Der Wille zum Guten

Beitragvon musikdusche » Do 11. Jan 2007, 18:57

Max hat geschrieben: gibt es auch zahlreiche Studien zu dem Zusammenhang von Religiosität und gewissen Persönlichkeitseigenschaften. So sollen Atheisten ehrlicher, spendenfreundlicher, intelligenter, akademisch erfolgreicher und finanziell besser bestellt sein.


Die Frage ist nur: Was ist Ursache, was ist Konsequenz?
Seeehr überspitzt ausgedrückt sehe ich das so:
Aus Intelligenz folgt Atheistmus, aber aus Atheismus nicht unbedingt Intelligenz

Ich vermute, dass Intelligenz, die Fähigkeit zur Reflexion und zur Selbstkritik etc. jemanden weniger anfällig für Dummheiten machen. Und die Wahrscheinlichkeit ist dann auch hörer, evtl. die eigene Religion in Zweifel zu ziehen um ggf. Atheist zu werden.

Mein Engagement in der "Weltanschauungsszene" beschränkt sich daher auch darauf, die Leute, die denken KÖNNEN, dazu zu bewegen, es auch zu tun. Jemand der das nicht kann, wird seine Dummheiten tun, egal ob er Religios ist oder Atheist.

Gruß - MD
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Beitragvon HF******* » Mo 15. Jan 2007, 11:00

@Musikdusche: Max hat es an anderer Stelle ähnlich beschrieben.

Max schrieb:
So sollen Atheisten ehrlicher, spendenfreundlicher, intelligenter, akademisch erfolgreicher und finanziell besser bestellt sein.


Allenfalls die Ehrlichkeit und Spendenfreundlichkeit sind durch ein anderes moralisches bzw. weltanschauliches System signifikant zu verbessern. Spendenfreundlichkeit muss auch nicht von Natur aus „gut“ sein, wobei Spenden meistens wohl gut gemeint sind. Auf die Folgen kommt es an und auf die Alternativen.

Ich nehme mal ein Beispiel: Wenn ich für die Katzen im örtlichen Tierheim spende, dann könnte ich mit diesem Betrag vielleicht alternativ einen Menschen vor dem Verhungern retten. Wenn ich Katzen natürlich für wichtiger halte, als Menschen, dann ist das Geld natürlich bei den Katzen besser aufgehoben.

Wenn jemand für die örtliche Kirchenorgel spendet (300.000,00 DM! gesammelt…) dann hätte die Kirche vielleicht auch eine gute Stereoanlage kaufen können und das Geld für bessere Zwecke sammeln können. Subjektiv ist es dann vielleicht gut, objektiv möglicherweise sogar böse, weil Spendengelder gebunden werden.

Bezüglich der Schwarz-weiß Malerei muss ich eingestehen, dass ich gerne grob vereinfache. Das vereinfacht allerdings klare Entscheidungen. Es nützt die beste Argumentation nichts, wenn die Entscheidung dann doch falsch ist oder gar nicht entschieden wird. Ich gebe aber zu, dass zu häufig erst entschieden und erst später nach Argumenten gesucht wird.

Gruß
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Beitragvon [C]Arrowman » Mo 15. Jan 2007, 23:15

Musikbanause :( . Gute Orgelmusik ist etwas wunderbares, auch ohne klerikalen Hintergrund :D
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Beitragvon Howie » Mi 17. Jan 2007, 00:38

Joe hat geschrieben:... Es gehört schließlich Ehrlichkeit dazu, ein Bright zu sein, dessen Aufgabe es ja ist, seine naturalistische Weltanschauung nicht zu verstecken, aus Angst, andere könnten es nicht gut heißen ...

I second that.

Und ich möchte noch Eines anfügen: es braucht auch Mut. Besonders Mut vor sich selbst. Mut hat man aber erst dann, wenn man Kraft hat. Ohne Selbstsicherheit hat man aber keine Kraft. Bugger...

Ich hab' 63 Jahre dazu gebraucht.

