Bildung und irrationaler Glaube

Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon Montag » Do 27. Dez 2007, 00:33

Was sich total meines Verstandes entzieht:

Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass sehr, wirklich sehr belesene und auch gebildete Menschen streng gläubig sind.
Für mich persönlich ist es sehr unvernünftigt sein Leben an willkürlichen Glaubensdoktrinen zu orientiere.
Ich frage mich, und nun euch: Aus welchen Gründen sind wirklich belesene und gebildete Menschen streng glaubensfähig?
(lassen wir hier aber das Thema der Indokrination weg).
Wie kann man Bildung und irrationalen Glauben in Einklang bringen?
Montag
 
Beiträge: 108
Registriert: Mo 3. Dez 2007, 21:21

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon trazy » Do 27. Dez 2007, 02:15

Kannst du deine Erfahrungen darlegen, damit man sich ein Bild machen kann? Gehts ausführlich?
trazy
 
Beiträge: 487
Registriert: Mi 3. Okt 2007, 22:00

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon Montag » Do 27. Dez 2007, 11:57

ich brauch dir doch keinen erfahrungsbericht aus meinem leben geben damit dus verstehst.
wieso glaubt der papst? glaubt der wirklich?
belesen ist er sicherlich, und er kennt sicherlich alle gründe für und gegen den glauben/religion/gott usw. warum tut ers dennoch?
Montag
 
Beiträge: 108
Registriert: Mo 3. Dez 2007, 21:21

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon Ari » Do 27. Dez 2007, 13:14

Montag hat geschrieben:wieso glaubt der papst? glaubt der wirklich?


Diese Fragen kann sicher nur er beantworten.

Mir sind aber (in meinem Umfeld) auch gebildete Personen bekannt die glauben. Wobei man hier wieder bei der Frage "Was ist Bildugn" ansetzen müsste und dann haben wir wieder eine diese (un)fruchtbaren theoretischen und äußerst hochgeistigen Diskussionen, die am Ende selten ein Ergebnis bringen. (Diese Diskussionen werden hier wirklich zu genüge geführt, ohne das ich erkennen kann das sie einen praktischen Nutzen haben)

Bei einer Person die ich aus meinem Umfeld kenne (und die in Philosophie und auch atheistisch und theistischen Thmene belesen ist) musste ich feststellen das es für ihn eine "Hoffnung auf mehr" gibt. Eine (für mich unbegreifliche) Hoffnung das die Theorien gegen Gott die ihm so glänzend vorgetragen werden sich doch irgendwo täuschen. Weil er es so "fühlt", dass es "irgendwie mehr geben muss" (Zitat). Diese Einstellung hat sicher auch etwas mit (kindlicher) Indoktrination zu tun, aber auch mit der mangelnden Fähigkeit das bekannte, einfach erscheinende Muster "wenn du etwas nicht erklären kannst war es eben gott" zu abzuschütteln. Eine Schutzreaktion davor die Augen geöffnet zu bekommen, dass die Welt naturgesetzen unterliegt und Fantasie und Mystik dort nichts zu sagen haben.
Ari
 
Beiträge: 577
Registriert: So 16. Sep 2007, 18:27

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon emporda » Do 27. Dez 2007, 13:25

Montag hat geschrieben:ich brauch dir doch keinen erfahrungsbericht aus meinem leben geben damit dus verstehst.
wieso glaubt der papst? glaubt der wirklich?
belesen ist er sicherlich, und er kennt sicherlich alle gründe für und gegen den glauben/religion/gott usw. warum tut ers dennoch?
Der Mann ist senil, Alzheimer mit Gehirnerweichung oder schlicht "gaga". Den kondensierten Schmus winkt er per Unterschrift nur noch ab, im Hintergrund arbeitet ein großer Stab an immer neuen Texten und "ewigen Wahrheiten" der Christenheit. Sehr oft merken diese Menschen nicht einmal mehr, was sie unterschreiben, bestellen, veranlassen oder gar bezahlen - nicht umsonst wurde meine allein lebende Schwester teilentmündigt und hat einen amtlich bestellten Vermögensverwalter. Sonst würde sie an der Wohnungstür dem immer gleichen Hausierer den elektrischen Holzkochlöffel für nur 249 € gleich 5 Mal hintereinander abkaufen. Aber als Papst ist man trotz akuter Gehirnwerweichung allwissend, Gott wacht über ihn und verhindert jeden Unfug - sagt zumindest der Papst.

