The Out Campaign

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Beitragvon Falk » Mo 20. Aug 2007, 11:25

Bin gerade zufällig über Dawkins' neuestes Projekt gestolpert: The Out Campaign. Kennt das schon jemand?

Zielt auf das gleiche ab wie die Brights-Bewegung - Nicht-Religiösen das Coming Out zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. Statt eines neuen Wortes bedient sich die Kampagne aber des Wortes "Atheist", und führt als Logo ein hübsches "Scarlet A".

Hat Dawkins die Hoffnung auf die Brights aufgegeben? Oder hält er zwei Bewegungen einfach für besser als eine?[/url]
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Beitragvon Klaus » Mo 20. Aug 2007, 11:39

@Falk, du findest es auf dem Blog, vor ca. 3 Wochen erschienen. :^^:
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Beitragvon Falk » Mo 20. Aug 2007, 11:48

Ok, aber einen Thread dazu haben wir noch nicht, oder? Hatte mich schon gewundert, daß dazu noch niemand was geschrieben hat. :D
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 20. Aug 2007, 12:21

Hat Dawkins die Hoffnung auf die Brights aufgegeben?


Sieht so aus. Wundert mich auch nicht, im Gegensatz zu uns sind die amerikanischen Brights ganz schöne Weicheier.
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Beitragvon Mittelklug » Mo 20. Aug 2007, 19:49

Naja, Brights sind ja hauptsächlich Naturalisten, und das ist eine Weltanschauung. Atheismus ist nur der Nicht-Glaube an einen Gott.
Dawkins will wohl nicht gleich alle zu einem "Leben frei von Übernatürlichem" bekehren, sondern nur die Menschen dazu bewegen endlich zuzugeben, dass es einen Gott, so wie ihn die Kirche präsentiert, einfach nicht geben kann.
Gut so, recht so.
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Beitragvon Max » Mo 27. Aug 2007, 18:54

Die Aussage, dass es keinen Gott gibt, ist ansich äußerst schwach und leer. Von all den vielen tausend Gottesbildern kann höchstens eines wahr sein, d.h. der Realität entsprechen. Alle anderen müssen falsch sein. Der Atheist, also derjenige, der die Existenz aller Götter leugnet, behauptet nur, dass dieser eine verbleibende Gott, der nicht von vornherein nicht-existiert, dasselbe Schicksal teilt, wie all seine Artgenossen. Er geht einfach einen oder ein paar Gottheiten weiter als der Monotheist und der Polytheist. Während ein gläubiger Christ vielleicht 9.999 Götter leugnet, leugnet der Atheist 10.000. Der bloße Gehalt des Atheismus, seine Aussagen über die Wirklichkeit sind also sehr gering. Weitaus gehaltvoller ist der Naturalismus. Er trifft weitaus mehr Behauptungen über die Wirklichkeit. So liefert er ein umfassende, universelle Beschreibung der Welt, die scheitern kann; er ist ein Weltbild, der Atheismus nicht.

Was die Weltbildfunktion anbelangt, ist die dawkinssche Aufklärung also wenig sinnvoll. Dem Atheismus sind einfach zu wenige Aussagen inhärent, als dass er irgendetwas substantielles leisten könnte. Sinnvoll sind einzig die praktischen Konsequenzen: Desavouiert man die Gotteshypothese so, dass keine ethischen und politischen Entscheidungen mehr auf ihr gefällt werden können, bringt man mehr Rationalität ins Spiel. Man sorgt dafür, dass Kirchenvertreter es schwerer haben, ihre moralischen Dogmen herunterzupredigen. Es kann verhindern, dass Religion auf die Politik Macht ausübt. Und dieses Fehlen von Religion - ein Vakuum -, das dabei entsteht, kann später vielleicht einmal durch eine rationale Leitkultur ersetzt werden. Einzig darin liegt der Sinn von Religionskritik.
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Beitragvon wuschelpuschel » Mo 27. Aug 2007, 20:46

Was die Weltbildfunktion anbelangt, ist die dawkinssche Aufklärung also wenig sinnvoll. Dem Atheismus sind einfach zu wenige Aussagen inhärent, als dass er irgendetwas substantielles leisten könnte.

Die Aussage das es keinen Gott gibt kippt das Weltbild von geschätzten 90% der Weltbevölkerung. Und ein Weltbild, das auf Gött verzichtet unterscheidet sich doch sehr stark von einem das es nicht tut. Das Universum das auf Naturgesetzen beruht ist ein Anders als das, das von Gott gelenkt wird.
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Beitragvon Max » Mo 27. Aug 2007, 21:24

Die Aussage das es keinen Gott gibt kippt das Weltbild von geschätzten 90% der Weltbevölkerung. Und ein Weltbild, das auf Gött verzichtet unterscheidet sich doch sehr stark von einem das es nicht tut.
Natürlich. Allerdings ist die Auffassung, dass hinter diesem Universum keine numinosen Wesen stehen, etwas bescheidener als ein Weltbild, das einheitlich-meachanistisch aufgebaut ist.

Das Universum das auf Naturgesetzen beruht ist ein Anders als das, das von Gott gelenkt wird.

