Religionskritik ist Intoleranz

Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon stine » Sa 31. Jan 2009, 13:04

@JustFrank und signs:
Was sind eure Gegenvorschläge für eine menschlichere Umwelt ohne Christen?
Wo fangen wir an?
Was machen wir zuerst und wer macht mit?

LG stine :skeptisch2:
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Signs » Sa 31. Jan 2009, 18:59

stine hat geschrieben:@JustFrank und signs:
Was sind eure Gegenvorschläge für eine menschlichere Umwelt ohne Christen?
Wo fangen wir an?
Was machen wir zuerst und wer macht mit?


Genauso könntest du fragen, wie ich mir eine Welt ohne Neo-Nazis vorstellen könnte.
Das ist ganz einfach zu beantworten. Wir brauchen sie schlicht nicht, um Werte und Normen für uns festzulegen.
Religionen in all ihren damaligen und moderenen Denkweisen sind für unsere Moralvorstellungen nicht nötig - im Gegenteil - sie verdummen bzw. halten den Menschen dumm und verhindern den Fortschritt, da lt. ihren Schriften auf ein Dogma bestanden werden muss. In Europa sind wir derzeit auf einem guten Weg - die Kirchen werden leerer und den Glaubensmachern geht hier derzeit der Arsch auf Grundeis, so dass sie sich neue Konzepte ausdenken. Außer wie weiterhin aufklären und Schweinerein aufdecken und sie öffentlich machen kann man nicht viel machen.


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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon JustFrank » Sa 31. Jan 2009, 19:33

WIr müssen damit aufhören, Regeln für uns festzulegen, die nicht mit denen dieses Planeten konform sind. Denn wir sind nur ein biologisches System, welches mit und durch eine Vielzahl anderer System lebt.

Religionen, wie auch artverwandte politische Ideologien (Kommunismus, Faschismus) ignorieren das völlig. Aus Sicht des Planeten (wenn der eine hätte), sind sie dumm und nutzlos, weil das System Mensch mit dererlei Unsinn seine Lebensbedingungen zerstört, anstatt sie zu erforschen, die Zusammenhänge zu verstehen und die Regeln zu befolgen.

Solange uns unwissende Müllideologen glauben machen wollen, dass wir die Natur beherschen und diese Welt nacht unserem Bilde formen sollen, liegen wir sowas von falsch, dass man annehmen darf, wir seien Amöben mit Todessehnsucht.

Deshalb: Kirchen zu, Götter weg, Forschung nicht weiter behindern und Welt verstehen. Und das möglichst bevor die Menschheit beginnt in größerem Maßstab auszusterben.

Guter Vorschlag, Stine?
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon ganimed » Mo 2. Feb 2009, 21:18

@JustFrank, Signs: Im Grunde kann ich eure Gedanken ja nachvollziehen. Wenn man sich die ganze Weltgeschichte der letzten 2000 Jahre so anschaut, ist im Namen des Christentums jede Mensche Schlimmes geschehen. Mit dieser 2000-Jahre-Brille zoomt man ja von einem Greuel zum nächsten. Auf diese Weise kann man das Christentum nur "intolerieren" und völlig ablehnen.

Nun habe ich aber in der Vergangenheit, als ich noch fleißig in die Kirche ging, auch ein ganz anderes Bild "gesehen". Ich habe mich in der evangelischen Kirche befunden, mich mit evangelischen Glaubensinhalten auseinander gesetzt und viele evangelische Gläubige kennen gelernt. Es gab jede Menge Spendenaktionen, Besuche in und aus Afrika, Hilfe zur Selbsthilfe und soziales Engagement. Und selbstverständlich war das keine "Mitgefühlsmasche", wie JustFrank vermutet. Es gab in unserer Kirche auch keine Kriege, keine Folter und keine Holocauste. Aus dieser Perspektive wirkten die Christen vielmehr betont freundlich, menschlich, behutsam, respektvoll, vertrauenswürdig und gewaltlos.

