Dawkins harter Atheismus

Beitragvon lorenz » Di 27. Mär 2007, 16:58

"Das ist keine aggressive "Missionierung", sondern schlicht Aufklärung."

Aggressiv??

Sagen wir: liebevoll aufklärerisches Missionieren...
Allerdings, wenn etwas GEGEN etwas ist (was kaum zu vermeiden ist), und wenn es das auch noch DEUTLICH ist, dann wird das leicht als Aggression aufgefasst. Dem kann man dann aber nur entgehen, wenn man verstummt oder sich gar anpasst. Also: Es gibt da einfach auch Gegensätze, deren Existenz man akzeptieren muss, die man nicht verdrängen kann. Diese Konflikte muss man AUSTRAGEN. Man kann das dann immer noch FAIR tun. DAS ist anzustreben.

(Dawkins macht das m. E. so.)
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Beitragvon Andreas Müller » Di 27. Mär 2007, 17:03

Allerdings, wenn etwas GEGEN etwas ist (was kaum zu vermeiden ist), und wenn es das auch noch DEUTLICH ist, dann wird das leicht als Aggression aufgefasst. Dem kann man dann aber nur entgehen, wenn man verstummt oder sich gar anpasst.


Die Brights sind vor allem FÜR das naturalistische Welbild. Wir sollten einfach versuchen, als positive Kraft wahrgenommen zu werden. Wo eine regionale Gruppe oder sonstwer die Religion kritisieren muss, um für seine Rechte einzutreten, da soll er es tun. Religionskritik ist aber keines der Hauptziele der Brights, die zu lesen mehr als angebracht wären, damit sich die Diskussion nicht weiter im Kreis dreht.
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Beitragvon Peter Janotta » Di 27. Mär 2007, 17:48

Der Brights-Bewegung geht es aber gar nicht darum, den Naturalismus zu verbreiten - sondern darum, dafür zu sorgen, daß Naturalisten und deren Ansichten genauso akzeptiert werden wie "Supers". Das ist ein fundamentaler Unterschied.


Dieser Aussage stehe ich entschieden gegenüber. Wie Lorenz bereits bemerkt hat werden naturalistische Ansichten bereits weitgehend akzeptiert. Wären die Ansichten von "Supers" in allen Bereichen gleichgestellt hätte das katastrophale Auswirkungen. So müsste man zum Beispiel beim Bau einer Brücke die Meinung eines Ingenieurs der genaue Berechnungen aufgestellt hat wie diese Brücke den am besten zu konstruieren sei genauso akzeptieren wie die Meinung eines verwirrten "Supers", der durch Schwenken eines Pendels und der gefühlten Erdstrahlung an diesem Punkt eindeutig belegt habe, dass man die Brücke aus rohen Eiern zu bauen habe um das "spirituelle Gleichgewicht" des Universums zu wahren.
Es gibt also Bereiche in denen schon naturalistiche Haltungen allgemein akzeptiert werden. Sie können nicht in Frage gestellt werden ohne eine große Gruppe Menschen in Gefahr zu bringen (die sich nicht um das "spirituelle Gleichgewicht" kümmern sondern die wahnwitzige Idee haben die Brücke mit einem Auto überqueren zu wollen). Im Bereich der Ethik in der die naturalistische Weltsicht derzeit noch stark unterdrückt wird ist das anders. Aber auch hier können andere Herangehensweisen als die Beachtung aller verfügbaren Fakten (eben die Herangehensweise des Naturalismus) nicht weniger schlimme Folgen haben. Eine Ethik die auf Dogmen basiert ist unflexibel und beachtet nicht die Komplexität betrachteter ethischer Probleme. Durch diese Gefahren stellt der Naturalismus eben mehr da als eine eine blose Meinung. Es gibt Dinge die objektiv wissenschaftlich festgestellt werden können und die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden MÜSSEN. Anders lassen sich keine fairen Regelungen finden.
Und dafür sollten wir auch Einstehen. Ansonsten handelt es sich bei den Brights um keine Bewegung sondern um einen Club in dem sich Leute einschreiben weil es irgendwie cool ist und weil alle was gemeinsam haben. Falls wer explizit nachfragt was wir da eigentlich machen können wir dann erzählen dass wir uns gegenseitig erklären wie supi der Naturalismus ist aber er es bitte keinem weitersagen soll, weil sich sonst jemand in seinen Gefühlen verletzt fühlen könnte. Eine Bewegung erfordert aber Dynamik und keine Statik!
Die Brights nennen sich jedoch zurecht Bewegung. Die Förderung der Anerkennung des naturalistischen Weltbilds ohne mystische Elemente ist erklärtes Ziel. Das erfordert aber Taten und auch den Mut anzuecken. Faktenorentiertes Denken bedeutet alles zu beachten was wahrnehmbar und verstehbar ist. Die Förderung beinhaltet Menschen dazu aufzufordern sich ihres Verstandes zu bedienen und sich vor einer Entscheidung entsprechend zu berücksichtigende Fakten zu besorgen und allein an diesen (dazu gehören ausdrücklich auch persönliche Erfahrungen) zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen. Nicht anders handelt wohl jeder wenn es um triviale Dinge geht. Der errungene Fakt, dass es ganzschön weh tut wenn man auf eine heiße Herdplatte langt, wird einen dazu bewegen die Hand davon zu lassen. Der Naturalismus sagt nichts weiter als diese Prinzipien fundamentaler Logik bei jeder Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Wäre es z.B. reproduzierbar möglich durch Geistesanbetung einen nachweisbaren Effekt zu erzielen so würde dies zu einem Bestandteil der beschreibbaren Natur und somit Teil des naturalistischen Bildes. Die Forderung den Naturalismus zu verbreiten hat damit nichts mit Missionierung zu tun sondern ist Aufklärung. Der Versuch Naturalismus nur als eine weitere Meinung zu diskreditieren ist eine bekannte Taktik religiöser Fanatiker. Ich hoffe dass ihr das anders seht und erkennt dass es sich beim Naturalismus um mehr handelt.
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Beitragvon Klaus » Di 27. Mär 2007, 18:12

