Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Di 30. Sep 2008, 19:57

Wenn der Mensch dann Arbeit, Leid und Tod überwunden hat wird er feststellen, dass ihm etwas wesentliches fehlt... Spiritualität.

Spiritualität? Ist das nicht das Ergebnis von fehlgeleiteten Gehirnreflexen, wo Sinn in Sinnlosem, ein Geist in Geistlosem und eine Intention in allem vermutet wird? Ich glaube nicht, dass uns eine solche Fehlleistung des Hirns fehlen wird. Ich fürchte vielmehr, dass wir sie leider nicht so schnell los werden wie Arbeit, Leid und Tod.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon stine » Mi 1. Okt 2008, 07:08

Die Frage ist, woher kommt es, dass wir Sinn in Sinnlosem, Geist in Geistlosem und eine Intention in allem vermuten?
Wann wäre solches in der Evolution dem Menschen wichtig gewesen?

LG stine
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon El Schwalmo » Mi 1. Okt 2008, 07:46

stine hat geschrieben:Die Frage ist, woher kommt es, dass wir Sinn in Sinnlosem, Geist in Geistlosem und eine Intention in allem vermuten?
Wann wäre solches in der Evolution dem Menschen wichtig gewesen?

es gibt für Alles und Jedes eine 'darwinian story'.

Stell' Dir mal vor, es gab in grauer Vorzeit eine Horde, für die alles sinnlos war. Eine andere Horde sah in allem einen Sinn. Die Horde, für die alles sinnlos war, blies Elend und pfiff Trübsal, während die andere Gruppe sich darüber freute, wie wunderbar doch alles für sie eingerichtet war, und nutze ihre Ressourcen. Beide Einstellungen sind erblich.

Muss ich die Story weiter erzählen?

Einleuchtend sollte auch sein, dass es für diese Erfolgsstory Hose wie Jacke ist, ob es einen objektiv vorhandenen Sinn gibt oder nicht.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon Mark » Mi 1. Okt 2008, 09:41

El Schwalmo hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Die Frage ist, woher kommt es, dass wir Sinn in Sinnlosem, Geist in Geistlosem und eine Intention in allem vermuten?
Wann wäre solches in der Evolution dem Menschen wichtig gewesen?

es gibt für Alles und Jedes eine 'darwinian story'.

Stell' Dir mal vor, es gab in grauer Vorzeit eine Horde, für die alles sinnlos war. Eine andere Horde sah in allem einen Sinn. Die Horde, für die alles sinnlos war, blies Elend und pfiff Trübsal, während die andere Gruppe sich darüber freute, wie wunderbar doch alles für sie eingerichtet war, und nutze ihre Ressourcen. Beide Einstellungen sind erblich.

Muss ich die Story weiter erzählen?

Einleuchtend sollte auch sein, dass es für diese Erfolgsstory Hose wie Jacke ist, ob es einen objektiv vorhandenen Sinn gibt oder nicht.


Wenn jemand eine solche Frage tatsächlich stellt, muss man aber wohl leider ganz anders auf sie/ihn eingehen...
Denn es wird ja offensichtlich von ihr/ihm angenommen der Sinn wäre eine supernaturalistische Eingabe, weil sie/er annimmt aus der Natur heraus könnte ja so ein schräges Zeug von Rauschebartträgern und Göttersöhnen die Wunder wirken nicht entstehen..
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon stine » Mi 1. Okt 2008, 12:25

Mark hat geschrieben:Wenn jemand eine solche Frage tatsächlich stellt, muss man aber wohl leider ganz anders auf sie/ihn eingehen...
Denn es wird ja offensichtlich von ihr/ihm angenommen der Sinn wäre eine supernaturalistische Eingabe, weil sie/er annimmt aus der Natur heraus könnte ja so ein schräges Zeug von Rauschebartträgern und Göttersöhnen die Wunder wirken nicht entstehen..
Eigentlich war meine Frage ernst gemeint.
Der Vorteil eines fröhlichen Lebens, wie el Schwalmo meint, wäre denkbar. Aber Sinnsuche endet mindestens genauso oft auch in der Depression.
Leider!

LG stine
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Mi 1. Okt 2008, 20:02

Nicht jede unserer evolutiven Errungenschaften, so lese ich derzeit gerade bei Dawkins im "Gotteswahn", muss eine direkte Folge einer Optimierung sein. Manchmal gibt es auch Nebeneffekte von Errungenschaften. Als Beispiel gibt Dawkins, soweit ich mich erinnere, den aufrechten Gang an. Enormer Vorteil erstmal. Als negative Begleiterscheinungen gibt es Rückenschmerzen, irgendwelche anatomischen Vergeudungen am Hals glaube ich und noch ein paar Merkwürdigkeiten.

Es gibt in der Psychologie Krankheitsbilder, wenn ich mich nicht völlig täusche, wo die Patienten den Dingen viel zu viel Bedeutung beimessen. Wenn man überall Verbindungen sieht, ursächliche Zusammenhänge wo keine sind, Absichten wo nur zufällig etwas passiert ist. Leider finde ich jetzt nicht die passende Bezeichnung im Internet.

Wie auch immer. Ich könnte mir gut vorstellen, dass unser Hirn so aufgebaut ist, dass eigentlich alle Menschen zu einem überbordenden Deutungstalent neigen. Was in vielen Situationen sicher hilfreich ist. Und insgesamt ergeben sich dann in der Kulturgeschichte wiederkehrende Muster wie Religion und Sonnenuntergangsromantik oder Angst beim Gewitter.

