ganimed hat geschrieben:Intensive Gläubigkeit muss eben nicht den Geist einengen, die Furcht befördern und die Kreativität hemmen.
Ich hab nie behauptet, dass sie das
muss. Aber es ist sehr wahrscheinlich, wie sich ja in vielen islamischen Ländern allenthalben beobachten lässt.
ganimed hat geschrieben:Selbstverständlich kann intensive Gläubigkeit auch sehr frei machen. Intensives Gottvertrauen macht frei von Schuld (da sie einem ja jeden Sonntag im Gottesdienst immer wieder vergeben wird), macht frei von existentiellen Sorgen (weil der Herr ja auch die Vögel unterm Himmel ernährt und Jesus deshalb ja meinte, wir sollen uns keine Sorgen machen), macht frei vor Todesangst (es gibt ein Leben nach dem Tod), macht frei von Materialismus (weil man ja sein Hab und Gut verkaufen soll, zumindest keine vergänglichen Reichtümer anhäufen soll und sich auf ideelle Werte konzentrieren kann), macht frei von Leistungsdruck (weil Gott uns ja sowieso alles geschenkt hat, die Ernte, das eigene Leben usw.). Wenn also jemand diese Bibelstellen, auf die ich mich da locker bezog, ernst nimmt, hat er gute Chancen ein sehr fröhlicher und geistig freier Mensch zu werden.
Um dieses "volle Programm" ernsthaft zu glauben, muss er allerdings geistig dermaßen beschränkt sein, dass die Wahrscheinlichkeit für ihn, jemals etwas Glorreiches zu vollbringen, wiederum auf nahezu Null sinkt.
ganimed hat geschrieben:Sicher klappt das nicht bei jedem, zugegeben, es gibt sicher viele traurige Gegenbeispiele, aber es gibt nach meinen eigenen Erfahrungen eben auch viele fröhliche, offene Christen, die gestärkt und befreit aus der Kirche kommen.
Und es gibt ebenso viele fröhliche Atheisten, die erst gar nicht hinein gehen müssen, um sich befreien zu lassen. Zur Erinnerung: Dein claim war, dass Religiosität einen explizit positiven Einfluss auf kulturelles Schaffen hätte. Bisher hast Du in Deinem Beitrag lediglich widerlegt, was ich nie behauptet habe, nämlich, dass
immer ein negativer Zusammenhang bestünde.
ganimed hat geschrieben:Ich vermute, deine einseitigen Schlußfolgerungen (Religion mache unkreativ)
ganimed, bitte nicht schon wieder Strohmänner, ich habe nicht geschlussfolgert, was Du unterstellst! Aber mal grundsätzlich:
Wenn ich etwas schlussfolgere, mit dem Du nicht einverstanden bist, dann gibt es folgende Möglichkeiten:
1. Ich befinde mich mit mindestens einer der Prämissen im Irrtum. Dann bräuchtest Du dies nur zu belegen.
2. Es liegt ein logischer Fehler vor. Den müsstest Du lediglich nachvollziehbar aufzeigen.
3. Oder es liegt keiner der beiden Fehler vor. In dem Fall müsstest Du auch dann zustimmen, wenn Du die Folgerungen für einseitig hälst. Sonst streitest Du nur unbegründet ab, weil nicht sein kann, was -- Deiner Meinung nach -- nicht sein darf.
ganimed hat geschrieben:Du bewertest den Einfluss der Religion auf Kreativität buchstäblich als einseitig negativ, sozusagen mathematisch mit <= 0.
Du bist im Irrtum. Ich bestreite den positiven Zusammenhang, welchen Du behauptest. Und den Du immer noch nicht belegt hast.
ganimed hat geschrieben:Für meine Behauptung "Religion kann Kreativität fördern" forderst du Belege, für deine Gegenbehauptung "Religion stört Kreativität höchstens" kommst du offenbar ohne Belege aus.
Ja, weil das logische Gegenteil Deiner Existenzbehauptung (
Es gibt Beispiele für kulturelle Leistungen, die ohne Religiosität nicht inspiriert worden wären.) eine Allaussage ist (
Für alle kulturellen Leistungen gilt: Sie wurden nicht erst durch religiöse Inspiration möglich.). Man kann Allaussagen nicht beweisen, selbst durch tausend Einzelbelege nicht. Deshalb obliegt Dir die Belegpflicht, aus rein logisch-pragmatischen Gründen.
ganimed hat geschrieben:Nicht ganz so erstaunlich finde ich inzwischen, wieso du angesichts dieser Einseitigkeit nicht ins Grübeln kommst und dir Zweifel erwachsen.
ganimed, Du schmeißt mit dem Einseitigkeitsvorwurf nur so um Dich. Ich dachte, Du hättest zwischendurch mal verstanden, dass dies ein gänzlich unsachlicher Diskurskiller ist, mit dem Du Dich jedes Mal selbst disqualifizierst.
ganimed hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben:Im Streit zwischen Galilei und der RKK war nicht irgendein hypothetischer Vermittler der Freidenker, sondern einzig Galilei als Vertreter der vermeintlichen Extremposition.
Ich fürchte nur, dass man in einer physikalischen Sachfrage ungleich leichter mit Extrempositionen auskommt als bei vagen, gesellschaftlichen, psychologischen und komplexen Wischiwaschifragen, wie der nach der Kreativität von religiösen Menschen. Es ist bestimmt schwierig genug, genau zu spezifizieren, was die Kreativität fördert. Offenbar können das viele Dinge sein.
Und schon wieder Dein Lieblingswörtchen "offenbar". Du hälst die Frage nach Ursachen von Kreativität für eine Wischiwaschifrage? Dann bist Du schlicht desinformiert. Und solltest dazulernen, auch wenn das Deine lieb gewonnenen Vorurteile stark gefährdet.
ganimed hat geschrieben:Sich da sicher zu sein, dass tiefe Religiösität ganz sicher keinen Einfluss auf Kreativität hatte, oder wenn, dann nur einen negativen, sowohl bei Bach als auch bei allen anderen Menschen, das finde ich schon eine beachtliche Extremposition bei einer beachtlich unscharfen Frage. Nach meinem Empfinden kann das nur falsch sein.
Dein Empfinden ist kein Argument, und die Sicherheit, die Du mir unterstellst, hab ich nie geäußert. Ich bin an Wahrheiten interessiert, und wenn Du echte Belege für den von Dir behaupteten positiven Zusammenhang bringst, dann freue ich mich, klüger zu werden. Dazu müsstest Du Dich allerdings mehr auf die Sache konzentrieren und weniger auf Dein Empfinden...