Humanismus contra Religion

Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 29. Apr 2010, 14:36

Pete hat geschrieben:Was ist das für eine verquirlte Scheiße
du magst so etwas einmalig in einer PN an mich schreiben*) (wenn du verdeutlichst, dass dies an mich als Forenmitdiskutant gerichtet ist), aber im Forum hat dies nichts zu suchen! Bitte drücke dich ein bisserl gewählter aus! Wir wollen doch ein Mindestniveau halten. Geht dies?
*) ich persönlich nehme dies nicht so krumm, wenn's ein einmaliger Ausrutscher ist. Aber die negative Vorbildfunktion zieht wie beim Unterschichtenfernsehen auch hier Nachahmer an.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Pete » Do 29. Apr 2010, 14:53

Ja, das geht... ich kann mich sogar entschuldigen, was ich hiermit tue.
Es war nicht meine Absicht mich überhaupt dermaßen emotional gehen zu lassen.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 29. Apr 2010, 15:03

Absolut akzeptiert, Rest per PN
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon smalonius » Do 29. Apr 2010, 19:26

Pete hat geschrieben:Die Eltern sind es, denen es bereits an der Erziehung mangelte und deshalb sind sie orientierungslos. Wir haben jetzt bereits die 2.-3. Generation.

Stimmt! Wir hatten hier in Europa jahrhundertelang Frieden und Freiheit. Aber seit 50 oder 60 Jahren gehts drunter und drüber, es wird geraubt, gemordet, gebrandschatzt und geplündert. Der Untergang des Abendlandes steht kurz bevor, das kann man täglich in der Bild-Zeitung nachlesen.

:mg: :pfeif:

Nanna hat geschrieben:Winterhoff und seine Thesen sind extrem umstritten, viele Erziehungsexperten halten ihn für einen ausgemachten Schwachkopf,

Hab mir das mal angesehen. Alle folgenden Zitat von Winterhoff aus diesem Interview.

Dieses offene Konzept haben wir auch im Kindergarten und in der Grundschule. Für mich als Kinderpsychiater ist das eine Katastrophe. Als ob die kleinen Kinder schon eine Persönlichkeit hätten!

Kindergarten- und Grundschulkinder haben keine Persönlichkeit? Sind die alle gleich? Alle Roboter?
Ihre Psyche muss erst noch aufgebaut werden. Und das geschieht nur, wenn man ihnen immer wieder zeigt, was richtig und was falsch ist.

Man kann einem Kind ruhig sagen daß 2 + 2 nicht 5 ist. Aber ich würde mir eher die Zunge abbeißen, als einem Kind zu sagen was richtig und falsch ist im Sinne von Gut und Böse. Werturteile haben in der Erziehung nichts zu suchen. Statt dessen sagt man: "Ich will nicht, daß du..." Das sind klare Aussagen ohne moralische Zuschreibungen.

Wenn ich sie wie Partner behandle, gebe ich dem Gehirn des Kindes gar nicht die Möglichkeit zu lernen.

Tja, so nimmt man sich die Möglichkeit von Kindern zu lernen. Kinder haben oft das bessere emotionale Gespür.

Ich war mal mit zwei Kids, etwa 2 oder 3 Jahre alt, am Spielplatz. Es war vielleicht später Februar oder März. Um die Spielgeräte herum war ein Graben ausgehoben, und im Graben stand Wasser. Es kam, wie es kommen musste - einer ist reingefallen. Also nasse Hose ausgezogen, beide auf den Arm genommen und zurück zum Auto. Ich wollte gerade anfangen, zu schimpfen, da sagt der Kleine: "Nicht schimpfen."

Erstens ist es bemerkenswert, daß er meine Handlung vorausgesehen hat. Zweitens hatte er verdammt recht. Was geht's mich an, wen er in den Graben fällt? Er hatte den Schaden und war naß. Die Großen können von den Kleinen genausoviel lernen wie umgekehrt. Erziehung ist keine Einbahnstraße.

Wir müssen aber als Menschen erst mal lernen, dass wir fremdbestimmt sind.

