Blasphemy Challenge

Beitragvon Klaus » Fr 12. Jan 2007, 00:06

Man kann aber nicht Geschichte verarbeiten und aufarbeiten, wenn man die Instrumente derselben zerstört, das sehe ich bei der Wiedervereinigung, schon heute wissen die Jugendlichen kaum noch wo in Berlin die Mauer verlief. In ein paar Jahrzehnten ist alles weg, dann kann man letztlich auch die Pyramiden abtragen, die Pharaonen gibt es nicht mehr und deren Götter sind verschwunden.

Aufklärung ja, aber sie sollte schon ein gewissen Niveau haben. Wenn der Vatikan gegen einen Cartoon-Film vorgeht schreit alles auf, wenn wir gegen 2000 Jahre Geschichte anstinken wollen, sollten wir es besser machen als der Vatikan und andere.
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Beitragvon Andreas Müller » Fr 12. Jan 2007, 00:12

Niemand will hier alle Bibeln verbrennen oder verbieten! Es geht um einzelne Exemplare, die aus einer symbolischen Handlung heraus verbrannt werden. Heilige Bücher zu verbieten wäre bescheuert. Ohne die Bibel ist zum Beispiel die hiesige Literaturwissenschaft kaum möglich, weil es überall Anspielungen darauf gibt. Das hat mit Nazis nichts zu tun und ich finde, mit solchen Vergleichen sollte man aufpassen. Die werden nämlich sehr oft gegen Atheisten verwendet und ich kann es wirklich nicht mehr hören.
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Beitragvon Klaus » Fr 12. Jan 2007, 00:24

Eben Autor, und da sind wir gar nicht so weit entfernt, verbrennen ein paar Atheisten Bibeln, was meinst du was passiert? Dann stehen wir genau in der Ecke.
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Beitragvon Nox » Fr 12. Jan 2007, 13:21

Max hat geschrieben:Warum will man denn Bücher, also eine Form von Wissen vernichten?

Meine Güte... wie oft noch?
Als Protestaktion.
Analog zu deiner Frage könnte man sich wundern warum denn Menschen Papier
unbrauchbar machen wenn sie Protestplakate basteln.
Oder fordern, dass jedes einzelne Exemplar jeder Tageszeitung archiviert werden müsste.

Dass gezielte und umfangreiche Büchervernichtung nicht wünschenswert ist haben wir doch nun schon festgestellt.

Zugang zu Information in Demokratien ist ein Interessanter Punkt :)
Wenn man das als notwendiges Kriterium fordert und hinreichend scharf Formuliert gibt es Demokratie als Staatsform momentan nicht.

Klaus hat geschrieben:Eben Autor, und da sind wir gar nicht so weit entfernt, verbrennen ein paar Atheisten Bibeln, was meinst du was passiert?


Nichts -- abgesehen davon, dass ein paar Atheisten symbolisch ein paar "heilige" Bücher verbrennen.
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Beitragvon Max » Fr 12. Jan 2007, 13:36

Was soll denn das für eine Protestaktion sein? Und was will man, bitte schön, damit bezwecken?

Durch solche geschmacklosen und bornierten Aktionen setzt man sich auf primitives Niveau herab. Man erreicht bei Gläubigen damit lediglich Abstoßung und ebzweckt überhaupt rein gar nichts damit.
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Beitragvon Nox » Fr 12. Jan 2007, 14:31

"Ich erkenne es als legitime Protestform an, halte sie aber für nicht besonders geeignet ist und denke es ist wahrscheinlich, dass sie in vielen Fällen kontraproduktiv ist."

Habe ich dich so zumindest sinngemäß wiedergegeben?
Damit könnte ich mich abfinden :)
Ich sehe es nur unwesentlich positiver.

Was will man mit demonstrativem Protest schon bezwecken?
"Raising awareness" ist der Term, der immer wieder auftaucht.
Man kommuniziert mehr oder weniger kreativ und dramatisch eine Botschaft (zB eine Bibel zu verbrennen ist nicht das schlechteste was man damit tun kann -- sie wörtlich und ernst zu nehemn wäre ein Beispiel).

Welche Wirkungen das auf andere hat kann man dann analysieren, aber nicht immer völlstindig Vorhersagen.

