Werden die Deutschen religiöser?

Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon JustFrank » Fr 21. Dez 2007, 11:21

Ein Trauerspiel, was da in der Hannoverschen Allgemeinen am 18. Dezember zu lesen war:

http://www.haz.de/newsroom/weltimspiegel/zentral/weltimspiegel/art699,185128

:igitt:
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon Mittelklug » Sa 22. Dez 2007, 11:08

"43% der jungen Erwachsenen geben an, mindestens einmal im Jahr in die Kirche zu gehen, wahrscheinlich zu Weihnachten."

Ja lustig! Ich bin Naturalist und heftiger Religionskritiker, trotzdem gehe ich mit meiner Familie aus Traditionsblindheit zu Weihnachten in die Kirche. Ich lach mir da immer einen ab über den Unsinn, den ich zu hören bekomme. Laut der Statistik gehöre ich daher wohl zu den Religiösen.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon Twilight » Sa 22. Dez 2007, 18:05

Für rund 70 Prozent der Bevölkerung über 18 Jahren ist die Religion (in Deutschland meist die christlich angehauchte) bedeutsam.

Wie kann sie das nicht sein? Um zu verstehen, warum ein G.W.Bush so gottesfürchtig tut, im nahen und mittleren Osten Kriege ausgetragen werden, und warum in jeder zweitklassigen Zeitung vor islamistischen Terroristen gewarnt wird, ist es glatt unmöglich, Religion als nebensächlich zu betrachten. Und dass der Islam anhängermäßig die zweite Geige in Europa spielt, ist auch schon hinlänglich bekannt.

Fast jeder fünfte Deutsche betet häufiger und beschäftigt sich intensiv mit religiösen Fragen,
Okay. das sind nicht mal zwanzig Prozent, die wirklich religiös sind. :/

während ein gutes Drittel der deutschen Bevölkerung nichts vom Gottglauben wissen will


Also mal zusammengefasst:
33% wenden sich total ab oder gehen gleich auf Konfrontation. Ich würde sie mal "atheistische Fundamentalisten" nennen.
<= 20% beten zu einer Gottheit
Damit hätte man eine klare Aussage über etwa die Hälfte oder auch etwas mehr der deutschen Bevölkerung.
70% beschäftigen sich in irgendeiner Form mit Religion. Ganz toll. Nur keine verwertbare Information.

Mehr als die Hälfte der befragten 18- bis 29-Jährigen ließ sich als „religiös“ einstufen
In wie fern? Wie groß ist der Anteil der Agnostiker, der der Pantheisten? Und werden Menschen, die gegenüber dem Leben, der Natur, dem Universum und allem mit Ehrfucht und/oder Respekt begegnen, auch als reeligiös eingestuft? Bezeichnen sie sich selbst so?

14 Prozent sogar als besonders religiös.
Das fällt wohl unter die vorher genannte Angabe, nach der fast jeder fünfte häufiger betet.

43 Prozent der jungen Erwachsenen gaben an, mindestens einmal im Jahr einen Gottesdienst zu besuchen – vermutlich an Weihnachten.
Das hatten wir schon. Ich besuche selbst ab und zu Kirchen. Wenn auch eher aus Interesse an der Archtitektur. Früher auch gerne mal zu Weihnachten. Und wenn man dabei zufällig in einen Gottesdienst platzt... was soll's?

Der katholische Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, fand den Befund „beeindruckend“.

Ich nicht.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon pinkwoolf » Sa 22. Dez 2007, 21:04

Twilight hat geschrieben:
Der katholische Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, fand den Befund „beeindruckend“.

Ich nicht.

Ein schönes Beispiel, um Statistiken in den Orkus zu schicken, den sie oft verdienen. Zur Zeit sehe ich selber in der Tat keine Tendenz, dass die Religiosität bei uns groß an Raum gewinnt. Aber aufpassen muss man schon: Die Gläubigen lassen keine Gelegenheit ungenutzt, sich als Opfer anti-religiöser Hass-Kampagnen zu stilisieren.

Wer Dawkins auch nur einmal zugehört hat, kann eigentlich gar nicht zu dem Urteil kommen, dass es sich um einen anti-religiösen Hassprediger handelt. Wenn man nicht ihm, sondern seinen glaubensbesessenen Exegeten das Ohr leiht, ist dieses Urteil allerdings nachvollziehbar.