Die beiden Blickwinkel passen nun absolut nicht zusammen. Ich vermute einfach mal, dass die erste, die globale Blickrichtung auf die gesamte christliche Historie so ohne Weiteres nicht geeignet ist, bei der Bewertung und Einschätzung gegenwärtiger Christenheit zu helfen. Man müsste da erst viel mehr differenzieren. Im Falle von kirchlichen Unmenschen der Geschichte müsste man das Böse des jeweiligen Individuums vom systematischen Bösen der Kirche trennen. Man müsste historisch und kulturell relativieren (zum Beispiel war man im Mittelalter mit Folter eben ganz allgemein nicht so zimperlich). Man müsste örtliche und zeitliche Verzerrungen der Geschichtsschreibung relativieren, weil sich die Geschichtsschreibung sich ja (genau wie die heutige Presse) auf große, ungewöhnliche Dinge konzentriert und vermutlich lange Epochen von unauffälligem Frieden und problemlosem christlichen Leben in ganzen Landstrichen über Jahrhunderte hinweg kaum repräsentiert sind.

Bei der "neutralen" Frage, wer Recht hat, ob es einen Gott gibt oder nicht, da muss ich die Historie nicht betrachten und komme deshalb vermutlich relativ einfach zu einer halbwegs vernünftigen Antwort. Aber die Frage, wie gut oder schlecht oder schlimm ist das Christentum und die anderen Religionen vor dem Hintergrund von Geschichte und Gesellschaftspolitik, da sehe ich kaum Chancen auf Klarheit und Einigung. Je nach eigenen Erfahrungen und selektiver Brillen- und Blichrichtungsnutzung werden wir da wohl auch weiterhin stark differieren. Und da wäre mein Gedanke eben, dass man sich bei Unklarheit und Zweifel vielleicht doch lieber vorsichtig und tendenziell tolerant geben sollte, auch bei der Religionskritik.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon JustFrank » Mo 2. Feb 2009, 21:31

ganimed hat geschrieben: Und da wäre mein Gedanke eben, dass man sich bei Unklarheit und Zweifel vielleicht doch lieber vorsichtig und tendenziell tolerant geben sollte, auch bei der Religionskritik.


Geben wir uns bei Kommunismus- und Faschokritik ja auch nicht. Wo also ist der Unterschied?

Und das andere Bild des Christentums siehst du nur, weil es die Kirchen ohne dieses andere Bild nicht mehr geben würde. Wenn die über das Zeitalter der Aufklärung (raten wir doch mal, warum wir das nötig hatten) mit ihrer Gewaltorgie weitergemacht hätten, wären mehr als nur ein weltlicher Herrscher schon längst auf die Idee gekommen, den Vatikan ins Meer zu schieben. Also machen wir auf hübsch sozial und haben alle lieb. Halte ich für unglaublich verlogen.

Zudem kann ich von mir nicht behaupten, dass mich in diesen Fragen Unklarheiten oder größere Zweifel plagen.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon ganimed » Mo 2. Feb 2009, 22:43

JustFrank hat geschrieben:Geben wir uns bei Kommunismus- und Faschokritik ja auch nicht. Wo also ist der Unterschied?

Wie bitte? Du bist dem Kommunismus gegenüber nicht tolerant?

Ich sehe den Unterschied in der Größe und Vielschichtigkeit des Untersuchungsgegenstandes.

Bei Nazis hört die Toleranz auf. Klar. Das liegt einfach an dem Ausmaß des Verbrechens und an dem relativ eindeutigen Täterkreis. Die Ideologie halten wir heute für völlig falsch. Und die direkte Umsetzung seinerzeit, ein zeitlich ja recht überschaubarer Rahmen, war das ziemliche Gegenteil von dem was wir heutzutage an Werten vertreten.

Beim Kommunismus sieht es schon viel diffuser aus. Man müsste differenzieren zwischen Stalinismus, Sowjetunion, China usw. Viele Spielarten, viele Umsetzungen, viele verschiedene Kommunisten aus sehr unterschiedlichen Gründen. Und Opfer waren Kommunisten ja auch oft, nicht nur bei McCarthy. Ich finde, beim Kommunismus ist ein eindeutiges Urteil bzw. eine pauschale Kritik deshalb nicht angebracht.