Ich kann nur empfehlen die Prinzipien der Brights-Bewegung zu lesen, und ich habe keine Lust bei jedem Entree die selbe Runde zu erleben. Es ist so wie Falk gesagt hat. Die Grenzen sind abgesteckt, der Zwischenraum ist zu füllen. Noch mal, wir überzeugen niemanden von unserem naturalistischen Weltbild, wer eines hat und sich mit den Brights identifizieren kann, ist willkommen. Wir missionieren nicht, wir klären auf, das ist nicht nur komplett anders besetzt, das sind andere Inhalte.
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Beitragvon Andreas Müller » Di 27. Mär 2007, 18:38

Es sieht folgendermaßen aus: Ich habe mich mit Paul Geisert darauf geeinigt, dass wir uns nicht an alle Prinzipien 100%ig halten müssen, weil wir nun einmal in einer anderen Gesellschaft leben als die US-Amis. An folgende Regeln müssen wir uns aber halten, um als Brights aktiv werden zu können:

1. Name, Definition und die drei Prinzipien (er meint wahrscheinlich die Hauptziele) beibehalten
2. Keine atheistische Organisation daraus machen, die Brights sind nicht anti-religiös

Ich habe sehr viel Aufwand darein gesteckt, dies nun so zu interpretieren, dass es für uns Sinn ergibt und habe allmählich keine Lust mehr. Wie wäre es, wenn ihr selbst einmal versucht, diese Bedingungen mit unserer Lage zu vereinbaren? Klaus meinte, dass seine langjährigen Erfahrungen mit Religionskritik Marke Sam Harris ihn gelehrt haben, dass diese Herangehensweise nichts bringt. Vielleicht erklärt er das noch genauer.

Davon abgesehen sind die Kirchen politisch und gesellschaftlich gegenüber anderen weltanschaulichen Gruppen stark übervorteilt, es geht nun auch darum, dies zu ändern.

