "das Thema Aufstellung von Kreuzen nochmals gehenüber der Evangelischen Kirchengemeinte... thematisieren."

Da ich das Ergebnis dieser "Thematisierung" aber schon zu kennen glaube und auch nicht unbedingt darauf warten will:

Gibt es irgendwelche Ideen, Vorschläge, Anregungen oder Hilfsangebote, wie man diese Kreuze wieder (politisch-legal) wegbekommt? Geht da was Juristisches? Im öffentlichen Raum "Schule" kann man sich doch auch gegen Kreuze wehren.

Allein kriege ich das nicht hin und ob die örtlichen Parteien helfen würden, wage ich zu bezweifeln. (Die Grünen sind momentan die Stärksten, dann SPD und CDU).

Also: Ideen, Vorschläge und Hilfsangebote erwünscht!

Mail: public [at] unitybox.de

[ADMIN] Emailadresse aus Schutz vor Harvestern zerlegt.
Nanna [/ADMIN]
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Nanna » Mi 15. Jun 2011, 13:44

Ich sehe da, leider, wenig Möglichkeiten, gegen die Aufstellung beispielsweise zu klagen. Der Präzedenzfall ist definitiv der Kruzifix-Beschluss von 1995, aber der bezog sich auf staatliche Pflichträume, die noch dazu von Minderjährigen frequentiert wurden. Da du nicht gezwungen bist, dich dauerhaft an den Stellen deiner Gemeinde aufzuhalten, an denen die Kreuze aufgestellt wurden, wird es hier wenig juristische Handhabe geben. Deutschland ist nunmal kein richtig laizistischer Staat, wo der öffentliche Raum rigoros von religiösen Symbolen freigehalten wird.

Letztlich wird es nur auf dem politischen Wege gehen. Inwiefern du da in deiner kleinen Gemeinde aber ein ausreichendes Mobilisierungspotential vorfindest, wirst du selbst am besten wissen. Der demokratische Wille sollte hier geachtet werden, eine Unterschriftenaktion dürfte das Mittel der Wahl sein. Kriegst du genug Unterschriften zusammen, lenkt der Gemeindevorstand vermutlich von selbst ein. Wenn deine Gemeinde aber besonders religiös bzw. traditionell eingestellt ist - und je kleiner und ländlicher, desto mehr ist das ja meist der Fall -, wirst du da vermutlich wenig Chancen haben, die Unterschriften der Mehrheit zu ergattern. Zudem passiert es manchmal auch, dass eine Gegenaktion gestartet wird, die dann vielleicht mehr Unterschriften zusammenträgt. Wenn aber genug Leute sich verärgert oder ablehnend zeigen, wird es vielleicht um des lieben Gemeindesfriedens willen einen Kompromiss geben, etwa eine Umsetzung der Kreuze auf das Kirchengelände.

Der andere, vielleicht weniger offensive Ansatz ist, dass du und andere Nicht-Gläubige beispielsweise ein Kunstwerk schafft, das z.B. die Evolution thematisiert (vielleicht eine elegante Doppelhelix aus Stahl?) und ebenfalls die Aufstellung verlangt. Wird euch das verweigert, seid ihr in der Presse vielleicht zumindest nicht die Bösen, die die Kreuze abreißen wollten, sondern die Opfer, die man ungleich behandelt hat. Überhaupt kann überregional Aufmerksamkeit erregen möglicherweise helfen, aber damit holst du natürlich einerseits schnell die mächtigen höheren Kircheninstanzen auf den Plan und setzt dich möglicherweise dem Vorwurf aus, du würdest irgendwelche Fremden in lokale Angelegenheiten hineinziehen. Säkulare Organisationen mit einer gewissen, wenn auch trotzdem recht begrenzten, Schlagkraft sind der HVD, der Bund für Geistesfreiheit und die Giordano-Bruno-Stiftung (Achtung, die sind wegen ihres offensiven Auftretens nicht überall beliebt), vielleicht auch noch der IBKA.

Das Verhalten der Kirche ist, wenn es sich so zugetragen hat, wie von dir geschildert, natürlich nur grob feige. Anstatt sich einer demokratischen und intellektuellen Auseinandersetzung zu stellen, zieht man lieber ein paar schmierige salbungsvolle Worte aus dem Ärmel. Dass so ein Gesäusel von "tief verletzten Kinderseelen" tatsächlich noch bei manchen Leuten zieht, erstaunt mich immer wieder. Ich finde es gut, dass ihr die Kinder da raushalten wollt, denn solche Mitleidsargumente sind nun wirklich unwürdig.
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Myron » Mi 15. Jun 2011, 15:55

Nanna hat geschrieben:Dass so ein Gesäusel von "tief verletzten Kinderseelen" tatsächlich noch bei manchen Leuten zieht, erstaunt mich immer wieder.


