1von6,5Milliarden hat geschrieben:Fisherman's Friend hat geschrieben:Mit irgendwelchen Taten ergattert niemand einen besseren Platz im Himmel. Dies ist bei allen nennenswerten christlichen Konfessionen Konsens.
Doch! Austronauten.
![Zwinkern ;-)](./images/smilies/wink.gif)
Abgesehen davon, dass niemand einen Platz im Himmel erhält ...
Dein Glaube. Es gilt, das ist meine Überzeugung, was Jesus zum römischen Hauptmann in Matthäus 8,13 sagte: "Gehe hin. Dir geschehe, wie du geglaubt hast."
Naja, vielleicht hat Gott hie und da ein Einsehen und bereitet dem schwachen oder kaum noch erkennbaren Glauben eine positive Überraschung.
1von6,5Milliarden hat geschrieben: hast du mal einen Link der Sola fide auch für die Katholiken belegt?
http://www.theology.de/rechtfertigungslehre.html1von6,5Milliarden hat geschrieben: Ist nicht sogar der Hiimmel als kuscheliiges Plätzchen abgeschafft? (Außer in Bayern)
Nicht dass ich wüßte. Wie kommst Du darauf?
1von6,5Milliarden hat geschrieben: Ist es 'Liebe' wenn ich helfe, wenn ich ein 'gute Tat' vollbringe, in der Meinung, dass ich mir damit einen (besseren) Platz im Himmel (Paradies, was auch immer) verschaffe?
Wenn ich es
nur deshalb mache, dann ist es keine Liebe. Wenn ich einen klitzekleinen Hintergedanken dabei habe ... nun, jeder liebt, weil er auch geliebt werden will, in der Tat funktioniert Liebe nur auf der Basis von Gegenseitigkeit, und sei es, dass der Arzt kommt und sagt der grünen Dame im Krankenhaus, die die Hand eines Sterbenden hält, der nicht mehr ansprechbar ist: "Gut, dass sie da sind."
Insofern ist eine Forderung nach total selbsloser Liebe eine klare Überforderung.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Oder ist die "physische" gute Tat, dadurch zu einer spirituell schlechten Tat geworden?
Nicht schlecht, aber es ist eben eine Dienstleistung, keine Liebestat.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Zu Sola fide: wie stehts mit einem Säugling, ab wann glaubt der?
Generell gilt der Jesuanische Chiliasmus: Wem viel gegeben ist, von dem wird viel verlangt werden, wem nichts gegeben ist, von dem wird nichts verlangt werden, wer arm dran ist, der wird reich gemacht werden, wer jetzt schon reich ist, hat seinen Lohn dahin.
Zweitens gilt, und das hat sich bei Agnostikern und Atheisten noch gar nicht und bei christlichen Fundamentalisten nur sehr oberflächlich herumgesprochen: Glauben ist nicht eine inhaltliche Überzeugung, sondern ein tiefes Vertrauen an die Macht, die einen letztlich hält. Darum haben die meisten Babies mit ihrem ungetrübten Urvertrauen meist mehr "Glauben" als Erwachsene, und die Babies, die das nicht erfahren konnten, gehören zu der Gruppe von Menschen, denen das, was ihnen jetzt vorenthalten wurde, von Gott noch zusteht.
Diese chiliastische "Ausgleichsphilosophie" wurde ja schon seit dem 19. Jahrhundert von aufgeklärter, kirchenkritischer Seite als obrigkeitlich infizierte Beruhigungspille fürs Volk kritisiert ("macht nichts, wenn du arm bist - Gott vergilts") - aber dabei wird vergessen, dass sich nach christlicher Theologie der Himmel jetzt schon auf Erden etabliert und die Christen in Sachen Liebesdingen die Aufgabe haben: "Mach's wie die Engel Gottes", bzw: "Folge Jesus nach" - dh die Schwachen stützen, die Mächtigen stutzen, das Schwere im Leben erleichtern und überhaupt ein versöhntes und versöhnendes Leben in himmlischer Leichtigkeit führen. Andere in Armut zu halten ist das glatte Gegenteil von solch einer Einstellung. Und es ist auch nicht christlich, wenn ein schurkiger Geschäftsmann, der sich Christ schimpft, aus einem schlechten Gewissen heraus jährlich ein paar Millionen in gemeinnützige Werke steckt. Denn dann ist nicht der gerechtfertigte Glauben die Quelle der Liebestaten, sondern ein schlechtes Gewissen. Für den Geber entsteht aus einer gewissen persönlichen Beruhigung daraus kein (himmlisches) Heil.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Was unterscheidet in spiritueller Hinsicht ein Baby von bigotten, gläubigen oder ungläubigen Eltern?