Und das, obwohl der Kommunismus im Vergleich zur Religion ja auch zeitlich noch begrenzt auftrat, sagen wir die letzten 150 Jahre oder so. Umso schwieriger wäre es dann doch, eine Bewertung von Christentum und anderen weltweiten, teilweise noch viel älteren Traditionen vorzunehmen.

JustFrank hat geschrieben:Und das andere Bild des Christentums siehst du nur, weil es die Kirchen ohne dieses andere Bild nicht mehr geben würde. Wenn die über das Zeitalter der Aufklärung (raten wir doch mal, warum wir das nötig hatten) mit ihrer Gewaltorgie weitergemacht hätten, wären mehr als nur ein weltlicher Herrscher schon längst auf die Idee gekommen, den Vatikan ins Meer zu schieben.

Die üble Gewaltorgie rechnest du bedenkenlos den Christen an. Wenn sie jedoch gütig sind, dann vermutest du plötzlich Unaufrichtigkeit und Scheintaktik? Alles was gut ist am Christentum ist nur berechnete Strategie für den Fortbestand? Klingt für mich wiedermal relativ einseitig.

JustFrank hat geschrieben:Zudem kann ich von mir nicht behaupten, dass mich in diesen Fragen Unklarheiten oder größere Zweifel plagen.

Einseitigkeit und Zweifelsfreiheit. In diesem Licht erschiene mir ein Hang zur Intoleranz dann nur logisch.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon AlphaCentauri » Di 3. Feb 2009, 03:35

ganimed hat geschrieben:zum Beispiel war man im Mittelalter mit Folter eben ganz allgemein nicht so zimperlich

Das ist auch nicht so schwer zu verstehen, wenn man bedenkt, dass Politik und Kirche im MA so gut wie identisch waren, bzw. sich sehr stark überschnitten.

ganimed hat geschrieben:Die üble Gewaltorgie rechnest du bedenkenlos den Christen an. Wenn sie jedoch gütig sind, dann vermutest du plötzlich Unaufrichtigkeit und Scheintaktik? Alles was gut ist am Christentum ist nur berechnete Strategie für den Fortbestand? Klingt für mich wiedermal relativ einseitig.

Es stimmt schon, für irgendwen hat alles eine positive Seite, aber trotzdem würde ich bitten, sich die Sachlage in einem grösseren Massstab anzuschauen und die Dimensionen von Positivem und Negativem zu vergleichen:
Bei den päpstlich verordneten Kreuzzügen wurden vermutlich mehrere Millionen Menschen getötet, durch die Inquisition zigtausende. Wirtschaft, Kunst und vor Allem Wissenschaft wurden extrem eingeschränkt und im dreissigjährigen Krieg starb etwa ein fünftel der deutschen Bevölkerung.
Und nun zum Positiven: Die Kirchen in Deutschland geben ca. acht Prozent ihrer jährlichen Einnahmen für wohltätige Zwecke aus (http://www.stop-kirchensubventionen.de/).

Die Auswahl des schwerwiegenderen überlasse ich dir. Meiner Meinung nach aber gehören Religionen, speziell aber Christentum und Islam, zu den schlimmsten Organisationen auf unserem Planeten. Für mich ist Religionskritik auf jeden Fall angebracht.

Liebe Grüsse,
Markus
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Signs » Di 3. Feb 2009, 06:16

ganimed hat geschrieben:
Bei Nazis hört die Toleranz auf. Klar. Das liegt einfach an dem Ausmaß des Verbrechens und an dem relativ eindeutigen Täterkreis. Die Ideologie halten wir heute für völlig falsch. Und die direkte Umsetzung seinerzeit, ein zeitlich ja recht überschaubarer Rahmen, war das ziemliche Gegenteil von dem was wir heutzutage an Werten vertreten.


Sorry, aber genauso geht es mir mit dem Christentum. Die Punkte, die du ansprichst, sind doch nicht anders.
Nur weil die 8% spenden (was ja aber nicht von eigenen Geldern stammen muss) und gleich um die Ecke eine christl. "ProFamilia"-Beratungsstätte steht, wiegt es all das Negative nicht auf. Die humanitären kirchlichen Projekte werden vom Staat auch finanziell gestützt bzw. subvensioniert.

