Der Autor hat geschrieben: Der Punkt ist, dass Dan Brown wirklich glaubt, was er schreibt.
Ich glaube dies nicht. Wie bereits ausgeführt, scheint mir Dan Brown dafür zu intelligent. Er gibt es vor um die Diskussion am Kochen zu halten.
Doch selbst gesetzt den Fall du hast recht, so ist Dan Browns Überzeugung IMO eben kein Punkt für den Leser, diese Überzeugung zu übernehmen.
Anderes Beispiel (zu dem von mir schon gegebenen Martin Grau): Ich habe Hilary Clintons Autobiografie gelesen und ihre Version des Falls Bill versus Monika. Was Hilary da als Sachverhalt beschreibt, ist für mich eine mögliche Sichtweise aber keinesfalls ein Punkt mir diese Sichtweise zu eigen zu machen.
Kein vernünftiger Leser wird Kohls oder Schröders Autobiografie für wahre Münze zu nehmen. Jetzt liegt der Fall dabei sogar anders: sie haben keine Romane (wie Dan Brown) geschrieben, sondern Erinnerungen. Memoiren haben einen ganz anderen (IMO höheren) Wirklichkeitsanspruch. Trotzdem wird man weder Kohl noch Schröder jeden Satz ihrer "Erinnerungen" abnehmen. Dass viele Leute bei so einem Hype wie Dan Browns Romane mitmischen hat sicherlich unterschiedliche Gründe. Wie völlig irrational die Leute handeln sieht man deutlich an dem verrückten Hype, den viele Leute jetzt mit dem 10 Euro Schein betreiben: bar jeglicher Vernunft.
Fazit für mich: aufgepuschte Medienverrücktheit kann kein Anlass dafür sein, die skeptische kritische Haltung aufzugeben.
Der Autor hat geschrieben: Dass manche Schriftsteller - übrigens heute nur noch selten - ihre Fiktion als Realität ausgaben, das ändert daran überhaupt nichts. Du hast offenbar die Diskussion rund um den Da Vinci Code nur am Rande verfolgt.
Richtig. Ich kenne kein buch von D.B. und habe (ausser Sekundärliteratur) nur eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema besucht. Ich habe aber zahlreiche andere Bücher dieses Genre (Vorläufer von Brown) gelesen. Da behaupten die Autoren ähnliches (Jesus war verheiratet oder/und hatte nachkommen und/oder es gibt Geheimbünde innerhalb des Christentums, die "Wahrheiten" zurückhalten), z.B.
Laurence Cossé:
Der Beweis. München: btb
1999. 152 Seiten
http://www.lesekost.de/HHL70.htmBernd Hoffmann:
Die Katharer Schriften. Saarbrücken: Conte, 2005. Gebunden, 422 Seiten
http://www.lesekost.de/deutsch/de1/HHLD47.htmDer Autor hat geschrieben: Dan Brown hat das sehr klar gemacht und wurde dafür von verschiedenen Wissenschaftlern kritisiert. Glaubst du, die hätten alle nur keine Ahnung von Literatur gehabt?
Nein, im Gegenteil. Die Wissenschaftler wissen wahrscheinlich sehr viel über Literatur. Ihre Kritik (ich kenne nur Sichtweisen, die Browns Theorien zerfetzen) bezeugt ja gerade meinen Standpunkt: vom historischen Gesichtspunkt ist Browns Theorie hanebüchen und pure Fiktion, wie es einem Roman eben zukommt.
Die Kirchen waren in einem Dilemma: Schweigen sie, so nehmen das naive Menschen als Zustimmung zu Browns Fantasien.
Reden sie darüber (wie sie es taten) nehmen es naive Menschen als Bestätigung, dass was wahres dran ist an Browns Fantasien.
BTW ich hatte eine gewisse Schadenfreude, denn genau in diesem Dilemma stecken oft Biologen:
schweigen sie zu Kreationismus und ID, dann nehmen das naive Menschen als Zustimmung; diskutieren sie darüber, rufen die Kreationisten: Ah, es gibt einen wissenschaftlichen Dissens.
Der Autor hat geschrieben: Klar ist "das Christentum" zu mächtig.
OK, ich verstehe meine These:
Das Christentum ist bei uns sehr dominant als äquivalent deiner These
das Christentum mächtig. Du gehst jetzt sogar weiter (und ich pflichte uneingeschränkt bei):
Das Christentum ist bei uns zu sehr dominant, bzw. wenn dir das lieber ist
Das Christentum ist bei uns zu mächtig.
Genau das vereidige ich seit Anbeginn unseres Disputs. Das
im christlichen Abendland ... das Christentum seit über hundert Jahren nicht mehr dominant ist halte ich damit für widerlegt. Was mächtig ist, ist für mich aufgrund der Wortbedeutung auch meist dominant.