Vollbreit hat geschrieben:Einheitserfahrungen sind typisch für spirituelle Erfahrungen.
ujmp hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Einheitserfahrungen sind typisch für spirituelle Erfahrungen.
M.E. spricht man oft voreilig von "Erfahrung", denn es handelt sich eher um aktiv produzierte Vorstellungen, also nicht um etwas, was einem geschieht.
ujmp hat geschrieben:Man kann sich ggf. an seinen eigenen Vorstellungen sogar berauschen. Ich glaube nicht, dass man z.B. "Einheit mit der Natur" erfahren kann.
ujmp hat geschrieben:Eine solch abstrakte Vorstellung aus der Mengenlehre kann man sich doch höchstens denken. Man will diese Einheit, deshalb denkt man sie!
ujmp hat geschrieben:Das Problematische an dem Begriff "Spiritualität" ist m.E., dass er einen erhabenen mentalen Zustand suggeriert, der sich durch besondere Geistigkeit auszeichnet. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, in einem nicht-geistigen Zustand zu sein.
ujmp hat geschrieben:Wodurch unterscheidet sich denn mental der Spaziergang durch den Wald von einem Spaziergang durch eine Einkaufspassage?
ujmp hat geschrieben:Von Nietzsche stammt der Spruch "Wir lieben die Natur, weil sie keine Meinung über uns hat". Man kann aber auch - wenigstens zeitweise - die Meinung der Menschen ignorieren. Ich kann mich auch mitten im Großstadttrubel in Trance versetzen und so mental gleichsam über den Menschen schweben.
ujmp hat geschrieben:Wenn ich dann aber einen Bekannten treffe, sage ich "Hallo, wie geht's" und in meinem Gehirn fahren die sozialen Programme wieder hoch. Je besser seine Meinung über mich ist, um so weniger Stress habe ich dabei. Ich wüste aber nicht zu sagen, welcher Zustand der erhabenere oder geistigere ist.
Vollbreit hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Einheitserfahrungen sind typisch für spirituelle Erfahrungen.
M.E. spricht man oft voreilig von "Erfahrung", denn es handelt sich eher um aktiv produzierte Vorstellungen, also nicht um etwas, was einem geschieht.
Wieso meinst Du das?
Vollbreit hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Einheitserfahrungen sind typisch für spirituelle Erfahrungen.
M.E. spricht man oft voreilig von "Erfahrung", denn es handelt sich eher um aktiv produzierte Vorstellungen, also nicht um etwas, was einem geschieht.
Wieso meinst Du das?
Vollbreit hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Das Problematische an dem Begriff "Spiritualität" ist m.E., dass er einen erhabenen mentalen Zustand suggeriert, der sich durch besondere Geistigkeit auszeichnet. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, in einem nicht-geistigen Zustand zu sein.
Es geht nicht darum sich einen erhabenen mentalen Zustand zu suggieren, sondern unablässig (theoretisch), also so unablässig wie möglich (praktisch) im Moment zu sein.
Vollbreit hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Von Nietzsche stammt der Spruch "Wir lieben die Natur, weil sie keine Meinung über uns hat". Man kann aber auch - wenigstens zeitweise - die Meinung der Menschen ignorieren. Ich kann mich auch mitten im Großstadttrubel in Trance versetzen und so mental gleichsam über den Menschen schweben.
Glückwunsch, ich bin da eher abgelenkt, gute Konzentrationsfähigkeit. Aber wieso meinst Du, es ginge darum (metaphorisch, schon verstanden) über etwas oder jemandem zu schweben?
Zappa hat geschrieben:Vielleicht meint er, dass "Erfahrung" oft der falsche Begriff ist, dass eigentlich etwas subjektiv - und vielleicht suggestibel beeinflusstes - Erlebtes gemeint ist, dass dann aber die Einstellung beeinflusst. Diese "Erfahrungen" können ja von der Marienerscheinung über das Erleben der Gefährlichkeit von Handystrahlen bis hin zur "Erfahrung", dass Homöopathie wirkt, gehen. Das alles spielt sich auf der Vorurteilsebene ab und ist fast vollkommen beliebig.
Zappa hat geschrieben:Zur Urteilsebene gehört u.a., dass ich weiß, dass subjektive Erfahrung beliebig, fehlerhaft und irreführend sein kann, ich Sie mit den Erfahrungen anderer korrelieren muss, Erfahrungsunterschiede kritisch zu reflektieren habe etc. pp. Dann wird daraus ein Urteil und ich ließe den Begriff "Erfahrung" gelten.
Carsten's bunte Seiten hat geschrieben:„Kurz, authentische Spiritualität muß auf unmittelbarer spiritueller Erfahrung beruhen, und diese muß streng den drei Strängen aller gültigen Erkenntnis unterworfen werden: Injunktion, Wahrnehmung und Bestätigung/Widerlegung, oder Paradigma, Daten und Falsifizierbarkeit. ...
