Hat jemand mal die in dem Artikel angegebenen Zahlen nachgerechnet und den Aussagen des Artikels gegenübergestellt?
Es heißt da: "Gar keiner Religion gehören laut der Studie 10 Prozent aller Ärzte an, bei den Psychiatern sind dies weitaus mehr - nämlich 17 Prozent."
(Aussen vor, aber nicht unerwähnt will ich lassen, dass in dem Artikeln - vielleicht sogar in der Studie, über die berichtet wird - mit "Psychiatern" offenbar alle "Psycho"-Ärzte gemeint sind. Das wären
Psychiater im eigentlichen Sinn, die - jedenfalls bei uns - keineswegs alle auch eine psychotherapeutischen Ausbildung haben und die ggf. sogar neben ihrer psychiatrischen Praxis auch noch ausüben, sowie sämtliche ärztlichen
Psychotherapeuten einschließlich aller Psychoanalytiker, eine pauschale Zusammenfassung, die aufgrund der namentlichen Erwähnung, bildlichen Heraushebung und Erwähnung des Atheismus' von Sigmund Freud - evtl. sogar mit der Erwähnung der überdurchschnittlich zahlreichen Psychiater "jüdischen Glaubens" dann im Text! - leicht 'abfärben' und zu dem Kurzschluss führen kann, dass alle Psychiater Psychoanalytiker wären! Ich stelle mich darauf ein, dass sogar Journalisten, die meiner Erfahrung nach gerade
in rebus psychologicis selten gründlich informiert sind, diese Meinung hegen könnten... )
17% gegenüber 10% ergibt rechnerisch den Unterschied von sagenhaften 70%. Danach sieht es tatsächlich so aus, als seien gottlose Psychiater bei "US-Medizinern"(!)
weitaus" in der Mehrzahl...
Diese 7% und mathematisch exakten 70% berechtigen sicher auch zu der sensationellen Behauptung im Vorspann: "In ihrer Glaubenshaltung" würden sich Psychiater nachgerade "
grundlegend von allen anderen Ärzten (unterscheiden)".
Nur: was sind hier "alle anderen Ärzte"? Naheliegenderweise dürften dies die 90% konfessionell gebundenen amerikanischen Ärzte sein bzw. 83% bei den eigenen Kollegen!
Dann sieht die Rechnung wie folgt aus: 17% konfessionsfreien Psychiatern stehen in den USA 90% religiös gebundene Ärzte gegenüber, und damit rechnerische 18,88% (oder "knapp 19%" bzw. "fast 20%" - hier in Bayern "san mer großzügig"'; die 7% konfessionsfreien Psychiater mehr - gegenüber den 10% religiös ungebundenen 'Ärzten insgesamt - ergäben bezogen auf diese 90% religiösen Ärzte sogar nur 7,77% oder "knapp 8%").
Die Zahlen berechtigen m.E. lediglich zu folgender Aussage:
In den USA gibt es 7% mehr religiös ungebundene Psychiater wie konfessionsfreie Ärzte; mit 10% bzw. 17% sind beide Gruppen gegenüber 90% von religiös gebundenen Ärzten bzw. 83% religiös gebundenen Psychiatern allerdings (und hier ganz richtig:
weitaus...)
in der Minderzahl -
nach wie vor!Über
die propagandistische Potenz mittels einfallsreicher manipulativer Berichterstattung der Sowjets hat man sich vor Zeiten mit folgendem Witz lustig gemacht:
Kennedy und Chruschtschow machen einen Wettlauf, Kennedy gewinnt, Chruschtschow verliert; steht im nächsten Tag in der Prawda: Kennedy vorletzer, Chruschtschow ehrenvoller Zweiter!PS: Der FOCUS formuliert noch weitaus krasser und behauptet in der Titelzeile gar
"Psychiater glauben nicht an Gott"! Ein LB mit der bescheidenen kleinen Addition der Zahlen (37% kath. oder ev. + 27% jüd. = 64% eindeutig religiöse Psychiater - ganz ohne Nachfrage nach den 19% anderweitig religiös gebundenen Psychiatern, um auf die vom SPIEGEL angegebenen 83% konfessionsgebundenen zu kommen, eine Zahl, die der FOCUS natürlich unerwähnt lässt... - wurde bemerkenswerterweise als
mit der Netiqette nicht vereinbar abgeleht!) Das Schlagwort von der "freien Presse" reicht ersichtlich viel weiter als gemeinhin bekannt...