Direkte Subventionen (unvollständig)
Konfession. Religionsunterricht 2,45 Mrd. Euro
Ausbildung der Theologen 0,62 Mrd. Euro
Ersparnis durch staatl. Einzug der
Kirchensteuer 1,00 Mrd. Euro
Denkmalpflege 0,04 Mrd. Euro
Militärseelsorge 0,03 Mrd. Euro
Zahlungen der Bundesländer 0,72 Mrd. Euro
Zahlungen der Kommunen (geschätzt)
(v.a. Baubereich, Geschenke, Kultur) 2,50 Mrd. Euro
Baulast-Verpflichtungen 0,05 Mrd. Euro
Zuschüsse an Missionswerke u.a. 0,19 Mrd. Euro
Sonstiges z.B. Orden, Medien, Kirchentage 0,30 Mrd. Euro
Direkte Subventionen ca. 7,9 Mrd. Euro

Nach Angaben des Kultusministeriums zahlt das Land Bayern pro Jahr 60 Millionen Euro für die Finanzierung von kirchlichem Personal und Dienstleistungen, davon zehn Millionen Euro allein für die Besoldung der Bischöfe. Wohlgemerkt: Das Geld stammt aus dem Landeshaushalt, nicht etwa aus der Kirchensteuer.

Wenn heute die NPD mehr für die Familien tun will und auch sonst ihre Ideologie sich vom damaligen nationalsozialismus drastisch unterscheidet, klatscht du dann in Hände und wählst sie???
Wie schon mal geschrieben: Der Papst leugnet bis heute den Indianer-Holocaust und forderte die Kirchen gleichzeitig auf, die Priorität auf die Botschaft Gottes und nicht auf die humanitäre Hilfe zu legen.
Da erübrigt sich doch jede Diskussion über die wohlgepriesene humanitäre Arbeit. Ziel ist es nämlich in erster Linie neue Schäfchen zu akquirieren, damit die Geldquellen irgendwann nicht versiegen. Jede beschissene Sekte kennt doch dieses Prinzip.

Außerdem gab die Kirche Hitler und seinem Regime den Segen und schloss mit dem Konkordat einen Bund mit diesem Regime.

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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Myron » Di 3. Feb 2009, 06:20

stine hat geschrieben:@JustFrank und signs:
Was sind eure Gegenvorschläge für eine menschlichere Umwelt ohne Christen?


Wenn es das Christentum nicht mehr gibt, dann werden aus den guten Christen einfach gute Menschen; und von denen kann es natürlich nicht genug geben.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Signs » Di 3. Feb 2009, 06:27

Myron hat geschrieben:
stine hat geschrieben:@JustFrank und signs:
Was sind eure Gegenvorschläge für eine menschlichere Umwelt ohne Christen?


Wenn es das Christentum nicht mehr gibt, dann werden aus den guten Christen einfach gute Menschen; und von denen kann es natürlich nicht genug geben.


so direkt wollte ich das nicht sagen :^^: , aber das stimmt natürlich und die sogenannten gemäßigten Christen befinden sich ja auch auf diesem Weg. Sie wissen nur nicht genau, welcher religiösen Organisation sie eigentlich anhängen und warum überhaupt einer religiösen.

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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon stine » Di 3. Feb 2009, 07:35

Myron hat geschrieben:
stine hat geschrieben:@JustFrank und signs:
Was sind eure Gegenvorschläge für eine menschlichere Umwelt ohne Christen?


Wenn es das Christentum nicht mehr gibt, dann werden aus den guten Christen einfach gute Menschen; und von denen kann es natürlich nicht genug geben.
Und wie bündeln wir die?
Wie sollen sie sich organisieren, um sich gegenseitig zu bestärken?
Und wo können sie auftanken, wenn sie ausgelaugt und niedergeschlagen sind?

