Religionskritik ist Intoleranz

Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon ganimed » Fr 12. Sep 2008, 10:45

Ich glaube
(a) es gibt keinen Gott
(b) es gibt keinen freien Willen.

Hier im Forum lese ich täglich mal mehr mal weniger polemische, mal mehr mal weniger übertriebene Angriffe auf Religionen, auf Gläubige und Nichtatheisten. Meine These dazu wäre jetzt: wir sind in Sachen Intoleranz und Verbohrtheit möglicherweise schlimmer als viele unserer 'Feinde'. Vielleicht sollten wir sogar zur Abwechslung mal uns selbst angreifen. Verdient hätte wir es. Wieso greifen wir alle an, die uns im Punkt (a) nicht zustimmen?

Als Beleg und Vergleich ist mir (b) eingefallen. Nach meiner Erfahrung glaubt kaum jemand in meiner Umgebung so wie ich, dass es keinen freien Willen gäbe. Ich fühle mich umgeben von Andersdenkenden. Die Lage ist eigentlich noch schlimmer als bei (a). Sehr große Teile der Gesellschaft sind FreiWillensGläubig und ich bin in der klaren Minderheit. Werde ich vielleicht sogar unterdrückt?

Habe ich jetzt wirklich das Recht, diese (b)-Gegner als wahnsinnig, dumm wie Türnagel und völlig verblendet zu bezeichnen? Jemand hat eine andere Meinung als ich und schon feuere ich los mit "ich bin rational und du bist doof", "ich habe empirische Hinweise und du verennst dich in haltlosem Unsinn", "ich meine es ernst und du willst offenbar nur Macht und Leute unterdrücken und glaubst vermutlich nicht wirklich was du glaubst (so doof kann doch keiner sein)"?

Nein, nein, wir sind nicht im Kindergarten. Und wenn wir uns hier im Forum doch wie kleine intolerante Kinder benehmen, dann würde ich das wenigstens gerne mal beim Namen nennen wollen.

Also meine These: Die viele Religionskritik hier im Forum ist zum größten Teil geboren aus Intoleranz und unreifem Revanchismus.
Was meint ihr dazu?
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 12. Sep 2008, 10:53

Was ich dazu meine:
Aussage (a) ist richtig
Aussage (b) ist (in dieser Form) falsch

Zu Intoleranz: Ja, manches bzw. mancher ist intolerant, manches bzw. mancher ist bei Religion intolerant, manche Äußerungen über Religion sind intolerant, manche scheinen dies auch zu sein, manchmal wird nämlich auch gerne verbal übertrieben oder Frust abgelassen.

Atheismus ist nicht per se in all seinen Bereichen intolerant.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon webe » Fr 12. Sep 2008, 11:18

Religionskritik ist nicht gleich Religionskritik.
Man muss hier unterscheiden, worauf sie hinausläuft, denn oft zielt die Kritik nicht auf die Geisteshaltung ab, sondern auf ihren untoleranten Machtapperat. Dieser führt oft unbestreitbar das Ziel, Politik und Gesellschaft zu seinen Gunsten zu beherrschen, ungeachtet dabei, dass Anderstdenkende dabei Nachteile haben können (oder bestimmte Gruppen benachteiligt werden-wie Homosexuelle unsw..).

Religion ist eine Geisteshaltung die in unserem Rechtstaat frei ausgeübt werden kann, und das ist gut so.

Religiöse findet man in seinem engsten Freudeskreis oder Verwandschaft, und trotzdem werden jene Personen geachtet und liebgewonnen. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass man mit Ihnen zusammen über Politik und Glauben redet, was von Allen eine Toleranz erfordert und daher auch in der Regel vorhanden ist; zumal man oft verschiedene Ansichten in einer solchen Gesprächsrunde vertritt.

Daher vertete ich die Ansicht, dass untolerante Religionskritik nicht allzu häufig nazutreffen ist, es findet mehrheitlich schon ein tolerantes Umgang mit Gläubigen und Ungläubigen statt- siehe Beispiel Arbeitsplatz wo sich Muslime, Christen, Juden unsw. treffen.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon LinuxBug » Fr 12. Sep 2008, 11:34

ganimed hat geschrieben:Habe ich jetzt wirklich das Recht, diese (b)-Gegner als wahnsinnig, dumm wie Türnagel und völlig verblendet zu bezeichnen? Jemand hat eine andere Meinung als ich und schon feuere ich los mit "ich bin rational und du bist doof", "ich habe empirische Hinweise und du verennst dich in haltlosem Unsinn", "ich meine es ernst und du willst offenbar nur Macht und Leute unterdrücken und glaubst vermutlich nicht wirklich was du glaubst (so doof kann doch keiner sein)"?