Ich werde mich jetzt hinters Sofa legen und die religiöse Verblendung unserer Jugend beklagen. Ständig sind sie am Beten, diese Bauchnabel-exhibionistischen Jung-Fundamentalist(inn)en.

:santagrin:
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon trazy » Do 27. Dez 2007, 02:31

Aber es gibt doch auch Hasser? Was machen wir mit denen? Oder gibts die nicht?

Was ist wenn man die als Negativbeispiel von Brights usw. einfach vorzeigt.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon Ari » Do 27. Dez 2007, 14:12

Mehr als die Hälfte der befragten 18- bis 29-Jährigen ließ sich als „religiös“ einstufen

aha, mehr als die hälfte

pinkwoolf hat geschrieben:Ich werde mich jetzt hinters Sofa legen und die religiöse Verblendung unserer Jugend beklagen. Ständig sind sie am Beten, diese Bauchnabel-exhibionistischen Jung-Fundamentalist(inn)en.


Also die Statistik zeigt wieder was für eine seltsame Welt wir doch haben. Vor dem Alkopopsteuer hab ich (such sie gerade....) eine Stastik gesehen die sagte, dass von den 14-24 etwa 50% regelmäßig (min 1x woche) alkohol zu sich nehmen.

Da stellt sich mir die Frage, sind das die 50% die nicht religös sind oder saufen die Messdiener zu oft vom Wein? :)
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon Max » Do 27. Dez 2007, 17:43

Ari hat geschrieben:Da stellt sich mir die Frage, sind das die 50% die nicht religös sind oder saufen die Messdiener zu oft vom Wein? :)
Man kann hier sicherlich kein Schwarz-Weiß-Bild zeichnen. Es gibt sowohl unter religiösen Jugendlichen, als auch unter nichtreligiösen Alkoholkonsumenten. Es stellt sich höchstens die Frage, ob eine Korrelation zwischen Religiösität und dem Alkoholkonsum besteht und wie diese aussieht. Mir sind zu diesem Thema keine Studien bekannt. Von meiner persönlichen Erfahrung her würde ich aber schätzen, dass die nichtreligiösen Jugendlichen mehr Alkohol konsumieren als die religiösen. Religiösen Erziehung ist in der Regel wesentgleich mit konservativer Erziehung. Kinder aus religiösen Familien bekommen alte Werte überliefert. Sie lernen, sich zu beherschen, werden auf Ehrgeiz getrimmt und bekommen vermittelt, dass Freude und das Streben nach Lust etwas schlechtes sind. Unter religiösen Menschen finden sich aufgrund dieser Erziehung eine ganze Reihe antihedonistischer Tenenzen und dazu gehört auch das Verteufeln von Alkohol und Trinkgeladen.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 27. Dez 2007, 18:31

Trotzdem soll der Alkoholkonsum der Personen die mit Messwein zu tun haben recht hoch sein, zumindest soll der Anteil der Pfarrer in Alkoholentzugsmaßnahmen signifikant überhöht sein. Sagt man zumindest in manchen Kreisen die damit (Entzugsbegleitung) ihr Geld verdienen.

Aber Pfarrer sind auch keine Jugendliche, Frusttrinken ist was anderes als die Suche nach dem letzten Kick bis das Hirn in Alkohol an einem Wochenende aufgelöst ist.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon emporda » Fr 28. Dez 2007, 10:38

Ari hat geschrieben:Also die Statistik zeigt wieder was für eine seltsame Welt wir doch haben.

Das ist doch ganz klar, die Abnahme der Christen in Deutschland von 90% in 1950 auf etwa 52% in 2006 korreliert eindeutig mit der Abnahme die Piraten an Deutschlands Küsten.
Mit dem Todesurteil des Störtebecker wurde auch das Schicksal der Amtskirchen in Deutschland besiegelt, wieso will das keiner einsehen.
Zuletzt geändert von emporda am Fr 28. Dez 2007, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon trazy » Fr 28. Dez 2007, 11:10

Abnahme die Piraten an Deutschland Küsten.