Seit gestern bin ich ein Bright.
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Beitragvon Klaus » Mi 17. Jan 2007, 01:11

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Herzlich willkommen Howie im Forum, wie ich erkennen kann von weit her, Neuseeland, weite Reise für einen Bright im deutschen Forum.
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Beitragvon Kurt » Fr 19. Jan 2007, 19:01

lorenz hat geschrieben:Worauf führt ein "Bright" denn typischerweise seine moralischen Maßstäbe zurück? Auf die Vernunft? Auf die Evolution?


In letzter Konsequenz auf den Egoismus. Über den Umweg der Evolution und der Vernunft.

Der Mensch ist wie jedes Lebewesen darauf programmiert, die eigenen Gene zu verbreiten ("das egoistische Gen"...) Einen anderen Sinn hat das Leben nicht. Wie handelt er also? So, dass die eigenen Gene verbreitet werden, also in diesem Sinne egoistisch. Ist das unmoralisch? Nein, denn um die eigenen Gene zu verbreiten, wendet er altruistische Strategien an, er geht meinetwegen Kooperationen mit anderen Individuen ein, die davon ebenfalls profitieren. Kein Mensch wird aber irgendeine Handlungsweise vornehmen, die nicht direkt oder indirekt seinem eigen Wohl dient. Egoismus in diesem Sinn kann viele Ausprägungen haben. Wenn wir die Evolution und unsere egoistischen Strategien besser verstehen würden, wären wir alle bessere Menschen.

Buchempfehlung: David Buss: Evolutionäre Psychologie
David Buss ist Bio-Professor und hat die menschlichen Verhaltensweisen im Lichte der Evolution untersucht.

Viele Grüße,
Kurt
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Beitragvon lorenz » Sa 20. Jan 2007, 01:55

Kurt hat geschrieben:Der Mensch ist wie jedes Lebewesen darauf programmiert, die eigenen Gene zu verbreiten ("das egoistische Gen"...) Einen anderen Sinn hat das Leben nicht. Wie handelt er also? So, dass die eigenen Gene verbreitet werden, also in diesem Sinne egoistisch.

Spontan tauchen da bei mir Zweifel auf: Wenn man das Verbreiten der Gene so sehr im Mittelpunkt sieht - Wie ist das dann mit einem Menschen, der z. B. zu alt ist, um seine Gene noch weiter zu verbreiten? Oder bei einem, der zeugungsunfähig ist? Wenn das mit den Genen stimmt, kann dann so jemand nicht mehr moralisch handeln? Da stimmt doch was nicht...

Wahrscheinlich muss man das weniger rational sehen. Wir handeln moralisch nicht, weil wir am laufenden Band unsere Entscheidungen vernünftig von irgendwelchen Vorgaben (Gene verbreiten) ableiten würden - sondern: WEIL WIR SO SIND wie wir sind. So sind wir geworden: durch unsere Gene und durch unsere Sozialisation. Wir agieren diese Vernunft, die Moral erzeugt, gewissermaßen automatisch! Die "Faustregeln" dieser Vernunft sind stabil in uns integriert, - jedenfalls wenn wir (solange wir) gut funktionieren.

Moral hat dann tatsächlich wieder mit "Erziehung" zu tun, und natürlich damit, dass wir (wenn wir) das Glück gehabt haben, halbwegs brauchbare Gene zu haben. Aber für unsere Gene können wir nichts, und unsere Erziehung haben nicht wir uns herausgesucht.

So gesehen, ist Moralität vom "Inhaber" derselben aus betrachtet, im Prinzip "Glückssache". "Tugend" ist allenfalls ein Geschenk des Zufalls. Ich bin etwas schockiert über diese Erkenntnis.
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Beitragvon Kurt » Sa 20. Jan 2007, 02:00

lorenz hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Der Mensch ist wie jedes Lebewesen darauf programmiert, die eigenen Gene zu verbreiten ("das egoistische Gen"...) Einen anderen Sinn hat das Leben nicht. Wie handelt er also? So, dass die eigenen Gene verbreitet werden, also in diesem Sinne egoistisch.

Spontan tauchen da bei mir Zweifel auf: Wenn man das Verbreiten der Gene so sehr im Mittelpunkt sieht - Wie ist das dann mit einem Menschen, der z. B. zu alt ist, um seine Gene noch weiter zu verbreiten? Oder bei einem, der zeugungsunfähig ist? Wenn das mit den Genen stimmt, kann dann so jemand nicht mehr moralisch handeln? Da stimmt doch was nicht...


