Hallo Stine!
stine hat geschrieben:Aufgrund nicht gesellschaftskonformer sexueller Veranlagung braucht sich hierzulande niemand mehr das Leben nehmen, es sei denn - und das ist mein Punkt - er ist selbst damit unzufrieden und kommt selbst damit nicht zurecht. Aber darauf geht njrwally gar nicht ein, denn seiner Meinung nach ist homosexuell sein das Paradies auf Erden...
Nein, homosexuell zu sein bedeutet sicher nicht das Paradies auf Erden, genauso wenig, wie bloße Heterosexualität dies bedeuten würde. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass Nicolás das irgendwo behauptet hätte. Es besteht aber auch anders als bei gelebter Pädosexualität überhaupt kein Grund, aus gelebter Homosexualität ein Problem zu konstruieren. Leider tun dies aber sehr viele Religionen und da gibt es durchaus Homosexuelle, die -selbst von solchen Ideologien befallen- damit in einen unauflöslichen Widerspruch geraten. Nicht wenige, gerade in der katholischen Kirche, versuchen, diesen Widerspruch dadurch aufzulösen, dass sie ein möchte-gern-zölibatäres Leben führen und Priester, Ordensschwestern oder -brüder werden. Aber natürlich sind die auch damit zum Scheitern verurteilt und vergehen sich dann sexuell oder gewalttätig an Messdienern und anderen Schutzbefohlenen. Nicht wenige verfallen dem Alkohol. (Der Augsburger Ex-Bischof Mixa ist das beste Beispiel, der große Anteile der Kollekte in seinen Weinkeller investierte).
stine hat geschrieben:Eine meiner Fragen war, ob er seine Mutter auch für homophob hält, weil sie mit seiner Veranlagung wohl sehr große Probleme hatte. Aber daraufhin hat er mich nur wild beschimpft und mich für eine gefühlslose Wand gehalten.
Meine Mutter hat ja auch nicht positiv auf mein Coming-Out reagiert und -so wie viele Mütter (möglicherweise auch die von Nicolás)- eine "Schuld" bei sich und ihrer Erziehung gesucht, nach dem Motto "Was habe ich falsch gemacht?".
Natürlich können auch Eltern, wenn sie das tun, gleichzeitig Opfer und Akteure von Homophobie sein (der Idee, dass Homosexualität etwas zu Verhinderndes, zu Missbilligendes sei). Glücklicherweise nehmen solche Einstellungen unter Eltern aber auch ab. Manche Eltern sehen aber in ihren Sprösslingen auch einfach nur eine Wiedergeburt ihrer selbst und malen sich dann aus, wie schön es doch wäre, wenn diese all die Ziele im Leben realisieren könnten, die sie ursprünglich mal für sich selbst gesteckt hatten. Da die meisten Eltern heterosexuell sind, erwarten sie das natürlich auch erst einmal von ihren Kindern und werden ggf. auch, aber nicht nur im Hinblick auf deren sexuelle Entwicklung regelmäßig enttäuscht. Das würde ich dann aber noch nicht unbedingt als
Homophobie bezeichnen, sondern eher allgemein als mangelnde Fähigkeit, ihre Kinder als eigenständige Persönlichkeiten zu akzeptieren.
Gruß Gernot