Jeder Glaube ist einmalig, und auch wenn ich hier ein paar allgemeine Maßstäbe erläutert habe, so kann doch kein Mensch den Glauben eines anderen "messen". Das ist auch der Grund, warum in der ev. Kirche niemand exkommuniziert wird, obwohl es manchen Prälaten gelegenlich in den Fingern juckt. Gott richtet, das ist sein Job und sein Privileg, und jeder Mensch, der ihm bei dieser Aufgabe beizuspringen versucht, begeht schwere Blasphemie: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!"
1von6,5Milliarden hat geschrieben: ab wann ist ein Kleinkind für sein fides verantwortlich?
Ab dem Zeitpunkt, an dem es gelernt hat, verantwortlich zu handeln. Ich kenne Vierzigjährige, die IMHO noch nicht so weit sind.
1von6,5Milliarden hat geschrieben: Bis wann büßt ein Kind für den fides seiner Eltern?
Überhaupt nicht.
Aber vielleicht sprichst Du gar nicht von Glaube, sondern von einer Bigotterie, die bei den eigenen Kindern eine Art "Gottesvergiftung" auslöst. Diese Bigotterie ist ein Wahn, der mit Glaube nichts zu tun hat und gegen das zweite Gebot verstößt.
Wenn ein Kind das Opfer einer solchen Bigotterie ist (das artet in seltenen Fällen bis zu Gewalt- und Mißbrauchsexzessen aus), dann hat es bei Gott einiges gut. Christen sind gut beraten, diesem Menschen zu helfen, auch wenn er sich bewußt gegen den Glauben entscheidet, und es wäre zT sogar gefährlich und das Gegenteil von Hilfe, wenn sie versuchen würden, die betreffende Konfession nachträglich zu rechtfertigen oder irgendwie missionarisch einzuwirken.
Umgekehrt gibt es allerdings den Punkt, wo das Trauma in Mutwillen umschlägt: Ich habe schon heftige Debatten mit Muslimen darüber geführt, ob der Beschuss israelischer Siedlungen durch Palästinenser gerechtfertigt sei, die von den Israelis dauerhaft in einem Zustand unerträglichen Elends gehalten werden.
1von6,5Milliarden hat geschrieben: Beider Eltern? Pränatal?
Pränatal für den Glauben anderer zu büßen? Wie meinst Du das?
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Wie siehst du dies oder auch die Großkopferten?
Meine Überzeugung deckt sich nicht notwendigerweise mit denen der Großkopferten. Ich persönlich halte zB ziemlich wenig von der Bezeichnung "Lamm Gottes" für Jesus Christus und allem, was damit verbunden ist. In der evangelischen Kirche hat sowieso jeder seine eigene Überzeugung. Und so soll es auch sein.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:PS Was Jesus wirklich getan hat, weiß heute keiner mehr. Man kann nur in einer Phantasy-Pseudo-Doku nachlesen was die Autoren so geschrieben haben.
Tscha, was kann man machen? Geschichte ist halt Geschichte! Weißt Du mit abschließender Sicherheit, ob die Welt letze Woche schon existiert hat? Könnte doch sein, dass der große Matrixbauer vorgestern, am Donnerstag, unsere Hirne frisch mit schwer beweisbarem Kram über die Zeit von einst upgedated hat!
Letztlich zählt nicht das, was war, sondern was ist, und was man für sich persönlich als wesentlich und gut annimmt.