Ich lebe mit 3 derartigen Menschen wie Schwester 87, Bruder 85 und Schwiegermutter 86, da lernt man die Anzeichen der nahenden Katastrophe genau kennen. Die grauen Zellen versagen zunehmend den Dienst, das häufigste Wort ist "Dings". Beispiel am Frühstückstisch "Gib mit mal den Dings auf dem Dings, ich möchte das auf mein Dings tun, denn mit Dings zusammen ist das lecker. Die Übersetzung in Klartext braucht 5 Minuten, dauert es länger, dann wird der ganze Satz vergessen und verschwindet spurlos in den Schaltfehlern der grauen Zellen. Derjenige kann sich nicht einmal erinnern, je einen Wunsch ausgesprochen zu haben. Zwei Menschen in dem schlimmen Stadium wie Bruder mit 81 und Schwägerin mit 83 habe ich schon verloren.

Wenn in wenigen Jahren in den grauen Zellen das Wort "Dings" auch nicht mehr auffindbar ist, dann gehen die Lichter komplett aus. Trotzdem kann dann jeder noch als Anziehpuppe im Papstkostüm vom Balkon aus winken, die Gläubigen sind hingerissen und lauschen andächtig den ewigen Weisheiten von Gottes Stellverteter (abgespielt von einem Tonband - muss ja keiner merken).

Ich denke mit Schrecken an die wenigen Jahre, die mir mit 69 bis zu diesem Zustand noch bleiben.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon PoppersFan » Do 27. Dez 2007, 13:54

emporda hat geschrieben:Ich denke mit Schrecken an die wenigen Jahre, die mir mit 69 bis zu diesem Zustand noch bleiben.

Intensive intellektuelle Tätigkeit soll's ja hinauszögern, insofern brauchst du dir vielleicht keine großen Sorgen machen? :up:

Ich denke ja immer, dass Gläubigkeit bzw. Rationalismus etwas mit dem Charakter und der Einstellung zu tun hat, mit einer Art geistiger Disziplin und Hygiene. Diese Ansicht stammt aus meiner Selbstbeobachtung: Wenn ich mich bei religiösen oder abergläubischen Anwandlungen ertappe ertönt die Stimme des Vernunftmenschen in mir, ruft mich zur Ordnung und zerfleddert dieses unseriöse Zeug samt eventuell zugrunde liegender Wunschvorstellungen. Das empfinde ich dann als "richtig" im Sinne von "moralisch", alles andere wäre irrational, Selbstbetrug, und somit "falsch". Wer nun an sein Denken nicht ganz so puritanische Ansprüche stellt, sondern sich vielleicht auch mal etwas "gönnt", wer einen Mangel an Logik oder ein paar Selbstwidersprüche nicht so ernst nimmt, der kann trotz Intelligenz und Bildung beträchtliche Mengen Unsinn in seinem Hirn anhäufen - vielleicht hat er sogar Spaß dran...
Benutzeravatar
PoppersFan
 
Beiträge: 117
Registriert: Mo 13. Aug 2007, 12:06

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon Kurt » Do 27. Dez 2007, 13:58

emporda hat geschrieben:
Montag hat geschrieben:wieso glaubt der papst? glaubt der wirklich?
Der Mann ist senil(...)