Natürlich solltest du das Recht dazu haben, aber gesellschaftliche Akzeptanz kannst du so nicht einfordern.... (Wie wäre es denn mit echten Argumenten? =) )
Freier Wille ist für mich mal ein zu allgemeiner Begriff, als dass ich sagen könnte, dass es ihn (nicht) gäbe. Wenn mir einer daherkommt und sagt er glaube an Gott, dann würde ich zuerst mal fragen, was er damit meint. Meist reicht dann eine Diskussion um die richtige Definition.... ich muss gestehen, dass ich das Forum schon lang nicht mehr so aktiv verfolge wie noch vor über einem Jahr, aber so intolerant erschienen mir die meisten nicht. Keine Ahnung ob sich das mittlerweile geändert hat. (Darum wären etwas konkretere Beispiele unserer Intoleranz ganz nett. )

ganimed hat geschrieben:Also meine These: Die viele Religionskritik hier im Forum ist zum größten Teil geboren aus Intoleranz und unreifem Revanchismus.
Was meint ihr dazu?

Ich meine, dass du deine These nicht sauber belegt hast. Zu allgemein und oberflächlich. Aber selbst wenn sie zutreffen würde, wäre sie wohl kein allzu sachliches Argument. :^^:

PS: Was ist freier Wille?
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon pariparo » Fr 12. Sep 2008, 11:57

"Religionskritik ist Intoleranz" :crazy:

Religionen sind intolerant

...auch 'ne hübsche Überschrift :^^:
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon El Schwalmo » Fr 12. Sep 2008, 13:36

webe hat geschrieben:Daher vertete ich die Ansicht, dass untolerante Religionskritik nicht allzu häufig nazutreffen ist, es findet mehrheitlich schon ein tolerantes Umgang mit Gläubigen und Ungläubigen statt- siehe Beispiel Arbeitsplatz wo sich Muslime, Christen, Juden unsw. treffen.

eigentlich geht es darum, ob die Brights daran etwas ändern möchten. Hier wurde beispielsweise zum Schänden von Hostien aufgerufen. Das scheint mir durchaus untolerante Religionskritik zu sein (genauer: ich sehe keine Kritik in so einer Handlung).

Für mich persönlich ist die Grenze dort, wo jemand religiös 'begründet' in mein Leben eingreifen will. Beispielsweise Sterbehilfe, Sexualmoral oder was auch immer. Dagegen muss man vorgehen.

Wenn aber jemand meint, sein Leben sei reicher, wenn er sich von 'guten Mächten wunderbar geborgen' fühlt, dann möchte ich ihm diesen Schnuller nicht nehmen. Streng genommen kann ich das gar nicht, denn wenn jemand seinen Glauben nur hinreichend 'weich' formuliert, ist der nicht mehr widerlegbar.

Dasselbe gilt mutatis mutandis für den Naturalismus ja auch: wenn ich Wissenschaft so betreibe, dass Naturalismus in den Prämissen steckt, werde ich wohl kaum einen Designer finden oder in meinem Weltbild auch nur benötigen. Es ist schon ein wenig merkwürdig, dass gerade Menschen, die von Evolution gar nicht so besonders viel verstehen, kein Problem damit haben, daraus einen negativen Gottesbeweis zu basteln, während auf der anderen Seite erstklassige Evolutionsbiologen gläubige Christen sind.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon ganimed » Fr 12. Sep 2008, 14:01

Ihr habt recht. Meine These war schlecht formuliert.