Ja. Aber Atheismus heißt nicht, dass man meint, das Universum beruhe auf Naturgesetzen. Es heißt nur einzig, dass man gewisse Gotteshypothesen nicht teilt, sonst nichts. Der Begriff impliziert kein Weltbild. Ein Atheist kann auch Horoskope lesen, an Telekinese glauben, Sinn hinter den Dingen sehen, an ein Leben nach dem Tod glauben, einer religiösen Moral huldigen, etc.
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Beitragvon Klaus » Mo 27. Aug 2007, 22:21

So ist es, Atheismus ist kein Weltbild, es ist nur der Nichtglaube an Gott oder Götter.
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Beitragvon dvrvm » Mo 27. Aug 2007, 22:21

Max hat geschrieben:Die Aussage, dass es keinen Gott gibt, ist ansich äußerst schwach und leer. Von all den vielen tausend Gottesbildern kann höchstens eines wahr sein, d.h. der Realität entsprechen. Alle anderen müssen falsch sein. Der Atheist, also derjenige, der die Existenz aller Götter leugnet, behauptet nur, dass dieser eine verbleibende Gott, der nicht von vornherein nicht-existiert, dasselbe Schicksal teilt, wie all seine Artgenossen. Er geht einfach einen oder ein paar Gottheiten weiter als der Monotheist und der Polytheist. Während ein gläubiger Christ vielleicht 9.999 Götter leugnet, leugnet der Atheist 10.000.
[...]
Was die Weltbildfunktion anbelangt, ist die dawkinssche Aufklärung also wenig sinnvoll.


Das ist meiner Meinung nach nicht ganz zutreffend...
Der eine Gott mehr, der geleugnet wird, macht eben für das Weltbild einen massiven Unterschied. Auch argumentativ geht der Atheist einen grossen Schritt, weil er nicht nur spezifische Götter leugnet, sondern auch alle anderen hypothetisch denkbaren... es ist nicht einfach ein Gott mehr, den es nicht gibt.

(Natürlich ist das naturalistische Weltbild noch einen Schritt weiter, aber darum geht es ja nicht...)
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Beitragvon Max » Mo 27. Aug 2007, 23:05

Wenn zwei Dinge einander widersprechen, schließen sie einander aus. Von vielen widersprechenden Dingen kann höchstens ein Ding wahr sein, d.h. der Fall sein, der Wirklichkeit entsprechen, Tatsache sein. Nun stehen die abertausend Götter des Monotheismus und des Polytheismus zueinander im Widerspruch. Es ist also klar, dass alle bis auf höchstens einen von ihnen nicht existieren. Es ist nicht so, dass es sich dabei um eine Klasse an Göttern handeln würde, auf die das zutrifft, sondern um einen einzigen - auch wenn man nicht weiß, um welchen. Dies trifft - natürlich - auch auf die noch nicht erfunden zu - hypothetisch sind sie alle, weil von Menschen gemacht.
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Beitragvon ostfriese » Di 28. Aug 2007, 14:35

An der Frage nach Transzendenz scheiden sich aber gleich mehrere Geister. Sie berührt alle großen Fragen der Philosophie:

1. Was sollen wir tun?

Es macht bekanntlich einen Riesenunterschied, ob wir eine höchste Autorität als moralischen Urgrund postulieren oder nicht. Wer keine guten Argumente hat, braucht eine mächtige Exekutive zur Durchsetzung seiner Werte und Normen -- da ist himmlische Allmacht nicht zu toppen.

2. Was können wir wissen?

Die Annahme einer zielgerichteten Schöpfung impliziert, dass unse Erkenntnisfähigkeit bzw. unsere Beschränktheit gottgewollt sind, anstatt in Anpassung an die Welt zu evolvieren. Diese Differenz ist erkenntnis- und wissenschaftstheoretisch von großer Tragweite (wie zuletzt die ID-Diskussion gezeigt hat).

3. Was darf ich hoffen?

Ich muss wohl nicht erläutern, inwiefern die Ansichten von Gläubigen und Atheisten hier gewaltig auseinander klaffen.

4. Was ist der Mensch?

Auf diese Frage geben Naturalisten in der Tat eine stärkere Antwort als Atheisten (welche nicht viel mehr aussagen können, als dass Menschen keine Ebenbilder Gottes sind).

Bei Nr. 1 bis 3 aber folgt aus der Ablehnung der Gotteshypothese bereits eine ganze Menge, dem der Naturalismus gar nicht so viel hinzuzufügen hat. Eingedenk des enormen Einflusses religiöser Dogmen auf die globale Politik verstehe ich daher, warum gerade die an vorderster Front kämpfenden naturalistischen Aufklärer und Humanisten ein solch hohes Gewicht auf Religionskritik legen und die Implikationen ihrer atheistischen Überzeugungen oft stärker herausstellen als ihr naturalistisches Weltbild. Wobei man dies gerade Dawkins nun wirklich nicht vorwerfen kann, auch wenn sein früheres Wirken im Zuge der hitzigen Debatte um "The God Delusion" etwas in den Hintergrund getreten ist.
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Beitragvon Max » Di 28. Aug 2007, 17:09

Warum soll ein Atheist diese Fragen anders beantworten müssen als, sagen wir, ein Christ? Der durchschnittliche Atheist wird bei diesen Themen genauso denken wie seine christlichen Landsmänner. Die allermeisten Atheisten haben religiös geprägte Moralvorstellungen, sind naive Realisten, glauben an ein Leben nach dem Tod oder Reinkarnation und halten den Menschen für etwas ganz besonders, für etwas, das aus der Natur völlig hervorsticht und alles an Glanz übertrifft. Bei diesen Fragen unterscheiden sich Atheisten häufig gar nicht von Theisten. Man mag natürlich einwenden, dass eine soziomorphe Weltdeutung oder der Glaube an ein Leben nach dem Tod ohne einen Schöpfer vollkommen unsinnig ist, aber das trifft auf jeden Glauben zu.
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Beitragvon ostfriese » Mi 29. Aug 2007, 12:16

O.k., Du hast mich überzeugt. ¡Viva el naturalismo! :up:
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