Das ist sicherlich nicht der richtige Grund. Der Papst war auch schon gläubig, als er noch nicht senil war. Die Charaktereigenschaft, die kluge Leute gläubig macht, hat etwas mit Konformanz- und Harmoniebedürfnis zu tun, die Leute sind konfliktscheu und feige. Sie wissen, wo der Sumpf der logischen Widersprüche beginnt und wie man um ihn herumkommt. Vielen gelingt es dadurch, den Sumpf als "Probleme für die Gelehrten" auszublenden, in der Meinung, dass die Widersprüche lösbar seien.

Professionelle Christen (d.h. Bischöfe und der Papst) kennen durch ihr Studium die Widersprüche, aber da ist es meist zu spät, die Berufsentscheidung rückgängig zu machen. Priester zu werden bedeutet ja nicht nur, Glauben zu verkünden, sondern auch die Leute moralisch bei der Hand zu nehmen und ihnen bei ihren Problemen mit der Welt behilflich zu sein. D.h. man kann IMO durchaus mit guten Absichten Priester werden. Und man kann z.B. als Schwuler sich das Outing und die komischen Fragen ersparen, indem man sich einen Beruf mit Zölibat wählt, der obendrein sehr gut bezahlt wird und (für einen Akademiker) recht geringe Ansprüche stellt und wenig Arbeit macht.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon Montag » Do 27. Dez 2007, 14:03

also kurt ist es deiner ansicht nach durchaus möglich, dass der papst nicht glaubt. bzw. er glaubt nur an den glauben und mehr nicht?
Montag
 
Beiträge: 108
Registriert: Mo 3. Dez 2007, 21:21

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon emporda » Do 27. Dez 2007, 14:38

Montag hat geschrieben:also kurt ist es deiner ansicht nach durchaus möglich, dass der Papst nicht glaubt. bzw. er glaubt nur an den Glauben und mehr nicht?

Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß der Papst sogar den Glauben meiner seeligen Mutter haben könnte, nachdem 7 Pfund Rinderknochen eine gute Brühe abgeben, und er steht trotzdem als Papst-Anziehpuppe auf dem Balkon und winkt huldvoll einem Heer Tausender verblendeter Idioten zu. Was zählt ist der optische Eindruck oder das Bild einer überhöhten strahlenden Person, nicht aber des armen Irren, dem das Affenkostüm an allen Ecken zwickt und der froh ist, wieder in seiner warmen Kammer sein Süppchen zu löffeln.

Es ist das traurige und immer gültige Prinzip des Marketing, jeden Morgen läßt Gott einen neuen Idioten aufstehen, die Kunst ist ihn zu finden. Ob nun jemand Religion verkauft oder rotierende Klohbürsten, die Unterschiede sind minimal.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon PoppersFan » Do 27. Dez 2007, 15:22

Kurt hat geschrieben:Die Charaktereigenschaft, die kluge Leute gläubig macht, hat etwas mit Konformanz- und Harmoniebedürfnis zu tun, die Leute sind konfliktscheu und feige. Sie wissen, wo der Sumpf der logischen Widersprüche beginnt und wie man um ihn herumkommt. Vielen gelingt es dadurch, den Sumpf als "Probleme für die Gelehrten" auszublenden, in der Meinung, dass die Widersprüche lösbar seien.