Was? :lachtot:
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon [C]Arrowman » So 30. Dez 2007, 01:47

Das ist doch ganz klar, die Abnahme der Christen in Deutschland von 90% in 1950 auf etwa 52% in 2006 korreliert eindeutig mit der Abnahme die Piraten an Deutschlands Küsten.
Mit dem Todesurteil des Störtebecker wurde auch das Schicksal der Amtskirchen in Deutschland besiegelt, wieso will das keiner einsehen.


Das bedeuted im Umkehrschluss das mit mehr Piraten es mehr Christen gibt... wir müssen gegen das FSM vorgehen, sofort!!!
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon emporda » So 30. Dez 2007, 04:51

[C]Arrowman hat geschrieben:Das bedeuted im Umkehrschluss das mit mehr Piraten es mehr Christen gibt... wir müssen gegen das FSM vorgehen, sofort!!!

Logisch und richtig. Es hapert da ganz gewaltig an der Nachwuchsförderung, Fischer mit überfischten Fanggründen sollten staatlich subventioniert zu Piraten umgeschult werden und verbilligte Kredite für die Umrüstung ihrer Boote bekommen. Die Besteuerung sollte man handhaben wie bei den Prostituierten mit Umsatzschätzungen. Administrativ sollte das den Wasser- und Schiffahrtsämtern unterstellt werden, die etwa 14.000 Beamte sind mit noch 6.000 Binnenschiffen etwas unterfordert.

Außerdem braucht der Berufsstand eine Lobby im Parlament, damit die Schmiergelder als Parteispenden getarnt in die richtigen Kanäle fließen.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon trazy » So 30. Dez 2007, 05:15

Eine Piratenpartei gibts ja auch schon.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon Susi » So 30. Dez 2007, 18:55

Wenn die Theorie stimmt, dass immer mehr Deutsche religiös sind, dann wundere ich mich doch sehr, dass unsere Kirchen Sonntags (nach wie vor) fast leer sind. Wenn jemand einmal pro Jahr in die Kirche geht, dann ist er definitiv im Sinne der katholischen Lehre nicht religiös. Der Kirchgang ist für einen Christ-Gläubigen so unabdingbar, wie das mehrmals tägliche Gebet für einen Moslem. Nur unsere moderne Christengesellschaft pflegt den rein sonntäglichen Gottesdienst. Noch vor ca. 60 Jahren war es in strenggläubigen deutschen Christenfamilien absolut üblich, mehrmals wöchentlich am Gottesdienst teilzunehmen. Ferner sollte man den Umfragen kurz vor Weihnachten sowieso nicht trauen. Letzhin hörte ich im Radio eine Umfrage bei Kindern mit der Frage: "Wer ist denn eigentlich das Christkind ?" Die Antworten waren erschreckend! Das Wissen über den Sinn von Weihnachten und allem was mit der Weihnachtsgeschichte verbunden ist, ist dem Großteil unserer Kinder vollkommen abhanden gekommen. Schön reden sollten wir das nicht! Die Umfrage fand übrigens im katholischen Bayern - im ländlichen Raum statt, was mich persönlich am allermeisten geschockt hat.
Woher kommen dann diese angeblich steigenden Kirchenbesuche? Zwar sind nachweislich die Kirchenaustritte zurückgegangen, aber trotzdem wenden sich immer mehr Menschen von der Kirche ab. Ich vermute, dass die Kirchenaustritte auch deswegen zurückgehen, da viele neue Arbeitnehmer überhaupt keiner Konfession mehr angehören. Z.B. sind so gut wie alle meine Arbeitskollegen aus den neuen Bundesländern konfessionslos. Angeblich treten die meisten nur aus finanziellen Gründen aus Kirche aus , um sich der monatlichen Steuerabgabe zu entziehen. Erstaunlicherweise höre ich im Bekanntenkreis aber immer den Kommentar, dass der Kirchenaustritt nichts mit dem "persönlichen Glauben" zu tun hat. Viele meiner Freunde sind NUR wegen der Kinder in der Kirche verblieben, um sie nicht zu "Aussenseitern" zu machen!!! Damit können sie (wie ihre Freunde!) an allen tollen Feiern teilnehmen und (was wahnsinnig wichtig ist) auch die vielen Geldpräsente von Patentanten, Firmonkeln usw. Das ist doch völliger Hirnriss!! Was hat das noch mit Religiosität zu tun?
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon trazy » Di 1. Jan 2008, 08:22

Susi hat geschrieben:Das Wissen über den Sinn von Weihnachten und allem was mit der Weihnachtsgeschichte verbunden ist, ist dem Großteil unserer Kinder vollkommen abhanden gekommen.