Das ist wirklich pervers. Wer sich verletzt fühlt, sind die beteiligten Erwachsenen, die es gar nicht mögen, wenn sie bei ihrer indoktrinativ-missionarischen religiösen Kindererziehung gestört werden.
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon ganimed » Mi 15. Jun 2011, 19:49

Einerseits finde ich das Aufstellen der Kreuze und die Argumentation der Gemeinde und der Kirche auch irgendwie sehr ärgerlich. Alles andere als ein kompletter Laizismus erscheint mir schon recht falsch.
Aber nachdem ich nun ein wenig nachgedacht habe, fallen mir Argumente ein, die die Sache zumindest für mich gedanklich wieder etwas erträglicher machen. Wieso ägert einen der sehr prominent im Ortskern erbaute Kirchenturm nicht ebenso? Oder das nicht zu überhörende Glockengeläut? Ob das von Kirchengrund ausgeht oder von einem öffentlichen Platz, spielt doch eigentlich keine Rolle. Die Wirkung ist, zumindest in einem kleinen ländlichen Ort, auf den ganzen Ort ausgedehnt. Da fallen ein paar Holzkreuze hier und da eigentlich doch auch nicht mehr ins Gewicht. Ich würde hoffen, dass ich mich an die Kreuze ebenso gewöhne wie an den Rest der kirchlichen Ortseinflüsse.
Lächeln, hinnehmen und es insgeheim besser wissen. Was soll man in einer demokratischen Gesellschaft voll von religiösen Spinnern anderes tun?
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon stine » Mi 15. Jun 2011, 20:37

Ich finde Nannas Vorschlag gut, doch auch andere Symbole auf Gemeindegrund verankern zu wollen. Könnte der Gemeinderat doch damit beweisen, dass er weltoffen und pluralistisch ist. Vielleicht kratzt das am Ego des Bürgermeisters.

:wink: stine
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon xander1 » Do 16. Jun 2011, 06:14

Das Kreuz symbolisiert einen Menschen, der einen Foltertot hatte, allein das ist schon geschmacklos.

Und da Kinder mit reinzuzuziehen ist noch geschmackloser.

Vielleicht sollten wir mal hier einen Text verfassen, der für die Unterschriftenaktion geeignet erscheint, wenn so eine stattfindet.
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon stine » Do 16. Jun 2011, 06:31

Bild
Ich finde, diesen heidnischen Steinhaufen sollte auch mal endlich jemand aufräumen!

:mg: stine
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon xander1 » Do 16. Jun 2011, 06:50

Das ist doch Domino. :mg:
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon KlausKa » Di 21. Jun 2011, 21:11

Hallo Peter hast Du die Kreuze entfernt? Warum hast Du das dritte stehen lassen?

[ADMIN] Aufruf zur Sachbeschädigung entfernt. Verwarnung gegen den Autor des Beitrags ausgesprochen.

Nanna [/ADMIN]


Wozu denn selber was aufstellen, für was denn, bringt doch nichts, kostet ja auch noch Geld das würde ich lieber versaufen.
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon stine » Di 21. Jun 2011, 22:10

Hallo KlausKa, willkommen im Forum!
KlausKa hat geschrieben: [...]
Das widerrum ist Sachbeschädigung. Das würde ich miemandem empfehlen.
Ist auch etwas stupid, findest du nicht?

LG stine
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Nanna » Di 21. Jun 2011, 22:53

Lieber KlausKa,

ich kann deinen Ärger verstehen, aber Gewalt ist in keinem Fall eine Lösung. Du hast vielleicht nur im Ärger etwas unüberlegtes dahingesagt und ich erwarte dafür auch keine Entschuldigung. Lass soetwas bitte in Zukunft und du kannst eine spannende und intellektuell anregende Zeit mit diesem Forum haben.

