Religionsfreie Zone

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon ujmp » Sa 11. Apr 2009, 17:47

Julia hat geschrieben:Dass wir allerdings nicht geschaffen wurden um die Welt zu begreifen wird jedem klar der versucht sich vier oder mehr Dimensionen vorzustellen


...prima Beispiel: Wer hätte es vor Einstein für wahrscheinlich gehalten, dass der Raum sich "krümmt". Allerdings war Einsteins Erkenntnis keine "Offenbarung". Andererseits kann man nachweisen, dass die "Strukurbehauptungen" der Bibel oder von Wahrsagerei nicht stimmen.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon Julia » Sa 11. Apr 2009, 18:22

ujmp hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:Dass wir allerdings nicht geschaffen wurden um die Welt zu begreifen wird jedem klar der versucht sich vier oder mehr Dimensionen vorzustellen


...prima Beispiel: Wer hätte es vor Einstein für wahrscheinlich gehalten, dass der Raum sich "krümmt". Allerdings war Einsteins Erkenntnis keine "Offenbarung". Andererseits kann man nachweisen, dass die "Strukurbehauptungen" der Bibel oder von Wahrsagerei nicht stimmen.

Nachdem Einstein es aber plausibel machen konnte, dass Raum sich krümmt hat sich die Wahrscheinlichkeit schlagartig geändert und ich behaupte, dass sie nie so klein war wie die Wahrscheinlichkeit für diese unzufällige, naturalistische Intelligenz. Jetzt versuch mal eine naturalistische Intelligenz plausibel zu machen, die sich nicht blind (im Sinne von zufällig) entwickelt hat. Denn wenn sie wieder gezielt erschaffen worden wäre hätten wir nur eine andere Intelligenz, die einer Erklärung harrt. Du kannst eigentlich nur noch behaupten, dass diese Intelligenz schon immer existiert hat, aber wie wahrscheinlich ist das? Und nähern wir uns damit dann nicht doch wieder einem Gott?
Ich denke so oder so, dass du dir damit ziemlich viel aufhalst, das du erklären musst, der 'Zufall' ist um einiges eleganter.
Benutzeravatar
Julia
 
Beiträge: 860
Registriert: Di 24. Feb 2009, 10:57

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 18:26

Julia hat geschrieben:Dass wir allerdings nicht geschaffen wurden um die Welt zu begreifen wird jedem klar der versucht sich vier oder mehr Dimensionen vorzustellen


Genau da liegt der Fehler: Wir wurden nicht geschaffen, wir sind entstanden. Durch eine Reihe von Zufällen und den daraus folgenden Gesetzmäßigkeiten.
Man stelle sich vor: irgend jemand hat dieses unglaublich komplexe Universum geschaffen, einschließlich uns. Und derjenige hat es bis auf den heutigen Tag nicht verstanden, uns allen dies klar zu machen, egal ob wir wollen oder nicht????
Und jetzt sage keiner, ER wollte es nicht. Wenn das stimmte, wollte ER auch nicht , dass wir uns um IHN kümmern. Oder auch:
Und jetzt sage keiner, SIE wollte es nicht. Wenn das stimmte, wollte SIE auch nicht , dass wir uns um SIE kümmern.

PS: Es ist ganz leicht, sich vier und mehr Dimensionen vorzustellen, solange man dabei nicht an einen Würfel denkt...
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon Schrödingers Kater » Sa 11. Apr 2009, 18:28

Dem würde ich weitgehend zustimmen, @edukir, wobei ich mir bei zwei Punkten unsicher bin:
zum einen scheinen mir die Grenzen des soziobiologischen Ansatzes nicht ganz so einfach bestimmbar zu sein, und zum zweiten ist das Prinzip der Gruppenselektion zumindest in der Biologie umstritten, weswegen ich damit bei der memetischen Evolution auch etwas vorsichtiger wäre. Aber das nur am Rande...
edukir hat geschrieben:Ich glaube zwar auch, daß die Religionen in unserer Gesellschaft mittlerweile entbehrlich sind - aber nicht, weil die Wissenschaft inzwischen gezeigt hat, daß Religionen "erstunken und erlogen" sind, sondern weil wir in einem Rechtsstaat mit staatlichem Gewaltmonopol leben, in dem die geschichtlich wichtigsten gesellschaftlichen Funktionen der Religionen längst durch modernere und Leistungsfähigere Mechanismen ersetzt worden sind. :^^:

Hier allerdings würde ich widersprechen: ohne die Vorteile des säkularen Staates zu leugnen, scheint mir da vieles an 'religiösen Memen' in neuem Gewand überlebt zu haben. Es würde mich nicht sonderlich überraschen, wenn wir bei einem Vergleich Gott/Staat auf interessante Parallelen stoßen würden. Auch wäre der Vergleich Parteien/Religionen (um auf deinen Ansatz der Gruppenselektion zurückzukommen) lohnenswert (weswegen - um auf einen anderen thread anzuspielen - es mir auch persönlich relativ wurscht ist, welche Primatengruppe die hübscheren Spielzeuge für uns in ihrem Wahlprogramm hat... :mg: ).
Benutzeravatar
Schrödingers Kater
 
Beiträge: 37
Registriert: So 5. Apr 2009, 09:57

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon Julia » Sa 11. Apr 2009, 18:41

platon hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:Dass wir allerdings nicht geschaffen wurden um die Welt zu begreifen wird jedem klar der versucht sich vier oder mehr Dimensionen vorzustellen


Genau da liegt der Fehler: Wir wurden nicht geschaffen, wir sind entstanden. Durch eine Reihe von Zufällen und den daraus folgenden Gesetzmäßigkeiten.

Ja, die Welt sieht für mich generell nicht so aus als wäre sie erschaffen. Dafür ist sie ziemlich schäbig. ;)
http://www.youtube.com/view_play_list?p ... 6B052B8643
Im Grunde wollte ich auf das hinaus, was hier unter evolutionärer Erkenntnistheorie beschrieben wird:
http://www.geocities.com/hoefig_de/LKPh ... nntnis.htm
Benutzeravatar
Julia
 
Beiträge: 860
Registriert: Di 24. Feb 2009, 10:57

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon ujmp » Sa 11. Apr 2009, 18:58

Julia hat geschrieben:Nachdem Einstein es aber plausibel machen konnte, dass Raum sich krümmt hat sich die Wahrscheinlichkeit schlagartig geändert und ich behaupte, dass sie nie so klein war wie die Wahrscheinlichkeit für diese unzufällige, naturalistische Intelligenz.

"Wahrscheinlichkeit" ist ein ein psychologischer Begriff, das "Für wahr halten , dass ein Ereignis eintritt ". Sie hängt offensichtlich vom Kenntnisstand des Betrachters ab. Ich halte das Wahrscheinlichkeitsargument nicht für all zu gut.

Julia hat geschrieben:Jetzt versuch mal eine naturalistische Intelligenz plausibel zu machen, die sich nicht blind (im Sinne von zufällig) entwickelt hat. Denn wenn sie wieder gezielt erschaffen worden wäre hätten wir nur eine andere Intelligenz, die einer Erklärung harrt. Du kannst eigentlich nur noch behaupten, dass diese Intelligenz schon immer existiert hat, aber wie wahrscheinlich ist das? Und nähern wir uns damit dann nicht doch wieder einem Gott?


Es könnte so sein wie mit der Kausalität. Man kann sich keinen ersten Grund vorstellen und es ist auch nicht erforderlich. Außerdem stelle ich mir keinen Gott dabei vor. Götter sind Erfindungen von Menschen. Ich geb aber zu, dass die Lasten mir noch zu schwer sind ;-)
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 20:15

ujmp hat geschrieben:"Wahrscheinlichkeit" ist ein ein psychologischer Begriff, das "Für wahr halten , dass ein Ereignis eintritt ". Sie hängt offensichtlich vom Kenntnisstand des Betrachters ab. Ich halte das Wahrscheinlichkeitsargument nicht für all zu gut.