Yes! Obwohl sicher auch jeder einfach blinde Flecken hat, Punkte, die beim jeweiligen persönlichen Entwicklungsstand nicht kritisierbar sind, weil man sie gar nicht wahrnimmt. Meistens laviert man sich aber wohl mit solchen Vermeidungsstrategien durchs Leben, wie du sie im letzten Satz ansprichst. Davon gibt es viele, die einfachste ist "das interessiert mich eigentlich nicht wirklich". Auch die ganzen pseudorationalen Argumente für die Religion werden hier natürlich gern rausgekramt, z.B. "Glaube ist doch wichtig für die Gesellschaft" oder "ohne Gott keine Moral", man schaut sie sich dann eben nicht so genau an. Außerdem gibt es auch noch eine immer wieder neu in Mode kommende Resignation an der Vernunft und den Menschen: "Muss man denn immer alles zerreden? Das bringt ja sowieso nichts, da kümmert sich eh keiner drum" (das ist eine Art Hauptschalter für Zweifel, alle auf "off"). Und natürlich den erkenntistheoretischen Relativismus: "Soll doch ruhig jeder glauben, was er für richtig hält, wissen kann man ohnehin nichts", der oberflächlich wie weise Toleranz aussieht, in Wirklichkeit jedoch das Ende jeder kritischen Auseinandersetzung und allen Fortschritts bedeutet - aber macht man sich das immer so klar?
Benutzeravatar
PoppersFan
 
Beiträge: 117
Registriert: Mo 13. Aug 2007, 12:06

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon lorenz » Do 27. Dez 2007, 15:58

Ein Grund, warum nicht nur Grenzdebile und alte Mütterlein an Götter usw. glauben, sondern auch sog. "Gebildete" ist m. E. eine Grundvorstellung von "2 Bereichen" in der Welt. Einerseits gebe es den Bereich des Wissens, der Logik, des Bekannten, des Rationalen, der Kritik, usw. Andererseits gebe es aber auch den Bereich "dahinter". Da wir Menschen nicht alles wissen können, gebe es eine Grenze des Wissbaren, einen Bereich jenseits des klar Erkennbaren, der dann halt die Domäne der Spekulation, des "Glaubens", der Religion sei. Verschärfend kommt da hinzu, dass dieser "Bereich hinter den Wolken" mit einem (teilweise absichtlich antrainierten) diffusen Gefühl des Besonderen, Schützenswerten, Hoffnungsvollen, des Ehrfürchtigen, "Heiligen", usw. assoziiert wird.

Hier die einschlägige Äußerung des "Stammapostels" der Neuapostolischen, von Beruf Mathematiker:
gk hat geschrieben:In seinem kurzen Vortrag ging Leber auf den möglichen Widerspruch von Logik und Glauben ein. Er sei manches Mal gefragt worden, wie er als Mathematiker die kirchliche Tätigkeit mit seiner Ausbildung vereinbaren könne. Doch obwohl er mit dem logischen Denken vertraut sei, wisse er er auch, dass man an seine Grenzen komme. Daher müsse man akzeptieren, dass es jenseits logischer Zusammenhänge auch noch etwas anderes gäbe. Der Stammapostel sieht daher den Glauben nicht in Konkurrenz zur Logik, sondern als Ergänzung bzw. eine "zusätzlichen, großartigen Dimension". Als Stammapostel vertrete er die Haltung: "Logische Überlegungen soweit wie möglich; darüber hinaus Glauben und Vertrauen in das Walten Gottes."

Das ist von hier: http://www.glaubenskultur.de/artikel-560.html?PHPSESSID=639a91ae129b34f04018716f380aa750

Das ist meiner Beobachtung nach die Falle, in die viele - auch "Akademiker" - tappen, natürlich vor allem, wenn sich eine passende Bedürfnislage dazu gesellt. Das wäre eine Aufgabe für "Brights": Einen nicht-schmuddeligen Umgang mit dem Zeug "jenseits der Grenzen des Wissbaren" wenigstens anzudeuten! (Nicht glauben, dass das so einfach beiseite zu schieben ist!)
Benutzeravatar
lorenz
 
Beiträge: 289
Registriert: Mi 13. Dez 2006, 13:36
Wohnort: middle world

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon PoppersFan » Do 27. Dez 2007, 16:52

lorenz hat geschrieben:Das wäre eine Aufgabe für "Brights": Einen nicht-schmuddeligen Umgang mit dem Zeug "jenseits der Grenzen des Wissbaren" wenigstens anzudeuten! (Nicht glauben, dass das so einfach beiseite zu schieben ist!)