Du bist ein neues Mitglied, trotzdem spreche ich - aus Prinzip und weil gleiches Recht für alle gelten muss - eine Verwarnung gegen dich aus, denn Sachbeschädigung ist nach §303 StGB in Deutschland eine Straftat. Der öffentliche Aufruf zu Straftaten ist nach §111 StGB seinerseits selbst strafbar und kann mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Es ist mir egal, dass solche Aufrufe auf vielen Internetpräsenzen geduldet werden oder gar zum guten Ton gehören, aber hier gilt das nicht. Die Brights sind eine in jeglicher Hinsicht friedliche und das in Rechtstaaten wie Deutschland geltende Recht achtende Bewegung.

Ansonsten, trotzdem, herzlich willkommen im Brightsforum!
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon mat-in » Mi 22. Jun 2011, 10:39

Absägen bis das Holz ausgeht ist wohl keine Lösung (den Rest dazu denk ich mir mal un-öffentlich)

Wäre es auch Sachbeschädigung, wenn man einen toten, blutüberströmten Jesus dranhängt? Der Schaden kann ja nicht all zu groß sein, wenn er nur mit Klebeband fest ist?

Es gibt aber viel sinnvollere, geistreichere Protestformen:
Gründet eine Pastafari Gemeinde des fliegenden Spaghettimonsters ( http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegendes ... ttimonster ) haltet ein par Gottesdienste ab, bietet einen Stammtisch an und wenn ihr euch als Religion etabliert habt, baut ein 10-meter-kletter-monster. Da haben die Kinder mehr von, es sieht cool aus und man zeigt wie dumm die "bekreuzung" der Wege ist. Ich spende nen 5er für Holz.

Hier ein par Beispiele:
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Peter » Do 23. Jun 2011, 11:54

Es freut mich, dass ich mit meinem Beitrag eine teilweise interessante Diskussion ausgelöst habe, da ich hier in meiner südhessischen Gemeinde doch leider mit meinen Ansichten offenbar eher ein Einzelkämpfer bin.

Ich möchte allerdings klarstellen, dass ich niemals mit Gewalt oder mithilfe einer wie auch immer gearteten Sachbeschädigung gegen diese Kreuze vorgehen werde oder eine solche Aktion auch nur in Ansätzen unterstützen würde. Es muss da intelligentere Lösungen und Möglichkeiten geben.

Sehr originell ist ma-tins Anregung mit dem Spaghettimonster. Da man sich ja bekanntlich über Geschmack nicht streiten kann, ist seine Skulptur auch gar keine Geschmacksfrage. ;-) Allein mir fehlen hier die Mitstreiter und ich werde ganz sicher in dieser Sache keinen weiteren deutschen Verein gründen.

Nanna, sehr hilfreich finde ich deinen Beitrag.

Habe den Kruzifix-Beschluss in Wikipedia nachgelesen. Wahrscheinlich hast du auch recht mit deiner Einschätzung, dass es in letzter Instanz ein juristisch nicht unbedingt erfolgversprechender Weg ist. Aber: Da steckt so viel drin, dass man die Gemeindeverwaltung zumindest gehörig verunsichern kann, das sind ja alles Hobby- und Feierabend-Politiker und keine Juristen.

Ich habe mich auch an andere Verbände wie IBKA, Giordano-Bruno-Stiftung... gewendet. Aber ausser einem Angebot, einen Artikel im humanistischen Pressedienst zu schreiben, konnte mir auch nicht weiter geholfen werden. Die anderen von Nanna genannten Verbände schaue ich mir noch an. Nanna, was verstehst du denn unter "offensivem" Auftreten der Giordano-Bruno-Stiftung?

Da wir hier im Ort - wie gesagt - keine "Massenbewegung" sind, muss ich mir was anderes überlegen.

Da der liebe Bürgermeister schriftlich bestätigt hat, dass die Gemeindeverwaltung der Kirche die Aufstellung der Kreuze genehmigt hat, werde ich ganz "offiziell" beantragen, diese Genehmigung zu widerrufen und die religiösen "Kunstwerke" doch bitte ins "Kirchenmuseum" (oder sonstwohin) zu verfrachten. Parallel dazu werden die nicht-ganz-so-klerikalen Parteien (alle ausser CDU) informiert und um Unterstützung gebeten. Dann passiert erstmal lange gar nichts und dann wird der Antrag abgelehnt, abgewiegelt, abgewimmelt - wie auch immer...

Aber dann kann man zumindest die Lokalpresse inkl. Anzeigenblättchen mit Material versorgen. Und die werden hier, vielleicht im Gegensatz zur Gross-Stadt, intensiv gelesen. Das ist momentan die einzige Art von Öffentlichkeit, die ich hier herzustellen in der Lage bin.