Mit "Religionskritik" meine ich die Kritik, die hier im Forum geäußert wird an der Gläubigkeit anderer Menschen.
Beispiele sind Fomulierungen wie: Gläubige sind dumm wie Türnagel, wahnsinnig, wollen nur Macht, sind irrational,...
Wohlgemerkt, es geht nicht darum, was die Gläubigen tun sondern alleine die Tatsache, dass sie an einen Gott glauben wird hier oft in dieser Weise kommentiert. Die geäußerten Verunglimpfungen erkläre ich mir nun mit Intoleranz. Aber vermutlich sind auch Groll, Bitterkeit oder andere negative Emotionen dabei? (das meinte ich mit Revanchismus)

Mit "freiem Willen" meine ich die Fähigkeit, eine Entscheidung teilweise unabhängig von Faktoren treffen zu können, also frei. Aber das ist eigentlich egal. (b) war ja nur ein Beispiel für eine Minderheitsmeinung, wo komischerweise kaum jemand hier im Forum diese Minderheitsmeinung vertritt so wie er seinen Atheismus vertritt, nämlich mit polemischer Abwertung aller Andersdenkenden. Ich habe jedenfalls noch nirgends gelesen, dass alle jene, die an einen freien Willen des Menschen glauben, dumm und wahnsinnig seien.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon stine » Fr 12. Sep 2008, 14:27

Religionskritik ist in mancherlei Hinsicht gerechtfertigt. Und zwar immer dann, wenn es darum gilt negative Machteinflüsse aufzudecken und anzuprangern.
Bei Menschen die sich, wie El Schwalmo das so schön mit einem Vers von Dietrich Bonhoeffer ausgedrückt hat: „Von guten Mächten treu und still umgeben,..." fühlen und die versuchen der Welt und denen die auf ihr leben das Beste abzugewinnen, ist die Kritik sicherlich weniger angesagt.
Aber so wie ich "echte" Brights bisher kennengelernt habe, sind die meisten, in dieser Hinsicht, toleranter als erwartet.

LG stine
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon folgsam » Fr 12. Sep 2008, 14:48

El Schwalmo hat geschrieben: gilt mutatis mutandis für den Naturalismus ja auch: wenn ich Wissenschaft so betreibe, dass Naturalismus in den Prämissen steckt, werde ich wohl kaum einen Designer finden oder in meinem Weltbild auch nur benötigen.


Wenn da tatsächlich ein Designer war/ist, so sollte er prinzipiell nachweisbar sein. Es sei denn, er hat seine Spuren so höchst perfekt verwischt wie der Gott, der die Welt letzten Dienstag erschuf, mit allen Hinweisen auf ein 15Mrd. Jahre altes Universum.

Wenn ID wirklich zutrifft, sollte es für ihre Vertreter doch eigentlich früher oder später möglich sein, soviele Fakten zusammenzutragen und testbare Hypothesen aufzustellen, dass auch der verbohrteste Naturalist ein einsehen haben möchte. Bis dahin ist ID (bei vielen ihrer Verterter) nicht mehr als verkleidete Frömmigkeit und auch bei der sicher überschaubaren Gruppe der weltanschaulich Neutralen, bestenfalls eine abgehobene Hypothese, die solange nichts wert ist bis sie nicht zumindest sagen kann, wie man sie widerlegen könnte.

El Schwalmo hat geschrieben: Es ist schon ein wenig merkwürdig, dass gerade Menschen, die von Evolution gar nicht so besonders viel verstehen, kein Problem damit haben, daraus einen negativen Gottesbeweis zu basteln, während auf der anderen Seite erstklassige Evolutionsbiologen gläubige Christen sind.


Unser derzeitiges Verständnis von Evolution widerlegt aber ganz vorzüglich bestimmte Gottesvorstellungen. Wer sich also entscheidet, wider dem Wortlaut ihrer heiligen Schriften, eine implizite Schöpfung der Arten mithilfe der Evolution zu glauben, der darf das gerne tun und den will (ich zumindest) auch nicht angreifen. Jeder darf seinen Knall haben.

Wieviele erstklassige Evolutionsbiologen sind denn gläubige Christen?
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon El Schwalmo » Fr 12. Sep 2008, 15:18

folgsam hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben: gilt mutatis mutandis für den Naturalismus ja auch: wenn ich Wissenschaft so betreibe, dass Naturalismus in den Prämissen steckt, werde ich wohl kaum einen Designer finden oder in meinem Weltbild auch nur benötigen.

