ostfriese hat geschrieben:gavagai hat geschrieben:Ich habe in vorherigen Postings schon einige Kritik Dawkins' angeführt, die nur für bestimmte Religionen gelten.
Das sind bekanntlich nicht Dawkins' Hauptaussagen.
Lieber ostfriese,
vielleicht hast du die Diskussion hier nicht richtig verfolgt.
1) Es geht nicht um Dawkins Haupteinwand, sondern um eine Kritik an seinem Buch. Diese muß sich nicht an Dawkins Hauptthese orientieren. Man kann einem Buch auch beispielsweise bemängeln, dass es zu lang ist, dass ein Index fehlt oder dass zahlreichen nebenthesen nicht ausreichend abgesichert sind oder dass einen ganz bestimmtes Argument auf Seite 789 nicht greift.
So eine Kritik kann durchaus berechtigt sein (und nichts und gar nichts über die Berechtigung des Hauptthese des Buchs oder seinen Stil oder ... aussagen).
2) Du hättest das spästens dann merken müssen, als du mich zitiertest. Dort handelt es sich um Argumente Dawkins' die nur für bestimmte Religionen gelten. Daraus ersieht jeder, der das Buch gelesen hat: Es geht nicht um Dawkins Hauptthese, denn diese richtet sich gegen alle Gottesreligionen.
ostfriese hat geschrieben: Dein Einwand geht ins Leere.
3) Es geht auch nicht um meinen Einwand. Vielleicht liegt es schon zulange zurück, deshalb wiederhole ich: es geht um eine Rezension von Thomas Kroll: "Atheistischer Missionar" http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/671461/
Innerhalb dieser geht es um einen Satz des Thomas Kroll (also nicht Herbert Huber = ich):
Im Blick auf die Weltreligionen mangelt es dem Autor mitunter an Differenzierungen.
Das muss noch nicht einmal eine Wertung sein, sondern kann auch eine reine Feststellung sein. Der Kritiker hätte auch schreiben können: Dawkins Buch hat 406 Seiten, die 407. mangelt es. Dann ist diese Kritik zunächst berechtigt. Der Autor kann kontern: Ich brauche nur 406 Seiten (und bestätigt damit die Aussage des Kritikers). Die Frage wäre dann: wäre eine 407. Seite nötig? Ebenso hier bei Dawkins: Wäre eine Differenzierung nötig?
Wenn jemand eine Generalaussage über Religionen macht und dies mitunter mit nur 1 Religion belegt, dann kann man das durchaus bemängeln.
4) Wenn man diesen Satz von Thomas Kroll liest (sorry, ich muss auf den tiefsten semantischen Level), dann steht da der Plural von Weltreligion. Dawkins selbst schränkt ein, dass er sich auf die Christenheit ( = 1 Weltreligion = Singular von Weltreligion) konzentriert. Dawkins selbst sagt also, dass er nicht differenziert. Ich wiederhole:
"Unless otherwise stated, I shall have Christianity mostly in mind, but only because it is the version with which I happen to be most familiar. For my purposes the differences matter less than the similarities." (S. 37). Auf Differenzierung kommt es für sein Vorhaben nicht so an; damit gesteht er den Vorwurf schon selbst ein.
5) Wenn ein Autor klipp und klar sagt: Für mein Vorhaben kann und will ich nicht differenzieren und brauche ich nicht zu differenzieren. Dann kann ein Kritiker doch gerechtfertigt fast wörtlich übernehmen: Dawkins differenziert nicht (genügend).