Das ist für die Brights schwierig: Wie soll man dem Irrationalen rational gegenübertreten, was wären da überhaupt die Kriterien? Sicherlich können wir über "letzte Dinge" philosophieren, aber was soll dabei rauskommen, das ein paar tausend Jahre Metaphysik noch nicht zu Tage gefördert haben? Wir sind vielleicht nicht strikt der Wissenschaft verpflichtet, aber doch der Vernunft, und damit ist nicht die "reine" Vernunft gemeint!

Was ich noch sagen wollte, Bildung ist ja oft auch nur Steckenpferdreiten auf hohem Niveau. Es gibt jede Menge Wissen auf der Welt, dass praktisch keine weltanschaulich-philosophische Relevanz besitzt und demgegenüber man sich eher betrachtend verhält als nachdenklich. Auch wer lediglich eine Art hoch entwickelte Sammelleidenschaft besitzt kann es damit locker zu einer Professur bringen, ohne nach unserem Verständnis klug zu sein.
Benutzeravatar
PoppersFan
 
Beiträge: 117
Registriert: Mo 13. Aug 2007, 12:06

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon Athe » Do 27. Dez 2007, 17:32

mir sind schon Leute begegnet, die haben enormes Wissen über Dinosauerier und die Entstehung der Welt.
Können alle die verschiedenen Erdgeschichten und Entwicklungsgeschichten des Planeten.

Aber wenns um Religion geht, sind sie urplötzlich wieder bei Adam und Eva und einer sehr kurzen Erdgeschichte.

Spricht man sie darauf an, merkt man das es ihnen unangenehm wird und sie das Thema wechseln wollen.
Athe
 
Beiträge: 11
Registriert: Sa 22. Dez 2007, 12:03

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon Montag » Do 27. Dez 2007, 17:34

Athe hat geschrieben:mir sind schon Leute begegnet, die haben enormes Wissen über Dinosauerier und die Entstehung der Welt.
Können alle die verschiedenen Erdgeschichten und Entwicklungsgeschichten des Planeten.

Aber wenns um Religion geht, sind sie urplötzlich wieder bei Adam und Eva und einer sehr kurzen Erdgeschichte.

Spricht man sie darauf an, merkt man das es ihnen unangenehm wird und sie das Thema wechseln wollen.


ja sowas gibt es oft und es gibt auch menschen die werfen ihr geologie studium oder evtl auch ihre professur aus diesen gründen in die tonne.
und das ist traurig und wie gesagt, entzieht sich meinem verständnis.
Montag
 
Beiträge: 108
Registriert: Mo 3. Dez 2007, 21:21

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon trazy » Do 27. Dez 2007, 18:04

Montag hat geschrieben:ich brauch dir doch keinen erfahrungsbericht aus meinem leben geben damit dus verstehst.

Es wäre hilfreich.

Montag hat geschrieben:wieso glaubt der papst? glaubt der wirklich?

Ratzinger glaubt wahrscheinlich wirklich. In der Pornokratie um das Jahr 1000 haben die Päpste wohl eher nicht an Gott geglaubt.
Montag hat geschrieben:belesen ist er sicherlich, und er kennt sicherlich alle gründe für und gegen den glauben/religion/gott usw. warum tut ers dennoch?

Belesen zu sein bedeutet nicht, dass man gebildet ist. Das kann auch Miss-Bildung sein. Intelligenz zu haben bedeutet nicht, dass man für sich und die Umwelt günstig denkt. Man kann mit ungesunder und trotzdem hoher Intelligenz unbewusst sehr viel Schaden anrichten. Ich hoffe ich muss das nicht belegen und man traut meiner Erfahrung. Ansonsten kann ich es aber versuchen genauer zu erklären.
trazy
 
Beiträge: 487
Registriert: Mi 3. Okt 2007, 22:00

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon Montag » Do 27. Dez 2007, 18:14

trazy hat geschrieben:
Montag hat geschrieben:ich brauch dir doch keinen erfahrungsbericht aus meinem leben geben damit dus verstehst.

