Zweifeln auch Atheisten?

Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon Arathas » Fr 4. Sep 2009, 08:04

stine hat geschrieben:dann darf ich wohl auch auf die Ungeklärtheit des menschlichen Seins ansprechen


Das menschliche Sein? Dem liegt dasselbe zu Grunde wie dem Sein von Schafen, Gräsern, Bienen, Viren, Bäumen und Walen: Vermehrung. Es läuft immer "nur" auf Vermehrung raus. Der Mensch ist in der Lage, diesem Streben nach Vermehrung noch ein paar Details hinzuzufügen und zu denken, es gäbe für ihn vielleicht höhere Ziele. Aber ein kurzer Blick auf die Millionen anderer Arten neben uns zeigt doch ganz deutlich, worauf es im Endeffekt hinausläuft. Vermehrung. Immer. Der Rest (Kunst, Kultur, Politik, etc.) ist doch nur schmückendes Beiwerk. Würden wir uns mal vorstellen, allesamt auf die Vermehrung zu verzichten, würde das noch viel klarer werden.

Das schöne ist ja, dass man durchaus wissen kann, dass der Sinn des Lebens das Leben und somit die Vermehrung ist. Und sich dennoch dafür entscheidet, sich nicht zu vermehren, so wie z.B. ich. Und dennoch glücklich damit sein kann. :^^:
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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon platon » So 6. Sep 2009, 18:10

Arathas hat geschrieben:Außerdem kann man die "Überlegenheit" der Sehkraft ganz leicht überlisten: Zauberer tun das ständig - sie lenken dich durch optische Tricks ab, weil du eben ein Augenmensch bist.

Mein lieber Arathas, ein Blinder würde nicht einmal mitkriegen, dass da ein Zauberer einen Zaubertrick vorführt, wenn nicht ein Umstehender so freundlich ist, es ihm zu sagen.
Dass unsere Sinne zu täuschen sind, ist trivial, Gehör, Geruch und Tastsinn aber noch um ein vielfaches leichter als der Sehsinn.
Ich bleibe deshalb dabei: Nein, es ist nicht weise, sich als Sehender im Hellen einem Blinden anzuvertrauen, damit der einem zeigen kann, wo es lang geht.
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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon Arathas » Mo 7. Sep 2009, 08:45

Ist zwar nun total Offtopic, aber egal, mich interessiert's. Wenn du die Wahl hättest, aber eines von beidem wählen MÜSSTEST: Wärst du lieber blind oder taubstumm?

Die meisten Leute sagen hier vermutlich taubstumm. Ich würd eher blind nehmen, glaub ich. Bücher kann ich ja immer noch lesen, als Hörbücher halt. Und ich könnt nicht auf Musik verzichten. Dann lieber auf's Sehen.
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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon Spriggan » Mo 7. Sep 2009, 13:45

Arathas hat geschrieben:Ist zwar nun total Offtopic, aber egal, mich interessiert's. Wenn du die Wahl hättest, aber eines von beidem wählen MÜSSTEST: Wärst du lieber blind oder taubstumm?

Die meisten Leute sagen hier vermutlich taubstumm. Ich würd eher blind nehmen, glaub ich. Bücher kann ich ja immer noch lesen, als Hörbücher halt. Und ich könnt nicht auf Musik verzichten. Dann lieber auf's Sehen.


Glücklicherweise muss ich nicht wählen, aber ich habe einen Vater der taub ist (übrigens gibt es kaum taubstumme: diese Menschen haben manchmal einfach nur nicht sprechen gelernt) und eine andere Verwandte die blind ist. Ich möchte lieber taub sein - eindeutig. Ich bin selbst sehr kurzsichtig gewesen und habe es erst recht spät gemerkt - der Mensch lernt schnell sich auf anderes mehr zu verlassen. Allerdings um mal die Vorteile des Tauben darzustellen: Wir werden tagtäglich von geredetem Wortmist im Fernsehen zugequatscht - um es mal einfach auszudrücken - mein Vater sieht die Bilder - die er manchmal völlig anders interpretiert, als das was der Nachrichtensprecher dazu sagt - was ich sehr faszinierend finde. Er hat mich einmal ausgelacht und wollte mir kaum glauben, als ich ihm eine Vorschau für DMAX übersetzte und war dann geschockt, dass solche Sätze tatsächlich benutzt werden um Werbung zu machen.
Ich wäre lieber taub denke ich, da ich mit meinen eigenen Augen sehen will und lieber nicht hören will, was andere mir sagen zu müssen was "wahr" ist. Als Blinder muss ich immer "glauben" dass das wirklich so oder anders dasteht, ich könnte kaum selber nachforschen. Gehörlose sind da weniger behindert - es ist für sie eher so, als wären sie Ausländer. Viel unterscheidet sie nicht - sie sprechen nur eine andere Sprache.