Klar, deshalb schlage ich meine Alte auch immer wenn sie nicht spurt. Unter uns gesagt deshalb, weil ich in der Arbeit immer widerspruchslos mache, was mir gesagt wird - irgendwie muß ich meinen Frust dann loswerden. :veg:

Eine Oma hätte früher den Enkel verwöhnt und ihm das Lieblingsessen gekocht. Aber sie hätte auch verlangt: «Du wäschst dir erst die Hände, setzt dich an den Tisch, wo du sitzen bleibst, bis wir beide das Essen beendet haben.»

Das war bei mir nie so. Deshalb bin ich wohl auch so mißraten. :mg:

wir haben angstmachende Prozesse, Windows 95, der Computer, der in alle Haushalte einzog. Das müssen wir ja alles psychisch verkraften.

:lachtot: Psychoanalyse und Cunnilingus hat er vergessen.

Ich glaube, mehr muß ich dazu nicht mehr sagen.

Ich wollte eigentlich einen Thread über die kürzlich verstorbene Alice Miller machen. Passt aber hier auch recht gut. Ihre Botschaft war, daß sich Menschen, die in ihrer Kindheit keinen Respekt erfahren haben, schwer tun ihren Kindern gegenüber Respekt zu zeigen. Stichwort: schwarze Pädagogik. Sie war meines Wissens die erste, die das so klar ausgesprochen hat. Das war 1979.

Demütigungen, Schläge, Ohrfeigen, Betrug, sexuelle Ausbeutung, Spott, Vernachlässigung etc. sind Formen der Misshandlung, weil sie die Integrität und die Würde des Kindes verletzen, auch wenn die Folgen nicht sofort sichtbar sind. [...] Die geschlagenen Kinder lernen sehr früh jene Gewalt, die sie als Erwachsene anwenden werden, indem sie glauben, dass sie die Bestrafungen verdienen und aus Liebe geschlagen werden. Sie wissen nicht, dass der einzige Grund für die Strafen, die sie erdulden müssen, die Tatsache ist, dass ihre Eltern selbst sehr früh Gewalt erlitten und erlernten, ohne sich dessen bewusst zu sein. [...]

Gerade deshalb bleibt die Ignoranz der Gesellschaft so massiv und Eltern produzieren mit bestem Gewissen weiterhin in jeder Generation das schwere Leiden, das mit mehr Bewusstsein vermeidbar wäre. Fast alle kleinen Kinder werden in den ersten drei Lebensjahren geschlagen, wenn sie zu gehen beginnen und Gegenstände berühren, die nicht berührt werden dürfen. Das geschieht ausgerechnet in einer Zeit, in der das menschliche Gehirn seine Struktur aufbaut und daher von den Vorbildern Freundlichkeit und Liebe lernen sollte – jedoch niemals, niemals Grausamkeit und Lügen.

http://alice-miller.com/index_de.php
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Pete » Do 29. Apr 2010, 20:06

smalonius hat geschrieben:Stimmt! Wir hatten hier in Europa jahrhundertelang Frieden und Freiheit. Aber seit 50 oder 60 Jahren gehts drunter und drüber, es wird geraubt, gemordet, gebrandschatzt und geplündert. Der Untergang des Abendlandes steht kurz bevor, das kann man täglich in der Bild-Zeitung nachlesen.

:mg: :pfeif:


Scherzkeks... Ich schätze durchaus die gewonnene Freiheit. Ich schätze auch eine Ethik, die auf der Aufklärung basiert und den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es geht hier nur um den Rahmen den Kinder brauchen.

smalonius hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Winterhoff und seine Thesen sind extrem umstritten, viele Erziehungsexperten halten ihn für einen ausgemachten Schwachkopf,

Hab mir das mal angesehen. Alle folgenden Zitat von Winterhoff aus diesem Interview.
Dieses offene Konzept haben wir auch im Kindergarten und in der Grundschule. Für mich als Kinderpsychiater ist das eine Katastrophe. Als ob die kleinen Kinder schon eine Persönlichkeit hätten!