Wahrscheinlichkeit ist auch ein mathematischer Begriff und beschreibt eine Einstufung von Aussagen und Urteilen nach dem Grad der Sicherheit mit der diese zutreffend sind, z.B. bei der Eintrittswahrscheinlichkeit von Vorhersagen. Diese hängt nicht vom Erkenntnisstand des Betrachters ab, sondern nur von der Summe aller Möglichkeiten bzw. Zustände.
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon ujmp » Sa 11. Apr 2009, 20:28

platon hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:"Wahrscheinlichkeit" ist ein ein psychologischer Begriff, das "Für wahr halten , dass ein Ereignis eintritt ". Sie hängt offensichtlich vom Kenntnisstand des Betrachters ab. Ich halte das Wahrscheinlichkeitsargument nicht für all zu gut.


Wahrscheinlichkeit ist auch ein mathematischer Begriff und beschreibt eine Einstufung von Aussagen und Urteilen nach dem Grad der Sicherheit mit der diese zutreffend sind, z.B. bei der Eintrittswahrscheinlichkeit von Vorhersagen. Diese hängt nicht vom Erkenntnisstand des Betrachters ab, sondern nur von der Summe aller Möglichkeiten bzw. Zustände.


... der Zustände, die du dir Vorstellen kannst. In der Mathematik ist die Zahl der möglichen Zustände gelegentlich begrenzt. Die Mathematik ist aber auch psychologisch bzw. nicht empirisch. Es gibt keine empirische Wahrscheinlichkeit, oder sehe ich das falsch?
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 21:00

ujmp hat geschrieben:... der Zustände, die du dir Vorstellen kannst. In der Mathematik ist die Zahl der möglichen Zustände gelegentlich begrenzt. Die Mathematik ist aber auch psychologisch bzw. nicht empirisch. Es gibt keine empirische Wahrscheinlichkeit, oder sehe ich das falsch?


Nein, der Zustände, die möglich sind.
Wenn unendlich viele Zustände möglich sind, dann ist die Eintrittswahrscheinlichkeit für jeden einzelnen Zustand gleich NULL.
Mit meinem Wissen oder meiner Vorstellungskraft hat Mathematik nicht das Geringste zu tun. Mathematische Wahrscheinlichkeiten sind absolut. Wenn ich würfele, ist die Eintrittswahrscheinlichkeit dafür, dass die Zwei oben zu liegen kommt, genau ein Sechstel und zwar auch dann, wenn ich annehme, ein Würfel hätte nur vier Seiten. Das verifizierende Experiment wird das zweifelsfrei bestätigen.
Wenn Du mit "empirischer Wahrscheinlichkeit" die aus der Erfahrung stammende Wahrscheinlichkeit meinst, dann hast Du recht:
Nein, so etwas gibt es in der Mathematik nicht!.
Erfahrung ist keine Einflußgröße für mathematische Wahrscheinlichkeiten.
Was bitte, ist psychologische Mathematik???
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon edukir » So 12. Apr 2009, 12:08

Schrödingers Kater hat geschrieben:Dem würde ich weitgehend zustimmen, @edukir, wobei ich mir bei zwei Punkten unsicher bin:
zum einen scheinen mir die Grenzen des soziobiologischen Ansatzes nicht ganz so einfach bestimmbar zu sein, und zum zweiten ist das Prinzip der Gruppenselektion zumindest in der Biologie umstritten, weswegen ich damit bei der memetischen Evolution auch etwas vorsichtiger wäre. Aber das nur am Rande...
edukir hat geschrieben:Ich glaube zwar auch, daß die Religionen in unserer Gesellschaft mittlerweile entbehrlich sind - aber nicht, weil die Wissenschaft inzwischen gezeigt hat, daß Religionen "erstunken und erlogen" sind, sondern weil wir in einem Rechtsstaat mit staatlichem Gewaltmonopol leben, in dem die geschichtlich wichtigsten gesellschaftlichen Funktionen der Religionen längst durch modernere und Leistungsfähigere Mechanismen ersetzt worden sind. :^^:

Hier allerdings würde ich widersprechen: ohne die Vorteile des säkularen Staates zu leugnen, scheint mir da vieles an 'religiösen Memen' in neuem Gewand überlebt zu haben. Es würde mich nicht sonderlich überraschen, wenn wir bei einem Vergleich Gott/Staat auf interessante Parallelen stoßen würden. Auch wäre der Vergleich Parteien/Religionen (um auf deinen Ansatz der Gruppenselektion zurückzukommen) lohnenswert (weswegen - um auf einen anderen thread anzuspielen - es mir auch persönlich relativ wurscht ist, welche Primatengruppe die hübscheren Spielzeuge für uns in ihrem Wahlprogramm hat... :mg: ).


