Vollbreit hat geschrieben:Bitten und Forderungen sind normative Akte.
Nö, nur Interaktion. Wenn ich zu einer spezifischen Situation an eine bestimmte Person eine Anfrage richte, ist das nur Interaktion - wenn ich allgemein meine, dass in jeder Situation immer das gleiche von egal wem getan werden muss, bewege ich mich in ethischen Gefilden. Ich habe diese Aufforderung auch nicht zu einer unbedingt bindenden erklärt, da mir völlig bewusst ist, dass du ihr nicht nachkommen musst. Und selbst wenn das eine normative Angelegenheit ist, ist sie noch lange keine ethische oder moralische. Wenn dich einer auffordert, dich auszuziehen und die Straße langzurennen, wirst du das auch nicht als ethische Aufforderung verstehen.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Ist auch nicht meine Absicht - es kann aber wohl für eine Mehrheit einen größeren Nutzen geben.
Wenn Nutzen für jeden etwas anderes ist, wie Du schriebst?
Ja, da es auch unter Individuen Gemeinsamkeiten gibt - das zeigt die Biologie und die -
- Soziologie. Folglich sind übergreifende Zielsetzungen feststellbar: Gesundes Leben, Erfolg, Wohlstand, Glück.... Die reine Philosophiererei kann zu keinem dieser Dinge wirklich etwas beitragen, wenn sie nicht auch zu Konsequenzen führt.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Neutralität existiert nicht, es gibt immer eine Befangenheit, eine Perspektive.
Demnach sind also nicht alle Perspektiven gleichwertig.
Die Bewertung von Perspektiven würde wiederum auch eine Neutralität und Objektivität vorraussetzen. Die Bewertung von Perspektiven selbst bleibt auch eine subjektive Angelegenheit. Aber manche Perspektiven können Gemeinsamkeiten aufweisen und manche Bewertungen scheinen einer größeren Gruppe zugänglich als eine andere.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Wenn Du Moral so definierst, wie Du es tust, dann beginnt die ja bereits im Reich der Mikroben.
Äh, nein. Ich habe geschrieben, dass Moral und Ethik nur in gesicherten und im übermaß geregelten Lebensverhältnissen eine überzeugende Illusion sein kann.
War da nicht was mit egoistischen Genen, reziprokem Altruimsmus und dass schon die Putzerfische so funktionieren?
Und? Egoismus ist eine amoralische Kategorie: Es wird beschrieben, was die Motivation ist, was den Willen ausmacht (und nicht das Sollen).
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Schöpft man sein Selbstwertgefühl aus der Bewunderung anderer aufgrund eigentlich bedeutungsloser Taten, die keinen Nutzen haben oder schöpft man es aus dem wissen, jemandem geholfen zu haben - auch wenn dies nicht unbedingt erkannt wird?
Bedeutung ist immer kontextgebunden.
Ist richtig, und? Das steht in keinem Zusammenhang mit dem, was du zitiert hast - ich schrieb nicht von "Bedeutung", sondern von "Selbstwertgefühl" - letzteres ist unmissverständlich eine subjektive Angelegenheit.
Vollbreit hat geschrieben:Der nächste Dauerfehler bei Dir: pars pro toto. Ich kennen einen Arzt = Alle Ärzte sind so und so. Schlicht falsch.
Kein Dauerfehler - nach deren Besuch haben wir diesen Eindruck mit unserem Dozenten diskutiert und er erklärte (mit seiner Erfahrung, die unsere übersteigt, was Ärzte betrifft, da er selbst einer war), dass sie zu den taktvollsten Ärzten gehöre und unseren Eindruck überhaupt nicht teile. Und wenn ich über Biochemiker rede, dann tue ich es auch nur, weil ich doch einige kenne, wenn ich über Biologen oder Chemiker oder Lehrämtler rede, dann nur, weil ich einige kenne. Über Ingenieure werde ich nichts sagen, da ich keine (außer meinen Eltern) kenne. Ich schreibe hier auch keine wissenschaftliche abhandlung über die Charakter von Philosophen und Ärzten, hier verallgemeinert jeder - das sollte auch dir klar sein, wenn du über Naturalismuskritik oder Szientismus redest. Bei mir ist wenigstens Wissen und ein Erfahrungshintergrund vorhanden, bei dir nur in diesen Bereichen Vorurteile und Unverständnis.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Wenn der wenigstens vorhanden wäre - aber welchen Nutzen soll es denn haben, sich nie auf eine konsequente Philosophie einigen zu können, die Stellung politisch oder gesellschaftlich zu beziehen, kein ordentliches Einkommen zu haben oder den Respekt der Menschen oder besonders gesund zu leben, keine nennenswerten Erfahrungen gemacht zu haben?
Erkennbare Zerrbilder, aus Darths kleiner Welt.