Bücherverbrennung legt natürlich unliebsame Assoziationen nahe.
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Beitragvon Klaus » Fr 12. Jan 2007, 16:05

Wenn ein paar Atheisten, ein paar klitzkleine Bibelchen verbrennen, werden sofort Assoziationen zu den Nazis gemacht, aus meiner Sicht ist die Bibel ein Buch wie jedes andere auch, aber, viele sehen das nicht so, es ist das geschriebene Wort Gottes.
Es gibt etliche, insbesondere aus der linken Ecke, die stellen schon heute Dawkins, auf Grund seines Buches "Das egoistische Gen", zu mindestens als Rassenhygieniker dar.
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Beitragvon [C]Arrowman » So 14. Jan 2007, 12:25

Findet raus in welcher Hölle ihr schmort.

http://www.4degreez.com/misc/dante-inferno-test.mv

Ich bin in der 6.:
You approach Satan's wretched city where you behold a wide plain surrounded by iron walls. Before you are fields full of distress and torment terrible. Burning tombs are littered about the landscape. Inside these flaming sepulchers suffer the heretics, failing to believe in God and the afterlife, who make themselves audible by doleful sighs. You will join the wicked that lie here, and will be offered no respite. The three infernal Furies stained with blood, with limbs of women and hair of serpents, dwell in this circle of Hell.


Wo seit ihr?
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Beitragvon ostfriese » Sa 27. Jan 2007, 02:26

Man sollte sich als rational denkender Mensch nicht in die Sklaverei von Mythen und symbolischen Beschwerungen begeben.

Wer Lust hat, ein Buch zu verbrennen, darf das tun. Bei der Bibel ist das moralisch absolut unproblematisch, da kein Autor mehr lebt, der sich davon beleidigt fühlen könnte. Unmoralisch wäre es dagegen, Rücksicht auf religiöse Gefühle zu nehmen; denn gegen religiösen Wahn (mit seinen antihumanistischen Begleiterscheinungen) hilft wirklich nur eines: ihn hemmungslos und rücksichtslos der Lächerlichkeit preiszugeben. Und gleichzeitig klar zu machen, dass Atheisten im Schnitt deutlich gebildeter, intelligenter, sozial engagierter usw. sind als Gläubische.

Wenn wir einsehen, dass es keine heiligen Überzeugungen geben darf, sondern sich jede vermeintliche Wahrheit der Kritik unterziehen muss, dann dürfen wir erst recht keine symbolischen oder modisch-mythischen Tabus akzeptieren. Bedeutungsszuschreibungen sind Privatsache und dürfen nicht zur sozialen Konditionierung missbraucht werden. Es ist ohnehin schwer genug, überkommene Sitten und Gebräuche zu hinterfragen, schlechte Gewohnheiten abzulegen etc. -- man sollte sich zusätzliche Einengungen nicht gefallen lassen...
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Beitragvon Andersdenker » Sa 27. Jan 2007, 06:29

Jemand namens Brett Keane hat übrigens jüngst zwei Videos mit jeweils einer Bücherverbrennung online gestellt. Erst die Bibel, dann der Koran.
Das ganze hat für unfassbar großes Aufsehen unter "Youtubern" gesorgt.
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Beitragvon the jug of milk » Sa 27. Jan 2007, 11:20

Ich würde etwas vorsichtiger sein mit der Idee der Bibelverbrennung. Es geht nicht nur um die Richtigkeit dieser Aktion (welche wohl gegeben wäre), sondern vielmehr um die Wirksamkeit. Klar, ein großer brennender Haufen von Bibel ist spektakulär. Aber Bücherverbrennnungen wecken in der Geselllschaft negative Assoziationen, erscheinen höchst destruktiv.

Die Idee mit der Recyling-Aktion gefällt mir viel besser. "Aus alt mach neu" findet jeder gut, man geht kein Risiko ein was die Wirksamkeit betrifft. Wenn man die Sache so aufzieht, dass man auf dem recycelten Papier der Bibeln hinterher z.b. religionskritische Bücher druckt, oder Toilettenpapier (etwas heikler), dann würde die Aktion m.E. besser ankommen.
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Beitragvon ostfriese » Sa 27. Jan 2007, 12:03

D'accord. Meine Bemerkung ist auch nicht so zu lesen, dass ich Bücherverbrennungen befürworte, sondern nur, dass ich mich weigere, sie anstößig zu finden, es sei denn als Beleidigung eines Autors.

Das einzige, was mich sonst noch daran stören könnte, wäre, dass sie das Gegenteil von dem bewirken, was sie sollen. Und insofern ist Dein Einwand völlig berechtigt.
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Beitragvon Max » Sa 27. Jan 2007, 12:33

the jug of milk hat geschrieben:Aber Bücherverbrennnungen wecken in der Geselllschaft negative Assoziationen, erscheinen höchst destruktiv.

