AgentProvocateur hat geschrieben:Ich bin nun ziemlich verwirrt, weil das für mich jetzt so aussieht, als ob Du 'Bestimmtheit' mit 'Determiniertheit' gleich setzen wolltest. Aber das ist nicht das Gleiche. Wir betrachten ein Geschehen X und dann ist X im Nachhinein eindeutig festgelegt/bestimmt - ist nämlich so geschehen, wie es geschehen ist und nicht anders. Aber das bedeutet doch nicht auch automatisch, dass X determiniert war.
Setzen wir für X mal den Atomzerfall eines bestimmten Atomes. Der kann sehr wohl bestimmt sein - das Atom ist zum Zeitpunkt t zerfallen - aber daraus kann man doch nicht folgern, dass das determiniert geschehen ist.
Ein Geschehen, das determiniert ist, ist dann auch auch bestimmt. Aber der Umkehrschluss (wenn etwas bestimmt ist, ist es auch determiniert) ist falsch. Zumindest unter Zugrundelegung dessen, was ich unter 'Determiniertheit' verstehe.
So wie aber Du hier 'Determiniertheit' verwendest, läuft das letztlich auf die Gleichsetzung 'Existenz' == 'Determiniertheit' hinaus.
Und so sieht Dein Punkt a) ("Willensfreiheit (so oder anders handeln können) und Determinismus schliessen sich gegenseitig aus. Das ist eine reine Definitionsfrage.") sehr merkwürdig aus, denn das liefe ja dann darauf hinaus, dass ein freier Wille per definitionem nicht existieren könne. Und wenn so, dann kann man sich alles Drumherumgerede (z.B. über Allwissenheit) völlig sparen; wäre alles nur Ablenkung vom schlichten Fakt, dass der freie Wille schlicht per se so definiert wurde, dass er nicht existieren kann. Und dann sollte man nur diesen Fakt betrachten, alles Zusätzliche sind dann nur red herrings.
Stimmt, ohne Allwissenheit impliziert Determiniertheit Bestimmtheit, nicht aber umgekehrt. Kommt aber Allwissenheit hinzu ändert sich das. Allwissenheit impliziert Gewusstes dieses Bestimmtheit/Festgelegtheit (im Sinne, dass etwas überhaupt als etwas identifizierbar ist) und das impliziert eben auch Determiniertheit (wenn Allwissenheit impliziert, dass alles Zukünftige alternativlos feststeht (was aus dem Festgelegtsein folgt), dann erfüllt das die Definition von Determiniertsein). Der Zufall würde eben bei existierender Allwissenheit faktisch nicht mehr zufällig sein (analog zum freien Willen der nicht mehr frei sein könnte).
Wenn ich schreibe, dass Willensfreiheit und Determinismus sich per definitionem ausschliessen, so ist ja damit noch nichts über den wirklichen ontologischen Status der Welt oder des Willens gesagt. War die Prämisse der Allwissenheit aber GESETZT (welche man natürlich auch ersetzen kann durch einen ANGENOMMENEN Determinismus der aus einer ANGENOMMENEN Allwissenheit folgt), dann impliziert das eben dass ein freier Wille (im libertarischen Sinn) nicht existieren kann.
ps: Morgen dann etwas zum Newcombs Paradox...falls ich Zeit habe.