Sag mir, wenn es im Großen anders ist. Klar haben unsere Geisteswissenschaftler auch mal diesen Occupy-Mist mitgespielt, aber mal in ne Trillerpfeife zu pusten oder immer links zu wählen, betrachte ich nicht als wirkliche Bemühung.
Vollbreit hat geschrieben:
Doch, das geht ganz einfach: „Hören sie auf zu rauchen, das schadet ihrer Gesundheit, ich schaffe es selbst leider nicht.“
Tja, und der Patient sagt:" Und warum sollte mich ihre Aufforderung überzeugen, wenn sie es selbst nicht können oder wissen, wie es ist aufzuhören? Warum sollte ich die Risiken als ausreichend gravierend einstufen, um aufzuhören, wenn sie es nicht können, obwohl sie wesentlich besser bescheid wissen?" - aber nehmen wr doch ein anderes Beispiel: Würdest DU auf Berlusconi hören, wenn er sagt, dass die Mafia schlecht ist? Kannst du seine Bemühungen, die Mafia zu bekämpfen, ernst nehmen? Kannst du Obamas Gerede von Freiheit ernst nehmen?
Vollbreit hat geschrieben:Darth, schau, ob Du jemanden respektierst, ist wirklich nicht interessant, es sollte Dir nur auffallen, dass Normen und Bewertungen – die in Deiner Welt den Nachteil haben vollkommen willkürlich zu sein – das sind, womit Du morgens aufstehst und abends ins Bett gehst.
Nett, wie du dich bemühst - aber Respekt oder die Kriterien, nach denen ich ihn gewähre, sind dennoch keine ethische oder moralische Angelegenheit - selbst wenn sie normativ sein sollten, was ich nicht sehe. Ich verstehe auch nicht recht, wieso du mir das unbedingt beweisen willst. Bekommt Ethik und Moral etwa schon deswegen eine Existenzberechtigung, wenn jemand selbst für sich persönlich gewisse Verhaltensmuster oder Bewertungskriterien etabliert hat? Was soll meine Art, jemandes Charakter zu bewerten denn für einen Einfluss haben auf meine Kritik von Moral und Ethik? Was bringt es dir, jeden meiner Stätze zu zitieren und dann sinnlos zu kommentieren?
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Reflexion heißt ja immer über etwas. Wer nichts erlebt... darum brauchen wir alle Inspiration.
Richtig, darum sind Philosophen, die nichts anderes tun, außer zu philosophieren, nicht beachtenswert.
Non sequitur.
Oh, doch: Wenn du sagst, dass Reflexion einen Gegenstand benötigt, über den reflektiert werden kann - also Inspiration - gilt das auch für Philosophen: Wenn sie jedoch keine Inspiration durch Wissen oder Erfahrung haben, taugt ihre Reflexion nichts. Was ich hier nur sehe, ist eine Katze, die sich in den Schwanz beißt: Reflexion über die Reflexion der Reflexion wegen - das ist reine Philosophie, die nicht zu einem Fazit, sondern nur zu kompatibilistischem Blödsinn führt.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Persönlichkeiten zu hinterfragen, ist keine normative Tätigkeit - wenn ich mich frage, welche politische Gesinnung eine bestimmte Person hat, ist es auch keine normative Angelegenheit, wenn man für die eine oder andere Partei ist.
Wenn man sich das fragt ist es eine normative Angelegenheit.
Und wieso? Wenn ich mich frage, wieso xyz Krebs bekommt, ist das etwa auch normativ? Wenn ich mich frage, ob abc vielleicht auch schon den letzten Kinofilm gesehen hat, ist das auch normativ? Und was zur Hölle hätte es für eine Relevanz für deine oder meine Argumentation, wenn es so wäre?
Vollbreit hat geschrieben:Normativität bedeutet einfach, welchen Regeln und Prinzipien jemand folgt, worauf er sich festgelegt fühlt und also praktisch festlegen lässt.
Also, um bei Deinem Beispiel zu bleiben, mit welcher Partei sich jemand identifiziert. Denn sich als Sozialdemokrat zu sehen, heißt bestimmte Einstellungen zu vertreten und bestimmte andere nicht. HSV Fan zu sein, heißt bestimmte Einstellungen zu vertreten und andere nicht. Bright zu sein, heißt bestimmte Einstellungen zu haben, sich mit bestimmten Werten zu identifizieren und andere abzulehnen. Und so weiter.
Tja, und solche habe ich nicht - kann auch sein, dass ich trotzdem vor einem rauchenden Arzt Respekt haben kann, weil er mich auf andere Weise beeindruckt. Ich kann auch vor einem Grün/Linke-Wähler Respekt haben (wie öfters erzählt, real aus meinem Freundeskreis sogar).
Vollbreit hat geschrieben:Es ist die Aufgabe eines Politikers sich möglichst vielen Bereichen und breiten Schichten zu widmen.
