Vollbreit hat geschrieben:Was meinst Du in diesem Zusammenhang mit „immer schon“?
Es muss ja doch beim Individuum eine Bereitschaft oder Voraussetzung da sein, die Tiere nicht haben.
Mit "immer schon" meine ich, dass Religiosität, Spiritualität usw. zum Wesen des Menschen dazugehören und ihn im gewissen Sinn ausmachen. Sie ist unhintergehbarer Bestandteil seiner Persönlichkeit.
(da hatte ich doch fast den armen Lumen verdächtigt.. sorry)ujmp hat geschrieben:Es gibt keinen vernünftigen Anlass zu diesen Annahmen, sie sind völlig aus der Luft gegriffen.
Wäre es nicht so, dann hätte man vielleicht schon davon gehört, dass jemand einen Selbstmordkandidaten von seinem Vorhaben abgebracht hätte, indem er ihm erklärt hätte, wie die Welt ist. Haben wir aber nicht. Wohl aber, wenn auf Wünsche, Hoffnungen, Verständnis usw. des Suizidgefährdeten appelliert wurde. Jedenfalls würde ich mich nicht überzeugen lassen, von einem Suizid abzulassen, wenn jemand käme, und mir irgendwas davon erzählen würde, dass man jetzt wüsste, dass Schimpansen auch Walzer tanzen können.
Vollbreit hat geschrieben:Aber was kennzeichnet Deiner Meinung nach denn den Atheisten, der kann ja ohne?
Für mich hat der Atheist gleichfalls eine transzentale Ader, ein transzentales Gespür. Nur lebt er es nicht in Religionsgemeinschaften aus. Auch für den Atheisten sind Vertrauen, Anerkennung, Geborgenheit, Hoffnung essentiell wichtig, das sind auch für ihn nicht nur Begriffe, er macht schliesslich keine Statistik. Das zeigt sich schon daran, wie verletzend ein gebrochenes Vertrauen auch auf ihn wirkt. Dass er daneben behauptet, dass alle diese Dinge - Vertrauen, Hoffnung, Geborgenheit, Sinn usw. - natürlich erklärbar sind, befreit ihn nicht aus diesem Spinnennetz. Es betrifft ihn, unabhängig davon, ob er darüber eine schlüssige Theorie hat oder nicht.
Vollbreit hat geschrieben:Vielleicht weiß man auch gar nicht, wer man ist und wo man steht, wenn man nicht weiß, was man glaubt.
Das nenne ich die kausale Überzeugung eines Menschen. Das muss keineswegs alles völlig wissenschaftlich abgesichert sein. Es reicht aus, wenn der Mensch davon überzeugt ist, dass es für Ereignisse irgendwelche Gründe gibt.