Sicher wäre es toll, wenn die Kreuze wirklich im "Kirchenmuseum" enden würden, aber es ist mir auch einfach wichtig, laut und deutlich eine Gegenposition zu beziehen, klar zu machen, dass wir nicht in einem "Kirchenstaat" leben und auch nicht leben wollen.

Was haltet ihr davon?
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon musicman » Do 23. Jun 2011, 15:48

Peter hat geschrieben:Was haltet ihr davon?


Der Deutsche Michel regt sich immer über was auf, Gartenzwerge, Burkas, Bahnhöfe, Kuhglocken, Lattengerüste im Wald, irgendwas findet sich immer, scheint so eine Art Volkssport zu sein bei Euch.
Ein bischen mehr Lässigkeit und Toleranz auf allen Seiten würde das Leben angenehmer machen, aber nun gut, jeder hat so sein Hobby.

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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Piedro » Do 23. Jun 2011, 16:21

Hallo Brights,
meinen Kommentar zu diesem Thema verschiebe ich in einen Vorstellungsthread:
Das Leben, das Universum und der ganze Rest / Denkmale für den Naturalismus
viewtopic.php?f=3&t=3870
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Nanna » Fr 24. Jun 2011, 00:18

Ich freue mich über die positive Reaktion auf meinen Beitrag, Peter.

Peter hat geschrieben:Sehr originell ist ma-tins Anregung mit dem Spaghettimonster. Da man sich ja bekanntlich über Geschmack nicht streiten kann, ist seine Skulptur auch gar keine Geschmacksfrage. ;-) Allein mir fehlen hier die Mitstreiter und ich werde ganz sicher in dieser Sache keinen weiteren deutschen Verein gründen.

Die Idee ist originell, aber auch provokant. Originalität und Provokation sind zwar im Grunde zwei Eckpfeiler guter Kunst, die Frage ist aber, inwiefern du riskieren möchtest, dass ein weiterer Stein des Anstoßes im Dorf aufgestellt wird. Idealerweise sollte eine Skulptur, wenn auch aus einer gewissen Dagegenhaltung geboren, die Dorfgemeinschaft versöhnen und nicht weiter spalten. Einen Kalten Krieg der Symbole will sicherlich niemand bei euch. Das Spaghettimonster kann leicht als Verhöhnung verstanden werden, was ja, wenn wir ehrlich sind, im Kern auch richtig wäre. Die von mir vorgeschlagene DNA-Skulptur muss nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber wie auch der von Piedro vorgeschlagene Naturlehrpfad wäre das etwas, was neutraler wäre, womit ironischerweise sogar die Kreationisten noch ihren Frieden machen könnten - was aber trotzdem ein durch und durch unreligiöses, diesseitiges Symbol wäre.
Egal, was du an Ideen verfolgen willst, ich an deiner Stelle würde nicht den Glauben als solchen ins Visier nehmen. Dabei kannst du nur verlieren, weil du starke Abwehrreflexe auslösen wirst, selbst bei denen, die dem Glauben im Alltag indifferent gegenüberstehen und nur auf dem Papier kirchlich organisiert sind. Ein diskursorischer Bürgerkrieg ist schon aus Prinzip nicht wünschenswert und du hast auch nicht die Ressourcen um ihn zu führen.

Peter hat geschrieben:Habe den Kruzifix-Beschluss in Wikipedia nachgelesen. Wahrscheinlich hast du auch recht mit deiner Einschätzung, dass es in letzter Instanz ein juristisch nicht unbedingt erfolgversprechender Weg ist. Aber: Da steckt so viel drin, dass man die Gemeindeverwaltung zumindest gehörig verunsichern kann, das sind ja alles Hobby- und Feierabend-Politiker und keine Juristen.

Richtig, aber auch diese Leute sind vermutlich in der Lage, Wikipedia zu lesen oder kennen einen Anwalt, der das für sie recherchiert. Wir leben leider nicht mehr in den Zeiten, in denen man sich durch das Internet gegenüber älteren konservativen Gemeinderäten einen gehörigen Informationsvorsprung verschaffen konnte. Du solltest, falls du den juristischen Weg beschreitest, jedenfalls genau wissen, was du tust und alle Argumente kennen, bevor du auch nur den ersten Schritt machst. Und denk dran, eine Drohung ist nur glaubhaft, wenn die andere Seite davon ausgeht, dass man sie wahr macht, also lass die Finger von schlecht eingefädelten Bluffs, damit hast du in Nullkommanix das Image vom realitätsfernen selbstzentrierten Sonderling weg und das bleibt in einem kleinen Dorf kleben.

