JustFrank hat geschrieben:Wie wäre es, wenn du den Begriff Wissen für Ereignisse verwendest, deren Existens wissenschaftlich nachgewiesen wurde? Dann bräuchten wir uns hier nicht mehr mit diesem Brei rumschlagen, den du verbreitest.
Um zur Quelle zu kommen, muss man gegen den Strom schwimmen.
Wenn ich von "Wissen" spreche, dann sind es u.A.
-die Ergebnisse der hististorisch-kritischen Forschung,
-die Auswertung immer neu gefundener Texte, rund um die Zeitenwende,
-die Aussagen der Dogmen, deren ernste Analyse dazu zwingt, neu zu nachzudenken,
-die Betrachtung dessen, was wir über die Geistesgeschichte wissen bzw. was genau dort philosophiert wurde, wo die Kirchenlehre weithin nur einen wundersamen, geheimisvollen Wanderguru und seine ihn phantastisch verherrlichenden Anhänger... hinstellen will,
-die hochtheologischen bzw. philosophischen Diskussionen der Frühkirche, die es einfach völlig absurd machen, weiter im alten Glauben von einem gutherzigen Guru auszugehen, der vergottet oder doch nur als Mensch gesehen wurde.
Bei freier, unvoreingeommener Betrachtung zwingt jeder Wissenzuwachs m.E. zu dem Schluss, dass es am Anfang um die "Weltvernunft" ging, über deren Wesen gestritten wurde. Mit 100%iger Sicherheit kann ich nicht sagen, dass es zur Zeitenwende um die Vergegenwärtigung von Schöpfung im kausalen griechischen Weltbild durch jüdisch-griechische Glaubensaufklärung ging.
Doch wissen wir das mit letzter Sicherheit über die EL bzw. das hier zurecht vertretene Weltbild eines ganz natürlichen Werdens, gleichwohl wir trotzdem zurecht von "Wissen" reden. Und dass ich mit dem was ich denke völlig außerhalb derzeitiger theologischer Hochschullehre liege, die zwar das Wissen hätte, aber beim groooßen Geheimnis, Übernatürlichkeit... bleibt oder dem zuliebe in wirklichkeit Vernunft weiterhin verdrängt, ist mir bewusst. (Nicht erst seit ich hier lese.)
Der Schritt zur Evolutionslehre, der Überwindung von un/übernatürlichen Vorstellungen in der wunderbaren Selbstorganisation allen Werdens, war m.E. nur ein Teil des Fortschrittes, den uns die Aufklärung ermöglicht.
So wie die alten übernatürlichen Glaubensannahmen der naturwissenschaftlichen Aufklärung im Wege standen, was selbst im neuen ID-Fundamentalismus wieder aufblüht, so stehen diese Vorstellungen auch der geistesgeschichtlich-monotheistischen Aufklärung im Weg. Wer seine gesamte Lehre auf groooße Geheimnisse, wundersames Geschehen gegründet hat, durch die Gott und dessen Wort bewiesen werden sollte, der kann nicht einfach die Seiten wechseln und im zeitgemäßen, natürlichen Weltbild bzw. aufgekärter Weltvernunft nach dem sinngebenden, gar neu offenbarenden ewigen Schöpfungswort hören wollen.
Und da scheinbar selbst Menschen mit einem naturalistischen Weltbild die überkommenen Glaubenslehren für die einzige Wahrheit halten, diese dann logischerweise als veraltete Phatasterei abtun, bleibt das Nachdenken über vernunftige, natürliche Sinngebung aufgrund eines völlig neuen christlichen Historien- und somit Selbstversändnises nur heißer Brei. (So wird leider die eigene Logik den Klo runtergespühlt.) Ob das wirkliche Aufklärung ist?