@Schrödingers Kater:
Man braucht die Gruppenselektion nicht zu einem eigenen Prinzip hoch zu stilisieren. Für mich ist dieser Begriff ein hilfreiches Werkzeug, das sich theoretisch auf memetische Verwandtenselektion zurückführen liesse - also auf die Kooperation von "Brüdern im Geiste". Dass die Angehörigen einer Glaubensgemeinschaft in der Regel kulturell "enger" miteinander verwandt sind, als biologisch stellt für mich eine plausible Hypothese dar. Als tiefere Ursache dafür könnte herhalten, dass kulturelle Informationen nicht nur Vertikal (von Eltern auf Kinder), sondern auch Horizontal (z.B. von mir zu dir) verbreitet werden. Wenn wir jedoch kulturell enger miteinander verwandt sein können als biologisch, dann können wir unter kulturellem Einfluß auch dazu neigen weit stärker untereinander zu kooperieren, als dies aus genetischer Sicht Sinn macht. Deswegen haben Menschen soziale Gemeinschaften entwickelt, die bereits im alten Griechenland mit Ameisenstaaten verglichen wurden. Genetisch würde dies nur Sinn ergeben, wenn wir ähnliche Fortpflanzungsmechanismen entwickelt hätten, wie die Ameisen.
Ich stimme dir insofern zu, als ich innerhalb der klassischen, evolutionstheoretischen Debatte um die Existenz von Gruppenselektion mich eher dagegen aussprechen würde. Der entscheidende Punkt für mich ist jedoch, dass die Belege, die von Verhaltensforschern als Argumente für Gruppenselektion beim Menschen ins Feld geführt worden sind (z.B. von Eibl Eibesfeldt) letztendlich evolutionstheoretisch einen Sinn ergeben, wenn man eine eigenständige kulturelle Evolution beim Menschen akzeptiert und konsequenter weise auch akzeptiert, dass der Geltungsbereich des soziobiologischen Paradigmas - zumindest beim modernen Verhalten des homo sapiens - überschritten worden ist.
Nebenbei bemerkt ist das auch der Ansatz der evolutionären Psychologie, die bei der Behandlung des menschlichen Verhaltens einen alternativen, theoretischen Ansatz im Vergleich zur Soziobiologie darstellt. Leider hat auch die evolutionäre Psychologie mit Altlasten zu kämpfen - in der Regel wird die theoretische Bedeutung sogenannter Universalien menschlichen Verhaltens deutlich überschätzt. Abgesehen davon würde ich jedoch meine Herangehensweise als Spielart des evolutionspsychologischen Ansatzes bezeichnen.

Dass die kulturelle Evolution immer auf vorangegangenen Anpassungsleistungen aufbaut, ist nur naheliegend. Ich stimme dir vollkommen zu, dass das Weltbild der Aufklärer so aufgeklärt gar nicht war (und auch heute noch nicht ist). Man hat sehr vieles, was sich gesellschaftlich bewährt hat (oder einem aufgrund der Erziehung schlicht als selbstverständlich erschien) übernommen, ohne es tatsächlich einer naturalistischen Prüfung unterzogen zu haben. Ich sehe aber auch keinen Grund auf im Rahmen der kulturellen Evolution entwickelte, bewährte gesellschaftliche Mechanismen zu verzichten, nur weil sie ihre religiöse Legitimation verloren haben. Daß die Evolution im Prinzip in der Lage ist funktionale Komplexität zu erzeugen ist für mich Grund genug ihre Produkte bei Bedarf auch weiterhin gesellschaftlich zu nutzen.
edukir
 
Beiträge: 4
Registriert: Di 7. Apr 2009, 09:29
Wohnort: Hannover

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 12. Apr 2009, 17:43

platon hat geschrieben:Wenn unendlich viele Zustände möglich sind, dann ist die Eintrittswahrscheinlichkeit für jeden einzelnen Zustand gleich NULL.
Nein, aber die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null und ist beliebig Nahe bei Null (unter der Voraussetzung dass die Wahrscheinlichkeit jedes Ereignisses gleich groß ist) => 1/∞
Ansonsten vollkommen richtig, die Wahrscheinlichkeit hat mit Psychologie nichts am Hut, der Begriff der Warscheinlichkeit mag zwar u.U. auch in der Psychologie genutzt werden, ist aber in der Mathematik (hier Stochastik) zuhause.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon platon » So 12. Apr 2009, 18:23

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Nein, aber die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null und ist beliebig Nahe bei Null (unter der Voraussetzung dass die Wahrscheinlichkeit jedes Ereignisses gleich groß ist) => 1/∞.


