
Myron hat geschrieben:Fisherman's Fellow hat geschrieben:Myron hat geschrieben:Eine Theologie, die sich keinen (widerspruchsfreien) Begriff von Gott macht, ist eine "Nihilogie", eine Lehre vom "Gott" genannten Nichts.
Die Theologie hat durchaus Begriffe von Gott - schließlich hat Gott sich selbst mitgeteilt.
Nach dem Motto: "Hallo Leute, hier bin ich und so bin ich!"![]()
Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt ( Ex 3,7f)
Myron hat geschrieben:Wie teilt sich eine außerraumzeitliche immaterielle Person innerraumzeitlichen materiellen Personen mit? Wie hat man sich den Informationsfluss von der nichtphysischen göttlichen Sphäre zur physischen irdischen Sphäre vorzustellen?
Ich schätze, das geschieht alles auf wundersame, unerklärliche Weise, nicht wahr?
Wie ergeben sich aus dem Weltgrund Energie/Materie, ihre Eigenschaften(physikalische Gesetze) und Erkenntnisvoraussetzungen?
Ich kann nicht beurteilen, dass dies auf wundersame Weise geschieht, aber ich stelle fest, dass ich letztlich nicht beurteilen kann, wie es geschieht.
Was sich aus Deinen außerraumzeitlichen, immateriellen Fiktionen ergibt, kann ich Dir natürlich auch nicht sagen.
Myron hat geschrieben:Fisherman's Fellow hat geschrieben:Denn "physische Entität" ist ein abgeleiteter Begriff - aus verschiedenen Prämissen, wie wir bereits gesehen haben, und ist letztlich abgeleitet aus dem Weltgrund, dh. Gott. Ich muss also schon, um eine petitio principii zu vermeiden, die Alternative zwischen "physisch" und "nichtphysisch" für 'Gott' verneinen.
Dann wird es aber herzlich unlogisch!
Inwiefern?
Myron hat geschrieben:Ich verstehe dich nicht, als Theist solltest du deinen Gott doch unumwunden als nichtphysisch/immateriell bezeichnen. Denn dein göttlicher Weltgrund ist definitiv nichts Stoffliches, sondern etwas rein Geistliches, d.i. eine spirituelle Substanz.
Sy legeis. ("Das sagst Du.")
Myron hat geschrieben:Fisherman's Fellow hat geschrieben:Ich war selber früher mal Anhänger der natürlichen Theologe (mit Brunner, gegen Barth), aber natürliche Theologie ist für die Theologie etwa das, was ein Rationalismus wäre, wenn er zu bestimmten Gelegenheiten Spiritualität und Wunder als Erfahrungsgrundlage akzeptieren würde.
Was taugt eine Theologie, deren Kopf nicht aus dem Sumpf des Irrationalismus und Fideismus herausragt?!
Entweder ich entscheide mich, die Natur unter der Prämisse 'etsi deus non daretur' zu erklären, oder ich entscheide mich, die Welt unter der Prämisse der Selbstoffenbarung Gottes anzuschauen. Beides führt zu praktikablen Ergebnissen - in unterschiedlicher Hinsicht. Aber "Es ist unmöglich, daß ein Mensch zwei Pferde besteigt oder zwei Bögen spannt." (Thomasevangelium, 47)
Myron hat geschrieben:Welcher Benny?
Benny XVI.
Myron hat geschrieben:Aber die Aussage, dass über Gott keine rationale Aussage möglich sei, stellt eine rationale Aussage über Gott dar. Folglich sind rationale Aussagen über Gott möglich.
Rationale Aussagen über rationale Aussagen über Gott sind möglich.
Myron hat geschrieben:[...]
(Wiser, Thomas. Vollständiges Lexikon für Prediger und Katecheten. Bd. 10. Regensburg: Wanz, 1856. S. 86-7. GoogleBooks)
Vermutlich haben demzufolge einige Katecheten in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts geglaubt, Gott sei ein Geist. So what?
Wie wärs, wenn Du mal überprüfst, ob auch alle gegenwärtig lebenden Christen in diese "Gott ist an und für sich ein Geistwesen"-Schablone passen?
Myron hat geschrieben:Das ist definitiv kein physikalisches Lehrbuch!
Mein Güte, sag doch endlich ohne Umschweife: "Ja, mein Gott ist ein immaterielles Wesen!"
Warum sollte ich solch einen Unsinn behaupten? Nur, damit Deine Theistendefinition stimmt?
Ich habe Dir doch eine bessere geboten, die Du auch schön scheußlich findest: "Theisten sind Menschen, die freiwillig beten." Können wir uns darauf nicht verständigen?
Myron hat geschrieben:Eine zuverlässige, möglichst texttreue Übersetzung, die nichts zeitgeistig beschönigt oder gar verfälscht, ist auch für mich ein Muss.
Jede sachliche Interpretation muss auf festen linguistisch-philologischen Beinen stehen.
Sie darf nicht von tendenziösen ideologischen Absichten geleitet sein.
Akzeptiert.