Zum Glück hört das geheuchle auch damit auf. Zumindest hoffe ich das.
Susi hat geschrieben:Zwar sind nachweislich die Kirchenaustritte zurückgegangen, aber trotzdem wenden sich immer mehr Menschen von der Kirche ab.

Wahrscheinlich sind die Austritte zurückgegangen, weil es immer weniger Mitglieder gibt, die austreten könnten.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon emporda » Fr 4. Jan 2008, 13:53

trazy hat geschrieben:Zum Glück hört das geheuchle auch damit auf. Zumindest hoffe ich das.
Zeit seines Lebens hoffte er vergebens - das klingt ein wenig nach Wilhelm Busc.

Ich beobachte in dem von der Kirche mit-kontrollierten Staatsfernsehen in der letzten Zeit eine indirekte Indoktrination mit religiösen Themen. Dabei meine ich nicht die endlosen und dümmlichen Serien der privaten Anstalten aus den USA mit Engeln, Geistern, Hexen und anderem übersinnlichen Unsinn.

Im Staatsfernsehen geht man gezielt mit preudowissenschaftlichen Themen zur Sache. Da wird über historische Fakten und Fossilien berichtet wie etwa Gräber, Mumien, Grabbeigaben und viele andere Dinge. Dann kommen einseitig gefärbte Kommentare wie etwa "Lukas hat in seinen Texten bereits gesagt - bla bla bla bla !". Es bleibt vollkommen unberücksichtigt, daß der gute Lukas, Matthäus, Johannes oder sonstwer überhaupt nichts gesagt hat, denn aus dieser Zeit gibt es NULL schriftliche Überlieferungen.

Diese Zeitgenossen waren - wenn sie je gelebt haben - alle Analphabeten in einer fremden Sprache (aramäisch in Judäa) und haben kein Wort geschrieben. Ihre sogenannten Texte haben Religionsphantasten 3 Generationen danach in Rom geschrieben, ohne je in dem Land der Handlung gewesen zu sein, noch darüber Literatur zu besitzen. Landkarten im heutigen Sinne (mit Maßstab, Nordung, Raster usw.) gab es nicht, aus fortschrittlichen und sehr wenigen Reisbeschreibungen wie etwa bei Tacitus kann man nicht ersehen, ob der Fluß A in den Fluß B mündet und dann erst bei C ins Meer fließt auch oder nicht.

Für mein Verständnis handelt es sich hier um eine gezielte Indoktrination der Öffentlichkeit mit religiösen Themen und Falschinformationen, um noch ein paar Seelen vor dem drohenden Kirchenaustritt abzuhalten.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon trazy » Sa 5. Jan 2008, 05:27

So habe ich auch vor deinem Beitrag gedacht und ich denke, dass da größere Summen Geld geflossen sind.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon emporda » Mo 7. Jan 2008, 15:01

trazy hat geschrieben:So habe ich auch vor deinem Beitrag gedacht und ich denke, dass da größere Summen Geld geflossen sind.

Die sogenannten Amtskirchen haben mit etwa 12 Milliarden/Jahre zwar "Geld wie Heu", allerdings kaum liquide Mittel. Nicht umsonst werden im Bistum Essen 30% aller Kirchen geschlossen (keine Kunden, keine Priester, horrender Renovierungbedarf), zum erheblichen Teil abgerissen und die Grundstücke verscherbelt. Die Gebäude sind alle nicht für akzeptable Kosten beheizbar, eine andere Nutzung scheidet somit aus. Das Arbeitsrecht verhindert schlichtweg in diesen baufälligen Tropfsteinhöhlen Menschen zu beschäftigen.

Gestern war wieder auf einem ZDF-Kanal so ein historischer Schwachsinn, da wurde die Existenz der heiligen 3 Könige samt Besuch in Bethlehem mit astronomischen Konstellationen usw. bewiesen, als ob es vor 500 n.C. auch nur eine einzige Zeile in einem Dokument über die 3 Könige gegeben hat. Es war schön bebildeter Humbug gespickt mit religösen Floskeln und Bibelzitaten, als hätte den Film ein Jesuit redigiert.

