Darth Nefarius hat geschrieben:Niemand zwingt einen hinzuschauen, es gibt kein Sollen. Ich finde gerade die gegenteilige Position einleuchtender: Immerhin macht sich derjenige, der bewusst wegschaut, seinem Unwillen zu handeln bewusst und ist zu sich ehrlich, übernimmt Verantwortung durch eine Stellungnahme. Ich sehe nicht, wieso die Dummen oder die Heuchler den offen Mitleidlosen moralisch überlegen sein sollten (oder durch ihr Handeln als weniger aggressiv zu bewerten wären).
Es gibt ja auch die Möglichkeit hinzuschauen und zu handeln. Aber wo da die Grenze liegt, ist eben eine Sache der eigenen Abwägung.
Darth Nefarius hat geschrieben:Das kann man, sich seinen Unwillen zur grundsätzlichen Empathie einzugestehen, ist soetwas. Die meisten Menschen können und wollen gar nicht die Menschheit retten, einige gestehen sich das sogar ein. Warum sind sie deswegen aggressiver?
Sind sie doch gar nicht, das habe ich nie behauptet.
Wenn einer in seinem eigenen Blut verreckt und ich nur eben den Rettungswagen rufen müsste oder ob ich meine, die ganze Welt retten zu müssen, da gibt es doch gewaltige Unterschiede.
Darth Nefarius hat geschrieben:Man kann sich auch ohne soetwas selbst achten.
Natürlich, jeder zieht seine Selbstachtung aus anderen Bereichen.
Darth Nefarius hat geschrieben:Und wenn man halbherzig etwas versucht, wird man konsequenterweise sich immer vorwefen müssen "warum helfe ich diesen aber nicht jenen?", "Wie kann ich nachts ruhig schlafen, wenn mir bewusst ist, dass irgendeiner gerade leidet?", das einfachste und ehrlichste ist, sich einzugestehen, dass man nicht diese Art Aufwand betreiben will.
Halte ich für eine ziemlich billige Pseudolegitimierung.
Gehst Du auch so an die Wissenschaft ran? Wenn man nicht lückenlos alles rausfindet, kann man die Forschung gleich bleiben lassen?
Darth Nefarius hat geschrieben:Ich sehe darin nicht mehr Aggression, als sich einzureden, dass alles in Ordnung wäre oder der Versuch etwas zu ändern (und dann auch noch selektiv) schon ausreichend ist, während man einfach andere ausblendet.
Man kann Leid imnmer nur mindern, nicht vermeiden. Da Du ganz oder gar nicht Ansätze bevorzugst, findest Du das naturgemäß unattraktiv.
Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Allein dadurch, dass man mit jemandem kommuniziert, also wechselwirkt, beeinflusst man dessen weiteres Handeln. Du beeinflusst mich, ich dich. Ich sehe durch ein Gespräch keine Aggression vermittelt.
Kommt drauf an. Z.B. ist Therapie ein sehr aggressiver Akt. Ständig werden Grenzen verletzt, aber da das Ziel Gesundung ist, ist das legitim. Da ist es auch „nur“ reden. Zahnärzte, Chirurgen, dasselbe.
Oder schau, was ideologische Einpeitscher so tun, das ist pure Aggression.
Also gibst du mir recht.
Worin?
Darth Nefarius hat geschrieben:Was bedeutet schon "eiskalt"?
Dass man egozentrisch ist und sich nicht für andere interessiert, sofern sie einem nicht nützen. Du findest Dich dafür cool und toll, ich finde es beknackt, wissen wir doch bereits voneinander.
Darth Nefarius hat geschrieben:Die Menschen wären ehrlicher zu sich, aber nicht weniger kalt als vorher, wo sie sich auch nur um die nahestehenden Personen kümmerten. Da Satanisten Liebe offensichtlich schätzen und zulassen, werden sie ebenso nahestehende Menschen haben, die ihnen wichtig sind und um die sie sich kümmern wollen. Die Welt wäre nicht anders als jetzt, wo diese Wahrheit lediglich nicht ausgesprochen wird.
Du kannst ja zu den Satanisten gehen, ich werde Dich nicht davon abhalten.
Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ich finde Mitleidlosigkeit nicht erstrebenswert, auch wenn ich es als gegeben ansehen, dass man nicht immer allen helfen kann und es auch nicht sollte.
Ist das denn ein moralisches Argument?
Eher eine Positionierung als ein Argument.
