benedikt hat geschrieben:Hy Max, du wirst doch nicht auf das Theologengeschwätz hereinfallen!
Oh je, die Soziobiologen mit ihren egoistischen Genen, Nachfolger der NS-Rassenhygiene. Da sind mir ehrlich gesagt die Kreationisten noch lieber.
Sorry, in diesem Bereich habe ich promoviert, insofern ist das in der Tat sehr fundiert.
Natürlich steht Dawkins nicht politisch rechts, aber die Soziobiologie als Lehre bestreitet die Freiheitsfähigkeit des Menschen, den sie als rein genetisch gesteuerten Robter ansieht, und die Soziobiologie ist ein ganz zentrales Ideologem der Neuen Rechten. Die Wechselwirkungen sind sehr komplex und ziemlich eklig.
Ich würde die Soziobiologie im Übrigen als einen Teil der neokonservativen und neoliberalen Projekte betrachten: Der in den 1970ern teilweise sehr erfolgreiche Versuch, die Ungleichheit des Menschen naturwissenschaftlich und damit "unwiderlegbar" zu begründen. Eine ganze Lehrergeneration warf Vorstellungen von integrativer Erziehung über Bord, weil da ein Arthur Jensen mit seiner Zwillingsforschung kam, die angeblich bewies, dass eineiige willinge gleiche Charaktereigenschaften und oft sogar ein gleiches Schicksal hätten. Nur dass die besagten Zwillingspaare nie gelebt hatten und Jensen (der übrigens zu Leuten wie Alain de Benoist und Jürgen Rieger Kontakt pflegte) sie auf dem Höhepunkt der Schwarzenunruhen in den USA publiziert hatte, um zu begründen, dass der Neger halt dümmer ist
Vgl. Kühl, Stefan: Die Internationale der Rassisten. Aufstieg und Niedergang der internationalen Bewegung für Eugenik und Rassenhygiene im 20. Jahrhundert.
Tolmein, Oliver: Wann ist der Mensch ein Mensch? Ethik auf Abwegen
Ich kenne und schätze die Bücher Richard Dawkins
und halte seinen Atheismus - bei aller Symphatie und allem Respekt - für "fundamentalistisch" (man beachte die Anführung).
Wie auch Dawkins richtigerweise z. B. in "The Blind Watchmaker" darlegt, ist jede wissenschaftliche Erkenntnis notwendigerweise eine vorläufige Erkenntnis. Das heißt: letzte Gewissheiten kann es gar nicht geben. Dawkins steht in "The God Delusion" vor dem erkenntnistheoretische Problem, dass sich metaphysische Behauptungen (beispielsweise die Existenz des Fliegenden Spaghetti-Monsters) nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden widerlegen lassen - ein "negativer Gottesbeweis" ist also unmöglich.
Dawkins geht auf dieses Problem nicht ein, sondern erklärt es einfach für irrelevant:
There's an infinite number of things that we can't disprove. You might say that because science can explain just about everything but not quite, it's wrong to say therefore we don't need God. It is also, I suppose, wrong to say we don't need the Flying Spaghetti Monster, unicorns, Thor, Wotan, Jupiter, or fairies at the bottom of the garden. There's an infinite number of things that some people at one time or another have believed in, and an infinite number of things that nobody has believed in. If there's not the slightest reason to believe in any of those things, why bother? The onus is on somebody who says, I want to believe in God, Flying Spaghetti Monster, fairies, or whatever it is. It is not up to us to disprove it.
In gewissen Hinsicht denkt Dawkins wie ein religöser Fundamentalist: er unterscheidet nicht zwischen mythischen und wissenschaftlichen Aussagen. Ein Fundi-Christ setzt z.B. Aussagen der Bibel und solche der Evolutionstheorie auf die gleiche Ebene - und entscheidet sich dann für die Bibel, weil Gott nicht irren kann, menschliche Wissenschaft schon, und nur eines von beiden kann wahr sein. Dawking - und viele, nicht alle, "Brights" - betrachten die mythologischen Aussagen der Bibel als Fiktionen, Wunschdenken oder Erklärungsmodelle der Welt von Bronzezeitlern, die es eben noch nicht besser wissen konnten - als Irrtümer bzw. überholte Theorien. Auch für ihn kann nur eines von beiden wahr sein: die Bibel - oder das wissenschaftliche Weltmodell.
(Damit will ich den naiven Glauben des Fundi-Christen nicht mit den ziemlich anspruchsvolllen Überlegungen Dawking gleichsetzen. Es ist ja auch nicht so, dass "Brights" "wissenschaftsgläubig" im Sinne des Glaubens an eine quasi-religiöse Doktrin wären.)