Peter hat geschrieben:Ich habe mich auch an andere Verbände wie IBKA, Giordano-Bruno-Stiftung... gewendet. Aber ausser einem Angebot, einen Artikel im humanistischen Pressedienst zu schreiben, konnte mir auch nicht weiter geholfen werden. Die anderen von Nanna genannten Verbände schaue ich mir noch an. Nanna, was verstehst du denn unter "offensivem" Auftreten der Giordano-Bruno-Stiftung?

Dass die dir nicht weiterhelfen können und/oder wollen, überrascht mich nicht. Die einschlägige säkuläre Szene zählt in Deutschland vielleicht um die 5.000 Leute, das sind keine Zahlen, mit denen man irgendwas reißen kann. Sympathisanten oder Brüder und Schwestern im Geiste gibt es natürlich viel viel mehr, aber du siehst ja, wie verödet auch bei uns das Aktionsforum ist. Es fehlt einfach an Leidensdruck, um die Leute in Deutschland zu aktivieren, außerdem ist das Thema zu allgemein (ich habe im Studium mal gelernt, das politische Gewicht und Einflusspotential bestimmter Gruppen und Milieus anhand bestimmter Indikatoren zu schätzen und bin da völlig illusionslos über unsere Reichweite).

Eine kleine Erklärung, was ich mit "offensivem Auftreten" meine und was der Hintergrund dieser Äußerung ist:
Die Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) und die Brights-Bewegung sind, obwohl (leider) häufig im selben Atemzug genannt, von gänzlich verschiedenen Ansätzen geleitet. Während die Brights sich um die Religiösen nicht scheren, solange sie gesellschaftlich gleichberechtigt behandelt werden, ist die GBS von ihrem Grundverständnis her offen religionskritisch und antiklerikal. Natürlich gibt es innerhalb der Brights viele, die ähnlich denken und handeln, keine Frage. Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wie er das handhabt. Wenn dich meine Meinung dazu interessiert: Ich stehe Erlösungs- und Reinigungsfantasien sehr kritisch gegenüber. Wenn Leute anfangen, die Gesellschaft verbessern zu wollen, indem sie andere gesellschaftliche Gruppen gezielt abwerten, stelle ich meist sehr schnell und grundsätzlich die Frage, inwiefern das legitim und sinnvoll ist. Das Vorgehen der GBS sehe ich mehr als konfliktorientiert denn als lösungsorientiert an und ich frage mich, welche Motivation bei vielen deren Mitgliedern jeweils dahintersteckt, die Welt vom Übel der Religion befreien zu wollen. Sowas ist ja in sich strukturell schon wieder ein sehr von religiösen Denkweisen gepräger Ansatz und diesen intellektuellen Selbstbetrug finde ich ziemlich lächerlich.
Das gute alte Gebot der Toleranz muss in einem Rechtsstaat und einer pluralistischen, komplexen Gesellschaft gelten und es gibt nur zwei Gründe, diese Haltung gegenüber einer bestimmten Person oder Gruppe aufzugeben: Jemand ist selbst intolerant oder das, was er/sie verbreitet, ist nach einigermaßen objektiven Kriterien schädlich für andere. Und da unterscheiden sich eben die Standpunkte der Brights (Nichtangriffspakt mit den gemäßigten Supernaturalisten) und der GBS (scharfe Attacken gegen alle Formen von nicht-rationalistischen Glaubenssätzen aus Prinzip). Im intellektuellen, adademischen Diskurs ist eine kompromisslose Haltung sicherlich angebracht, im Bereich des Politischen sollte man aber lieber etwas mehr Fingerspitzengefühl walten lassen, weil da praktikable Lösungen wichtiger sind als theoretische Eleganz (kein Bauer in deinem Dorf wird sich für die Kritik an den Gottesbeweisen des Thomas von Aquin oder irgendwas in dieser Richtung interessieren und auch, wenn du sicherlich vieles über Welt und Kosmos besser weißt, musst du mit den Leuten da ja noch auskommen).

Peter hat geschrieben:Da wir hier im Ort - wie gesagt - keine "Massenbewegung" sind, muss ich mir was anderes überlegen.

Kannst du sagen, wie viele "wir" ist und wie viele Leute im Dorf leben?