Wenn da tatsächlich ein Designer war/ist, so sollte er prinzipiell nachweisbar sein. Es sei denn, er hat seine Spuren so höchst perfekt verwischt wie der Gott, der die Welt letzten Dienstag erschuf, mit allen Hinweisen auf ein 15Mrd. Jahre altes Universum.

es könnte auch sein, dass wir Menschen zu klein sind, 'ihn' zu erfassen. Vergiss nicht, ein Designer muss nichts mit dem Christengott zu tun haben. Wir können einem Designer schnurzegal sein, vielleicht hat er sich eine Welt gebastelt, um einfach mal zu checken, was so alles abgeht, wenn er bestimmte Dinge macht, dann zuschaut, dann wieder was bastelt, und so weiter.

Vergiss nicht, was Du vertrittst, sind Diskursregeln. Sehr sinnvolle sogar, die sinnvollsten die ich kenne. Aber ob aus diesen Diskursregeln eine Ontologie folgt ist zumindest fraglich. Es könnte sein, dass es Bereiche des Seins gibt, die 'real', aber nicht fassbar sind.

folgsam hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben: Es ist schon ein wenig merkwürdig, dass gerade Menschen, die von Evolution gar nicht so besonders viel verstehen, kein Problem damit haben, daraus einen negativen Gottesbeweis zu basteln, während auf der anderen Seite erstklassige Evolutionsbiologen gläubige Christen sind.

Unser derzeitiges Verständnis von Evolution widerlegt aber ganz vorzüglich bestimmte Gottesvorstellungen.

Stimmt. Aber das war nicht mein Punkt.

folgsam hat geschrieben:Wer sich also entscheidet, wider dem Wortlaut ihrer heiligen Schriften, eine implizite Schöpfung der Arten mithilfe der Evolution zu glauben, der darf das gerne tun und den will (ich zumindest) auch nicht angreifen. Jeder darf seinen Knall haben.

Der Knall kann auch darin bestehen, zu meinen, man könne wissen, dass eine Evolution ohne Eingriffe eines Designers ablief. Man könnte gelegentlich checken, was Menschen vor 50 Jahren geschrieben haben, mit dem vergleichen, was wir heute wissen, und vermuten, dass auch das in 50 Jahren etwas anders aussehen wird. Es könnnte sein, dass wir dann noch sicherer davon ausgehen können, dass wir Evolution auch ohne supranaturalistische Eingriffe erklären können. Muss aber nicht. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir eher ohne Designer auskommen werden.

folgsam hat geschrieben:Wieviele erstklassige Evolutionsbiologen sind denn gläubige Christen?

Für mein Argument würde ein einziger reichen. Falls wir aber bei 'one man, one vote' sein sollten: wie viele Menschen sind eigentlich Naturalisten?
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Mittelklug » Fr 12. Sep 2008, 15:25

Bei der Religionskritik gibt es tatsächlich ein a) und ein b).

a) ist die Kritik gegen die religiöse Organisation. Kritik gegen die Kirche, ihren Einfluss in unserer Gesellschaft und ihr Wirken und Einmischen als solches.
b) ist die Kritik an den Glauben dieser Religion. Kritik gegen Gott, die Bibelgeschichten usw.

Ich finde Kritik gegen den Glauben allgemein kann man schon machen, aber im kleinen Rahmen untereinander. Auf keinen Fall öffentlich Demonstrieren, wie unsinnig das alles doch ist. Soll doch jeder glauben, was er will. Anders die Kritik gegen die Glaubensorganisation. Hier, finde ich, muss jeder Nicht-Gläubige auf die Straße gehen und lauthals ausrufen, dass man, wenn schon die Kirche nicht aus der Gesellschaft verschwindet, wenigstens eine gleichstarke Gegenorganisation gründet. Der Satz "Ich glaube nicht an Gott", darf kein Entsetzen mehr auslösen und sollte wie jede andere Weltanschauung tolleriert werden. Solange dies nicht so ist, sollten mutige Atheisten die lauteste, schärfste Kritikkampagne überhaupt starten. Die Menschen können sich dann vorurteilsfrei für eine Seite entscheiden.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Kurt » Fr 12. Sep 2008, 15:42

ganimed hat geschrieben:mehr mal weniger übertriebene Angriffe auf Religionen, auf Gläubige und Nichtatheisten.