Dito.

the jug of milk hat geschrieben:recycelten Papier der Bibeln hinterher z.b. religionskritische Bücher

Das ist, finde ich, immer noch ein wenig negativ. Daraus religionskritische Bücher zu machen liegt dem Verbrennen recht nahe.
Sinnvoller ist es meiner Erachtens daraus Bücher über Vernunft, Erkenntnistheorie, Naturalismus, etc. herzustellen.

the jug of milk hat geschrieben:oder Toilettenpapier (etwas heikler),

Man könnte die Bibel doch auch in Form von Toilettenpapier ausgeben. In den USA gibt es auch Klopapier, das wie Geld aussieht. ;-)
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Beitragvon ostfriese » Sa 27. Jan 2007, 22:35

ostfriese hat geschrieben:Man sollte sich als rational denkender Mensch nicht in die Sklaverei von Mythen und symbolischen Beschwerungen begeben.

Zwei Minuten altes Zitat aus dem Film "Der Pianist":

Russische Soldaten befreien Warschau, treffen auf den sich dort versteckt haltenden Pianisten, der von einem Nazi-Offizier einen Mantel bekommen hatte. Er trägt ihn noch und wird deshalb beinahe erschossen.

"Warum trägst Du diesen Scheiß-Mantel?"

"Mir ist kalt."

In diesen beiden knappen Sätzen kommt zum Ausdruck, was ich meine. Mythen und Symbole sind ein Furz im Vergleich zur Wirklichkeit!
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Beitragvon Klaus » Sa 27. Jan 2007, 22:51

Brecht: Erst kommen Essen, Trinken, Kleidung und Wohnung, und dann kommt die „Moral“ und alles andere.
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Beitragvon musikdusche » So 28. Jan 2007, 01:37

ostfriese hat geschrieben:D'accord. Meine Bemerkung ist auch nicht so zu lesen, dass ich Bücherverbrennungen befürworte, sondern nur, dass ich mich weigere, sie anstößig zu finden, es sei denn als Beleidigung eines Autors.

Das einzige, was mich sonst noch daran stören könnte, wäre, dass sie das Gegenteil von dem bewirken, was sie sollen. Und insofern ist Dein Einwand völlig berechtigt.


Abgesehen von den Naziassoziationen: Eine Bücherverbrennung ist nicht nur eine Beleidigung eines Autors. Sie ist ein schlechter Proteststil. Wenn ich mir die Geschichte anschaue, dann stelle ich fest, dass es zig Bücherverbrennungen gegeben hat (als bekannteste natürlich die von 1933). Ich kann keine der historischen Verbrennungen gutheißen. Eine Verbrennung hat nämlich lediglich die Aussage "Euer Geschreibsel ist Schwachsinn". Konstruktive Kritik hat Aussagen wie "Euer Geschreibsel ist Schwachsinn weil [blabla]".
Eine Bücherverbrennung ist ähnlich stilvoll wie eine kindische Trotzreaktion...
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Beitragvon Klaus » So 28. Jan 2007, 11:04

Nicht das Buch, also die Bibel, ist die Ursache für die Religion, es sind die Menschen, also muss man sich mit denen auseinandersetzen.
Es hat was von Maschinenstürmerei an sich, die Maschinen sind schuld an unserem Elend, also zertsören wir sie.

In beiden Fällen der falsche Adressat.
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Beitragvon lorenz » So 28. Jan 2007, 15:06

Statt die Bibel zu verbrennen, sollte man öffentlich draus vorlesen! Und zwar die Stellen, die heute von den Pfarrern nur noch selten veröffentlicht werden. Z. B. diese Verfluchungen und Verwünschungen, diese Bedrohungen für Leute, die dem Jesus nicht so ganz folgen mochten, oder dieses genüssliche Herummachen in qualvollen Todesarten für Abweichler, oder diese Aussagen über Schwule und ungehorsame Söhne (in jedem Fall Steinigen oder Totschlagen).
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Beitragvon Klaus » So 28. Jan 2007, 22:39

"Die etwas andere Bibelstunde". Keine schlechte Idee.
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Gute Idee

Beitragvon [C]Arrowman » Mo 29. Jan 2007, 17:14

Zur Zeit poste ich in meiner Initiative bei dol2day den Antibibelvers der Woche, muss dabei aber auf Zitate bekannter Philosophen zurückgreifen. Da ich nicht Bibelfest bin würde ich mich über Vorschläge für echte Antibibelverse (mit Buch, Kapitel, Stelle) freuen.
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