Peter hat geschrieben:Da der liebe Bürgermeister schriftlich bestätigt hat, dass die Gemeindeverwaltung der Kirche die Aufstellung der Kreuze genehmigt hat, werde ich ganz "offiziell" beantragen, diese Genehmigung zu widerrufen und die religiösen "Kunstwerke" doch bitte ins "Kirchenmuseum" (oder sonstwohin) zu verfrachten. Parallel dazu werden die nicht-ganz-so-klerikalen Parteien (alle ausser CDU) informiert und um Unterstützung gebeten. Dann passiert erstmal lange gar nichts und dann wird der Antrag abgelehnt, abgewiegelt, abgewimmelt - wie auch immer...

Aber dann kann man zumindest die Lokalpresse inkl. Anzeigenblättchen mit Material versorgen. Und die werden hier, vielleicht im Gegensatz zur Gross-Stadt, intensiv gelesen. Das ist momentan die einzige Art von Öffentlichkeit, die ich hier herzustellen in der Lage bin.

Steter Tropfen höhlt den Stein und einer macht immer den Anfang. Solange der Konflikt nicht eskaliert, wird er egal bei welchem Ausgang ein Erfolg sein. Allein die Tatsache, dass das Thema diskutiert wird, hilft ja schon. Wenn in zehn Jahren ein ähnlicher Fall auftritt, haben die Leute sich schon daran gewöhnt und die Erregungskurve schlägt weniger hoch aus. Es hat schon seine Gründe, dass Salamitaktik eine Standardstrategie der Politik ist, um unliebsame Dinge durchzusetzen. Schau dir z.B. Stuttgart21 an, wie geschickt die Bahn das Thema aussitzt und die Proteste ins Leere gelenkt hat. Denen wird schneller die Pust ausgehen als dem Konzern. Wenn du dich halbwegs geschickt anstellst und Geduld beweist, kann es gut sein, dass dem Rest der Gemeinde das Thema früher als dir auf die Nerven geht. Das Harmoniebedürfnis lässt sich nur bis zu einer bestimmten Schmerzgrenze strapazieren, wenn du die erreichst, ohne dass der Konflikt eskaliert, wird man dir in irgendeiner Form entgegenkommen. Die Frage ist nur, ob du genug Druck erzeugen kannst und, wenn, ob du das tun kannst ohne eine massive Gegenreaktion zu provozieren.


Peter hat geschrieben:Sicher wäre es toll, wenn die Kreuze wirklich im "Kirchenmuseum" enden würden, aber es ist mir auch einfach wichtig, laut und deutlich eine Gegenposition zu beziehen, klar zu machen, dass wir nicht in einem "Kirchenstaat" leben und auch nicht leben wollen.

Was haltet ihr davon?

Ich habe es ja im Grunde schon genug ausgeführt. Du musst einfach wissen, wie weit du gehen kannst/willst und wieviel du dir und deiner Familie, falls es die dort gibt, zumuten willst. Ich bewundere deinen Mut und deine Entschlossenheit, dich öffentlich zu exponieren. Im Bestfall giltst du am Ende als aufrechter Bürger mit Mut und Rückgrat, im schlechtesten Fall aber als profilierungssüchtiger Nestbeschmutzer. Vieles wird hier von deinem Gespür und Feingefühl abhängen. Wie auch immer du es anstellst, gib dir Mühe, dass man dir nichts vorwerfen kann. Solange du fair und respektvoll spielst, hast du eine Chance, die Sympathien auf deine Seite zu kriegen. Die Kirchen sind da, allen Skandalen zum Trotz, gerade auf dem Land aber ein harter Gegner. "Hart aber herzlich" ist wahrscheinlich in diesem Fall der beste Rat und wenn man dich angreift, kannst du immer noch die moralisierende Karte spielen und dich lauthals entrüsten, dass du so eine Behandlung ja wohl nicht verdient hättest, du wärst ja immer sachlich und höflich geblieben.

Ich hoffe, dir ist ungefähr klar, auf welchen Kern ich insgesamt hinauswollte.
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Piedro » Fr 24. Jun 2011, 08:57

Vor lauter Spaghettimonstern die nun in meinem Kopf umherschwirren habe ich das Naheliegendste vergessen.

Mit der Kirche im Dorf haben Religiöse genug Möglichkeit ihren Bedürfnissen nachzugehen. Wenn sie zusätzlich noch ein paar Kreuze in Wald und Wiesen aufstellen, sollte man das eigentlich gelassen sehen. Wenn es überhand nimmt muss man natürlich ein Gegengewicht schaffen.