Bei aller Kritik an der Kirche und an den Christen vergessen wir, dass Energie und Bereitschaft auch immer was mit Organisation und Bekräftigung zu tun hat. Von nichts kommt halt nichts.
Die viel kritisierten Religionsgemeinschaften machen vor, wie es geht.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon JustFrank » Di 3. Feb 2009, 20:41

Können wir nicht mal ganz schlicht und ergreifend vorstellen, dass Menschen für all das gar keine Religion benötigen?

Das funktioniert besser und zielgerichteter ohne diesen weltfremden Quatsch. Religion trägt wirklich nichts zu den maßgeblichen Eigenschaften der Menschen bei. Wenn das so wäre, dann müsste man die Eigenschaften, die hier als typisch christlich deklariert werden bei Anders- oder Nichtgläubigen fehlen, denn es sind ja christliche Eigenschaften.

Jetzt muss mir nur mal jemand erklären, warum wir die auch bei allen anderen Menschen finden?

Religion ist jedenfalls genauso überflüssig wie Schmierfett auf Bremsbelägen.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon ganimed » Di 3. Feb 2009, 21:43

stine hat geschrieben:Wie sollen sie sich organisieren, um sich gegenseitig zu bestärken?
Und wo können sie auftanken, wenn sie ausgelaugt und niedergeschlagen sind?

Die bisherige Funktion der Kirche sehe ich zum Beispiel in Gottesdiensten, Andachten und Gebeten. Das sind ja beinahe Vorstufen von Meditation. Die Gläubigen kommen in Gruppen zusammen, das fördert Gemeinsinn und stiftet eine Identifikation mit gemeinsamen humanen Zielen und fördert so sicher auch die Motivation.
Individuell ist inhaltlich die Beziehung zu Gott sicher eine psychologische Hilfe, wenn es richtig verstanden wird. Es tröstet, baut auf, gibt Geborgenheit, Halt und eine Sinnperspektive.

JustFrank hat geschrieben:Können wir nicht mal ganz schlicht und ergreifend vorstellen, dass Menschen für all das gar keine Religion benötigen?

Ich wäre gespannt auf konkrete Vorschläge. Wie kann man ohne Religion in etwa die oben genannten Effekte flächendeckend und für möglichst viele Menschen erreichen? Ich sehe da eigentlich keine sich anbietende Alternative.

JustFrank hat geschrieben:Religion trägt wirklich nichts zu den maßgeblichen Eigenschaften der Menschen bei. Wenn das so wäre, dann müsste man die Eigenschaften, die hier als typisch christlich deklariert werden bei Anders- oder Nichtgläubigen fehlen, denn es sind ja christliche Eigenschaften.

Wenn du mit "Eigenschaften" die genetisch, frühkindliuche Grundausstattung an humanitären Tugenden meinst, dann werden die in der Tat nicht durch Religion erzeugt. Aber solche Eigenschaften müssen natürlich genutzt, verstärkt und gepflegt werden. Wenn ich mir zwei Menschen anschauen, A und B, die genau gleich nett sind, und A ist gläubig. Dann glaube ich schon, dass wenn A jeden Morgen in der Bibel liest, betet und sich fest vornimmt, diesen Tag im Sinne des Herren zu leben usw. usw., dass dann möglicherweise das Bewusstsein für Nöte anderer geschärft wird, die Motivation zu Helfen vergrößert wird, kurzum bei A sozusagen ein Psycho-Coaching zum Besseren stattfindet. Oder um es sportlich zu formulieren: A und B haben das gleiche Talent, aber A trainiert besser und kann mehr Leistung abrufen.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon AlphaCentauri » Di 3. Feb 2009, 22:51

ganimed hat geschrieben:Dann glaube ich schon, dass wenn A jeden Morgen in der Bibel liest, betet und sich fest vornimmt, diesen Tag im Sinne des Herren zu leben usw. usw., dass dann möglicherweise das Bewusstsein für Nöte anderer geschärft wird, die Motivation zu Helfen vergrößert wird, kurzum bei A sozusagen ein Psycho-Coaching zum Besseren stattfindet.

