Dieser Schluss ist sehr wohl möglich. Er ist sogar nötig. Wenn etwas per definitionem für uns unerkennbar ist, gibt es keinen Grund, dieses "Etwas" (man kann sich darüber streiten, ob dieser Begriff überhaupt sinnvoll ist) auch nur in Betracht ziehen. Man muss aus Sparsamkeitsgründen davon ausgehen, dass es nicht existiert.El Schwalmo hat geschrieben:Das erinnert mich an eine abgewandelte Whorf-These: die Grenze meiner Methodik ist die Grenze meiner Welt. Allerdings ist der Schluss auf die Welt nicht möglich.
Bei der Liebe handelt es sich um ein subjektives Gefühl. Es ist daher -- zumindest mit unseren heutigen Mitteln -- nicht intersubjektiv oder gar objektiv verstehbar. Aus diesem Unvermögen folgt allerdings überhaupt nichts.El Schwalmo hat geschrieben:Am Beispiel 'Liebe' hat man deutlich gesehen, dass Dawkins vermutlich die Frage gar nicht verstand, denn die Antwort war wenig sinnvoll.
Vor allem folgt aus diesem Unvermögen nicht, dass die Frage nach dem christlichen Gott irgendeinen Sonderstatus besäße. Unser Gefühlleben ist uns nur emotional zugänglich. (Fast eine Tautologie) Aber was die Erkenntnis der Wirklichkeit anbelangt, sind naturwissenschaftliche Methoden allen anderen überlegen. Ihre Ergebnisse sind intersubjektiv verständlich, prüfbar, intern und extern konsistent, also widerspruchsfrei und im Einklang mit der Wirklichkeit.
Richtig. Es gibt sehr wohl Gottesbilder, die von ihren Theologen so weit enthöhlt wurden, dass sie überhaut nichts mehr besagen und daher auch nicht an der Realität scheitern können.El Schwalmo hat geschrieben:Aus meiner Sicht ist daher die These, dass sich ein geschaffenes Universum von einem nicht geschaffenen radikal unterscheidt, nicht haltbar.
Problematisch an solchen Gottesbildern ist neben ihrer vollkommenen Unnützigkeit, weil sie weder Vorraussagen über die Wirklichkeit machen noch irgendetwas erklären, vor allem ihr Charakter einer Ad-hoc-Annahme. Es gibt keinen Hinweis dafür, dass sich irgendein Gott nicht offenbart. Die Theologen, die dies postulieren, gehen nur davon aus, dass dies so ist, um ihre Lieblingshypothese vor dem Scheitern zu bewahren. Sie entleeren ihren Inhalt so stark, dass am Ende nur noch eine sprachliche Fassade übrigbleibt, mit der man dann bekunden kann, was für ein gläubiger und tugendhafter Christ man doch sei und die einem zugleich einen idealen Schauplatz für emotionale Ergüsse und Gefühlsduselei bietet. Wenn man ernsthaft an der Wahrheit interessiert ist, hat ein solches Unterfangen keinen Sinn.
Das denke ich nicht. Dafür ist die Frage zu einfach zu beantworten. Eine Letztbegründung ist mit oder ohne Gott unmöglich. Wenn man eine Sache, eine Meinung, eine Theorie oder eine Norm letztbegründen, also auf letzte Gründe befestigen will, also ein bodenfestes, unbezweifelbar wahres Fundament für seine Überzeugungen finden will, gelangt man stets in die dreifache Sackgasse des Münchhausentrilemmas: infiniter Regress, circulus vitiosus oder dogmatischer Abbruch. Entweder führt dieses Vorgehen zu einer unendlichen Begründungskette, einem Zirkelschluss (Dies ist so, weil es so ist) oder einem dogmatischen Abbruch (das muss nicht mehr begründet werden, es ist evident, selbstverständlich, etc.).El Schwalmo hat geschrieben:Die Frage, ob man eine Ethik ohne Gott letztbegründen kann, ist durchaus spannend.
Letztbegründungen gibt es also nirgends, auch nicht in der Ethik. Allerdings kann ein rationaler Diskurs in der Ethik stattfinden. Dabei beurteilt man Handlungen anhand Kriterien, die ihrerseits wieder rational diskutierbar sind und prüfbar. Die einfachste grundlegendste Auffassung wäre hier beispielsweise, man solle Handlungen nach ihren Konsequenzen beurteilen, also dem Leid und der Freude, die eine Handlung verursacht, oder nach der Erfüllung von betroffenen Interessen. Wie auch sonst, muss man vom minimalen Ausgehen. Jeder der mehr beansprucht, trägt die Beweislast, er muss seine Position also plausibel machen. Ist er dazu nicht in der Lage, muss man davon ausgehen, dass er sich im Irrtum befindet. Wie soll man auch sonst sein Versagen erklären?
Ein ganz klares: Njet. Aus unbeantworteten Fragen folgt überhaupt nichts. Vor allem greifen diese Wissenslücken nicht die Wahrheit irgendeiner Auffassung an; dies können nur empirische Befunde.El Schwalmo hat geschrieben:In jeder Wissenschaft gibt es noch so viele offene Fragen, dass man ihn wie jeden aufrechten Naturalisten zu jedem Thema schnell in einer Ecke haben kann.