Fast jedes Dorf hat soetwas wie einen zentralen Platz, oft vor der Kirche oder in unmittelbarer Nähe. Denkmale die im Ortskern aufgestellt werden sind meist aus Naturstein oder anderen dauerhaften Materialien, da sie die nächsten Jahrzehnte oder Jahrhunderte überdauern sollen. Solche Monumente sind immens teuer, dementsprechend lange dauert es bis sich eine Dorfgemeinschaft auf ein Objekt geeinigt hat und die Finanzierung steht. Die Kirche im Dorf bekommt man auch nicht mehr weg.
Wie wäre es nun wenn man einen Platz bestimmt an dem temporär Kunstwerke aufgestellt werden. Dazu werden Künstler aus der Region eingeladen an einem Wettbewerb teilzunehmen. Der Gewinner bekommt die Materialkosten und die Arbeitszeit ersetzt, sowie ein Preisgeld. Junge Künstler die solche Angebote gerne wahrnehmen um sich zu präsentieren gibt es genug. Es müsste nur vorher festgelegt werden, dass die Kunstwerke keine religiösen oder sonstige ideologischen Themen beinhalten dürfen und sich ausschliesslich naturwissenschaftlichen Themen widmen.
Ich denke, dass sich damit jeder einverstanden erklären kann und sich dazu sehr schnell ein Stammtisch mit Bürgermeister, Pfarrer und Atheist bilden kann.
Mit solch einer Initiative steht man nicht als Querulant da, sondern kann sich als Förderer der Kunst und der Dorfgemeinschaft einen Namen machen. Wenn man es nur geschickt schmackhaft macht, dann ist die Finanzierung über die Dorfgemeinschaft auch schnell gesichert. Und man kann seine wie auch immer geartete atheistische Gesinnung zum Ausdruck bringen. Durch die jährlich oder vielleicht halbjährlich stattfindenden Wettbewerbe gibt es eine permantene und hoffentlich konstruktive Diskussion - gut sichtbar in der Mitte des Dorfes.
Das Problem mit der Religion wird nicht gelöst werden indem man den Religiösen die Kreuze oder Halbmonde verbietet.
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Peter » Fr 24. Jun 2011, 16:38

Nanna hat geschrieben:Kannst du sagen, wie viele "wir" ist und wie viele Leute im Dorf leben?


Oh, das "wir" ist etwas euphorisch, das bin erstmal nur ich und meine sympathisierende Familie. Unser kleines Dorf hat etwa 12.000 Einwohner und liegt 20 Minuten von Frankfurt entfernt. Sicherlich gibt es unter den 12.000 Einwohnern potentiell Menschen, die meiner Meinung sind, aber leider kenne ich sie (noch) nicht.

ganimed hat geschrieben:Aber nachdem ich nun ein wenig nachgedacht habe, fallen mir Argumente ein, die die Sache zumindest für mich gedanklich wieder etwas erträglicher machen. Wieso ägert einen der sehr prominent im Ortskern erbaute Kirchenturm nicht ebenso? Oder das nicht zu überhörende Glockengeläut? Ob das von Kirchengrund ausgeht oder von einem öffentlichen Platz, spielt doch eigentlich keine Rolle. Die Wirkung ist, zumindest in einem kleinen ländlichen Ort, auf den ganzen Ort ausgedehnt. Da fallen ein paar Holzkreuze hier und da eigentlich doch auch nicht mehr ins Gewicht. Ich würde hoffen, dass ich mich an die Kreuze ebenso gewöhne wie an den Rest der kirchlichen Ortseinflüsse.


Mhm, die Kirche steht schon seit 200 Jahren dort wo sie steht und das Glockengeläut fällt hier im Rhein-Main-Gebiet (Fluglärm) nicht weiter auf. Aber die Kreuze sind neu und an öffentlichen Plätzen, wo vorher nie religiöse Symbole gestanden haben. Bei jedem Gang vor die Haustür fällst du gewissermassen drüber. Habe ich als Atheist nicht auch Rechte, z.B. das auf negative Glaubensfreiheit?

Piedro hat geschrieben:Das Problem mit der Religion wird nicht gelöst werden indem man den Religiösen die Kreuze oder Halbmonde verbietet.