Es wäre hilfreich.

knüpf einfach am vorhandenem thread verlauf an.

Montag hat geschrieben:wieso glaubt der papst? glaubt der wirklich?

Ratzinger glaubt wahrscheinlich wirklich. In der Pornokratie um das Jahr 1000 haben die Päpste wohl eher nicht an Gott geglaubt.

wie wir vorhin wohl schon erwähnt haben, glaube ich, dass der papst nur an den glauben glaubt.


Belesen zu sein bedeutet nicht, dass man gebildet ist. Das kann auch Miss-Bildung sein. Intelligenz zu haben bedeutet nicht, dass man für sich und die Umwelt günstig denkt. Man kann mit ungesunder und trotzdem hoher Intelligenz unbewusst sehr viel Schaden anrichten. Ich hoffe ich muss das nicht belegen und man traut meiner Erfahrung. Ansonsten kann ich es aber versuchen genauer zu erklären.


ich habe nie behauptet, dass belesene leute gebildet wären. ich habe gefragt, wieso belesene und gebildete menschen glauben können wenn sie doch aufgrund ihrer bildung und belesenheit in der lage sind, ihren glauben rational zuhinterfragen - was meines erachtens zum atheismus führen müsste - es aber beim papst zB. nicht führt.
und von intelligenz hab ich schon GAR NICHT gesprochen.
Montag
 
Beiträge: 108
Registriert: Mo 3. Dez 2007, 21:21

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon trazy » Do 27. Dez 2007, 20:51

Montag hat geschrieben:
trazy hat geschrieben:
Montag hat geschrieben:ich brauch dir doch keinen erfahrungsbericht aus meinem leben geben damit dus verstehst.

Es wäre hilfreich.

knüpf einfach am vorhandenem thread verlauf an.

Muss ich nicht.

Montag hat geschrieben:ich habe nie behauptet, dass belesene leute gebildet wären. ich habe gefragt, wieso belesene und gebildete menschen glauben können wenn sie doch aufgrund ihrer bildung und belesenheit in der lage sind, ihren glauben rational zuhinterfragen - was meines erachtens zum atheismus führen müsste - es aber beim papst zB. nicht führt.
und von intelligenz hab ich schon GAR NICHT gesprochen.

Ja und? Ja sicher hast du dies und jenes nicht behauptet usw. Ich dachte du kannst aus meinen Ausführungen folgern.
trazy
 
Beiträge: 487
Registriert: Mi 3. Okt 2007, 22:00

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon gerhard » Fr 28. Dez 2007, 08:56

Irrationaler Glaube steht dem augeklärten Verständnis im Weg

Nach meiner Beobachtung glaubten bisher viele "gläubige" Bildungsbürger und Naturwissenschaftler - zumindes im weitgehend kreationismusfreien Europa - völlig jenseits der kirchlichen Dogmen an den Glauben bzw. Gott. Wie wir inzwischen wissen, hat die Biologie in ihrer Kreativität (ich glaube daher Schöpfung) in unseren Körper einen Schläfenlappen eingebaut, der auf religiöse Erfahrungen aus ist. Glaube hat daher sicher etwas mit diesem Temporallappen zu tun.

(Übrigens muss ich letztlich diesen Schläfenlappen für den Sitz Gottes halten, wenn ich nicht von einer konkreten Schöpfung ausgehe, wie sie sich in der Kreativität des gesamten Kosmos darstellt. Ich persönlich sehe allerdings hier nur ein weiteres Bauteil, aufgrund dessen Kenntnis ich mich einmal mehr für den ganz natürlich-kreativen Bauplan meiner Biologie, die Zusammenhänge zwischen universeller Kreativität und meinem Körper begeistere. Ich glaube, dass ich den besagten Schläfenlappen nutzen, in Schwung bringen muss: Weils doch bio-logisch scheint, nach dem Kreator bzw. univeseller Kreativität fragen zu müssen.)