Und die des Biologen, sich mit biologischen Systemen zu beschäftigen - also auch mit dem Menschen. Wenn es ein Verhaltensbiologe ist, dann vielleicht auch mit dem Verhalten des Menschen.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Falsch, die ungestellte Frage zwischen dieser und der Erkenntnis, dass es nur einem selbst etwas bringt (und zwar nur in dem abstrakten Sinne, dass es einem Spaß macht, aber weder besonders reich, noch besonders angesehen, , noch besonders mächtig, noch besonders gesund macht) ist die Frage, ob man damit zufrieden ist!
Wieso ungestellte Frage, darauf läuft es doch ganz offen hinaus.
Natürlich tut es das, aber bei dir ist sie nicht vorhanden - du springst gleich zu der vermeindlichen Erkenntnis, dass du der Gesellschaft helfen willst und dich dieser Lebensstil nicht zufriedenstellt - aber bevor du dies tust, fragst du dich natürlich, ob es das tut.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Die meisten sind es natürlich nicht, da sie durchaus sich selbst weiterbringen wollen.
Was interessieren den Privatmenschen die meisten?
Die meisten Deines Alters sind bei facebook, daraus folgt jetzt was genau? Richtig, dass die meisten bei facebook sind (deskriptiv) und weiter nichts. Normativ (Man sollte..., Es ist gut und richtig, dass …) folgt nichts daraus.
Richtig - ich kann aus einer Feststellung natürlich nicht eine allgemeine Forderung ableiten. Ich habe nur angemerkt, dass mir (und vielleicht vielen anderen auch, die Interesse an diesem Forum
hätten) das Verhalten von reinen Philosophen hier aufstößt - ich kann euch natürlich nicht zwingen, euer Leben zu ändern und etwas nützliches zu machen, um erst dann darüber philosophieren zu können. Aber wenn ich bestimmte Sachen anmerke, die auch du so siehst (in Teilen zumindest), kann dich die Beschreibung der Situation vielleicht doch dazu bringen, es zu tun.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Nur wenn man zu einer solchen Überzeugung gekommen ist, ist man auch wirklich fertig mit der Philosophiererei - alles andere ist nur Stagnation.
Philosophie ist nie fertig, weil Reflexion ein nie endender Prozess ist.
Die Reflexion betrachte ich nicht als Philosophie per se. Reflexion kann wenige Sekunden dauern - eine Routinearbeit deines Gehirns sein. Nur wenn du ellenlange Texte schreibst und dich von anderen Dingen ablenken lässt (oder gar keine anderen Dinge gerade zu tun hast), ist es Philosophie. Oder meinst du, dass ich schon deswegen ein Philosoph bin, weil auch ich reflektiere? Das würdest du mir nie zugestehen - ein Intellektueller? Niemals! Andernfalls könnte gar kein Neid vorhanden sein, der ja vorhanden sein muss!
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Soll heißen, dass ein Wort nicht an eine Definiton auf ewig gekettet ist - dass ein Wort seine Bedeutung verlieren kann, wenn etwas anderes in diesem Zusammenhang plausibler ist, dass die Assoziation zwischen Wort und Definition nicht heilig, sondern zweckdienlich ist. Es soll heißen, dass eine reiche Sprache nicht den Erkenntnisgewinn mehrt, dass man nicht ewig neue Worte erfinden muss, sondern alte revidieren kann. Das ist rational.
Und Du meinst Bedeutungswandel und -verschiebung bishin zur Inkommensurabilität sei Philosophen unbekannt? Lustig.
Zumindest scheint dies den hier anwesenden Philosophen unbekannt zu sein - wenn ewig darauf rumgehackt wird, dass meine Definition von beispielsweise von Egoismus (egal wie folgerichtig sie ist) nicht der sprachlichen Norm entspricht (egal wie unreflektiert sie ist). Andernfalls gäbe es hier keine ellenlangen Diskussionen darüber, ob eine Definition denn die allgemein bekannte ist, sondern ob sie sinnvoll ist.
Vollbreit hat geschrieben:Ja, Du weißt nicht, was ein Geisteswissenschaftler eigentlich tut, das ist mir bekannt. Und?
Ich kenne das Regelwerk der guten wissenschaftlichen Praxis, die deutlich macht, was ein Wissenschaftler können sollte und was nicht - manche Sachen sprechen nur die Naturwissenschaftler an (in dem Bereich kenne ich mich aus), der Rest spricht mich nicht an und ist folglich an die Geisteswissenschaftler gerichtet, deren Kunst darin besteht, alte Gedanken nur neu wiederzukäuen und dabei richtig zu zitieren.
Vollbreit hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Fragt sich doch, was als "Detailkenntnisse" betrachtet werden kann.
Auch diese normative Frage ist wohl kontextabhängig, oder schlägst Du einen Messwert vor?
Nein, nur eine Frage, die diskussionswürdig ist. Manche Antworten sind einfach gegeben, um eine Orientierung zu besitzen und können dennoch willkürlich sein.