Kein Bauunternehmer wird auf esoterisch Erleuchtete hören, sondern seine Brücke rational planen und bauen, sonst gibt ihm niemand mehr einen Auftrag. Eine religiöse Gruppe hat nun das Recht, dagegen zu protestieren, aber wenn jemand auf sie hört, ist er selbst schuld. Es geht hier aber um etwas anderes, nämlich konkrete, reale Gesetzgebung. Und diese bevorzugt kirchliche Organisationen gegenüber humanistischen und anderen. Für Brückenbau gibt es bereits Gesetze, die regeln, dass so eine Brücke bestimmte Sicherheitsvorgaben erfüllen muss, da sehe ich also keinen Handlungsbedarf. Ich weiß, was du sagen willst, aber das scheint mir ein Missverständnis zu sein.

Ich denke doch, jeder hier findet den Naturalismus sinnvoller und besser als andere Weltbilder und das darf er klar auch vertreten. Ich interpretiere das "nicht-antireligiös" in Verbindung mit der "positiven Kraft", welche die Brights darstellen sollen. Kritik dürfen wir klar äußern, Skeptizismus ist doch einer der Grundlagen des Naturalismus. Wir müssen nur sehen, dass wir nicht wie böse Atheisten rüberkommen, die den braven Gläubigen ihren Glauben stehlen wollen. DAS ist DER Knackpunkt bei dieser Frage. Eine POSITIVE Gruppe wollen wir sein. Ungläubige Versionen von Gandhi, so etwas. Ich habe das so großzügig und logisch interpretiert, wie ich konnte. Nehmt die Prinzipien und macht etwas besseres draus, damit wir diese Endlos-Diskussion endlich auflösen können. Schaut euch die Brights-Präsentation an, lest die Newsletter nochmal und tut endlich auch mal was konstruktives. Das gilt vor allem für diejenigen, die hier schon ewig an mir herumnörgeln und selbst noch nichts hervorgebracht haben.

Mir ist bereits aufgefallen, dass die deutschen Brights eine Art von MSS-Fanclub sind. Wir sind trotzdem nicht mit der GBS identisch, sonst wären wir auch recht überflüssig, oder nicht? Wir verfolgen die umgekehrte Strategie, nicht (in erster Linie) Kritik an den Gegnern, sondern eine Vorstellung unserer Alternative zur Religion. Wir identifizieren uns damit, wofür wir stehen und nicht wogegen wir stehen. Das ist der, durchaus recht allgemeine, Grundgedanke der Brights-Gründer zu dieser Frage. Und er schließt Kritik an den Gegnern NICHT aus, aber er betont die eigene Position vor dieser Kritik.
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Sam Harris

Beitragvon Klaus » Di 27. Mär 2007, 19:09

Einfach zu beantworten, siehe das Interview mit Sam Harris und den entsprechenden Thread hier im
Forum.
Der Mann schlägt auf die Religionen ein, insbesondere Islam und Christentum, glaubt an fernöstliche Spiritualität, Reinkarnation und befürwortet Folter. Atheismus ist nichts, nicht mal ne Weltanschauung, schon wer nicht an Manitu glaubt ist ein Atheist. Deschner z.B. wurde Kirchenkritiker, weil die katholische Kirche seine Ehescheidung nicht anerkannt hat und ihm die Sakramente verweigerte, der Mann ist exzellent, für mich mit dem Ruch "Freudscher Rachegelüste" behaftet. Und bei vielen Atheisten ist der Atheismus ein Religionersatz, mit fundamentalistischer Tendenz, so stellen sie sich dar, ohne natürlich das so zu sehen, insbesondere bei einigen materialistischen Denkströmen zu beobachten, nach zu lesen Materialismus und Empiriokrtizismus, Lenin, ich glaube Bd. 18, bin ich mir aber nicht sicher. Mißbrauch von Religion und durch die Religion heißt auch Mißbrauch durch Atheismus. Atheistische Denkmodelle lassen sich leicht ideologisch indoktrinieren, das gescheiterte Kommunismus-Modell ist ein deutliches Beispiel dafür. Die materialistische Weltanschauung ist sehr schnell zum Religionsersatz verkommen, keine Priester, dafür Parteisekretäre, keine Bischöfe und Kardinäle dafür die ersten Sekretäre der Kommunistischen Parteien. Der kommunistische Vatikan war der Kreml.
Deshalb erachte ich es als wichtig pluralistisch zu sein und andere Ansichten anzuerkennen. Ich habe keinerlei Probleme damit gegen die Kirche als Institution zu argumentieren. Den gläubigen Menschen in meinem Umfeld lebe ich ein Leben ohne Gott vor.

