Humanistisches Hilfswerk?

Humanistisches Hilfswerk?

Beitragvon Max » Di 8. Mai 2007, 12:32

Was haltet ihr von der Idee, als Pedant zu Diakonie und Caritas ein Humanistisches Hilfswerk zu gründen?
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Beitragvon Klaus » Di 8. Mai 2007, 12:37

Ich kann mich irren, aber Humanitas ist schon besetzt. Humanistisches Hilfswerk ist aber eine gute Idee.
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Beitragvon Sisyphos » Di 8. Mai 2007, 13:22

Ist da nicht der HVD der beste Akteur für sowas?

Meine Meinung dazu generell:

Ich halte es für falsch, wenn Weltanschauungsgemeinschaften (seien es nun Kirchen oder Humanisten) öffentliche Aufgaben wahrnehmen, die in meinen Augen Staatsaufgaben sind. Krankenhäuser, Pflegeheime, Kindergärten und Schulen gehören in staatliche Trägerschaft. In dieser Hinsicht vertrete ich wohl eher die IBKA-Position als die des HVD. Privilegien der Kirchen sollten verschwinden und nicht auf andere weltanschauliche Träger ausgeweitet werden. Deshalb bin ich für die Abschaffung des Religionsunterrichts und gegen die Einführung muslimischen Unterrichts und auch gegen Humanistische Lebenskunde. Ich möchte einen für alle verbindlichen Ethikunterricht, der nach den Prinzipien der Wissenschaftlichkeit und Neutralität bzw. Kontroversität funktioniert. Deshalb stehe ich auch der Idee skeptisch gegenüber, das Monopol der Kirchen im Bereich der Krankentransporte, Pflegedienste etc. dadurch zurückzudrängen, dass Humanisten nun auch auf diesem Markt Angebote machen. Würde sich der Staat aus der Subventionierung der Kirchen zurückziehen, hätte er auch genug Ressourcen, um z.B. christliche Krankenhäuser, die er ohnehin zum großen Teil selber finanziert, auch vollständig zu tragen.
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Beitragvon musikdusche » Di 8. Mai 2007, 14:14

Ich finde die Idee gut. Auch wenn ich Sysiphos' Ausführungen theoretisch teilweise zustimmen kann, so liegen in der Praxis die Fakten doch eher so:
Der Staat wird in absehbarer Zeit weder den Geldhahn für konfessionell gebundene Sozialdienste abdrehen, noch den Religionsunterricht abschaffen. Wenn "wir" zeigen wollen, dass man "Gutes" tun kann, ohne an mr. deity zu glauben, dann sollten wir damit auch anfangen - anstatt darauf zu warten, dass der Staat das tun wird.
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Beitragvon Joe » Di 8. Mai 2007, 19:21

Der Grund, weshalb die Kirchen, trotz aller Kritik, in der Bevölkerung und der Politik immer noch ein so hohes Ansehen haben, liegt wohl auch darin, dass sie sich sozial betätigen. Außerdem beherrschen sie die Kunst hervorragend, diese soziale Betätigung als ihr spezielles Metier darzustellen. Atheisten stehen da in der öffentlichen Wahrnehmung leider in der Schmuddelecke.
Ich fände es richtig, wenn säkulare Humanisten den konfessionellen Hilfswerken nicht länger das Feld überlassen würden. Daher finde ich die Idee von Max gut.
Ich denke, Musikdusche bringt die Sache gut auf den Punkt.

Ich persönliche finde es völlig in Ordnung, dass Kranken- und Altenpflege nicht allein staatliche Aufgaben sind, sondern dass auch private Träger hier in die Pflicht genommen werden. Das ist für eine sozial denkende Gesellschaft wichtig. Auch die Kirchen haben hier kein Monopol.
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Beitragvon Andreas Müller » Di 8. Mai 2007, 19:28

Die Kirchen engagieren sich eigentlich gar nicht sozial. Ihre "sozialen" Organisationen kennen keine Gewerkschaften, keine Betriebsräte, Ausbeuterlöhne, Ausbeuterarbeitszeiten, keinen Kündigungsschutz und dazu zahlen die Kirchen nur 2% der Kosten dieser Organisationen.
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Beitragvon musikdusche » Di 8. Mai 2007, 19:52

Der Autor hat geschrieben:Die Kirchen engagieren sich eigentlich gar nicht sozial. Ihre "sozialen" Organisationen kennen keine Gewerkschaften, keine Betriebsräte, Ausbeuterlöhne, Ausbeuterarbeitszeiten, keinen Kündigungsschutz und dazu zahlen die Kirchen nur 2% der Kosten dieser Organisationen.

Was die kollektive Wahrnehmung leider völlig ignoriert. Daher sind sie in den Augen Vieler verdammt sozial.
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Beitragvon HF******* » Mi 9. Mai 2007, 08:21

Ansich bin ich der Meinung, dass man Kranke und ansonsten Hilfesbedürftige nicht mit Fragen der Weltanschauung oder Religion stressen sollte.

Es gibt auch schon zahlreiche nicht konfessionsgebundene Hilfseinrichtungen. Vielleicht zählt sie jemand auf?
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Beitragvon Münchhausen » Mi 9. Mai 2007, 10:20

Ich schließe mich Sisyphus an, der Staat soll seine Pflichten wahrnemen, hat eine Humanistische Haltung es wirklich nötig mit gleichen Mitteln wie die Kirche zu fischen?
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Beitragvon Andreas Müller » Mi 9. Mai 2007, 10:33

es wirklich nötig mit gleichen Mitteln wie die Kirche zu fischen?


Ja, leider ist das momentan nötig. Der HVD hat die Option, eigene Sozialeinrichtungen zu eröffnen, bis der Staat es für sinnvoll hält, die Sozialeinrichtungen der Kirche nicht mehr zu fördern, sondern weltanschaulich neutrale zu errichten.

Ansich bin ich der Meinung, dass man Kranke und ansonsten Hilfesbedürftige nicht mit Fragen der Weltanschauung oder Religion stressen sollte.


Ja, super. Erzähl das der Regierung. Der HVD hat gar keine andere Wahl, erst neulich wurde ihm untersagt, in Bayern eine Schule zu errichten.
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