Das zu deinem kurzen Exkurs. Nun aber zur Diskussion.
Es mag ja sein, dass vieles in der Bibel wahr ist: manche nennen das subjektive Geschichtsschreibung.
Im alten Ägypten schmückten Pharaonen ihre Gräber über gigantische Siege, was sicher einige glaubten - ehe Wissenschaftler herausfanden, dass der Pharao eher mit blauem Auge davon kam. Passiert übrigens heute noch immer in der Politik. Erst später wird man dann objektiv zurückblicken können und sagen: "Das ist richtig" oder "Das war ein wenig zu viel geschönt".

stine hat geschrieben:Wenn ich aber im Bereich der Sinnsuche und dem inneren Gleichgewicht tätig bin, dann darf ich wohl auch auf die Ungeklärtheit des menschlichen Seins ansprechen und versuchen mit den Mitteln zu helfen, die auf diesem Gebiet zur Verfügung stehen.

Wer sein inneres Gleichgewicht nicht findet, muss ernsthaft zum Psychologen (auch eine Wissenschaft), der dann nach Traumata oder ähnlichem sucht. Ich selbst halte mich nicht für perfekt - ich kenne jedoch meine Fehler und suche nach dem Grund für mein Verhalten. Dann jedoch zu sagen ich bin arm/einsam/kriminell (z.B.) weil Gott es so wollte oder weil ich in meinem letzten Leben eine Bank überfallen habe, dann sehe ich schon ein wenig den Unsinn darin. Klärung für mein Verhalten zu finden ist wichtig für mich, dann kann ich mich ändern. Jedoch wenn ich glaube, dass ein Schicksal von Gott oder höheren Mächten mich zu diesem Dasein gezwungen hat, werde ich weniger Mut haben mich aus diesem Kreis zu befreien.
Genau das aber passiert in der Religion - man sucht sich etwas um sich befreien zu können - keine Verantwortung für sein Handeln zu finden.

Auch ein wenig offtopic: Empfindet ihr es als richtig einen Kriminellen wegen seinem Geisteszustand (alkoholisiert/schlimme Kindheit) ab einem bestimmten Alter weniger schlimm zu bestrafen?
Mir kommt manchmal echter Zweifel an den Gesetzen, die so einfach damit umgehen. Da könnte ich ein Verbrechen begehen, von meiner schlimmen Kindheit in einer Sekte heulen und nach dem Verbrechen auch noch viel Alkohol trinken, damit ich straffrei ausgehe. Ab einem bestimmten Alter - wie gesagt - muss jeder Mensch meiner Ansicht nach für seine Fehler geradestehen. Und wenn ich Alkohol trinke und eine Straftat begehe, so habe ich doch freien Willens mich entschlossen Alkohol zu trinken... Das ist doch so, als würde man Fanatiker freisprechen, wenn sie Menschen in die Luft jagen, weil sie ja indoktriniert wurden von der Gesellschaft - nun ja, wo ich gerade darüber nachdenke, geschah auch schon oft genug bei den vielen Scheidungsprozessen, wo die Scharia als Entschuldigung dient...
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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon Arathas » Mo 7. Sep 2009, 13:58

Also dazu hab ich ne ganz einfache Meinung: Wer (freiwillig) Alkohol trinkt (oder freiwillig andere Drogen nutzt) und anschließend Mist baut, sollte auf jeden Fall noch dementsprechend härter bestraft werden, nicht milder. Ich verstehe die Justiz hier überhaupt nicht.
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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon robika » Mo 7. Sep 2009, 16:26