Ich liebe Erbsenzähler :mg:
Natürlich gilt lim 1/∞ = 0.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit für ein einzelnes Ereignis geht aber immer gegen NULL, wenn unendlich viele Zustände möglich sind, egal, ob die Eintrittswahrscheinlichkeiten jedes Ereignisses gleich sind oder nicht, da auch lim x/∞ = 0 (für x ≠ ∞ , in diesem Fall ist der Term nicht definiert). Stimmts?
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 13. Apr 2009, 18:39

Jein, meine Einschränkung war gegen andere Erbsenschmeißer :mg: , denn auch bei unendlich vielen möglichen Ereignissen kann ja (als beispielloses Beispiel) ein bestimmtes Ereignis trotzallem mit der Wahrscheinlichkeit 0,5 auftreten (verallgemeinert: eben etwas wahrscheinlicher sein). Im Durchschnitt wäre natürlich die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses davon nicht verändert.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon ujmp » Mo 13. Apr 2009, 18:56

platon hat geschrieben:Was bitte, ist psychologische Mathematik???

Ich hatte diesen Ausdruck nicht gebraucht, aber ich meinte Mathematik existiert nur im Denken des Menschen als Teil der Psyche. Mathematik ist eine Erweiterte Form der Logik, die natürlich ebenfalls rein psychischer Natur ist.
Zuletzt geändert von ujmp am Mo 13. Apr 2009, 19:11, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon ujmp » Mo 13. Apr 2009, 19:09

platon hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:... Es gibt keine empirische Wahrscheinlichkeit, oder sehe ich das falsch?

...Wenn Du mit "empirischer Wahrscheinlichkeit" die aus der Erfahrung stammende Wahrscheinlichkeit meinst, dann hast Du recht:
Nein, so etwas gibt es in der Mathematik nicht!.
Erfahrung ist keine Einflußgröße für mathematische Wahrscheinlichkeiten.


Es gibt doch so etwas wie eine "empirische Wahrscheinlichkeit", sie wird in der Propensitätstheorie Poppers beschrieben. Sie hat aber, wenn ich es richtig verstehe nichts mit Zufall zu tun. "Wahrscheinlichkeiten" werden dabei als "Neigungen" (=Propensitäten)bezeichnet, unter bestimmten Umständen einen bestimmten Zustand einzunehmen. Die Newtonsche "Kraft" hat dabei die Propensität 1, produziert also immer dasselbe Ergebnis. Das ist insofern interessant, dass diese Theorie "Wahrscheinlichkeiten" als "Kräfte" auffasst.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon HF******* » Mo 13. Apr 2009, 19:35

@ujmp: Kannst Du Dich auch genauer ausdrücken? Auf den ersten Blick hört sich das nach Unfug an.
HF*******
 
Beiträge: 2651
Registriert: Do 19. Okt 2006, 11:59

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon platon » Mo 13. Apr 2009, 20:05

ujmp hat geschrieben: ... aber ich meinte Mathematik existiert nur im Denken des Menschen als Teil der Psyche. Mathematik ist eine Erweiterte Form der Logik, die natürlich ebenfalls rein psychischer Natur ist.


