Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon Max » Fr 30. Nov 2007, 12:44

Wieso verwendet Nietzsche keine Absätze?
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Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon stine » Fr 30. Nov 2007, 13:14

Pip hat geschrieben:Ach stine, du machst es dir mal wieder zu leicht.

Etwas aus dem Zusammenhang reißen, und dann drunterschreiben "das gefält mir" ist unter euch Christen zwar Tradition, aber keine wirklich gute Idee. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du Nietzsche nicht mehr mögen würdest, wenn du mal mehr von ihm liest. :mg:

Ja ich weiß - auch er hat ihn mit "umgebracht".

Aber du mußt zugeben, dass dieser Auszug eine nicht zu unterschätzende Aussagekraft hat.
Und ja - vielleicht ist das typisch für unsereiner, nur Dinge "wahr"-zunehmen", die in unser "Muster" passen.

Wer suchet der findet - :^^:

LG stine
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Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon LinuxBug » Sa 1. Dez 2007, 01:30

stine hat geschrieben:gefällt mir!

war irgendwie klar :^^:

Aber du scheinst zu vergessen, dass Platon a) kein Christ war und b) nicht in allem oder gar immer Recht hatte :mg:
Die momentare Wahrheit hochzuhalten ist meistens* besser, als mit einer Lüge zu leben. Wenn neue Beweise auftauchen,
die unser momentanes Weltbild über den Haufen werfen, ändern wir unser Weltbild nach diesen Beweisen (natürlich erst
nach einer kritischen Prüfung dieser Beweise :^^: )

*Ich sage meistens, weil es Situationen geben könnte, in denen es vielleicht für das Individuum angebrachter ist,
zu lügen (z.B. wenn dich ein Fundamentalist fragt, ob du an Gott glaubst oder Satan vorzeitig besuchen möchtest)

stine hat geschrieben:Und ja - vielleicht ist das typisch für unsereiner, nur Dinge "wahr"-zunehmen", die in unser "Muster" passen.

nein, das ist nicht nur für einen von euch typisch, sondern universales Charakteristikum des homo sapiens.
stine hat geschrieben:du mußt zugeben, dass dieser Auszug eine nicht zu unterschätzende Aussagekraft hat

Nietzsche lebte vor unserer Zeit und deswegen können wir nicht sagen ob er auch dem Fallibilismus gehuldigt hätte oder nicht :mg:
Aber: Wir brauchen keine ewigen ("göttlichen") Wahrheiten (mehr) zu finden, wenn wir unser jetziges Wissen konstant verbessern, indem wir es kritisch überprüfen. =)

P.S.
im Übrigen finde ich, dass Nietzsche sich da sehr geirrt hatte, wenn er jenen Christen-Glauben als Entzünder unseres Feuers deklariert. Diese Meldung kann man getrost seinem historischem Kontext zu schreiben, da auch heute viele Moslems glauben, dass es vor dem Islam nichts gab (Mohammed soll alles von Gott haben, weil er ja nicht lesen konnte)
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Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon El Schwalmo » Sa 1. Dez 2007, 07:28

Max hat geschrieben:Wieso verwendet Nietzsche keine Absätze?

frag ihn doch einfach :eg:
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Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon ostfriese » Sa 1. Dez 2007, 19:36

Max hat geschrieben:Wieso verwendet Nietzsche keine Absätze?

Weil sein Geist nicht nach jedem erklommenen Gedanken schon erschöpft ist. :^^:
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Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon stine » Sa 1. Dez 2007, 22:04

ostfriese hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Wieso verwendet Nietzsche keine Absätze?

Weil sein Geist nicht nach jedem erklommenen Gedanken schon erschöpft ist. :^^:

Ist das von dir?
Klasse!

LG stine
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Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon ostfriese » Sa 1. Dez 2007, 23:44

Max hat gefragt, und das war eine Traumvorlage -- ich musste nur noch einköpfen. ;D

Ich hätte natürlich auch die Gegenfrage stellen können, was Nietzsche mit stöckelnden Damen und Fiat-Verkäufern gemeinsam hat. Na?

Richtig: Absatzprobleme! :mg:
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Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon pinkwoolf » Sa 1. Dez 2007, 23:46

ostfriese hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Wieso verwendet Nietzsche keine Absätze?

Weil sein Geist nicht nach jedem erklommenen Gedanken schon erschöpft ist. :^^:

Finde ich auch gut gesagt, es trifft Nietzsches gedankliche Ungeduld. Für den Leser hingegen sind Absätze sehr hilfreich: sie gewähren eine Verschnaufpause.