Aus meine Sicht enthält die Bibel, wie alle Mythen, metaphysische und allegorische Aussagen, die belangvoll und sehr wohl "wahr" sind, auch wenn sie der empirisch Überprüfung entzogen sind.
Die meisten Bekämpfer des religiösen Fundamentalismus versichern (wie ich) dass es den religiösen Glauben nicht unterminiert, wenn an Schulen Darwins Theorien gelehrt werden. Dawking hingegen stimmt hingegen mit den ganz sturen Fundamentalisten dahingehend überein, dass die Erkenntnis der Evolution zum Atheismus führen muss. Seiner Ansicht nach findet der "große Krieg" nicht zwischen Evolution und Kreationismus statt, sondern zwischen Naturalismus und
Supernaturalismus - dem Glauben daran, es gäbe etwas "übernatürliches". Die "vernünftigen" religigösen Menschen stünden in Wirklichkeit auf der Seite der Fundamentalisten, da sie an das Übernatürliche glauben würden. Aus Dawkins Sicht stehe ich auch auf der "falschen" Seite, weil ich (aus seiner Sicht) an "Übernatürliches" glaube.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, das Dawking mit dem "Mem" eine elegante metaphysische (da nicht experimentell oder empirisch widerlegbare) Theorie aufgestellt hat, aus der seine "fundamentalistische" Ablehnung aller Religion resultiert.
Der Brights Bewegung Fundamentalismus vorzuwerfen ist kein fundamentaler Bullshit, sondern ein - polemisch überspitzter - Hinweis darauf, welche Probleme daraus erwachsen, Atheismus als unzweifelhafte Wahrheit anzusehen
Ich kenne und schätze die Bücher Richard Dawkins
und halte seinen Atheismus - bei aller Symphatie und allem Respekt - für "fundamentalistisch" (man beachte die Anführung).
Dawkins geht auf dieses Problem nicht ein, sondern erklärt es einfach für irrelevant:
er unterscheidet nicht zwischen mythischen und wissenschaftlichen Aussagen.
Ein Fundi-Christ setzt
Auch für ihn kann nur eines von beiden wahr sein: die Bibel - oder das wissenschaftliche Weltmodell.
Aus meine Sicht enthält die Bibel, wie alle Mythen, metaphysische und allegorische Aussagen, die belangvoll und sehr wohl "wahr" sind, auch wenn sie der empirisch Überprüfung entzogen sind.
Dawking hingegen stimmt hingegen mit den ganz sturen Fundamentalisten dahingehend überein, dass die Erkenntnis der Evolution zum Atheismus führen muss.
:shock:Seiner Ansicht nach findet der "große Krieg" nicht zwischen Evolution und Kreationismus statt, sondern zwischen Naturalismus und
Supernaturalismus - dem Glauben daran, es gäbe etwas "übernatürliches". Die "vernünftigen" religigösen Menschen stünden in Wirklichkeit auf der Seite der Fundamentalisten, da sie an das Übernatürliche glauben würden. Aus Dawkins Sicht stehe ich auch auf der "falschen" Seite, weil ich (aus seiner Sicht) an "Übernatürliches" glaube.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, das Dawking mit dem "Mem" eine elegante metaphysische (da nicht experimentell oder empirisch widerlegbare) Theorie aufgestellt hat,
aus der seine "fundamentalistische" Ablehnung aller Religion resultiert.
Der Brights Bewegung Fundamentalismus vorzuwerfen ist kein fundamentaler Bullshit
Atheismus als unzweifelhafte Wahrheit anzusehen
Max hat geschrieben:Er (Dawkins) sagt, dass es nicht die Aufgabe eines vernünftigen Menschen ist, nicht-widerlegbare und unbegründete Behauptungen zu widerlegen.
Klaus hat geschrieben:Bei einer Diskussion, in einem Blog, über Kreationismus und Intelligent Design, wurde dann über R. Dawkins folgendes ausgesagt, hier ist das Original Zitat.ein Irrer hat geschrieben:Sorry, in diesem Bereich habe ich promoviert, insofern ist das in der Tat sehr fundiert.
[...]
Der in den 1970ern teilweise sehr erfolgreiche Versuch, die Ungleichheit des Menschen naturwissenschaftlich und damit "unwiderlegbar" zu begründen. Eine ganze Lehrergeneration warf Vorstellungen von integrativer Erziehung über Bord, weil da ein Arthur Jensen mit seiner Zwillingsforschung kam, die angeblich bewies, dass eineiige willinge gleiche Charaktereigenschaften und oft sogar ein gleiches Schicksal hätten.
Es folgt vielmehr daraus, dass man an überhaupt nichts glauben kann: Weder an wissenschaftliche Thesen, noch an religiöse.
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