Naja, darüber kann man trefflich streiten. Natürlich gibt es Unterschiede auch schon unter kleineren Kindern... aber die richtige Persönlichkeit bildet sich erst so mit 9-10 Jahren aus... und dafür ist eben psychische Reifung Voraussetzung.


smalonius hat geschrieben:
Ihre Psyche muss erst noch aufgebaut werden. Und das geschieht nur, wenn man ihnen immer wieder zeigt, was richtig und was falsch ist.

Man kann einem Kind ruhig sagen daß 2 + 2 nicht 5 ist. Aber ich würde mir eher die Zunge abbeißen, als einem Kind zu sagen was richtig und falsch ist im Sinne von Gut und Böse. Werturteile haben in der Erziehung nichts zu suchen. Statt dessen sagt man: "Ich will nicht, daß du..." Das sind klare Aussagen ohne moralische Zuschreibungen.


das ist Wortklauberei. Vor allem ist es ein Unterschied ob ich es sage oder zeige.

smalonius hat geschrieben:
Wenn ich sie wie Partner behandle, gebe ich dem Gehirn des Kindes gar nicht die Möglichkeit zu lernen.

Tja, so nimmt man sich die Möglichkeit von Kindern zu lernen. Kinder haben oft das bessere emotionale Gespür.

Ich war mal mit zwei Kids, etwa 2 oder 3 Jahre alt, am Spielplatz. Es war vielleicht später Februar oder März. Um die Spielgeräte herum war ein Graben ausgehoben, und im Graben stand Wasser. Es kam, wie es kommen musste - einer ist reingefallen. Also nasse Hose ausgezogen, beide auf den Arm genommen und zurück zum Auto. Ich wollte gerade anfangen, zu schimpfen, da sagt der Kleine: "Nicht schimpfen."

Erstens ist es bemerkenswert, daß er meine Handlung vorausgesehen hat. Zweitens hatte er verdammt recht. Was geht's mich an, wen er in den Graben fällt? Er hatte den Schaden und war naß. Die Großen können von den Kleinen genausoviel lernen wie umgekehrt. Erziehung ist keine Einbahnstraße.


hier gab es ja bereits eine natürliche Konsequenz. Partner in Sinne Winterhoffs ist etwas anderes. Ein gleichberechtigter Partner, der weiß was er will und auch weiß was gut und schlecht für ihn ist. Das aber muss ein Kind erst noch lernen. Selbst manche Erwachsene wissen das ja noch nicht...

smalonius hat geschrieben:
Wir müssen aber als Menschen erst mal lernen, dass wir fremdbestimmt sind.

Klar, deshalb schlage ich meine Alte auch immer wenn sie nicht spurt. Unter uns gesagt deshalb, weil ich in der Arbeit immer widerspruchslos mache, was mir gesagt wird - irgendwie muß ich meinen Frust dann loswerden. :veg:


Kinder müssen erst mal lernen... um psychisch zu reifen und dann immer mehr dahin zu kommen eigenbestimmt leben zu können. Das eine setzt nach Winterhoff das andere vorraus...
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » Do 29. Apr 2010, 20:29

Ich verstehe nur immer wieder, dass hier christliche Kultur für viele gleichbedeutend ist mit Unterdrückung, Kindesmisshandlungen und schweren Psychosen. Ihr habt es geschafft: Ich habe ein Burnout-Syndrom! :crazy:

Was bedeutet es eine Familie zu haben und traditionelle Feste zu feiern? Kindern vom lieben Gott erzählen? Was bringt es, wenn Kinder höflich und hilfsbereit sind?
Nichts! Alles bedeutet nichts mehr. Hat keinen Wert.
Ich bin groß und erwachsen, was schert mich das Grünzeug von Morgen. Was scheren mich meine alten Eltern und der arrogante Nachbar. was scheren mich die dummen Schafe, die sich in der Gemeinde für umsonst abrackern? Müssen schön blöd sein!
Da flieg ich doch lieber an die Costa Brava und sauf Margerita aus dem Kübel bis zum Abwinken.
Gibt wenigstens einen Superrausch!
Und sollte ich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen mal eigene Kinder haben dann erzähl ich ihnen, dass der Weihnachtsmann eine superblöde Erfindung von CocaCola ist und der liebe Gott ein erstunken und erlogener Platzhalter für Superdoofe, wenn sie nicht weiter wissen. Sollte sich das Balg mal langweilen, herumnörgeln und schlechte Laune haben, weil es sich nicht geliebt fühlt, dann erklär ich ihm, dass das nur eine Fehlleistung der äußeren Hirnrinde ist und das ganze Leben sowieso nur ein elender Zufall der abkühlenden Erde.
Überhaupt werde ich dafür sorgen, dass sich die Partei durchsetzt, die meine Kinder ab der Geburt für umsonst ganztägig betreut, weil schließlich bin ich nicht aus Gaudi in die Schule gegangen und habe mich gebildet. Wer braucht schon das Geschrei zu Hause.

Und die Liebe?
Kann man überall dazu kaufen, wenn grad mal was anbrennen sollte.

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon smalonius » Do 29. Apr 2010, 22:04

stine hat geschrieben:Ich verstehe nur immer wieder, dass hier christliche Kultur für viele gleichbedeutend ist mit Unterdrückung, Kindesmisshandlungen und schweren Psychosen. Ihr habt es geschafft: Ich habe ein Burnout-Syndrom! :crazy:

Jetzt hast du's geschafft, und ich habe einen pro-Christentum-Thread aufgemacht. Mal sehen, wie die Fronten dort zu liegen kommen werden. ;-)
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Nanna » Fr 30. Apr 2010, 03:56

stine, fällt dir nicht zumindest ein bisschen auf, wie unnotwendig diese Verknüpfungen sind, die du da machst?

Du setzt grundsätzlich Ungläubigkeit mit militantem Laissez-faire und Verantwortungslosigkeit gleich, christlich-religiöse Erziehung mit Liebe und bürgerliche Normen mit christlichen Werten. Eine liebevolle Erziehung, in der auch Tugenden wie Höflichkeit und Pünktlichkeit ihren Platz haben, ist aber vom Einfühlungsvermögen und der sozialen Intelligenz der erziehenden Person abhängig, nicht so sehr davon, welche (nicht fanatischen) Begründungsmuster vordergründig gewählt werden.
Wenn du nicht das Christentum so sehr als Allheilmittel für jegliche Probleme, die in unserer komplexen Gesellschaft nunmal auftauchen, hinstellen würdest, würdest du hier auch nicht solchen Gegenwind kassieren.

Es ist einfach wahnsinnig ärgerlich, wenn erst Strohmänner aufgebaut werden ("Die Jugend von heute ist so schrecklich und früher war alles besser") und dann die perfekte Lösung in Form von schwammschwabbeligen "religiösen Werten" präsentiert wird.

Ich frage mich, ob die Erziehung vor 70 oder 120 Jahren wirklich irgendwie besser war. Die politischen Verhältnisse sprechen nicht unbedingt dafür, denn was die Menschlichkeit betrifft können es das Kaiserreich, die Weimarer Republik oder gar das Dritte Reich nun nicht gerade mit der heutigen BRD aufnehmen, allen Makeln derselben zum Trotz. Schau doch mal in den Werbethread, den du selber erstellt hast und lade die Werbevideos, die xander1 eingestellt hat, dann kriegst du einen Geschmack davon, über was für eine Art von sozialem Zusammenleben wir sprechen, wenn die christlich-konservative Erziehung sich so richtig ausleben darf. Ich unterstelle mal dreist, dass 90% derer, die eine Rückkehr zum Konservatismus fordern, sich weder klar darüber sind, wie der sich anfühlen würde, noch ernsthaft darin leben würden.
Zudem möchte ich hier mal anmerken: Ich kann es langsam nicht mehr sehen, wenn Senioren, die ja noch mit großer Wahrscheinlichkeit recht konservativ erzogen wurden, sich schon aus Prinzip arrogant und selbstgerecht gegenüber jungen Leuten aufführen. Ich habe schon so oft mitangesehen, wie alte Leute aus purer Bequemlichkeit Jüngere von Sitzplätzen in der Bahn verscheucht haben oder sie wegen Nichtigkeiten dumm angeredet haben und kein einziges Mal ist irgendwer von den jungen Leuten ausfallend geworden, im Gegenteil, die sind trotz unberechtigter Ansprüche trotzdem aufgestanden.