Jawoll, das sehe ich auch so, aber darum gehts doch gar nicht. Ich mag nur nicht missioniert werden. Ich habe gar nichts dagegen, wenn die ihre Kreuze auf dem Friedhof, vor der Kirche oder im Museum aufstellen, aber nicht so in der Gemeinde, dass ich ihnen praktisch nicht ausweichen kann.

musicman hat geschrieben:Der Deutsche Michel regt sich immer über was auf, Gartenzwerge, Burkas, Bahnhöfe, Kuhglocken, Lattengerüste im Wald, irgendwas findet sich immer, scheint so eine Art Volkssport zu sein bei Euch.
Ein bischen mehr Lässigkeit und Toleranz auf allen Seiten würde das Leben angenehmer machen, aber nun gut, jeder hat so sein Hobby.


Hallo, was bist du denn für ein Michel? Ein spanischer, italienischer, türkischer oder gar ein angelsächsischer? :irre: Soll ich etwa warten, bis sie mir die drei Holzkreuze in den Vorgarten stellen? He, da ist kein Platz mehr, da stehen doch schon die Gartenzwerge! :lachtot:


Nanna, du schreibst sehr klug und weise - und das meine ich ganz erst. Und du bringst die Sache gut auf den Punkt.

Also ist meine Strategie erstmal Salamietaktik, Nadelstiche und "steter Tropfen"... Vielleicht finden sich ja auch noch örtliche Mitstreiter. Das wird sich hinziehen und auch vielleicht nicht von schnellem Erfolg gekrönt sein - aber schaun wir mal. :up:
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Peter
 
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon stine » Fr 24. Jun 2011, 18:14

Peter hat geschrieben:Ich mag nur nicht missioniert werden. Ich habe gar nichts dagegen, wenn die ihre Kreuze auf dem Friedhof, vor der Kirche oder im Museum aufstellen, aber nicht so in der Gemeinde, dass ich ihnen praktisch nicht ausweichen kann.
Empfindest du das schon als Missionierung, wenn Gläubige ihre Symbole aufstellen?
Missionierung wäre es, wenn dich an jedem Kreuz jemand ansprechen würde und dir die biblische Wahrheit aufs Auge drückte.

Das Herumstehen von Symbolen und Denkmälern ist noch keine Missionierung. Wer wird zum Kriegshelden, nur weil er die Statuen der großen Feldherren besichtigt oder wer wird Kommunist, nur weil überall Bilder der Staatsführung präsent sind?
Es ist vielleicht unangenehm, aber Missionierung ist das noch nicht.

Glaubenssymbole (zB das Marterl auf dem Feld oder das Gipfelkreuz), Denkmäler, Patriotische Fahnen, kapitalistische Vierradauswüchse, kommunistische Einheitskleidung, rotgestreifte Schals und Kniestrümpfe, Lederhosen und Dirndl - all das, kann ich nicht verbieten lassen, nur weil es mich nicht interessiert. Solange niemand verletzt oder genötigt wird ist das Herumlaufen in Exotenkleidung oder das Aufstellen von Symbolen kein Straftatsbestand. Man kann ja immer noch einen Bogen drumherum machen.

LG stine
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Re: Hilfe gegen "Kreuzzug" in Südhessen

Beitragvon Peter » Fr 24. Jun 2011, 19:13

stine hat geschrieben:Empfindest du das schon als Missionierung, wenn Gläubige ihre Symbole aufstellen? (...) das Aufstellen von Symbolen kein Straftatsbestand. Man kann ja immer noch einen Bogen drumherum machen. (...)


stine, ich persönlich empfinde das als Missionierung, wie "man" das empfindet, müssen andere sagen . Und das, eine Missionierung, soll doch wohl auch bezweckt werden, da hier ganz neue, öffentliche Räume in Beschlag genommen werden. Oder wie würdest du das nennen?

Nein, ein "Straftatbestand" ist das Aufstellen von diesen Kreuzen sicher nicht, aber ich kann ihnen nicht entkommen oder sie umgehen, wenn ich mich in der Gemeinde ausserhalb meines Hauses bewegen will. Für mich ist das durchaus eine Art "Nötigung". Ich möchte nicht ständig an 2000 Jahre Grauen und Qualen und Verbrechen und Gehirnwäsche, die ich mit diesem antiken Folterinstrument verbinde, erinnert werden. Es kommt ja auch niemand auf die Idee und stellt einen elektrischen Stuhl auf dem Marktplatz auf - jetzt sag mir nur noch, der Vergleich hinkt... ;-)
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