Das ist meiner Meinung nach riesiger Schwachsinn. Ich weiss nicht, ob du dir die Bibel schon einmal durchgelesen hast (ich denke eher nicht), aber wenn ja, dann weisst du, dass es im AT so gut wie niemanden gibt, der sich im heutigen Sinn moralisch richtig verhält: Moses tötet nachdem er die 10 Gebote erhalten hat ca. 3000 Leute, Abraham wollte seinen Sohn opfern, Tiere werden gequält, Menschen ohne Grund schrecklich bestraft. Ich denke nicht, dass das irgendwen motiviert Positives zu tun. Ganz abgesehen davon, dass er in der Zeit, die er mit Bibel lesen und Beten vergeudet, etwas Sinnvolles tun könnte.

Liebe Grüsse
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Signs » Mi 4. Feb 2009, 05:39

Ich sehe dies auch als Schwachsinn von Ganymed an. Damit stellt man sich als Christ ja nur wieder auf eine höhere Stufe als andere und tönt immer noch den gleichen Mist: "Wer nicht zu Jesus findet, ist schon halbwegs verloren, weil diese Leute keine Werte haben."
Im Elternhaus und spätestens im Kindergarten und in der Schule werden dem Kind die meisten und wichtigsten Werte, Moralvorstellungen und sozialer Umgang vermittelt. Ein Coaching ist für Schwererziehbare und Kindern von Sekten wie z.B. Evangelikale, Baptisten, ZJ usw. vonnöten. Ein normaler Mensch, der normal ohne jegliche Religion aufgewachsen ist, braucht kein Gottes-Coaching. :irre:

Die biblischen Schriften wurden nicht dazu erschaffen die Liebe und gegenseitige Rücksichtnahme zu lehren, sondern als Mittel, um Macht über eine Menschengruppe auszuüben und denen den Zorn Gottes einzuschärfen, damit das Volk demütig, geängstigt und willig zu Füßen liegt. Was ist daran toll? Manche haben die Bibel anscheinend immer noch nicht gelesen oder aber lassen 80% einfach davon weg.

Von Liebe hat Gott Jahwe in der Bibel nie etwas verlauten lassen, falls es jemanden schon mal aufgefallen ist.... auch sonst kommt das Wort "Liebe" in der Bibel sehr selten vor.


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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon stine » Mi 4. Feb 2009, 07:38

Myron hat geschrieben:Wenn es das Christentum nicht mehr gibt, dann werden aus den guten Christen einfach gute Menschen; und von denen kann es natürlich nicht genug geben.
stine hat geschrieben:Und wie bündeln wir die?
Wie sollen sie sich organisieren, um sich gegenseitig zu bestärken?
Und wo können sie auftanken, wenn sie ausgelaugt und niedergeschlagen sind?
ganimed hat geschrieben:Die bisherige Funktion der Kirche sehe ich zum Beispiel in Gottesdiensten, Andachten und Gebeten. Das sind ja beinahe Vorstufen von Meditation. Die Gläubigen kommen in Gruppen zusammen, das fördert Gemeinsinn und stiftet eine Identifikation mit gemeinsamen humanen Zielen und fördert so sicher auch die Motivation.

Das Gelaber vom Alten Testament
AlphaCentauri hat geschrieben:Moses tötet nachdem er die 10 Gebote erhalten hat ca. 3000 Leute, Abraham wollte seinen Sohn opfern, Tiere werden gequält, Menschen ohne Grund schrecklich bestraft.
ist einer zweckführenden Dikussion wirklich nicht mehr dienlich.
Worum es mir geht ist, dass "freie Gutmenschen" nicht wirklich irgendwo aufgefangen und gefördert werden. Sie können nicht in Gemeinschaft auftanken und haben keine Quelle. Das müßte eben geschaffen werden.
Mit Freunden reden und sich am Stammtisch treffen ist eine andere Dimension, als Gottesdienst feiern, wie ganimed das richtig beschrieben hat. Und hier sehe ich außerhalb einer Religion null Chance.
Signs hat geschrieben:"Wer nicht zu Jesus findet, ist schon halbwegs verloren,
Vielleicht ist es so, vielleicht brauchen wir Vorbilder und Ideale. Auch wenn sie alt und für einige verbraucht und entmystifiziert sind.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon ganimed » Mi 4. Feb 2009, 20:52

Signs hat geschrieben:Ein normaler Mensch, der normal ohne jegliche Religion aufgewachsen ist, braucht kein Gottes-Coaching.

