von gerhard » Di 29. Jan 2008, 20:41
Als es griechisch-jüdischen Glaubensaufklärer klar wurde, dass es keine Gottesbeise im mysteriösen Sinn mehr gäbe, nur die Vernunft der Welt (vernünftiges Denken über eine neu erkannte Logik des natürlichen Werdens) etwas über den altbekannten Schöpfergott aussagen, auf ihn hinweisen kann und keine übernatürlichen oder dogmatischen Aussagen bzw. Geistesgebilde mehr Gültigkeit hätten, haben sie es sich sicherlich nicht träumen lassen, dass rd. 2000 Jahre später Sekeptiker und Atheisten genau darüber diskutieren!
Doch damaligen Denkern jetzt vorzuwerfen, sie wären verantwortlich, weil sie dieser Weltvernunft den Namen Jesus gaben und sie in menschliche Geschichtsform brachten, so dass jetzt nicht nur alle Christen und selbst Brights nur einen herzliebsten Gottesguru vor Augen haben, letztere sich dann darüber logischerweise lächerlich machen und Vernunft nicht mehr mit Glauben in Verbindung bringen können, jeden vernunftbegründeten Glauben entweder als Pantheismus sehen oder Unsinn, wäre falsch und unfair. Denn wenn sich doch selbst Brights nicht von geheimnisvollen glaubensgründenden Gestalten lösen können, gleichwohl doch inzwischen Klarheit ist, dass es darum den Verfassern des Neuen Testmantes sowie der unzähligen Texte im Umfeld nicht gegangen sein kann, dann zeigt doch dies einmal mehr, wie notwendig Personifikationen von Denkrichtungen nach wie vor sind. (Was übrigens auch für die Vordenker des Naturalismus zutrifft. Nicht, dass ich Darwkins menschliches Wesen jetzt auch noch anzweifeln will. Aber in der Diskussion, die in ihm derzeit in der Öffentlichkeit oft personifiziert ist, geht es doch um weit mehr als die Ansichten irgendeines einzelnen Zeitgenossen.)
Was ich hier in allen Threads, bei gleichzeitiger Beschäftigung mit aktuellen Erkenntnissen über die Urgeschichte unserer christlichen Kultur lerne, ist die Tatsache, wie Recht die damaligen Denker, die Vernunft der Philosophen auf höhere Ebene hoben hatten: Nur die aus Aufklärung hervorgegangen Vernunft (das logische Werden in aller Natur und unser vernünftig-klares Denken darüber) kann auf einen Gott, über den es selbst sonst nichts, aber auch gar nichts zu sagen gibt, hinweisen und dem menschlichen Leben Sinn verleihen. Genau dies war bei nüchterner Betrachtung das "Neue" Testament.
Wenn hier weiterhin nur über übersinnliche Gottesbeweise oder persönliche und philosophische Geistgebilde nachgedacht wird, dann sollten die Diskussion wirklich beendet werden. Es wäre ein Rückfall in die Zeit vor unserer Rechnung.
Eigentlich müsste der Papst, der ja der irdischer Vertreter der Weltvernunft ist, einschreiten, wenn hier weiter über irrationale, übernatürliche Beweise für einen vorgesetzten Gott geredet wird. Doch da er - gleichwohl er sich als Kenner der Texte und Geistesgeschichte auf die Vernunftbegründung des christlichen Glaubens beruft - der Vertreter einer Denkrichtung ist, die jahrhundertelang im Namen Jesus die Vernunft und das aufgeklärte Wissen verteufelte (mit all den hier ständig nachzulesenden Auswirkungen), habt Ihr sicher seinen Segen.
Ich hoffe, dass ich jetzt nicht ganz ausgeschlossen werde. Doch ich versuche nur ich über Geschichtswahrheiten nachzudenken, die sich aus fortschreitender Aufklärung ergeben. Auch wenn sie ganz und gar nicht ins liebgewonnene Bild passen. Doch damit haben scheinbar nicht nur die konservativen Glaubensvertreter ihre Probleme.