Zurück zu Sam Harris, der Mann ist einfach nicht authentisch, er schreibt gut, ist eloquent, steht aber nicht dafür, was er schreibt.
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Beitragvon Falk » Di 27. Mär 2007, 20:08

@lorenz & Peter
Ich finde, es sollte schon darum gehen, "den Naturalismus zu verbreiten", für ihn zu werben.


Nein. Es gibt hier auch gar nichts zu diskutieren - die Ziele der Brights-Bewegung sind klar definiert und eine Mehrheit der Mitglieder will das auch nicht ändern.
Ihr selbst könnt ja anders handeln - ein Bright zu sein, heißt ja nicht, daß man nichts mehr gegen Religion oder Aberglaube sagen dürfte. Es heißt nur, daß man sich nicht als Bright dagegen ausspricht.
Daß die Brights so keine Bewegung wärenm wie Peter es formuliert, sehe ich nicht so. Wenn eine Gruppe Gleichgesinnter für Gleichberechtigung und Anerkennung eintritt, ist das auch eine Bewegung! Richtig, in Deutschland ist das nicht annähernd so nötig wie in den USA. Aber:
1. Die Brights sind eine ursprünglich amerikanische Bewegung. Die Ziele für den deutschen Teil einfach umzuformulieren macht keinen Sinn - warum sollten wir dann noch Teil der Brights-Bewegung sein?
2. Trotz des einfacheren Stands des Naturalismus in Deutschland kann von Gleichberechtigung und breiter Anerkennung keine Rede sein. Man denke nur an die zahlreichen Privilegien offiziell anerkannter Kirchen (christl. Religionsunterricht!). Außerdem ist es möglich, daß wir einer "Religionsrenaissance" (ich lege Wert auf die Anführungszeichen!) entgegensteuern. Sicher istd as zwar nicht, aber... siehe mein Artikel "Warum braucht Deutschland Brights?" auf der Mainpage.

Wir können und sollten nicht einfach eine Extrawurst zu sein versuchen, nur weil wir glücklicherweise kaum fundamentalistiche Irre im Land haben.
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Beitragvon lorenz » Di 27. Mär 2007, 20:19

Was ist denn jetzt passiert?

Was du da über Harris erzählst, scheint mir reine Verleumdung zu sein. Kannst du das
glaubt an fernöstliche Spiritualität, Reinkarnation und befürwortet Folter
nachweisen? Ich habe einiges von ihm gelesen, aber sowas nicht. Ich kann mich aber dunkel daran erinnern, dass Harris selbst sich gegen diese Verleumdungen zur Wehr gesetzt hat. Ist das nicht sogar hier im Forum irgendwo verlinkt?

Hier ist die "Gegendarstellung":
http://www.samharris.org/site/full_text/response-to-controversy2/

Bitte lesen!
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Beitragvon Klaus » Di 27. Mär 2007, 20:36

Oben steht der Link zum Thread im Forum, dort ist auch das Interview verlinkt, darüber hinaus gibt es einen Thread in der RDF. lies selbst.
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Beitragvon lorenz » Di 27. Mär 2007, 20:48

Ja, dann lies das doch mal!
So etwas z. B.:
glaubt an fernöstliche Spiritualität
ist ungefähr das Gegenteil von dem, was er sagt. Nach meiner Erinnerung betont er gerade den experimentellen(!) Charakter etwa der Meditation, und dass es eben gerade NICHT um Glauben geht. Er selbst meditiert wohl gelegentlich. Ich mache autogenes Training und meditiere auch gelegentlich. Ich habe dabei noch keine "Geister" gesehen, aber "spirituell" (fragliches Wort!) interessante Experimente sind das allemal.