Ich weiß nicht, ob meine Angriffe übertrieben sind. Ich äußere nur meinen Standpunkt öffentlich, weil man ansonsten in Bayern pauschal als Katholik eingeordnet wird. Und das bin ich nicht, und ich will auch nicht als einer gelten. Die Öffentlichkeit darf ruhig merken, dass das Christentum nicht die einzig mögliche Ansicht ist. Nachdenken muss dann jeder für sich selbst, ich bin kein Lehrer. Gereizt reagiere ich nur dann, wenn mir jemand seine göttliche Logik aufdrücken will und diese (oder die Bibel) auch zur Grundlage meines Handelns machen will. Für mich entscheide ich alleine. Egal, was die Bibel oder der Papst von meinem Verhalten halten. Tatsächlich nehme ich tiefreligiöse Menschen nicht für voll, aber meistens kann ich dem Drang widerstehen, ihnen das unter die Nase zu reiben. Zumindest, solange sie mich nicht nach meiner Meinung fragen. Achja, hab ich schon erzählt, mein Pfarrer hat mir einen Brief geschrieben, der wollte wissen, wieso ich aus der Kirche ausgetreten bin. Die Antwort könnt ihr euch vorstellen. :mg:
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon HF******* » Fr 12. Sep 2008, 16:13

@Ganimed: Ich weiß nicht, ob wir der Kindergarten sind. Ich nehme mal ein Beispiel: S. Palin hält ihr behindertes Kind für Gottgesandt, eine Aufgabe, die Gott ihr stellt. Man kann sich an einer Hand abrechnen, dass sie aus ähnlichen Gründen in der Politik ist. Man kann solchen Leuten eigentlich nur vors Schienenbein treten, denn Argumente nützen da wenig wegen der Suggestionsproblematik. Wie soll man den Leuten nett sagen, dass sie gaga sind? Kann man sojemandem in ernsthaften Fragen vertrauen?

Monty Python, Douglas Adams wären da ein Vorbilder. Eigentlich kann man die Leute einfach nicht ernst nehmen sondern muss sie so behandeln, wie sie sich verhalten. Vielleicht sollte man die Menschen ihrem schlechten Trip oder ihrer Rationalitätsschwäche entsprechend behandeln.

El Schwalmo hat geschrieben:Hier wurde beispielsweise zum Schänden von Hostien aufgerufen. Das scheint mir durchaus untolerante Religionskritik zu sein (genauer: ich sehe keine Kritik in so einer Handlung).

:lachtot:
Das ist etwa so ein Punkt: Oblatenschänden ist gar keine Kritik, sondern eher Parodie. Es sind nun mal nur Kekse. Die Menschen kann man nicht ernst nehmen, die auf soetwas auch noch anspringen. Das ist wie mit kleinen Kindern, die man mit einer scharfen Pistole spielen lässt und wenn man sie ihnen wegnimmt, weil sie anfangen zu schießen, dann plärren sie rum. Wenn soetwas dazu führt, dass diese zu groß geratenen Kinder anfangen, andere Menschen einzusperren, weil sie "Gotteslästerung" betreiben, dann ist das wie mit dem Kind, nur dass man einen Moment zu lang gewartet hat, bis das Kind auf einen selbst schießt.

Mir fehlt bezüglich des Themas Hostienschändung wirklich Monty Python. Die Leute sind wirklich auf irgendeinem schlechten Trip hängen geblieben, die über soetwas nicht lachen können.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon El Schwalmo » Fr 12. Sep 2008, 16:36

HFRudolph hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:Hier wurde beispielsweise zum Schänden von Hostien aufgerufen. Das scheint mir durchaus untolerante Religionskritik zu sein (genauer: ich sehe keine Kritik in so einer Handlung).

:lachtot:
Das ist etwa so ein Punkt: Oblatenschänden ist gar keine Kritik, sondern eher Parodie. Es sind nun mal nur Kekse.

das siehst Du so, das sehe ich so, und soweit ist Konsens.

