JustFrank hat geschrieben:Von wessen Moral sprichst du hier? Moral basiert immer auf den Festlegungen der vorherrschenden Gesellschaft. Im Mittelalter war es keineswegs unmoralisch irgendwen als Hexe zu denuzieren und dann zu Tode zu foltern. Heute sehen wir das aus der Moral unserer Gesellschaft heraus ganz anders.
xander1 hat geschrieben:Es war keineswegs moralisch ok eine Hexe zu verbrennen. Das waren Tyrannen, die das vermeintlich Übersinnliche für sich missbraucht haben, und durch die Übersinnliche Legimitation eine Schreckensherrschaft etablieren konnten.
xander in deinem Urteil o.k. ist doch deine „subjektive“ Moral (erst mal dahingestellt, von wo sie kommt) der Maßstab der Beurteilung. Du billigst der Moral „an sich“ einen Wert zu. Ich vermute, du meinst, man könne ohne Moral keine menschenfreundliche Haltung einnehmen. Ich halte jetzt erst nur dagegen, dass logische Schlussfolgerungen allein dazu völlig ausreichen. Wenn wir Begrifflichkeiten der Moral und Ethik verwenden, bekommen wir mE im Diskurs immer sofort das Problem, dass jeder seine individuellen Wertigkeiten als Maßstab in die Debatte wirft. Und niemand weiß mehr so recht, wie er entscheiden soll, ob er sich auf die eine oder doch eher andere Seite schlagen möchte, das läuft im Ergebnis dann ziemlich auf persönliche Vorlieben hinaus. Weil wir kein Entscheidungskriterium mehr haben.
JustFrank hat geschrieben:Gegen den Glauben kann man etwas sehr Gutes machen: Ihn durch möglichst viel Wissen ersetzen.
Und jeder der sich mal für „die Wissenschaft“ hat einnehmen lassen (besser weiß ich´s jetzt nicht zu sagen), dem ist auch irgendwie bekannt geworden, dass nur im wertneutralen Urteilen zu „halbwegs“ objektiven Erkenntnissen zu kommen ist.
Aber Peter Scholl-Latour würde ich nicht in den meisten Fällen recht geben. Ja, wenn man sehr „letztendlich“ denkt, lässt sich wohl Alles auf Religion zurückführen und noch sehr viel weiter zurück. Mir scheint das Blickfeld dabei zu sehr eingeengt.
Sofern jemand um den Glauben als seine sehr persönliche Vorliebe (evtl. hilfreiche Lebenskrücke) weiß und ihn nicht dadurch zu beweisen sucht, dass er ihm massenhafte Anhängerschaft zuführen muss, komme ich mit ihm gut klar. Woran ich das zu erkennen meine? Indem er sich selbstironisch verhält.