Ich habe letztens erst gelesen, dass Gewalt-Videospiele nun doch aggressiv machen.
Wenn man diesen Befund mal verallgemeinert, muss man doch vermuten, dass unser Hirn flexibel ist und ständig lernt. Wie nennen die Hirnforscher das immer? (such such) Plastizität des Gehirns (siehe "Neuronale Plastizität" bei Wikipedia). Es stimmt also nicht, dass nach dem Aufwachsen (egal ob mit oder ohne Religion) alles fertig und im Kasten ist. Auch beim Erwachsenen verändert sich da einiges (wenn auch sicher nicht mehr so viel wie als Kind).

Wenn wir beispielsweise vier Wochen unter rauhen Seeleuten verbringen, so folgere ich einfach mal salopp, dann werden wir auch rauher. Wir fluchen möglicherweise mehr und sind beim Umgang mit Mitmenschen vielleicht nicht mehr ganz so zimperlich. Verhalten will gelernt und geübt sein. Moralisches Verhalten sicher auch. Wer also jeden Morgen aufsteht und nur an seine Tasse Kaffee denkt, tut weniger für sein Moral-Hirn-Areal als jemand, der jeden Morgen einige Minuten über Moral nachdenkt in Form einer Andacht. Sicher kann man, statt in der Bibel zu lesen, auch philosophische Bücher über Ethik lesen. Möglicherweise wäre das sogar effektiver. Aber mir fehlt ohne die Religion der Anreiz für solche regelmäßige Lektüre. Wer außer Philosophiestudenten und einigen Gläubigen liest schon jeden Morgen über Ethik?
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Signs » Mi 4. Feb 2009, 21:58

Ganimed, du tust ja gerade so, als wenn man ein Studium dafür braucht, wenn man ein anständiger Mensch mit sozialen Werten werden will. Das ist nicht so. hast du schon mal was davon gehört, das ungebildete Menschen, die nicht mal lesen und schreiben können, mehr oder weniger die gleichen Werte und Eigenschaften aufweisen, wie gebildete Menschen? Jedes gottlose Volk und jedes analphabetische Volk würdest du als Barbaren abstempeln. Selbst unter einigen Tiearten wie den Walen, Erdmännchen etc. finden sich oft größere soziale Eigenschaften als unter manchen Menschen, die jeden Tag in der Bibel lesen.
Wie schon gesagt, die ersten Kindheitsjahre sind in der Entwicklung eines Menschen am wichtigsten. Natürlich kann ein Mensch sich im Nachhinein noch weiter entwickeln - um seine positiven Eigenschaften zu optimieren oder mit schädlichen Neigungen abzusinken, aber das liegt meist an seinem Umfeld und nicht daran, weil es zu wenig in der Bibel oder in philosophischen Büchern ließt.

ganimed hat geschrieben:Ich habe letztens erst gelesen, dass Gewalt-Videospiele nun doch aggressiv machen.

das muss man nicht erst lesen, um dies zu wissen, oder es zumindest zu erahnen. Als ich zum ersten mal die Bibel laß, wurde mir genau zu diesem Thema so einiges klar. Dazu passt dieses Bild. :mg:

[CENTER]Bild [/CENTER]

Den Spaniern kam unter anderem dieser Bibelspruch aus
5. Mose:20
"Aus den Städten dieser Völker jedoch, die der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt, darfst Du nichts, was Atem hat, am Leben lassen. Vielmehr sollst du [sie] der Vernichtung weihen, so wie es der Herr, dein Gott, dir zur Pflicht gemacht hat..."

bei dem Indianer-Holocaust sehr willkommen. Dieser legitimierte die christlichen Gottesanbeter zum Abschlachten anderer Völker. Anhand diesem einzigen Beispiel sieht man, was ein bedingungsloser Glaube, ohne seinen eigenen Verstand zu gebrauchen, anrichten kann.