Und nun sind wir beim Thema 'Intoleranz'. Wie geht man als Mensch, für den eine Hostie ein Keks ist, mit diesen um, wenn es Menschen gibt, die das anders sehen? Was steht eigentlich in unserer Verfassung hinsichtlich Religionsausübung?
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon HF******* » Fr 12. Sep 2008, 19:24

Die fortgeltenden Teile der Weimarer Reichsverfassung (wo ist die Taste für Frakturschrift?) regeln zur Ausübung einiges, Art. 4 Abs. 2 Grundgesetz bringt es allerdings besser auf den Punkt, gewährleistet ist die ungestörte Religionsausübung ( wohl auch Art. 9 Abs. 1 der Europäischen Menschenrechtskonventionen).

Die Grundrechte haben eine gewisse Drittwirkung, verpflichten also auch den Staat, einen gewissen Schutz zu erreichen. Das geht sicherlich nicht so weit, dass sich aus dem Grundgesetz ein Verbot der Hostienschändung ableiten ließe - es gibt immerhin auch noch andere Grundrechte. Den verfassungsrechtlichen Bezug verstehe ich daher nicht ganz.

Was hat das mit den Hostien zu tun? Meinst Du, man muss stören, um die Hostie mitzunehmen? Es wird zur Schändung auch jeder beliebige Keks ausreichen. Oder meinst Du, die Kirchen brauchen hier den Strafrechtsschutz der Gotteslästerung, weil sonst auch ihre Ausübung gefährdet wäre, wenn vor der Kirche die Hostien geschändet werden?

@Stine: Das Thema ist doch gerade, dass wir intoleranter sind, als erwartet...
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon El Schwalmo » Fr 12. Sep 2008, 20:24

HFRudolph hat geschrieben:Die fortgeltenden Teile der Weimarer Reichsverfassung

ich habe schon mehrfach einen Eid auf unsere Verfassung geschworen, geh' davon aus, dass ich weiß, was darin steht.

HFRudolph hat geschrieben:Was hat das mit den Hostien zu tun?

Gar nichts. Sondern damit, dass es Menschen gibt, denen Hostien etwas bedeuten. Das mag uns nicht passen, ist aber so.

Ich muss gestehen, wir wäre es nicht egal, wenn diese Menschen Darwin-Bücher schänden würden, um damit bei Evolutionsvertretern wir mir einen Denkprozess in Gang zu setzen. Aus diesem Gefühl heraus sehe ich Hostienschändung nicht als besonders sinnvoll an.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon ganimed » Fr 12. Sep 2008, 20:26

HFRudolph hat geschrieben:Oblatenschänden ist gar keine Kritik, sondern eher Parodie. Es sind nun mal nur Kekse.

Donnerwetter. Hier würde ich nicht von Intoleranz sondern Ignoranz sprechen wollen. Für dich sind es nur Kekse. Andere denken anders, nennen die Kekse anders und sehen das alles anders. Ich finde es höchst bedenklich, wenn man diese andere Denke völlig ignoriert, sie bestenfalls als lächerlichen Wahn abtut und das alles dann auch noch als witzige Parodie versteht. Es schüttelt mich ein wenig. Ignoranz ist, da wo ich herkomme, nämlich gar keine Tugend.

Kurt hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob meine Angriffe übertrieben sind. Ich äußere nur meinen Standpunkt öffentlich, weil man ansonsten in Bayern pauschal als Katholik eingeordnet wird.

Ich kenne jetzt eigentlich gar nicht die Formulierung, wie du deinen Standpunkt aktuell ausdrücken würdest. Aber wenn es inhaltlich auf pauschale Verunglimpfungen von Gläubigen hinaus liefe, dann empfände ich das als unnötigen Angriff. Es ist vielleicht nur ein feiner Unterschied.
Beispiel a) seinen Standpunkt sagen: "Gläubigkeit ist für mich Unsinn. Kann nicht verstehen, wieso andere glauben". Diese Form fände ich in Ordnung. Ist kein Angriff sondern nur ein klarer Standpunkt.
Beispiel b) Angriff: "Gläubigkeit ist Unsinn und deshalb sind alle Gläubigen schwachsinnig oder dumm". Diese Form greift die Andersdenkenden an, diffamiert sie und lässt jeden Respekt vor der anderen Meinung vermissen. Man geht offenbar davon aus, die Wahrheit gepachtet zu haben und hegt keinerlei Restzweifel mehr, ob die Andersdenkenden nicht vielleicht doch recht haben könnten. Dies scheint mir die Intoleranz-Version. Leben aber die anderen nicht leben lassen.