Natürlich gibt es Probleme mit jungen Leuten Probleme, aber diese apokalyptische Stimmung finde ich einfach fehl am Platze. Die Erziehung war früher nicht "besser", ich glaube sogar, dass die insgesamt Leute weniger angehalten wurden, tolerant zu sein und sich in Achtsamkeit zu üben, als heute. Die Sensibilität ist heute für viele Sachen einfach größer, das gilt für Religiöse und Ungläubige gleichermaßen. Können wir es, bei aller berechtigten Kritik an Christentum und Humanismus, vielleicht einfach lassen, da zwanghaft eine Dichotomie aufzubauen?
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » Fr 30. Apr 2010, 07:08

Nanna hat geschrieben:... in der auch Tugenden wie Höflichkeit und Pünktlichkeit ihren Platz haben, ist aber vom Einfühlungsvermögen und der sozialen Intelligenz der erziehenden Person abhängig...
Ganz richtig. Nur wer hat die Erziehenden erzogen, damit sie so geworden sind? Der sogenannte Mittelstand, nicht finanziell sondern gesellschaftlich zu sehen wird immer weniger. Es bauen sich eben wieder Extreme auf: die Menschen sind entweder in esoterische Zirkel, alternativ christliche Bibelgemeinschaften oder Sekten abgewandert, um sich Halt in einer Gemeinschaft zu suchen. Andere flüchten sich in politische Randgruppen, um den Boden nicht zu verlieren.

Nanna hat geschrieben:...eine Rückkehr zum Konservatismus fordern, sich weder klar darüber sind, wie der sich anfühlen würde, noch ernsthaft darin leben würden.
Niemand verlangt eine Rückkehr. Jedoch aus Prinzip alles abzulehnen, was unsere Eltern für ihr Leben stark gemacht hat, ist ebenso falsch.

Nanna hat geschrieben: Ich kann es langsam nicht mehr sehen, wenn Senioren, die ja noch mit großer Wahrscheinlichkeit recht konservativ erzogen wurden, sich schon aus Prinzip arrogant und selbstgerecht gegenüber jungen Leuten aufführen.
Du kannst mir glauben, Nanna, wer sich als Senior so aufführt, war auch als junger Mensch schon schwer daneben. Menschen verändern sich nämlich nicht so rasant. Und ob ekelhaftes Verhalten ausgerechnet aus christlicher Erziehung resultiert? Na ich weiß nicht - wohl eher auf puren Egoismus. :skeptisch3:

Nanna hat geschrieben:... zwanghaft eine Dichotomie aufzubauen?
Genau das tue ich nicht. Seit ich hier bin und mitschreibe, versuche ich gerade DAS zu verhindern! :yes:

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Pete » Fr 30. Apr 2010, 10:46

In der Tat, es will ja wirklich niemand zurück.

Wir haben sogar die Möglichkeit eine Ethik auf zubauen, die unerer Natur entspricht.
Z.B. ist ja das Heiratsversprechen momogam zu leben wider unsere Natur. D.h. noch lange nicht, dass man es nicht versuchen sollte, wenn man das möchte. Nur unter Berücksichtigung unserer natürlichen Prägung sollte man von vornherein so fair sein einen Seitensprung zu billigen, bzw. sich selbst einzugestehen, dass es sehr schwer wird.