Spriggan hat geschrieben:Auch ein wenig offtopic: Empfindet ihr es als richtig einen Kriminellen wegen seinem Geisteszustand (alkoholisiert/schlimme Kindheit) ab einem bestimmten Alter weniger schlimm zu bestrafen?
Mir kommt manchmal echter Zweifel an den Gesetzen, die so einfach damit umgehen. Da könnte ich ein Verbrechen begehen, von meiner schlimmen Kindheit in einer Sekte heulen und nach dem Verbrechen auch noch viel Alkohol trinken, damit ich straffrei ausgehe. Ab einem bestimmten Alter - wie gesagt - muss jeder Mensch meiner Ansicht nach für seine Fehler geradestehen. Und wenn ich Alkohol trinke und eine Straftat begehe, so habe ich doch freien Willens mich entschlossen Alkohol zu trinken... Das ist doch so, als würde man Fanatiker freisprechen, wenn sie Menschen in die Luft jagen, weil sie ja indoktriniert wurden von der Gesellschaft - nun ja, wo ich gerade darüber nachdenke, geschah auch schon oft genug bei den vielen Scheidungsprozessen, wo die Scharia als Entschuldigung dient...


Nein, ich finde dies ebenfalls nicht richtig. Offen gestanden schreibe ich dieses Verhalten (der Justiz) dem Zustand eines übertriebenen Gerechtigkeitsempfindens und übertriebener Toleranz zu. Dieses Phänomen trifft man immer öfter in vielen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens (Bildung, Steuern, etc.). Verbrechen ist Verbrechen, und gehört gleich behandelt.

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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon platon » Mo 7. Sep 2009, 20:41

Arathas hat geschrieben: Ich würd eher blind nehmen, glaub ich.

Mal abgesehen davon, dass Gehörlose sehr gut sprechen lernen können (wenn sie wollen), ist das Leben ohne Gehör unvergleichlich viel einfacher als das eines Blinden. Blinde können nicht ohne Hilfe leben. Sie können sich nicht in einer fremden Umgebung ohne Übung zurechtfinden, für Gehörlose ist das überhaupt kein Problem. Sie haben es schwerer, keine Frage, aber es geht.
Von Cochleaimplantaten (wenn der Hörnerv noch intakt ist) noch nicht einmal zu reden.
Erblinden ist nach Tetraplegie, das Schlimmste, was einem Menschen widerfahren kann.
Selbstverständlich kann man mit beidem trotzdem leben und seinem Leben einen Sinn geben.
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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon robika » Mo 7. Sep 2009, 21:10

Arathas hat geschrieben:Ist zwar nun total Offtopic, aber egal, mich interessiert's. Wenn du die Wahl hättest, aber eines von beidem wählen MÜSSTEST: Wärst du lieber blind oder taubstumm?

Die meisten Leute sagen hier vermutlich taubstumm. Ich würd eher blind nehmen, glaub ich. Bücher kann ich ja immer noch lesen, als Hörbücher halt. Und ich könnt nicht auf Musik verzichten. Dann lieber auf's Sehen.


Mal ne Frage. Hast du "Dinner in the Dark" probiert? Geh mal im stockdunkeln essen, und stell dir vor du könntest danach nicht wieder ins Helle raus. Du wirst nie wieder behaupten du wärst lieber blind als taub.

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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon Arathas » Di 8. Sep 2009, 07:43

Ich könnte mir vorstellen, ohne Augenlicht zu leben. Ich hab's noch nie probiert, aber ich könnt's mir zumindest vorstellen. Aber leben ohne Musik - das geht einfach nicht.
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Re: Zweifeln auch Atheisten?

Beitragvon apostat » Di 8. Sep 2009, 09:22

Arathas hat geschrieben:Ich könnte mir vorstellen, ohne Augenlicht zu leben. Ich hab's noch nie probiert, aber ich könnt's mir zumindest vorstellen. Aber leben ohne Musik - das geht einfach nicht.


Obwohl auch ich Musik sehr liebe könnte ich dennoch eher ohne Gehör als ohne Augenlicht leben. Mir scheint Blindheit definitiv das größere Handicap zu sein.
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