Die eigenen Gene liegen nicht nur in der eigenen Person, sondern auch in Verwandten. Deswegen kümmert man sich um Kinder, Geschwister usw. auch wenn man sich selbst nicht mehr fortpflanzt und trägt auf diese Weise zur Verbreitung seiner Gene bei. Allerdings gibt es noch ein paar Fragen, die nur recht mangelhaft beantwortet werden können. Wieso Homosexualität nicht ausstirbt, zum Beispiel.
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Beitragvon Sinuhe » Sa 20. Jan 2007, 16:17

Kurt hat geschrieben:Allerdings gibt es noch ein paar Fragen, die nur recht mangelhaft beantwortet werden können. Wieso Homosexualität nicht ausstirbt, zum Beispiel.


Wikipedia hat geschrieben:Evolutionstheoretischer und sozialer Nutzen der Homosexualität

In der Wissenschaft gibt es inzwischen Vorstellungen, dass Homosexualität der Arterhaltung dient, also auch im Sinn der Evolutionstheorie einen Nutzen hat, da sie dafür sorgt, dass sich eine größere Anzahl von Menschen um ein neugeborenes Kind kümmern kann. Unterstellt wird hierbei, dass homosexuell Veranlagte oft keine eigenen Kinder zeugen (dies ist aber biologisch möglich), jedoch ihre genetisch nah verwandten Neffen und Nichten mitversorgen, wodurch letztlich auch ihre Gene eine Chance auf Fortbestand haben (Siehe auch: Das egoistische Gen).
Weiteren Untersuchungen zufolge deutet sich an, dass genetische Veranlagung für männliche Homosexualität weibliche Verwandte fruchtbarer machen könnte.
Ein anderer Zugang zur Sexualitätsthematik ist die Frage, warum es überhaupt die Norm der Heterosexualität gibt und alles andere als Abweichung gesehen wird. In bestimmten Gender Studies wird analysiert, dass der Heterosexismus und Heteronormativität Grundpfeiler unserer Gesellschaft sind und die Homosexualität eine soziokulturelle Konstruktion darstellt.
In neueren Studien von Homophobie wurde festgehalten, dass die Unterdrückung von Homosexuellen und eine Ächtung der Homosexualität vor allem in Gesellschaften stattfindet, die eine strikte Trennung der Geschlechter zur Norm erheben, meistens mit dem Ziel, die Herrschaft der Männer über die Frauen zu sichern. Man könnte daraus den Schluss ziehen, dass Homosexuelle durch ihre Persönlichkeit eine Art Brückenfunktion zwischen den Geschlechtern einnehmen. Ihre biologische Aufgabe wäre es dann, zum gegenseitigen Verständnis und zur gegenseitigen Akzeptanz von Mann und Frau beizutragen.
Diese Theorie unterstellt aber wieder von vornherein homosexuellen Menschen eine objektiv unterschiedliche Persönlichkeit im Vergleich zu heterosexuellen Menschen sowie ein Stehen zwischen den Geschlechtern, also keine bestimmte männliche oder weibliche Geschlechtsidentität.
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Beitragvon musikdusche » Sa 20. Jan 2007, 16:34

Kurt hat geschrieben:]Allerdings gibt es noch ein paar Fragen, die nur recht mangelhaft beantwortet werden können. Wieso Homosexualität nicht ausstirbt, zum Beispiel.


Warum sollte sie? Die Evolution verfolgt doch kein bestimmtes Ziel. Wenn es nunmal in der Funktion des Menschlichen Genoms liegt, 10% homosexuelle Nachkommen hervorzubringen, was ist daran von Nachteil für die Menschen, wenn die restlichen 90% sich munter weitervermehren?
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Beitragvon Max » Sa 20. Jan 2007, 18:38

Das Thema wurde geteilt. Die Diskussin über Evolution und Homosexualität findet sich nun im Forum Das Leben, das Universum und der ganze Rest vor.

Hier der Link.
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