oder jetzt kommen wir noch mal zur Persönlichkeit... wenn wir wissen, dass ein Kind erst ab ca. 6 Jahren bewusst lügen kann, ist es nonsen Kleinkindern zu erzählen Lügen sei nicht gut und die Konsequenzen aufzuzählen... Es macht auch nicht Sinn einen 6 jährigen ständig zu maßregeln, denn er muss das Lügen ja erst einüben und es ist durchaus wichtig es einzuüben. Denn wie oft müssen wir im Leben täuschen um weiter zu kommen. Tricksen gehört in einer konkurierenten Gesellschaft dazu. D.h. ich muss dem Kind einen Weg erklären, wie Kooperation funktioniert, damit er weiß, wann Lügen absolut destruktiv wirkt und wann es vielleicht nützlich ist. Das ist dann auch so etwas wie Persönlichkeitsprägent.

Nur, jetzt komme ich zum Ausgangspunkt zurück. Um jemanden die Selbstsicherheit zu geben eben mit solchen Sachen wie Lügen oder später im Leben mit Eifersucht und dem Sexualtrieb gut umgehen zu können ist die Prägung in der frühen Kindheit nicht unwesentlich. Werden doch hier das Urvertrauen (bis zum 2. Lebensjahr) geprägt und lernt das Kind so von 2-6 Jahren das Mitmenschen keine Dinge sind, die beliebig auf das Kind reagieren, wie es das gerade möchte.

Auch ist es später nicht unwesentlich die unterschiedlichen Bedrüfnisse von Jungen und Mädels zu berücksichtigen.

Und hier kommt wieder die Frage, ob es eine humanistische Tradtion geben kann, die das leistet. Denn ansonsten müsste sich jedes Elternpaar ständig alles neu erarbeiten.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Bionic » Sa 29. Mai 2010, 22:48

stine hat geschrieben:Nachdem ich selbst der Meinung bin, religiöse Erziehung vermittelt ethische Grundsäätze in der Achtung auf eine höhere Instanz nachhaltiger, als im Vertrauen auf das rein Gute im Menschen, stehe ich natürlich für die Erziehung im Sinne der Gebote.

Sieht man ja gut an den ganzen Missbrauchsfällen..
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » Di 1. Jun 2010, 11:33

Gesetze werden doch auch gebrochen, wenn sie nicht religiöser Natur sind. Da ist kein Unterschied. :nosmile:
Das Böse lauert überall...

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Bionic » Di 1. Jun 2010, 12:04

stine hat geschrieben:Gesetze werden doch auch gebrochen, wenn sie nicht religiöser Natur sind. Da ist kein Unterschied. :nosmile:
Das Böse lauert überall...

Du meinst Gesetze werden ja auch von Nichtreligiösen gebrochen?
Dass Religiosität nicht unbedingt bessere Menschen hervorbringt, wollte ich damit ja aussagen.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » Do 3. Jun 2010, 20:11

Und hier beginnt sich das Karussell wieder neu zu drehen... :mg:

Natürlich kann Religion nicht alle Menschen zum Besseren bekehren, aber sie startet wenigstens den Versuch!
Seit es (denkende) Menschen gibt ordnen sie über kulturelle Gepflogenheiten ihr Leben. Wer nicht an Götter glaubt, muss sich der menschlichen Politik unterordnen. Einen wirklich freien Menschen gibt es nicht.

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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon ujmp » Do 3. Jun 2010, 20:57

stine hat geschrieben:Wer nicht an Götter glaubt, muss sich der menschlichen Politik unterordnen.

"Götter" sind menschlichen Politik. Das ist bloß so ein Ganoventrick zu sagen "Ihr Egoisten vetretet nur eure eigenen Interessen, aber wir vertreten die Interessen Gottes."
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Nanna » Do 3. Jun 2010, 22:23

Vielleicht nicht unbedingt ein Ganoventrick, denn die Leute merken oft gar nicht, dass sie Teil eines primär die Gesellschaft regulierenden Systems sind, aber die Wirkung ist natürlich dieselbe: Am Ende kommt immer Politik raus, die Legitimation und zum Teil die propagierte Zielsetzung sind nur jeweils anders.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon ujmp » Fr 4. Jun 2010, 07:20