Jetzt sind wir aber mitten auf dem Glatteis. Lass das keinen Mathematiker hören, wenn Du behauptest,
die Lösung mathematischer Gleichungen hänge vom Geisteszustand dessen ab, der sie lösen will.
Die Mathematik ist ein abgeschlossenes logisches Konstrukt. Psyche hat darin nicht das geringste zu suchen.
Da kannst Du noch eher behaupten, Mathematik sei eine Spracherweiterung, da Du ohne Sprache (gesprochen oder geschrieben) keine mathematischen Probleme lösen kannst.
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon platon » Mo 13. Apr 2009, 20:09

Julia hat geschrieben:Dass wir allerdings nicht geschaffen wurden um die Welt zu begreifen wird jedem klar der versucht sich vier oder mehr Dimensionen vorzustellen


Hallo Julia,
es ist überhaupt kein Problem, sich vier- und mehrdimensionale "Räume" (besser: Entitäten) vorzustellen.
Du darfst dabei allerdings nicht an einen Würfel denken. Dann wird es schwierig, denn der hat nun mal nur drei Dimensionen.
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon ujmp » Mo 13. Apr 2009, 20:42

HFRudolph hat geschrieben:@ujmp: Kannst Du Dich auch genauer ausdrücken? Auf den ersten Blick hört sich das nach Unfug an.

Hui, ganz sauber ist es tatsächlich nicht, ich habs gerade noch mal nachgelesen :oops2: . Es geht doch um Zufall. Popper war sogar der Auffassung dass die Welt "indeterministisch" sei.

Man kann einerseits Wahrscheinlichkeit als Grenzwert einer relativen Häufigkeit auffassen. Z.B wenn man "unendlich" oft würfelt, kommen alle 6 Zahlen gleichoft vor und haben jeweils die Wahrscheinlichkeit 1/6. Damit ist die Wahrscheinlichkeit eine Aussage über eine Folge.

Die Propensitäts-Theorie fasst dagegen die Wahrscheinlichkeit z.B. eine "6" zu würfeln, als eine Vorraussetzung auf, die eine relative Häufigkeit von 1/6 verursacht. Damit ist die Wahrscheinlichkeit eine Aussage über eine "Versuchsanordnung" die zu bestimmten Resultaten führt. Der Würfel ist so gebaut, dass er 6 Positionen einnehmen kann, von denen er eine einnehmen muss wenn er durch die Gravitation auf einer Tischplatte einen Zustand einnimmt. Wenn der Würfel manipuliert ist, z.B. Schwerpunkt bei der "1", hat er die Neigung, lieber eine "6" zu zeigen. Diese Neigung nimmt aber ab, wenn man die Versuchsanordnung verändert, z.B. nimmt sie in dem Maß ab, wie die Gravitation abnimmt. Oder wenn man auf einem Pudding würfelt, wo sich der Würfel kaum drehen kann.

Was ich missverstanden hatte ist, dass Popper Propensitäten als Veralgemeinerung der Kausalität auffasst, also - hoffentlich jetzt richtig - genau umgedreht, sogar die Kausalität als indeterministisch definiert (und nicht wie ich dachte, Wahrscheinlichkeit als irgendwelche Kausalitäten) Die Gravitationskraft hat dabei die Propensität 1, da sie immer dasselbe bewirkt: der Stein fällt immer nach unten, wenn ich ihn loslasse.

Ich hab Schwierigkeiten mit dem Begriff "Zufall", daher die Mühe.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Religionsfreie Zone

Beitragvon ujmp » Mo 13. Apr 2009, 20:47

platon hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben: ... aber ich meinte Mathematik existiert nur im Denken des Menschen als Teil der Psyche. Mathematik ist eine Erweiterte Form der Logik, die natürlich ebenfalls rein psychischer Natur ist.


Jetzt sind wir aber mitten auf dem Glatteis. Lass das keinen Mathematiker hören, wenn Du behauptest,
die Lösung mathematischer Gleichungen hänge vom Geisteszustand dessen ab, der sie lösen will.
Die Mathematik ist ein abgeschlossenes logisches Konstrukt. Psyche hat darin nicht das geringste zu suchen.
Da kannst Du noch eher behaupten, Mathematik sei eine Spracherweiterung, da Du ohne Sprache (gesprochen oder geschrieben) keine mathematischen Probleme lösen kannst.

Mit "Psyche" ist hier einfach der "Geist" gemeint, das "Denken", oder: Mathematik ist nicht empirisch. (Kann sein dass der Sprachgebrauch "Psyche" in dem Zusammenhang etwas antiquiert ist.)
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

VorherigeNächste

Zurück zu Religion & Spiritualität

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 34 Gäste

cron