von Beiderbeck » Fr 2. Nov 2007, 15:02
Am 31.10.2007 sagte Peter Hahne, Fernsehjournalist und Verfasser von hahnebüchenen Büchern, in der Phönix-Runde:
„Wenn irgend etwas historisch greifbar ist für einen halbwegs intelligenten Menschen, dann ist es Jesus Christus – und ich bin nun ein Mensch der Fakten, als Nachrichtenjournalist, und ich bin nicht gläubiger Christ, weil ich spinne, sondern es geht mir um die Fakten - und ich gucke mir an: Wer ist Jesus Christus ? Dann lese ich plötzlich 30 Jahre nach dem Tod von Jesus – 30 Jahre danach ! – schwarz auf weiß: ‚Jesus ist auferstanden’, und Paulus schreibt: Geht mal nach Jerusalem, fragt mal mit den Leuten, ob das stimmt, ob sie ihn gesehen haben oder nicht...Man kann Gott nicht von der Historizität lösen, es ist eine Frage der absoluten Historizität – und sonst überhaupt nichts.“
Wenn man sich diese Suada anhört, fragt man sich: Warum so ein großer verbaler und rhetorischer Aufwand, wenn die biblischen Berichte über Jesus wirklich so unumstritten und seine "Historizität" selbstverständlich wären ?
Fakt ist, daß Paulus niemals in seinem Leben Jesus Christus begegnet ist. Er behauptet zwar, Jesus sei ihm auf der Straße nach Damaskus erschienen, aber das war drei Jahre nach dem Tod von Jesus. Was würde ein Gericht von der Glaubwürdigkeit eines Zeugen halten, der behauptet, eine verstorbene Person drei Jahre nach ihrem Ableben gesehen zu haben ?
Der wunde Punkt der christlichen Glaubenskämpfer ist, daß es keine außerchristlichen Quellen gibt, die wirklich etwas nennenswertes über Jesus aussagen. Alles, was wir über Jesus wissen, stammt aus christlichen Quellen, und die sind parteiisch und manipuliert. Das sind keine objektiven historischen Berichte, sondern als historische Berichte getarnte Propagandaschriften.
Die außerchristlichen Quellen über den historischen Jesus sind so spärlich, daß man noch nicht einmal seine Existenz zwingend beweisen kann. Daß Jesu gelebt hat, ist nur wahrscheinlich, aber nicht 100%ig sicher.
Plinius der Jüngere schreibt um 111 n. Chr. an den Kaiser Trajan, „daß sie (die Christen) sich an einem festgesetzten Tag (dem Sonntag) Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen haben.“
Aber was sagt das über den historischen Jesus aus ? Nichts ! Die Griechen beteten zu Ihrem Gott Zeus. Genauso könnte man aus dieser Tatsache ableiten, daß Zeus eine historische Person sei.
Tacitus schreibt in seinen Annalen im Jahr 116 oder 117 n. Chr.:
„Dieser Name (Christen) stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.“
Aber woher weiß Tacitus das ? Er hat es von älteren Geschichtswerken abgeschrieben. Die aber sind verloren gegangen.
Noch dürftiger sind die Aussagen von Sueton, der seine Lebensbeschreibung des Kaiser Claudius zwischen 117 und 122 nach Christus veröffentlichte. Darin schreibt er: „Die Juden, die, von ‚Chrestus’ aufgehetzt, ständig Unruhe stifteten, vertrieb er aus Rom“. Sueton kanne also noch nicht einmal den genauen Namen.
Am ergiebigsten ist noch das „Testimonium Flavianum“ von Flavius Josephus. Der schreibt in seinen „Jüdischen Altertümern“ etwa im Jahr 93 nach Christus:
„Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich ein Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freunden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christos. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorherverkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.“
Das hört sich ja alles sehr überzeugend an. Nur: Flavius Josephus war Jude. Und als Jude glaubte er, daß der Messias (oder auf Griechisch übersetzt „Christos“, „der zum König gesalbte“, lateinisch „Christus“) noch nicht erschienen sei. Die Juden warten ja bekanntlich bis heute auf das Erscheinen des Messias. Also kann die Aussage: „Er war Christus“ nicht von Josephus stammen, sondern sie wurde von christlicher Hand nachträglich eingefügt. Das Testimonum Flavianum beweist also vor allem eines: Die katholische Kirche schreckt vor Fälschungen nicht zurück. Das hat sie ja auch bei der „Pippinschen Schenkung“ bewiesen.
Eine Textanalyse zeigt auch, daß dieser Abschnitt nicht richtig in den Textzusammenhang passt und daß bestimmte Schlüsselworte fehlen, z. B. das Wort „Aufstand“. In dem Text geht nämlich um Aufstände der Juden gegen Pilatus.
Die Aussage „wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf“ kann von keinem Juden stammen. Einen Menschen für Gott zu halten, ist nach jüdischem Glauben Gotteslästerung.
Und dann: „Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend“. Dies kann nur von einem gläubigen Christen stammen, nicht aber von dem Juden Flavius Josephus. Und wenn Josephus entgegen allem, was wir über ihn wissen, vielleicht insgeheim ein Christ gewesen sein sollte, dann wäre das „Testimonium Flavianum“ kein nichtchristlicher (sprich objektiver) Bericht über Jesus.
Zu erwähnen ist noch, daß keiner der antiken Autoren ein Zeitgenosse Jesu war. Selbst Flavius Joseph wurde etwa sechs Jahre nach dem Tod Jesu geboren. Keiner der Autoren hat Jesus selbst gesehen oder mit jemandem gesprochen, der Jesus selbst gesehen hat.
Was lernen wir daraus ?
Die „Fakten“, auf die sich der gelernte Journalist Peter Hahne beruft, sind objektiv nicht verifizierbar. Da, wo Hahne als Christ spricht, kann er nicht als Journalist sprechen. Ein guter Journalist muß sich um Distanz und Objektivität bemühen. Hahne aber verbürgt sich als bekannter Journalist für die Wahrheit der Evangelien. Das ist der bewusste Versuch, die Leute zu verdummen – um nicht zu sagen: bewusst anzulügen.
Warum macht er das ? Er ist einer der vielen Religionsprofiteure. Er profitiert durch die Einnahme aus seinen Glaubensbüchern. Und schon deshalb kann er in allen Fragen, die die Echtheit der biblischen Aussagen betreffen, nicht objektiv sein.