Du hast mal wieder recht, nanna, ich hab es ein wenig "rabiat" ausgedrückt. Hier können sich Religionsbefürworter ein m.E. recht qualifiziertes Argument abschauen:

Paul K. Feyerabend - Interview in Rom (1993)

Feyerabend ist immer erfrischend. An einer Stelle sagt er sinngemäß: 'Warum das alles über Bord werfen? Es bewirkt doch offensichtlich etwas!'
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Mark » Fr 4. Jun 2010, 14:55

Warum stellen wir in der Technik dann alles von Analog auf Digital um ?
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon Nanna » Fr 4. Jun 2010, 15:23

Um das klarzustellen: Mir geht es in erster Linie darum, diejenigen Gläubigen, die an den Glauben glauben und tatsächlich redliche Absichten haben, in Schutz zu nehmen gegenüber dem von atheistischer Seite manchmal etwas reflexhaft geäußerten Verdacht, dass alle Religiösen in Wahrheit heimliche Machtinteressen verfolgen würden und, noch schlimmer, sich dessen auch voll bewusst seien.
Natürlich ist Religion eine Form von Politik, da Religion auch immer mit der Machtfrage verbunden ist und "Herrschaft" ist nunmal der Gegenstand der Politik. Ich plädiere keinesfalls dafür, diese Tatsache kleinzureden oder totzuschweigen, im Gegenteil, ich warne nur davor, Religiösen pauschal zu unterstellen, dass sie die Absicht hätten, Religion zu intrumentalisieren. Viele glauben tatsächlich, dass sie die, wie ujump es ausgedrückt hat, "Interessen Gottes vertreten". Natürlich vertreten sie über diesen Weg im Grunde eigene Interessen, dazu sind sie evolutionär wie jeder von uns ja nachgeradezu determiniert, nur nehme ich an, dass diese simple Tatsache zahlenmäßig viel weniger überzeugten Religiösen bewusst ist, als man meinen mag. Religion als einen psychologischen und soziologischen Prozess einer rein materiellen Welt zu begreifen erfordert nämlich eine Distanz und Selbsterkenntnis, die ein wahrer Gläubiger kaum haben kann - es widerspräche seiner Fähigkeit zu glauben, die die Unkenntnis oder das Verdrängen elementarer Fakten voraussetzt.
Daher mag es für einen Nichtreligiösen zwar so offensichtlich erscheinen, dass Religion lediglich ein psychosoziales Konstrukt ist, dass es ihm unglaubwürdig erscheint, dass ein Religiöser das tatsächlich glaubt und nicht nur einfach instrumentalisiert, es dürfte aber in der Mehrheit der Fälle den Tatsachen entsprechen.
Mehr als das feststellen möchte ich an der Stelle gar nicht, ein Plädoyer für die Religion ist es auf keinen Fall.
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Re: Humanismus contra Religion

Beitragvon stine » Fr 4. Jun 2010, 18:21

ujmp hat geschrieben:Feyerabend ist immer erfrischend. An einer Stelle sagt er sinngemäß: 'Warum das alles über Bord werfen? Es bewirkt doch offensichtlich etwas!'

Mark hat geschrieben:Warum stellen wir in der Technik dann alles von Analog auf Digital um ?

Sehr interessant Bild .
Wenn wir wissen, dass Religionen die Menschen auf der Basis der Freiwilligkeit wegweisen können, überzeugender sogar als staatliche Programme das je tun könnten, dann sollten wir religiöses Denken nicht ausradieren, sondern der neuen Welt anpassen. Der Naturalismus eignet sich als Weltsicht philosophisch betrachtet ganz besonders dazu.
Eine Religion die aus heutiger Sicht noch tragen kann, eine philosophische Weltbetrachtung, ein immerwährender Verhaltenskodex, menschliches Miteinander aus der Sicht von außen, realistisches Sein im hier und heute...
Imgrunde geht es doch darum zu vermitteln, dass der Mensch mehr ist, als die Summe seiner Teile.

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