Mir geht es nicht darum, ob Religionskritik in diesem Forum gerechtfertigt ist. Natürlich soll Kritik geübt werden, an den Auswüchsen der Kirchen allemal. Kritik kann man aber so oder so üben. Die agressive Variante, die mit der grandiosen Überheblichkeit, der Intoleranz und Ignoranz, die sollten wir überdenken. Aber ach was, das macht ja doch keiner hier :^^: Ich bilde mir nicht ein, dass durch diese oder ähnliche Diskussionen plötzlich solcherlei Kritik unterlassen würde. Aber vielleicht bekomme ich ja in diesem Thread mehr Klarheit darüber, ob man das dann wirklich als Intoleranz bezeichnen (und entsprechend negativ ansehen) darf.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Klaus » Fr 12. Sep 2008, 20:46

B2T
Ich will gar nicht tolerant sein. Toleranz ist das falsche Signal an all die kaputten, kranken Köpfe, egal welcher Religion sie angehören. Toleranz ist Duldung. Es ist schlimm genug, wenn ich als atheistischer Autofahrer zu den ohnehin schon vielen Verkehrschildern, noch Schilder von Autobahnkirchen, Gottesdiensten, messen und ähnliches wahrnehmen muss.
Es ist schlimm wenn ich den Nachweis erbringen muss, nie Mitglied einer der Kirchen gewesen zu sein, dass ist kranke Politik. Es ist schlimm, wenn der Staat Steuern für Irrationales eintreibt und Spinner noch fürstlich bezahlt. Es ist schlimm, wenn ich in Gesetzeswerken immer wieder lesen muss, dass den Institutionen Kirche Sonderrechte eingeräumt werden.
Wir leben im 3. Jahrtausend u.Z. und ich muss zulassen, dass religiöse Spinner das Alibi dafür liefern, dass meine Grundrechte eingeschränkt werden, unabhängig nun ob Moslems, Juden oder Christen, Scientology, Watchtower, Mormomen, Baptisten und wie all die komischen Taxa noch genannt werden.
Also, Religionskritik immer, zu jeder Zeit und 24 Stunden am Tag. Diese Leute lassen uns auch nicht in Ruhe.
Atheismus ist seit 200 Jahren intolerant, seit der Aufklärung. Die GottesKinder haben ca. 1800 Jahre Vorsprung.
Und ich verbitte mir meine Intoleranz gegen Religiöses, als kindisch und revanchistisch vorzuwerfen. Besch...Toleranz hat uns zu 9/11 geführt und wer mich auf die linke Wange schlägt, dem halte ich nicht noch die rechte hin, vorher kommt das Echo.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon El Schwalmo » Fr 12. Sep 2008, 20:54

Klaus hat geschrieben:Also, Religionskritik immer, zu jeder Zeit und 24 Stunden am Tag. Diese Leute lassen uns auch nicht in Ruhe.

eben. Aber die Frage war doch, wie man so etwas macht. Da gibt es ein breites Spektrum von sinnvollen Aktionen (Deinen Blog rechne ich dazu) über weniger sinnvolle (ob der 'Dodo des Monats' wirklich etwas bewegt, wage ich zu bezweifeln) bis hin zu kontraproduktiven wie Hostienschändungen.

Wenn man Kritik übt, muss man eine Basis haben, von der aus man das macht. Und die muss integer sein. Wenn man sich genauso daneben benimmt wie 'die anderen' fragt man sich als Außenstehender, ob hier nicht jemand nur von der anderen Seite vom Pferd fällt.
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Re: Religionskritik ist Intoleranz

Beitragvon Klaus » Fr 12. Sep 2008, 20:59

Och, der Dodo hat eine ausgezeichnete Resonanz, die Zuschriften sprechen für sich und die Wahl ist völlig in Ordnung.
Ansonsten mit gläubigen Menschen diskutieren, sich auseinandersetzen, aber auch klare Grenzen aufzeigen, dass ist mein Ziel, wer mich missioniert, kriegt einen Spruch reingewürgt. Argumentativ ist jede Auseinandersetzung willkommen und findet auch statt. Auf dem Blog gibt es reichlich gute christliche Kommentatoren.
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