Das oben über Harris Formulierte ist böswillige Fehlinterpretation. Ich denke, das hat Harris aufgeklärt.
Auch die Sache mit der Folter ist nicht so simpel wie es hierzulande mancher Gutmensch haben will. Wir hatten doch vor e. paar Jahren hier den Fall mit dem Frankfurter(?) Kripo-Kommissar, der dem Kindesentführer "Schmerzen" angedroht hatte, weil er (mit Recht) davon ausging, dass er so eventuell das Leben des Kindes hätte retten können. Das ist genau das, was Harris "ticking bomb scenario" nennt. Wir haben da genau den ethischen Grenzfall, den man nicht mit ein paar schnodderigen Prinzipienformulierungen "erschlagen" kann. Harris hat sich in dem Zusammenhang sehr wohl differenziert und verantwortungsvoll geäußert. Bitte nachlesen!
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Beitragvon Klaus » Di 27. Mär 2007, 21:11

In meinen Augen hat Harris das nicht aufgeklärt, auch bei der RDF haben seine Äußerungen Betroffenheit ausgelöst, aber was solls.

Das ist genau das, was Harris "ticking bomb scenario" nennt. Wir haben da genau den ethischen Grenzfall, den man nicht mit ein paar schnodderigen Prinzipienformulierungen "erschlagen" kann


In meinen Augen ist das eben kein ethischer Grenzfall, Folter ist grundsätzlich abzulehnen, hat was von Jack Bauer an sich, der macht das in "24" auch so, da werden den Leuten die Finger gebrochen, bevor ihre windigen Anwälte mit der Genfer Konvention kommen. Solche "ethischen Grenzfälle" ermöglichen Guantanamo, das hat mit Gutmenschentum nichts zu tun, aber vielleicht findet ja Harris in der Medidation die Anworten auf ethische Grenzfälle.
Zuletzt geändert von Klaus am Di 27. Mär 2007, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Tom K » Di 27. Mär 2007, 21:17

Hallo,

ich stimme lorenz zu.
Es scheinen sich manche für den einfachen Weg zu entscheiden und das, was Sam Harris sagt und schreibt so zu interpretieren, wie es ihnen passt. Harris zwingt manchmal zu unangenehmen Gedankenspielen, siehe das Thema Folter und in "The End of Faith" übrigens auch seine Bemerkungen zum Pazifismus.
Ich finde es schade, dass immer wieder Leute den guten, alten Pawlow geben, nur weil sie ganz bestimmte Vokabeln in einem Zusammenhang lesen, der nicht (sofort) mit ihrer Einstellung vereinbar scheint.
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Beitragvon Andreas Müller » Di 27. Mär 2007, 21:30

Nein. Es gibt hier auch gar nichts zu diskutieren


Jetzt halt mal die Luft an! So klar sind die leider nicht definiert. Was soll denn "anti-religiös" überhaupt heißen? Im Sinne, wie es ostfriese versteht, sind wir sehr wohl anti-religiös, weil unser Erfolg automatisch die Religionen verdrängen würde. Allerdings muss man sagen, dass ich das alles in den Newslettern und den anderen genannten Quellen schon erörtert habe. Zustimmen muss man mir nicht, aber lesen sollte man das schon und darauf eingehen.

daß man nichts mehr gegen Religion oder Aberglaube sagen dürfte. Es heißt nur, daß man sich nicht als Bright dagegen ausspricht.


Doch, klar darf man sich dagegen aussprechen! Das Ziel ist es, eine Bewegung ins Leben zu rufen, die als positiv wahrgenomen wird. Unser Hauptziel ist zwar nicht Religionskritik, aber man darf sie gegebenenfalls schon äußern, der Skeptizismus an sich ist bereits Religionskritik, Denken ist schon Zweifel an Gott. Wenn hier Maulkörbe verteilt werden, dann ohne mich. SO ist das nicht gedacht! Sich als Bright nicht gegen Religionen auszusprechen, kann natürlich nur eine strategische Richtlinie sein, um das Ziel "positive" Bewegung zu erreichen, es ist kein Ziel an sich.

Die Ziele für den deutschen Teil einfach umzuformulieren macht keinen Sinn


Das habe ich doch schon getan und zwar in Übereinstimmung mit den Gründern! Siehe meinen letzten Thread.

warum sollten wir dann noch Teil der Brights-Bewegung sein?


Es geht hier nur um die drei Hauptziele und die Definition plus ein positives Image. Das ist es, was den Kern der Brights-Bewegung ausmacht. Und das sind Richtlinien, keine heiligen Gebote! Man kann nicht für jede Situation eine immergültige Regel festschreiben, das ist eines der Grunderkenntnisse des evolutionären Humanismus.

mein Artikel "Warum braucht Deutschland Brights?" auf der Mainpage.