Und die Jungs, deren Hirn an der Stelle etwas trockener ist, die werden dann ja auch prompt Naturwissenschaftler und bleiben Zeit ihres Lebens relativ unempfänglich für spirituelle Erfahrungen. Ich schätze mal, alles eine Frage des Hirnfeintunings.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon Gernot Back » Mi 1. Okt 2008, 20:04

Hallo Stine,

stine hat geschrieben:Der Vorteil eines fröhlichen Lebens, wie el Schwalmo meint, wäre denkbar. Aber Sinnsuche endet mindestens genauso oft auch in der Depression.
Leider!

LG stine


Der Sinn des Lebens -die 42 habe ich ja mittlerweile überschritten-
http://de.wikipedia.org/wiki/42_(Antwort)
http://de.selfhtml.org/javascript/sprache/operatoren.htm#delete
besteht für mich nur noch darin darin, fröhlich zu sein.
Leider schaffe ich das am ehesten mit bitterem Sarkasmus über die Anderweitigen-Sinn-Suchenden:

http://www.lernspielwiese.de/god.html
Schade, im Philosophie-Themenschwerpunkt ist darauf bisher leider niemand angesprungen.
http://www.forum.brights-deutschland.de/viewtopic.php?f=5&t=2556#p43787

Aber depressiv werde ich darüber auch nicht!

Gruß Gernot
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon stine » Do 2. Okt 2008, 07:18

Gernot Back hat geschrieben:Der Sinn des Lebens ... besteht für mich nur noch darin darin, fröhlich zu sein.

Du hast das erfasst!
Leider habe ich für diese Erkenntnis viele Jahre gebraucht in denen ich mir das Hirn darüber zermarterte, warum andere die Dinge soviel einfacher sehen und geradliniger ihre Ziele verfolgen können. Inzwischen beneide ich alle jene, die das Ende der Welt an ihrer Nasenspitze zu erkennen glauben.

ganimed hat geschrieben:Es gibt in der Psychologie Krankheitsbilder, wenn ich mich nicht völlig täusche, wo die Patienten den Dingen viel zu viel Bedeutung beimessen. Wenn man überall Verbindungen sieht, ursächliche Zusammenhänge wo keine sind, Absichten wo nur zufällig etwas passiert ist. Leider finde ich jetzt nicht die passende Bezeichnung im Internet.
.
Was ist normal?
Die Frage ist für mich nicht so leicht beantwortbar. Ich kenne viele Menschen, ich gehöre auch dazu, die sich sehr vorsichtig, umsichtig und rücksichtsvoll durchs Leben begeben und sich stets als Teil eines Ganzen sehen. Langsam fange ich an jene zu beneiden, die das nicht tun und das Ganze nur als Beiwerk zu ihrer eigenen Mitte sehen. Hätte ich dazu nicht so lange gebraucht, wäre ich mit Sicherheit heute weiter. Ob ich damit fröhlicher wäre ist eine andere Frage. Und ob das die Folge einer religiösen Erziehung ist, weiß ich auch nicht.
Wahrscheinlich sind Menschen einfach verschieden.

LG stine
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon Mark » Do 2. Okt 2008, 09:53

Ist es nicht eher so, daß die Frage nach dem Sinn nicht logisch konsistent ist ? Man sollte sich nur Fragen stellen die man auch a priori beantworten kann/denkt beantworten zu können..
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Do 2. Okt 2008, 19:26

Die Frage nach dem Sinn des Lebens mag unlogisch sein, aber sehr wichtig finde ich sie trotzdem. Ich kann es mir nicht leisten, nur Fragen zu stellen, die ich auch befriedigend beantworten kann. Ich muss leider alle Fragen stellen, zu denen ich dringend eine Antwort brauche.

Jetzt mit über 40 befinde ich mich wohl auch genau an dem richtigen Punkt zur typischen Midlife Crisis, wo sich die Sinnfrage dann doch nochmal verschärft ergibt. Geht es den Gleichaltrigen unter euch auch so? Glücklicherweise meine ich aber die Antwort auch schon einige Zeit gefunden zu haben und schließe mich damit den Vorrednern an. Sinn des Lebens ist, möglichst glücklich zu sein.

Leider fehlt in dieser Antwort noch ein wenig die Liebe zum Detail. Man muss wohl weiter am Ball bleiben um herauszufinden, wie man selber tickt, um abschätzen zu können, was genau einen glücklich macht.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon gerhard » Fr 3. Okt 2008, 06:30

Warum soll die Frage nach dem Sinn des Lebens unlogisch sein?

Doch weder in alten Mythen, kirchlichen Moralpredigten oder humanistisch-menschlich Meinungen kann der Sinn unseres Seins beantwortet werden. Auch der Naturalismus allein, kann sicherlich keine Antwort auf den Sinn des Lebens geben.

In einem auf der angegebenen Homepage zu findenden aktuelllen Brief an Papst Bendedikt XVI., habe ich diesen gebeten, in neuer Weise wissenschaftlich im naturwissenschaftlichen Weltbild, wie es beispielsweise von Evolutionsbiologen erklärt wird, nach einem kreativen=schöpferischen Wort/Vernünftigkeit (somit natürlich-schöpferischen Sinn) hören zu lassen.

Ich denke, dass so Intelligenz zur Grundlage von Religion bzw. Glauben werden kann. Mit "Religiösität", wie wir sie kennen, sie heute praktiziert wird, hat das wenig zu tun, sondern mit wahrhafter Aufklärung, mündig-freiem Verstand.
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