stine hat geschrieben:Wissenschaftsideologie kann auch eine Religion sein, denn:
Als Religion bezeichnet man eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene, die menschliches Verhalten, Handeln und Denken prägen und Wertvorstellungen normativ beeinflussen. Es gibt keine wissenschaftlich allgemein anerkannte Definition des Begriffs Religion.
Gut, dann gehe bitte in die Uni - irgendeine Uni dieser Welt - und sage zum Professor bittesehr "Hochwürden, hätten Sie die Güte, meine Sicht auf die Welt durch ihre Wissenschaftsreligion zu begründen ?". Ich schätze, entweder wirst Du ignoriert, per Sicherheitsdienst aufgefordert, das Haus zu verlassen oder - ebenfalls keine Religion, sondern eine Vermutung - wirst Du gebeten, dich in der biologischen Fakultät als Versuchsobjekt zur Verfügung zu stellen.
An Wissenschaft wird nicht "geglaubt". Entweder wird es falsifiziert oder verifiziert, und zwar nicht mit den Mitteln der "gottgegebenen" Regeln, sondern mit naturwissenschaftlichen Mitteln die nachvollziehbar sind - unabhängig dem Glauben, der Herkunft und des Körpergeruches des "religiös motivierten" Wissenschaftlers.
Wie der Mensch mit der Wissenschaft umgeht, das unterliegt voll und ganz der individuellen Art dieser Person. Ob er sich einer transhumanistischen Ideologie hingezogen fühlt, die eines Tages seinen tuefgefrorenen Körper in ein Computerprogramm verwandelt, welches in aller Ewigkeit - solange Strom fließt ;) - existent ist, hat keinen Bezug zur wissenschaftlichen Arbeit über Cryogenetik, Computerchips oder Softwareentwicklung. Die Entwicklung der Atombombe war keine Gottesinspiration oder Teufelsbesessenheit. Was das Atom anstellt, wurde "entdeckt" und "belegt". Ob diese Erkenntniss dazu genutzt wird, der Welt Strom zu liefern oder ganze Städte auszulöschen, das unterliegt nicht einem Gott bzw. einer Gotteskraft. Die "Wissenschaftsideologie" hat also mit Religion in dem Sinne, wie ich es verstehe, nicht gerade sehr viel gemeinsam. Und von "kann auch Religion sein" ist nur sehr ...ähm... subjektiv die Rede
stine hat geschrieben:Einige Naturwissenschaftler aber geben ein Beispiel dafür, dass die Begegnung mit der Natur den Hinweis auf eine transzendente, d.h. Welt und Mensch übersteigende, Wirklichkeit eröffnet.
Könntest Du bitte einige dieser "wissenschaftlich haltbaren" Beispiele auflisten ? Mir ist keine Arbeit von Einstein bekannt, in der er z.Bsp. die Energie als eine transzendente Wirklichkeit bezeichnet. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass die Unschärferelation für Heisenberg das Tor in eine transzendente Welt dargestellt hatte.
Nehmen wir mal George Lucas. Er "erschaffte" die Star Wars Welt. So, ist nun Star Wars eine Religion ? Ich meine, es ist viel in der Geschichte drinne. Gut und Böse halten sich die Waage. Der Mensch (Leser) identifiziert sich mit Personen und deren Überzeugungen. Hat Lucas somit eine Welt aufgezeigt, die der der hier lebenden menschlichen Art übersteigt ?
Ich behaupte... nein. Es ist eine gottverdammte Geschichte. Der Leser kann darin eine Religion "erkennen", wenn er will. Er kann sein Leben nach den "Gesetzen" der Jedi-Ritter richten. Aber bei Gott... es ist
nur eine Geschichte mit vielen Special Effects.
So haben die mehr oder wenige Wissenschaftler zwar "ihre" Gottesvorstellungen gehabt, aber in ihren entdeckten "Resultaten" konnten sie nirgends ein Tor in eine übermenschliche Welt entdecken. Wenn große Massen die Raumkrümmung verursachen, hat dies weder für den toten Einstein noch für den lebenden Hawkins einen göttlichen Ursprung oder gilt gar als Beispiel bzw. Hinweis auf eine transzendente Welt. Der Erfinder des Kaffepulvers hat ebenfalls keinen Hinweis auf eine transzendente Welt gegeben, obwohl so viele Leute aus dem Kaffesatz die Zukunft rauslesen (wollen)
stine hat geschrieben:Muß man also zwangsläufig Atheist werden, wenn man an den Inhalten der Religionen zweifelt?
Man muss denken können. Ich nehme mal an, dies ist eine elementare Vorraussetzung für einen Zweifel an sich ;)
Dann muss man wohl reflektieren, welche "Aktionen" dieser zweifelhafte Religionsinhalt in der Welt bewirkt und dies mit den (belegten) Erkenntnissen der Wissenschaft auf die Waage bringen. Und nun unterliegt es der Vorstellungsgabe, ob die Waage sich eher zur Wissenschaft neigt oder doch zur "transzendentalen Welt".
stine hat geschrieben:Und ist "Gott" oder das "Göttliche" nicht völlig frei von menschlichen Sinngebungsmodellen?
Stimmt. Gott ist frei von Modellen des Sinnes. Er ist wortwörtlich Sinn-Los
Wenn Du Gott in einer Tomate wiedererkennst, dann hast Du entweder den ultimativen Gottesbeweis in der Hand bzw. auf dem Tisch, oder Dein Hirn spielt Dir einen lustigen Streich.
Tja, Entweder manifestiert sich Gott in einer non-sinnigen Art und Weise, die der transzendentalen Welt gerecht wird und in unserer nicht-transzendenten Welt unmessbar, unsichtbar und damit unwirklich un-existent ist --- oder er (der Gott, das Göttliche, die Göttinnen) sind nur Hirngespinnste, erdachte Konstrukte.
Ritsch-Ratsch... ich höre schon laut das wetzen von Ockhams Rasiermesser