Der Artikel ist von allen am ehesten anti-religiös!
Können wir beruhigt schlafen gehen oder sollte es uns umtreiben, daß wir von Menschen regiert werden, die augenscheinlich glauben, ohne Gott regiere es sich schlechter?

Sehr viel anti-religiöser geht es ja wohl nicht mehr! Außerdem kritisierst du offen und deutlich den Papst, die CDU...
Die Gläubigen beider großer Religionen hierzulande versuchen, eine scharfe Grenze zwischen Fundamentalismus und Moderatismus zu ziehen, hinter der sie sich verstecken können, und die es ihnen erlaubt, Religion als Ausweg aus allerlei Krisen zu proklamieren, als würden uns Gegenwart und Vergangenheit nicht lehren, daß die Irrationalität des Glaubens uns nicht immer in die Zukunft führt.

Und sogar gegen moderate Gläubige sprichst du dich aus!

Damit wir uns richtig verstehen: Ich finde den Artikel gut und du darfst das als Bright sehr wohl machen. Aus folgendem Grund: Der Artikel weist vor allem auf, dass die Ungläubigen nicht als gleichberechtigt anderkannt werden und der Säkularismus nicht vollständig ist. Wir kommen hier nicht wie böse Atheisten weg, sondern als die Opfer, und wenn das gewährleistet ist, kommt Religionskritik schon mal in Frage!

Ich denke, das hat Harris aufgeklärt.


Ich finde seine Gegendarstellung nicht sehr überzeugend. Ich bin nicht prinzipiell gegen Harris, er hat schon viele gute Argumente, aber man muss bei ihm und seinen "Muslim-Horden" eben ein wenig vorsichtig sein.

Wir haben da genau den ethischen Grenzfall, den man nicht mit ein paar schnodderigen Prinzipienformulierungen "erschlagen" kann.


Also den Normalfall. Ich bin trotzdem nicht seiner Meinung, was Folter betrifft. Folter bringt nichts, das führt nur dazu, dass die Leute einfach alles sagen und alles zugeben. Außerdem ist es menschenverachtend. Die Abschaffung der Folter ist eine der größten Errungenschaften der Zivilisation. Ich will spezielle Fälle nicht ausschließen, wo das ethisch notwendig sein könnte, aber dem Staat darf man niemals erlauben zu foltern. Der hört so etwas nämlich besonders gerne, wie die Geschichte lehrt. Und vor allem die deutsche Polizei, wie man an deinem Beispiel sieht und nicht nur hier.

Wir können und sollten nicht einfach eine Extrawurst zu sein versuchen, nur weil wir glücklicherweise kaum fundamentalistiche Irre im Land haben.


Jede Gesellschaft ist eine "Extrawurst"! Klar muss man die hießigen Verhältnisse beachten, alles andere wäre pure Ignoranz!


Ich sehe schon, ich muss mal einen Artikel über das Thema schreiben. Den veröffentliche ich auf der Hauptseite und beim hpd. Dann liest ihn hoffentlich einmal jemand und es kommt endlich an, was mit diesem unseligen nicht anti-religiös gemeint ist.
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Beitragvon lorenz » Di 27. Mär 2007, 21:56

Der Autor hat geschrieben:
Zitat:
Die Gläubigen beider großer Religionen hierzulande versuchen, eine scharfe Grenze zwischen Fundamentalismus und Moderatismus zu ziehen, hinter der sie sich verstecken können, und die es ihnen erlaubt, Religion als Ausweg aus allerlei Krisen zu proklamieren, als würden uns Gegenwart und Vergangenheit nicht lehren, daß die Irrationalität des Glaubens uns nicht immer in die Zukunft führt.


Und sogar gegen moderate Gläubige sprichst du dich aus!

Das Zitierte könnte von Harris sein! :up:
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Beitragvon Falk » Di 27. Mär 2007, 22:18

@Der Autor
Du brauchst dich nicht zu wundern, daß Gegenstimmen kommen, wenn du selbst sowas fabrizierst.