Bei vielen Gläubigen an den Glauben ist es die reine Tradition, die den Temporallappen in Schwung bringt, ohne dass sie sich über die Bedeutungsaussagen des Glaubens besondere Gedanken machen oder die Aussagen allzu wörtlich zu nehmen. Daher haben sie auch kein Problem mit der Irrationalität.

Bei den Kreationisten allerdings ist es der Glaube an die Buchstaben, der dann zur Irratonalität führt. Sie glauben nicht an die Kreativität der Evolution, sondern sind vielmehr deren Verleugner.

Auch bei Professor Ratzinger, der m.E. nicht auf der Seite des Kreationismus steht, sehe ich einen eisernen, tief verankerten Glaube ans alte Papier - durchaus in der Ahnung, dass dahinter viel mehr, Anderes steht, als derzeit angenommen. Dies führt dann zu den Ausführungen der päpstlichen Verlautbarungen, die für die meisten aufgeklärd denkende Zeitgenossen nur noch Irrational sind. Wie auch bei anderen theologischen Denkern hilft allerdings beim päpstlichen Professor nur das Festhalten an den Dogmen. Es ist in diesem Denkschema daher durchaus rational, dass jeder historisch-kritischen Forschung die Glaubensdogmatik entgegensetzt werden muss, weil man sonst mit völlig leeren Händen dastehen würde.

Doch genau dieses Beharren auf Buchstäblichkeiten - ob in kreationistisch oder kirchdogmatischer Weise - verbaut den Blick auf die kreative Ratio in der natürlichen Realität: ich glaube Schöpfung.

Ich glaube,
ich war schon wieder in der falschen Diskussionsrunde - sollte unter Glaube aus Aufklärung stehen.
gerhard
 
Beiträge: 242
Registriert: Mo 28. Mai 2007, 15:54
Wohnort: Gommersheim

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon El Schwalmo » Fr 28. Dez 2007, 09:00

Montag hat geschrieben:
Athe hat geschrieben:mir sind schon Leute begegnet, die haben enormes Wissen über Dinosauerier und die Entstehung der Welt.
Können alle die verschiedenen Erdgeschichten und Entwicklungsgeschichten des Planeten.

Aber wenns um Religion geht, sind sie urplötzlich wieder bei Adam und Eva und einer sehr kurzen Erdgeschichte.

Spricht man sie darauf an, merkt man das es ihnen unangenehm wird und sie das Thema wechseln wollen.


ja sowas gibt es oft und es gibt auch menschen die werfen ihr geologie studium oder evtl auch ihre professur aus diesen gründen in die tonne.
und das ist traurig und wie gesagt, entzieht sich meinem verständnis.

ich kabble mich nun schon seit gut 25 Jahren mit Evolutionsgegnern herum. Menschen, die auf der einen Seite sehr genau die naturwissenschaftlichen Fakten kennen, trotzdem aber Dinge glauben, die uns unsinnig erscheinen (junge Erde, Sintflut etc.), sind IMAO sehr intelligente Menschen, die einen Halt im Leben brauchen, den sie eben in der Bibel finden. Gerade weil sie so intelligent sind, sehen sie ein, dass das ein 'bundling' ist: man kann nicht an das Erlösungshandeln Christi glauben, und die Genesis, auf die sich Jesus bezieht, als inhaltlich falsch ansehen. Recht detailliert steht diese Auffassung in

Junker, R. (2007) 'Kreationismus: Theologische Motivation und naturwissenschaftliche Aspekte' in: Klinnert, Lars 'Zufall Mensch? Das Bild des Menschen im Spannungsfeld von Evolution und Schöpfung' Darmstadt, WBG S. 127-145

Falls sich jemand intensiver dafür interessiert, was YEC-ler umtreibt, ist

Ashton, J.F.; (Hrsg.) (2001) 'Die Akte Genesis. Warum 50 Wissenschaftler vorziehen, an die Schöpfung in 6 Tagen zu glauben' Berneck, Schwengeler

die erste Wahl. Dort schildern 50 Menschen, die mindestens einen Doktor-Titel haben, warum sie an eine junge Erde glauben.