Ich habe heute mal ASTRA nach neuen Sendern durchlaufen lassen, inzwischen gibt es bereits 4 Religionskanäle. Ich frage mich immer, wo diese Organisationen das Geld für eine Sat-Fernsehstation herbekommen. Es gibt so gut wie keine Reklame und damit auch keine finanzielle Entlastung. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das Einfangen neuer gläubiger Idioten einfacher ist als bei den Zeugen Jehovas. Die haben gute Statistiken, dort werden für jeden Neuen etwa 140.000 Missionsstunden investiert, das sind für einen ihrer Superfrommen etwa 50 Jahre sogenannter Pionierdienst mit Klinken putzen usw.

Betriebswirtschaftlich ist das ein totaler Schuß in den Ofen. Von den ZJ-Anhänger des Jahres 1975 (letzter absolut sicherer Weltuntergang) sind heute nicht einmal mehr 1/3 bei dem Verein, die Zahl der Ausgetretenen übersteigt inwischen die Zahl der Mitglieder. Trotzdem hat der Verein ein Bilanzvermögen von mehr als 1 Milliarde US$
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon Yelda » Mo 7. Jan 2008, 15:55

Ein sehr guter Gegenbericht von der hpd (humanistischer pressedienst) :

„70 % der Bundesbürger religiös"? Nein.

HAMBURG/BERLIN. (hpd) In der Samstagsausgabe der WELT konnte man unter der Überschrift: „Gott bewegt die Deutschen und die Welt“ lesen: „Eine umfassende Studie zur Religiosität widerlegt die Annahme, dass der Glauben in Deutschland in die Bedeutungslosigkeit abrutscht.“ Parallel dazu wurde berichtet: „Religion in Deutschland – fünf populäre Irrtümer“ – eine andere Zitierung der Inhalte der ersten Meldung in der gleichen Zeitung.


Beide Artikel beruhen auf der zusammengefassten Pressemitteilung der Bertelsmann-Stiftung, die diese Meldung als Hauptartikel auf ihrer Internetseite stehen hat: „Im Fokus: Jeder fünfte Bundesbürger ist ein hochreligiöser Mensch. Neuer Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung ermittelt Verbreitung von Religiosität. In der deutschen Bevölkerung sind Glauben und Religiosität noch weit stärker verbreitet, als dies zumeist vermutet wird. So können rund 70 Prozent der Menschen hierzulande als religiös eingestuft werden und nahezu jeder Fünfte sogar als hochreligiös. Lediglich 28 Prozent weisen in ihrer persönlichen Identität keinerlei religiöse Dimensionen auf. Auch im zeitlichen Trend kann keine anhaltende Säkularisierung breiter Bevölkerungsschichten festgestellt werden."

In der längeren Pressemitteilung, (die auf eine Pressekonferenz am kommenden Dienstag in Berlin hinweisen soll) und in den beigefügten Materialien, insbesondere dem umfangreichen „Kurzbericht zu ersten Ergebnissen des Religionsmonitor" wird bald deutlich: Alles schon bekannt.


Terminologische Trickkiste
Auch die Anfragenden beim Humanistischen Pressedienst – ob die Ergebnisse dieser Studie denn stimmen würden –, können sich wieder zurücklehnen. Die Darstellung der Ergebnisse ist nur ein verbaler Trick der Öffentlichkeitsarbeit der Bertelsmanns-Stiftung.

In der Studie werden für die Religiosität der Befragten drei Gruppen unterschieden: Nicht-Religiös - Religiös - Hoch Religiös. Nennt man diese drei Gruppen weniger spektakulär: Nicht religiös - Religiös indifferent/unentschieden - Religiös, dann entspricht das dem Sprachgebrauch und den Ergebnissen, die in der empirischen Sozialforschung schon seit Jahren vorliegen.