Ich hatte in diesem einen Beitrag ungenau formuliert: Mit "gegen Religion aussprechen" meinte ich nicht Religionskritik, sondern das, was ich oben "Polemik", usw. nannte. Eine sachliche, fundierte Kritik, eine wissenschaftliche Überprüfung ist natürlich ok. Das ich das meinte, ist meinem vorletzten Beitrag auch leicht zu entnehmen.
Und diese Art Religionskritik ist nicht "anti-religiös". Wenn ich Löw für seine Entscheidung kritisere, die ganzen Stammspieler gegen Dänemark zuhause zu lassen, bin ich dann anti-Löw?

Dein unbändiger Diskussionswillen in Ehren, aber manchmal übertreibst du.
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Beitragvon Andreas Müller » Di 27. Mär 2007, 22:36

Du brauchst dich nicht zu wundern, daß Gegenstimmen kommen, wenn du selbst sowas fabrizierst.


Ich sage nichts gegen Gegenstimmen, ich sage, dass jeder die "offiziellen" Texte lesen sollte, bevor er etwas kommentiert. Wenn das jeder gemacht hätte, wäre diese Diskussion wohl schon zu Ende.

Das ich das meinte, ist meinem vorletzten Beitrag auch leicht zu entnehmen.


Das finde ich nicht.

Eine sachliche, fundierte Kritik, eine wissenschaftliche Überprüfung ist natürlich ok.


Na also. Ich denke, es kommt vor allem auf die Situation an. Ziel ist ein positives Image der Brights-Bewegung und der Rest ist - was dieses Thema angeht - Verhandlungssache.
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Beitragvon HF******* » Mi 28. Mär 2007, 09:11

Diese abstrakten Diskussionen sind wenig ergiebig. Es kommt immer darauf an, was man unter Anti-Religiös versteht. Praktische Beispiele helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

@Falk: Deine vorletzte Bemerkung hatte ich auch grob missverstanden, allerdings als Ironie.

@Klaus:
Bei Peter Janotta sehe ich noch nicht einmal einen Widerspruch zu den Brights Prinzipien.

Gruß
HFRudolph
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Beitragvon TeapotTheist » So 22. Jul 2007, 11:20

Mark hat geschrieben:wer von dawkins liest wird erfahren daß er früher mitgründer der brights war, aber seine zunehmende agressivität lies ihn wieder zum einzelgänger werden...

Ich habe letztes Jahr die entsprechende Stelle im Wikipedia-Artikel (englisch) korrigiert. Wo kann man noch lesen, dass Dawkins Mitgründer der Brights sein sollte?
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Beitragvon TeapotTheist » So 22. Jul 2007, 11:37

Andreas Müller hat geschrieben:...die Gründer sind ja nicht so gut auf Dawkins zu sprechen, weil viele Leute wegen ihm die Brights verlassen.

Ohne Dawkins wäre "die halfte" nicht erst eingetreten. Die Paar Austritte (genaue Quelle bitte - wo kann ich darüber lesen?) fallen nicht ins Gewicht.
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Beitragvon Myron » So 22. Jul 2007, 12:04

TeapotTheist hat geschrieben:
Mark hat geschrieben:wer von dawkins liest wird erfahren daß er früher mitgründer der brights war, aber seine zunehmende agressivität lies ihn wieder zum einzelgänger werden...

Ich habe letztes Jahr die entsprechende Stelle im Wikipedia-Artikel (englisch) korrigiert. Wo kann man noch lesen, dass Dawkins Mitgründer der Brights sein sollte?


"Aggressivität"?
Man könnte auch sagen, er sei mit Leidenschaft und Mut bei der Sache.
Außerdem gibt es etliche Gründe, den Religionen feindlich gesinnt zu sein.
Diese betrachten uns Atheisten und Naturalisten ja ebenso als Feinde.
Was bestimmte antireligiöse Äußerungen Dawkins' anbelangt, so handelt es sich dabei vielmehr um gebührliche Reaktionen.

Ich finde es jedenfalls völlig daneben, Dawkins vorzuwerfen, dass er sich nicht damit begnügt, was im Englischen "preaching to the choir" genannt wird: offene Türen einrennen.
Warum sollte "The God Delusion" nur für die eh längst atheistisch-naturalistisch Gesinnten bestimmt sein?!
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