Ausführlicher, allerdings auf den deutschen Sprachraum begrenzt, ist

Ullrich, H.; (Hrsg.) (2004) 'Mit Kopf und Herz. Bekenntnisse zum Gott der Bibel im Zeitalter der Wissenschaft' Holzgerlingen, Hänssler

Ich warne aber davor, solche Menschen nur zu belächeln. Die kennen sich in Evolution oft besser aus als viele, die ach so stolz auf ihr wissenschaftliches Weltbild sind. Viele Menschen, die ich kenne, glauben beispielsweise an Evolution. Und zwar auf eine Art und Weise, wie sie Behe schildert. Er fragte die Studenten: 'Wer geht davon aus, dass Evolution wahr ist?', da gingen alle Hände nach oben. Dann fragte er 'Wer weiß, wie Evolution funktioniert?' und alle Hände gingen nach unten. Ich befasse mich schon seit über 30 Jahren mit Evolution, und ich muss sagen, dass in diesem Bereich noch sehr viel unbekannt ist. Wer behauptet, dass das, was man bisher von Evolution weiß, einen Designer ausschließt, hat nicht verstanden, wie Wissenschaft funktioniert. Und wer meint, er wisse Bescheid über Evolution, kann mir gelegentliche ein paar Fragen beantworten, beispielsweise 'Was ist eine Art?', 'gilt der Gradualismus?' oder 'was ist die Einheit der Selektion?'. Ich gehe nicht davon aus, dass man das mit einer Schöpfung erklären kann, aber man sollte schon etwas vorsichtig sein, wenn man meint, die Gläubigen würden nur glauben, aber man selber würde alles wissen, oder auch nur die Rationalitätsstandards, die er von anderen einfordert, an das eigene Weltbild anlegen.
Benutzeravatar
El Schwalmo
 
Beiträge: 1938
Registriert: Do 12. Jul 2007, 16:33

Re: Bildung und irrationaler Glaube

Beitragvon trazy » Fr 28. Dez 2007, 10:26

@El Schwalmo
Deinen letzten großen Absatz kann ich nur unterstreichen. Ich kann nicht sagen, dass ich an die Evolution 100% glaube, aber Kreationismus erscheint mir ein wenig absurd. Ich will darauf hinaus, dass man manchmal auch eingestehen muss dass man kaum etwas weiß, wenn man nicht gerade um einen Status kämpft. Die meisten Menschen müssen immer an irgendetwas glauben, auch wenn es der Glaube an die Wissenschaft ist. Wieso ist es nur so schwer begreifen zu wollen, dass man mal etwas nicht wissen kann! Ich erlebe das als sehr großes Problem.

@gerhard: Du wirst jetzt der dritte auf meiner Ignorierliste sein.

@all: Ich empfehle jedem, der seinen Tag nicht vermiesen möchte das auch zu tun. Außerdem vermute ich seit einigen Tagen, dass @gerhard ein Fake ist, aber nur so zu 30% Wahrscheinlichkeit.

back to topic

Mitlerweile glaube ich auch dass Ratzinger nicht glaubt, aber an das Gute am Glauben glaubt. Die Begründungen die er manchmal wählt für irgendwelche Taten, die man so als Papst vollbringt, deuten stark darauf. Also ich find schon.
trazy
 
Beiträge: 487
Registriert: Mi 3. Okt 2007, 22:00

Nächste

Zurück zu Religion & Spiritualität

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 18 Gäste

cron