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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon ganimed » Mi 4. Feb 2009, 23:08

Signs hat geschrieben:Ganimed, du tust ja gerade so, als wenn man ein Studium dafür braucht, wenn man ein anständiger Mensch mit sozialen Werten werden will.

Ich rede nicht von einem "anständigen Menschen mit sozialen Werten". Ich rede von der Verbesserung eines anständigen Menschen durch sein Überdenken und die Auseinandersetzung mit der Frage nach seinen sozialen Werten.
Es ist ähnlich wie mit den Muskeln. Man braucht kein Sportstudium um ein anständiger Mensch mit genügend Ausdauer für, hm, 5000 Meter Jogging zu sein. Aber um einen Marathon bestehen zu können, muss ein anständiger Mensch doch ein wenig trainieren. Die Kirche, das ist der Punkt von stine, ist so gesehen ein recht großer Sportverein, in dem viele Leute ihr Trainung organisieren. Wenn ihr eingeschworenen Religionskritiker nun Dinge sagt, wie "die Kirche brauchen wir nicht, die war noch nie zu etwas gut", dann darf man doch wohl noch fragen: "und wer soll dann das ganze Training organisieren?".
Und kuriose Sprüche aus der Bibel zu zitieren, will mir da beim besten Willen nicht als Antwort erscheinen.

Signs hat geschrieben:Natürlich kann ein Mensch sich im Nachhinein noch weiter entwickeln - um seine positiven Eigenschaften zu optimieren oder mit schädlichen Neigungen abzusinken, aber das liegt meist an seinem Umfeld und nicht daran, weil es zu wenig in der Bibel oder in philosophischen Büchern ließt.

Für Gläubige ist doch die Kirche und das Bibellesen genau dieses Umfeld, an dem das dann liegt. Oder wie definierst du den Begriff Umfeld?
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon stine » Do 5. Feb 2009, 09:20

Es ist schon richtig: Wir sind, mit was wir uns füllen!
Ich hab das schon irgendwo mal hier geschrieben und was die Videospiele angeht hab ich selbst die Erfahrung gemacht, dass sie unser Verhalten verändern können, wenn wir das zulassen würden. Ich habe mal eine Weile "Digger" (allererste Generation Cpomputerspiele) gespielt, das ist ein Edelsteinfresser, der Erdhöhlen durchrast, Edelsteine frisst, um damit zu Punkten und Fressfeinde die ihn verfolgen oder sich in den Weg stellen abschießen kann und das alles auf Zeit. Man flitzt also durch die Gänge, frisst und schießt und freut sich, wenn mans geschafft hat.
Nach mehreren Leveln bin ich dann Auto gefahren und ich habe bemerkt, dass ich am liebsten alle Bremser vor mir weggeschossen hätte... :erschreckt: ...
Also mir braucht niemand erzählen, dass solcherlei keinen Einfluß auf die Psyche nimmt. Bildzeitungsleser haben ja auch eine andere Sicht der Dinge: Wir sind, mit was wir uns füllen.

In meinem anderen Thread "Die "schöne" Seele", habe ich versucht zu erläutern, dass gute Literatur sehr wohl geanuso Positives erreichen könnte, aber nicht jeder dazu Zugang hat. Schullektüren erfüllen zwar oft den Zweck, sind aber nicht überall üblich oder gleich gut.

Resümierend müßte man also schon sagen, wer keine "gute" Erziehung hat und sich auch nicht selbst weiter bilden kann, wird das Opfer seiner Umwelt und die ist eben nicht immer "gut"! Man braucht ja nur mal am Nachmittag die Klotze aufdrehen da wird einem Übel von dem Sch... :( und auch im Abendprogramm ist Mord, Vergewaltigung, detailierte Sex-Darstellungen uvm an der Tagesordnung.

Was die sozialen Erdmännchen angeht, nun die spielen auch keine Computerspiele und lesen keinen Unfug, also brauchen sie auch kein Gegenprogramm. Sie sind nicht wie wir Menschen dem "Bösen" bewußt ausgesetzt.

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