Nur dann, wenn sich die Religion auf ihr Herz, ihre Seele und ihr Wesen besinnt (nämlich unmittelbare mystische Erfahrungen und transzendentes Bewußtsein, das sich nicht dem Auge des Fleisches enthüllt - dem Bereich der Wissenschaft - und nicht dem Auge des Geistes - dem Bereich der Philosophie -, sondern nur dem Auge der Kontemplation), kann sie der Moderne standhalten und etwas bieten, was diese ja so dringend braucht: eine echte, verifizierbare, wiederholbare Injunktion, die das Spirituelle zum Vorschein bringt.“
http://www.carses.de/html/buch_natwi_und_reli.htm
ujmp hat geschrieben:Man suggeriert sich selbst etwas, was man gerne wahr haben möchte, z.B. das Gott mit einem redet oder dass man eine läuternder Naturerfahrung hatte. Diese "Erfahrungen" beruhen nicht auf Sinnesdaten, sondern auf Vorsstellungen, die man selbst geschaffen hat.
ujmp hat geschrieben:Das sind nur blumige Wörter. Mir fällt kaum jemand ein, der perfekter "im Moment" lebt, als der gewöhnliche Konsument im Schlussverkauf.
ujmp hat geschrieben:Trance ist m.E. ein Zustand, den man gut mit "über den Dingen schweben" beschreiben kann.
ujmp hat geschrieben:Man betrachtet die Dinge wie ein Adler von oben aus der Distanz. Es geht um Distanz, nicht um Erhabenheit. Dadurch kann man eine große Weite überblicken, muss aber notwendigerweise Details übersehen. Aber das ist gerade der Witz daran. Z.B. können sich Konflikte des Alltags im Gehirn festsetzen, besonders, wenn sie sich nicht lösen lassen und den Menschen regelrecht zwingen, sich damit zu beschäftigen. Da kann es eine hilfreiche Übung sein, sich z.B. mal vorzustellen, wer man als Mensch eigentlich ist, als Teil der Natur oder als Teil des Universums. Man kann so Antworten für den Alltag finden, die einem nicht einfallen, solange der Verstand von Alltagsproblemen okkupiert bleibt. Diese Antworten sind aber keine Orakel und sollten vernünftig beurteilt werden. Und es kann einem dabei auch jede Menge Unfug einfallen.
Vollbreit hat geschrieben:Echt, muss man sich beim Meditieren selbst was suggerieren?
Sehe ich auch so. Nach meinem Verständnis beinhaltet Spiritualität immer auch etwas Geistliches im Sinne einer nicht-naturalistischen Vorstellung. Sicherlich können auch Naturalisten Erfahrungen machen, die man gemeinhin als spirituelle oder transzendente Erfahrungen bezeichnet, bloß würden sie sie auf natürliche Prozesse zurückführen, während spirituelle Menschen darin eine 'göttliche' Berührung oder ähnliches sehen. Demzufolge glaube ich, dass eine naturalistische Weltanschauung Spiritualität in diesem Sinne ausschließt.Casti hat geschrieben:Auch die "Definition" im Wiki ("auf Geistiges ausgerichtete Haltung") trifft es mE nicht richtig.
Das halte ich für schwierig. Ich habe selbst einige Versuche miterlebt, nämlich bei den Unitariern, einer monistisch geprägten Religionsgemeinschaft. Vielleicht fehlt mir aber auch bloß das spezielle "Spiritualitäts"-Organ, oder die entsprechende Hirnregion ist bei mir verkümmert. Jedenfalls würde ich dir empfehlen, dich mal bei solchen Gemeinschaften wie den Unitariern umzuschauen, wenn du eine "gottlose Spiritualität" suchst.Casti hat geschrieben:Es ist mir (als jemand, der an die Idee von Gott und Seelenwanderung nicht glaubt) nicht genug, die Ideen von Gott und Seelenwanderung - und die damit verbundene Spiritualität - lediglich abzulehnen, sondern ich würde gerne eine eigene Form von Spiritualität dagegen setzen können. Wie genau diese Spiritualität aussehen könnte oder aussieht, ist genau der Punkt, mit dem ich mich aktuell auseinander setze.
Vollbreit hat geschrieben:Echt, muss man sich beim Meditieren selbst was suggerieren?
Vollbreit hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Das sind nur blumige Wörter. Mir fällt kaum jemand ein, der perfekter "im Moment" lebt, als der gewöhnliche Konsument im Schlussverkauf.
Dann muss das ja so sein, wenn Dir kaum jemand einfällt..
Myron hat geschrieben:Der Begriff der Spiritualität (Geistlichkeit) ist nichtssagend. Mir ist keine gehaltvolle allgemeine Definition bekannt. Man könnte darunter Intellektualität verstehen, sodass eine "spirituelle Person" einfach ein Intellektueller wäre. Oder man könnte darunter Meditativität verstehen, sodass eine "spirituelle Person" einfach ein Meditierer wäre. Oder man könnte darunter spiritualistische Religiosität verstehen, sodass eine "spirituelle Person" eine wäre, die an geistige Wesen oder Kräfte glaubt und diese anbetet oder beschwört.
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