Darth Nefarius hat geschrieben:Das ist keine moralische Position, sondern moralische Heuchelei, sich genauso zu verhalten, wie man es verurteilt, aber trotz dieses Widerspruchs sich für moralisch überlegener zu halten, nur weil man sich die Notwendigkeit von Mitleidlosigkeit nicht zugesteht.
Machst Du Dir immer so viele Knoten ins Hirn?
Darth Nefarius hat geschrieben:Abgesehen davon würde ich gern deine Begründung hören, warum man nicht immer helfen sollte.
Erstens hat man m.E. ein Recht darauf, auch mal frei zu haben, nicht jeder hat ein Helferdyndrom, warum soll man sein Leben nicht einfach mal genießen dürfen. Zweitens gibt es Grenzen des Machbaren, man kann schlicht nicht allen helfen. Man hilft auch nicht mehr effektiv, wenn man selbst auch dem letzten Loch pfeift. Dann gibt es Situationen in denen man gewichten muss, z.B. wenn ein Arzt an einen Unfallort kommt, an dem ein Schwerstverletzter, ein mittlerer und ein leicht Verletzter. Nicht immer ist es richtig dem Schwerverletzen zu helfen.
Viertens ist nicht alles was gut gemeint ist auch gut. Es gibt auch Idiotenmitleid. Dem Junkie geht es schnell wieder gut, wenn er den nächsten Schuss bekommt, ist es gut, sein Leiden auf diesem Weg zu lindern?
Aber wer will und kann, kann auch versuchen immer zu helfen.
Darth Nefarius hat geschrieben:Ich sehe grundsätzlich kein Sollen, aber du hast bestimmt eine moralische Begründung für Mitleidlosigkeit (wenn auch nur partiell). Mich widerst der Gedanke an, dass jemand soetwas moralisch begründen will, aber ich bin trotzdem neugierig.
Meine Begründung wäre Kants KI. Kann man wollen, dass alle so handeln? Du sagst ja, ich nein, ist halt ein Dissens. M.E. bringen weitere Diskussionen da auch nicht viel, da Du bockst.
Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Du gleitest hier wieder in einer schwarz/weiß Sichtweise ab. Tatsächlich hat man eine extrem breites Spektrum im Umgang mit der Hilfe anderer zur Verfügung, von hauptberuflichem über ehrenamtliches Engagement, fulltime oder dann und wann, aktiv oder in Form von Spenden, handfest oder ideologisch.
Und dennoch sind diese Handlungen Sonderfälle oder Tropfen auf den heißen Stein, die hauptsächlich dazu da sind, um sich selbst zu beruhigen.
Nö, frag mal den der was zu essen kriegt oder für den der Notarzt gerufenm wird.
Darth Nefarius hat geschrieben:Die meisten tun noch nichtmal das, was du beschreibst. Was ist also die Mehrheit der Menschen? Dumm oder heuchlerisch?
Die Mehrheit tut doch einiges, ich habe da bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Man muss ja kein Held sein, aber da, wo man helfen kann, wird nach meiner Erfahrung oft geholfen.
Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Woher weiß man denn, dass man gegen Missstände nichts tun wird? Einstellungen ändern sich.
Äh, man entscheidet, ob man dagegen etwas tut oder nicht. In diesem Fall weiß man natürlich, ob man etwas gegen Misstsände tun wird oder nicht. Wenn ich meine Schuhe anziehen will, weiß ich, dass ich meine Schuhe anziehen werde. So ist es auch mit dem Gutmenschentum, den meisten (und mir auch) ist es zuviel Aufwand ohne richtige Motivation.
Ich finde die entwertenden Begriff vom Gutmenschentum in dem Kontext reichlich dämlich.
Darth Nefarius hat geschrieben:Die meisten wollen erstmal ihre eigenen Probleme beseitigen und das ist auch völlig legitim. Sich einzugestehen, dass man sich in Priorität um sich kümmern will, ist nicht verwerflich.
In Priorität oder ausschließlich?
Darth Nefarius hat geschrieben:Nein, ich meine, dass der (An)Trieb, sich um sich kümmern zu wollen der natürlichen Empathie widerstreben kann. Der Verstand als Waage sollte dann zugunsten des Ichs entscheiden.
Klar, damit Du mit Deinem Groschenroman-Weltbild der Schlaueste bist.
Darth Nefarius hat geschrieben:So hat man schließlich den inneren Konflikt geklärt. Wenn man mit dieser Entscheidung leben kann, war sie auch korrekt (in dem Sinne, dass einem selbst das eigene ich wichtiger ist als die 3.-Welt-Leidenden).
Offensichlich können etliche damit gut leben, das bezweifle ich nicht.