Ursprung von Religiosität ...

Re: Ursprung von Religiosität ...

Beitragvon Ingo-Wolf Kittel » Mo 24. Sep 2007, 22:41

Myron hat geschrieben:Nietzsche verortet den Ursprung in den Traumerfahrungen.

...und zielt damit durchaus 'in die richtige richtung', wenn jaynes recht hat (der nietzsches ideen oder 'mutmaßungen' psychologisch fundiert allerdings - in übrigens bemerkenswerter übereinstimmung mit angaben im alttestamentarischen 'buch der weisheit' 14,12ff - weitaus genauer ausführt und vor allem durch unzählige historische fakten unterlegt oder 'begründet').

zu meiner zugegeben bewusst provokanten formulierung vom 'verwilderten denken':

was gemeint ist, wird zb. in einer glosse angesprochen, die vom verlag hier online gestellt wurde. dort wird am schluss auf den wichtigsten umstand in der diskussion um folgerungen aus der hirnforschung (HF) angespielt und auf folgendes hingewiesen:

"Bisher verschleiert in den Neurowissenschaften eine Art „cerebraler Pseudopsychologie“, dass Hirnforscher bei der Analyse der vielfältigen cerebralen Vorgänge auf valide psychologische Einzelkenntnisse und genaues Wissen um psychologische Zusammenhänge angewiesen sind...

In der Hirnforschung stützt man sich statdessen auf Rhetorik! Noch dazu besonders fragwürdige [Ergänzung: psychologische Kenntnisse werden dort z.B. nicht durch neurophysiologische Vorgänge erklärt, sondern sie werden von Hirnforschern schlicht zu solchen erklärt, eine definitorischer Schachzug allerdings, wegen dem... ] psychologisch schon lange überwundene Primitivvorstellungen aus der Anfangszeit menschlichen Sinnierens und Phantasierens über sich selbst fröhliche Urständ feiern.

Hirnforscher tun und reden nämlich so, als ob das Gehirn denkt, fühlt, entscheidet usw. Durch diese sprachliche „Verschiebung“ werden für uns höchst spezifische eigene Leistungen isoliert einem Organ, also einem Teil von uns zugeschrieben, und zwar ohne Rücksicht darauf, dass wir diese „Eigenleistungen“ nach unendlich langen Zeiten völlig anderer Denkweise mittlerweile sogar bis in die „gewöhnliche“ Alltagssprache hinein uns „selbst“ (als „Personen“ oder noch bezeichnender als „Individuen“) zurechnen.

Die Folgen sind gravierend, wie Max R. Bennett und Peter M. S. Hacker in ihrem Lehrbuch Philosophical Foundations of Neuroscience detailliert zeigen. Eine davon ist die Reaktivierung einer Denkfigur, die aus vorwissenschaftlichen Zeiten bekannt ist: In neurophysiologisch „veränderter“ Perspektive übt jetzt nämlich „das Gehirn“ die Funktionen aus, die in der Vorstellungswelt eines René Descartes ein ominöser „Geist“ bewerkstelligte – Erbe jener Geister, Dämonen oder Götter, denen sich Menschen vorzeiten ausgesetzt wähnten.

Eine Verpsychologisierung des Gehirns wäre tatsächlich eine „dramatische“ Veränderung unseres Denkens: ein „geistiger“ Rückfall hinter das von der modernen Psychologie Erreichte."

("dramatische" veränderungen unser aller denken, ja sogar der "Grundlage unserer Kultur" und "Basis unserer ethischen wie politischen Entscheidungen" wegen des denkens von hirnforschern hat der mainzer philosophie(!)professor thomas metzinger einstmals prophetisch vorausgesagt oder visionär vorausgesehen - oder sich phantasievoll ausgemalt oder für denkbar und so für möglich erklärt oder sich einfach: ausgedacht, wie immer; darauf wird bereits am anfang der glosse angespielt.)
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