Myron hat geschrieben:Fisherman's Fellow hat geschrieben:Myron hat geschrieben:Es tut mir schon wieder leid, aber ein Satz wie "Gott ist die Liebe" ist blanker Unsinn!
Das stammt vom gleichen Autor, der auch schrieb: "Gott ist Geist".
Der Satz "Gott ist (ein) Geist" hat die logische Form "Fa", während der Satz "Gott ist die Liebe" die logische Form "a = b" hat. Ersterer besagt, dass der Gegenstand Gott unter den Begriff "Geist" fällt, und letzterer, dass Gott und die Liebe identische Gegenstände (* sind.
("Gegenstand" im logischen Sinn.)
Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass der Satz "Gott ist die Liebe" zwar nicht ungrammatisch ist, aber die Gleichsetzung von Gott und der Liebesbeziehung aus religionsphilosophischer Sicht unsinnig ist.
(Die Liebesbeziehung kann nicht der Schöpfer der materiellen Welt sein!)
Nun, erstens bedeutet "agape" keine Liebesbeziehung sondern besitzt eine Bedeutungsspannweite, welche von 'Respekt' bis 'tätige Hilfe/Fürsorge' reicht. Was Du ansprichst, wird eher von den griechischen Begriffen 'eros' oder 'philadelphia' gedeckt. Und dass Gott der Inbegriff von tätiger Fürsorge im Sinn von "Der Herr ist mein Hirte" sein kann, ist religionsphilosophisch und auch vom Kontext her durchaus möglich.
Grammatikalisch sind sich die Stellen sehr ähnlich. In der einen steht: Pneuma ho theos ("Geist ist der Gott"), und in der anderen Ho theos agape estin ("Der Gott ist Liebe").
Myron hat geschrieben:Ich widerspreche dir bei diesem zentralen Punkt nach wie vor energisch, da es außer Frage steht, dass jemand, der seinen Gott nicht für ein rein geistiges Wesen hält, alles ist außer Theist/Christ!
Ehrlich - ich sags nur ungern, weil es arrogant klingt: Solange Du nicht umkehrst und Dich auf mythisch-religiöse Erfahrungsvoraussetzungen einlässt, bist nicht qualifiziert genug, um das zu beurteilen: Siehe oben: Beten! Das ist ein wirklich gutes Kriterium, welches sich auch empirisch überprüfen lässt - statt im weltanschaulichen Mottenkasten herumzukramen.
Myron hat geschrieben:Dass du dies trotzdem beharrlich in Abrede stellst, ist ziemlich seltsam.
Und mich wundert es, dass ich Dir offenbar trotz langer und intensiver Versuche nicht vermitteln konnte, warum
(a) ich solch eine Vorstellung ausschließen muss, und
(b) es kein Widerspruch ist, an einen persönlichen Gott zu glauben, weil er sich so offenbart hat, und doch auf der rationalen Ebene davon absehen muss, einen persönlichen (oder sonstwie spezifischen) Gott vorauszusetzen .
Myron hat geschrieben:Häh...?!
Du willst mir doch als Christ und damit als Theist nicht ernstlich weismachen wollen, dass das "himmlische" Reich Gottes physischer/materieller Natur ist, oder?!
Besser, wir lassen das Reich Gottes aus dem Spiel. Das würde nur zu noch mehr Verwirrung führen.
Myron hat geschrieben:Wie gesagt, physisch oder nichtphysisch, das ist hier die Frage—eine dritte logische Möglichkeit gibt es in diesem Fall nicht!
Okay; nochmal:
Die einfache Antwort:
Dazu ist keine Aussage möglich, denn Gott könnte physischer, nichtphysischer Natur sein oder Anteil an beidem haben.
Die komplizierte, und imho treffende Antwort:
"physisch" und "nichtphysisch" sind abgeleitete Ausdrücke. Sie hängen von diversen Prämissen ab. Ich greife eine heraus: Formale Logik.
Ist formale Logik ohne Weltgrund möglich?
Nein, denn
(a) ergibt sich Logik aus sich entwickelnder, "erkennender" Materie in Form von Lebewesen und aus einer Struktureigenschaft von Materie (sich logisch zu verhalten), und
(b) der Weltgrund setzt voraus, Grund von überhaupt allem zu sein, also auch von Logik und Materie und ihrer Prämissen.
Weil also Logik für den Weltgrund nicht vorausgesetzt werden kann, da sie daraus abzuleiten ist, sind keine logischen Aussagen über den Weltgrund (über seine axiomatische, funktionale Bestimmung hinaus) möglich.
An sich müsste man sagen, dass sich die Existenz des Seinsgrundes notwendig ergibt - denn wenn es ihn nicht gäbe, dann könnte auch nichts daraus abgeleitet werden. Andererseits ist der Begriff 'Existenz' ebenfalls aus dem Seinsgrund abzuleiten. Darum lässt sich, obwohl das Weltgrund-Axiom so selbstevident wie nur irgend etwas ist, nichts rationales darüber (hinaus) sagen.
Grüßle,
FF