Zur Methode
Die Forscher des „Religionsmonitors" der Bertelsmann-Stiftung haben den Befragten fünf Fragen als Indikatoren zur Messung der Zentralität der Religiosität gestellt:


Intellekt: Wie oft denken Sie über religiöse Themen nach?
Ideologie: Wie stark glauben Sie daran, dass es Gott oder etwas Göttliches gibt?
Öffentliche Praxis: Wie häufig nehmen Sie an /Gottesdiensten /Synagogengottesdiensten /Gemeinschaftsgebeten / Tempel (gehen) /spirituellen Ritualen oder religiösen Handlungen /teil?
Private Praxis: Wie häufig beten Sie? / Wie häufig meditieren Sie?
Erfahrung: Wie oft erleben Sie Situationen, in denen Sie das Gefühl haben, dass Gott oder etwas Göttliches in Ihr Leben eingreift? / Wie oft erleben Sie Situationen, in denen Sie das Gefühl haben, mit Allem Eins zu sein?
Die Antworten auf die fünf Fragen wurden von 1 bis 5 kodiert (1 = nie / gar nicht; 2 = selten / wenig; 3 = gelegentlich / mittel; 4 = oft / ziemlich; 5 = sehr oft / sehr). Dem entsprechend erstreckt sich der Zentralitätsindex von 5 bis 25 Punkten. 5 Punkte haben die Befragten, die alle fünf Fragen mit „nie / gar nicht" beantwortet haben, 25 Punkte diejenigen, die auf alle fünf Fragen mit „sehr oft / sehr" geantwortet haben.

Wer 5 - 10 Punkte hatte, wurde als „nicht religiös" eingestuft, von 11 - 19 Punkten wurde man als „religiös" bewertet und von 20 - 25 Punkten ist der Befragte „hoch religiös".

Schon allein diese Zuordnungen zeigen die Schieflage der Bewertung, da alle im breiten mittleren Häufigkeitsbereich, die ein „selten" oder „gelegentlich" angaben, als „religiös" vereinnahmt wurden. Wenn man also 75 % des möglichen Antwortvolumens (5-10 bzw. die 11-25 Punkte) als „religiös" einstuft, dann ist es nicht überraschend, dass 70 % als „religiös" eingestuft werden - eigentlich hätten es mehr sein müssen.

Die drei Gruppen des Religionsmonitors sind 28 % „nicht religiös", 52 % „religiös" und 18 % „hoch religiös".


Religiositätsindex der Selbsteinstufung.
Zu den traditionellen eindimensionalen Indikatoren der Religiosität gehört entweder die Häufigkeit des Gottesdienstbesuches oder die Selbsteinstufung auf einer 10er-Skala, die von „nicht-religiös" (1) bis „religiös" (10) reicht.


Nach den Ergebnissen, beispielsweise der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) 2002 stufen sich 48 % der Befragten als überwiegend „nicht religiös" ein (Skala 1-5) und 52 % der Befragten als überwiegend „religiös" (Skala 6-10).

Unterteilt man diese Skala in vier Gruppen sind 26 % der Befragten „nicht religiös" (Skala 1-2), 22 % „eher nicht/weniger religiös" (Skala 3-5), 34 % „eher/mehr religiös" (Skala 6-8) und 18 % sind „religiös" (Skala 9-10).

In einer Zusammenfassung analog der Dreiteilung des Religionsmonitors sind dann 26 % „nicht religiös", 56 % „minder oder mehr religiös" und 18 % „religiös".

Um es noch einmal zusammenzufassen: Religionsmonitor (2007): 28 - 52 - 18, ALLBUS (2002): 26 - 56 - 18. Das gleiche Ergebnis - nur anders benannt.


In der Religiosität also nichts Neues
Auch die weiteren in den ALLBUS-Daten bereits festgestellten Verteilungen, nach Religionszugehörigkeiten (Katholiken sind religiöser als Evangelische) und nach Alter (Ältere sind religiöser als Jüngere) oder nach Geschlecht (Frauen sind religiöser als Männer) sind hinlänglich bekannt.

Fazit: Man merkt die Absicht der Bertelsmann-Stiftung und ist amüsiert.

CF.
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Re: Werden die Deutschen religiöser?

Beitragvon trazy » Mo 7. Jan 2008, 20:13

Kurz vor Heilig-Abend erschien dieser Artikel: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26928/1.html

Gut, dass mir das noch hier einfliel. Telepolis lese ich schon seit einigen Jahren. Man kann sich ja damit schmücken, +grins+.
Auch nicht zu verkennen ist, dass so mancher Kommentar im heise-Forum gute Qualität haben kann von einzelnen Usern.
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