Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung
Verfasst: Mo 8. Sep 2008, 21:39
Erstmal muss ich hier ein Fass aufmachen! Ich bin noch nicht lange in diesem Forum. Und vorher und woanders habe ich in recht vielen Diskussionen schon enige relativ harte Auseinandersetzungen führen müssen (oder wollen), nachdem ich diese Holzhämmer "kein freier Wille" und "alles ist kausal" hervorgeholt hatte. Wie wunderbar erfrischend, hier lediglich eine sachliche und anregende Antwort zu bekommen statt eines wütenden Emotionalsturms. (Musste ich jetzt mal loswerden!)
Ich habe das Gefühl, dass du annimmst, dass die Entscheidung "ich bin Naturalist und es gibt keinen Gott" eine rationale ist? Dem möchte ich herzlich widersprechen. Wenn das eine Frage streng auf rationaler Ebene wäre, dann wäre die Korrelation Intelligenz<->kein Regliösität viel höher. Die Entscheidung, an was glaube ich (oder auch nicht) und bin ich Naturalist oder vertraue ich auf einen Gott, wird bei niemandem 'nur' rational entschieden. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass die Weltanschauung, ein so großes, vielfältiges Thema auch in Bezug auf die gesamte eigene Identität, wirklich nur im rationellen Bewusstsein verhandelt wird.
Deine Schlussfolgerung ist, soweit ich es verstehe: "ich bin rational, deshalb also doch ein wenig besser als die Türnägel dieser Welt". Dem muss ich also widersprechen. Wir sitzen alle zu großen Teilen mit im irrationalen Boot. Und wenn deine unteren, unbewussten Schichten nicht artig mitspielen würden, wärst du auch ein Türnagel.
Ich bezweifle stark, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen Dummheit und Religiösität gibt. Die eine Statistik mit den amerikanischen Wissenschaftlern, von denen nur 7% gläubig sind, interpretiere ich jedenfalls vorsichtig. Vielleicht ist es ganz spezifisch die Auseinandersetzung mit Naturwissenschaft, wo ja genau das Erklären der Welt ohne Gott eingeübt wird, was als Faktor wirkt. Der Titel dieses Threads führt vielleicht ein wenig in die Irre und es müsste besser "Religiösität und naturwissenschaftluche Bildung" heißen. Allgemeine Intelligenz ist bestimmt viel weniger hinderlich für den Glauben. Ist aber auch nur eine Vermutung von mir. Man müsste nochmal auf Faktensuche gehen und weitere Statistiken berücksichtigen.
Das mit den guten Gründen war nur so eine Formulierung, ohne tieferen Sinn. Aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, bin ich mir absolut nicht sicher, dass das Dasein des Naturalisten wirklich unbedingt die Winnerkarte darstellt. Vielleicht ist man als Gläubiger ja doch besser dran? Vertrauen haben statt eine kalte Wahrheit zu vertreten, das könnte für uns sozial-emotionale Wesen die bessere Marschrichtung sein. Ich würde also jetzt nicht unbedingt auf das "gute" bei den Gründen bestehen wollen, aber völlig in Abrede stellen würd ichs auch wieder nicht. Vielleicht ist es auch für das soziale Gefüge einer menschlichen Gesellschaft einfach nicht gut, wenn zu viele Mitglieder zu schlau, zu misstrauisch, zu kritisch und vielleicht irgendwann auch zu menschenfeindlich sind.
Momentan ist in den USA eine große Mehrheit gläubig und immerhin fahren die doch ganz gut damit (gemessen an Wohlstand, Macht und alle sowas).
sun hat geschrieben:Eine rationale Entscheidung zeichnet eigentlich ja sogar aus, dass sie aufgrund von Argumenten und Objektivität, also gerade unfrei getroffen wird.
Ich habe das Gefühl, dass du annimmst, dass die Entscheidung "ich bin Naturalist und es gibt keinen Gott" eine rationale ist? Dem möchte ich herzlich widersprechen. Wenn das eine Frage streng auf rationaler Ebene wäre, dann wäre die Korrelation Intelligenz<->kein Regliösität viel höher. Die Entscheidung, an was glaube ich (oder auch nicht) und bin ich Naturalist oder vertraue ich auf einen Gott, wird bei niemandem 'nur' rational entschieden. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass die Weltanschauung, ein so großes, vielfältiges Thema auch in Bezug auf die gesamte eigene Identität, wirklich nur im rationellen Bewusstsein verhandelt wird.
Deine Schlussfolgerung ist, soweit ich es verstehe: "ich bin rational, deshalb also doch ein wenig besser als die Türnägel dieser Welt". Dem muss ich also widersprechen. Wir sitzen alle zu großen Teilen mit im irrationalen Boot. Und wenn deine unteren, unbewussten Schichten nicht artig mitspielen würden, wärst du auch ein Türnagel.
sun hat geschrieben:Trotzdem kann der Gläubige dumm sein. (natürlich ist nicht jeder Gläubige dumm, zumindest nicht in jedem Bereich wie wir hier ja auch gelesen haben) ... trotzdem gibt es intelligente und dumme Menschen!!!
Ich bezweifle stark, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen Dummheit und Religiösität gibt. Die eine Statistik mit den amerikanischen Wissenschaftlern, von denen nur 7% gläubig sind, interpretiere ich jedenfalls vorsichtig. Vielleicht ist es ganz spezifisch die Auseinandersetzung mit Naturwissenschaft, wo ja genau das Erklären der Welt ohne Gott eingeübt wird, was als Faktor wirkt. Der Titel dieses Threads führt vielleicht ein wenig in die Irre und es müsste besser "Religiösität und naturwissenschaftluche Bildung" heißen. Allgemeine Intelligenz ist bestimmt viel weniger hinderlich für den Glauben. Ist aber auch nur eine Vermutung von mir. Man müsste nochmal auf Faktensuche gehen und weitere Statistiken berücksichtigen.
sun hat geschrieben:Wie du aus "Gründe" auf "gute Gründe" schließt musst du mir erklären. Es hat auch Gründe, dass Motten ins Feuer oder an die Birne fliegen. Deshalb ist es trotzdem keine besonders glorreiche Tat!ganimed hat geschrieben:Mehr noch: die Gläubigkeit muss gute Gründe haben. ...
Das mit den guten Gründen war nur so eine Formulierung, ohne tieferen Sinn. Aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, bin ich mir absolut nicht sicher, dass das Dasein des Naturalisten wirklich unbedingt die Winnerkarte darstellt. Vielleicht ist man als Gläubiger ja doch besser dran? Vertrauen haben statt eine kalte Wahrheit zu vertreten, das könnte für uns sozial-emotionale Wesen die bessere Marschrichtung sein. Ich würde also jetzt nicht unbedingt auf das "gute" bei den Gründen bestehen wollen, aber völlig in Abrede stellen würd ichs auch wieder nicht. Vielleicht ist es auch für das soziale Gefüge einer menschlichen Gesellschaft einfach nicht gut, wenn zu viele Mitglieder zu schlau, zu misstrauisch, zu kritisch und vielleicht irgendwann auch zu menschenfeindlich sind.
Momentan ist in den USA eine große Mehrheit gläubig und immerhin fahren die doch ganz gut damit (gemessen an Wohlstand, Macht und alle sowas).