Wäre es eigentlich von Seiten des Herausgebers ein Sakrileg, nachträglich Absätze einzufügen? Lateinische Texte werden doch auch nicht in Großbuchstaben ohne Abstände zwischen den Wörtern gedruckt.
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Re: Was ist Wissenschaftsgläubigkeit?

Beitragvon gerhard » So 2. Dez 2007, 09:52

Glauben Brights an Buchstaben oder Wissen um das natürliche Werden?

Solange Brights in Buchstaben gefangen sind, statt auf Grundlage des naturalistischen Wissen über einen aufgeklärten Glauben nachzudenken, kommen wir nicht weiter.

Mir ist schon klar, dass keiner der hier schreibenden Brights die Buchstaben der Bibel für wahr hält, dort irgendetwas von großer Bedeutung erkennt, sondern meist im Gegenteil den ganzen Glauben für das eigentlich Problem hält.

Und doch bleibt nicht nur das Denken über das Bewusstsein einer persönlich angesprochenen Schöpfungsmacht (Gott), sondern alle Rede von einer natürlichen Weisheit oder Vernunft an der alten Vorstellung hängen, wie sie durch eine Buchstäblichkeit vorgegeben wird. Wenn von Schöpfung gesprochen wird, dann wird im alten Buchstaben-Weltbild (das die Brights bekämpfen und in dem sie trotzdem weiterdenken) automatisch ein geheimnisvoller Planer, ein intelligenter Designer angenommen, der irgendwo mit grauem Bart sitzt und zaubert. Selbst wenn ich die natürliche Schöpfungslogik als offenbarender Logos hinterfrage, argumentiert man nach dem alten, buchstabengeprägten Weltbild, das kreatives=schöpferisches Handeln in Erklärungslücken, statt im evolutionären Geschehen sehen will.

Wie sollen auch Brights den Grund des christlichen Glaubens in der natürlichen Schöpfungslogik vermuten können, wenn das buchstäbliche Verständnis einen wundersamen Wanderguru vorgibt, dem die Kirche aufgrund der Buchstabendogen einen göttlichen Schein aufsetzt. (Der Sohn des graubärtigen Zaubergottes kann nur ein menschliches Geistesgebilde zur selbstgesetzten Moralisation der Welt sein)

Über den Logos, eine Weltvernunft nachzudenken, die vor 2000 im Rahmen antiker Aufklärung Jahren Grund einer Reform des mystisch-gesetzlichen Monotheismus war, schließt sich so aus. Es lässt sich nicht vernünftig über den Logos, die natürlichen Prinzipien des Werdens als Gottessohn reden, da automatisch immer wieder der alte (abgelehnte) Zauberer mit Bart das Denken beherrscht.

Selbst über eine Weisheit oder Vernunft, Logik des ganz natürlich-evolutionären Werdens (die m.E. von Glaubensaufklärern vor 2000 Jahren Jesus genannt wurde) wie sie sich aus der nüchternen ganzheitlichen Beschreibung des Kosmos ergibt, lässt sich nicht nachdenken, weil automatisch immer vermutet wird, es würde um einen weisen Planer gehen, der sich das alles irgendwie ausgedacht hat und dann auf geheimnisvolle Weise verwirklicht. "Glaube" wird im alten Weltbild automatisch mit groooßen Geheimnissen, jenseits des Wissen gleichgesetzt, kann nicht als vernünftiges Schließen aufgrund des Wissens gesehen werden. Wlecher Bewusstseinswandel sich vor 2000 Jahren aufgrund der Einsicht in eine kosmisch wirksame Weisheit ergab, lässt sich so nicht überlegen.

Und da die Begriffe "Vernunft" oder "Weisheit" im menschlichen Sinne gebraucht werden, wie wenn es um unsere oft kurzgeschlossene Vernunft/Weisheit oder einen moralischen Gotteszauberer ginge, der so gehahandelt hätte, kann im kosmischen Mechanismus, in Zufalles und natürlicher Selektion keine Weisheit gesehen werden. So schließt es sich aus, über die im naturalistischen Bild der Welt seit dem Sternenstaub zu beobachtende Kreativität nachzudenken, wie die in den unvorstellbaren Ausdehnungen des Alles nur noch modellhaft zu beschreibenden ist. In einer ganz natürlichen Intelligenz, die dem kosmischen Geschehen (das Gegenteil von einem intelligenten Zauberdesigner, der die Buchstaben bestätigen soll) gar den Logos sehen zu wollen, der vor 2000 Jahren im Bild der Krippe lag, einzig den selbst undefinierbaren universalen Kreator und dessen menschliche Bestimmung offenbarte, muss absurd sein, solange Buchstaben statt das Wissen unser Weltbild bestimmen.
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