Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon platon » Do 23. Apr 2009, 18:47

quark hat geschrieben: Die "Feindesliebe" ist eine kausale Schlussfolgerung aus der "Nächstenliebe". "Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du." Ist eine bessere Übersetzung.
"Liebe deinen Feind, denn er ist wie du." Soll heißen: ein Mensch (wie auch du selbst)...

Ja, aber "ein Mensch, wie auch du selbst" kann und konnte nur ein Christ sein.
Das ist einer der großen Irrtümer der Religionsgeschichte. Dieses Gebot - in abgewandelter Form - taucht es auch im Islam auf. Es gilt nur Glaubensgenossen gegenüber. Ungläubigen gegenüber ist Toleranz oder Nächstenliebe nicht angebracht. Die Päpste des Mittelalters haben das ganz klar gestellt, als sie zu den Kreuzzügen aufriefen.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon blauregen » Fr 24. Apr 2009, 08:49

platon hat geschrieben:Das ist einer der großen Irrtümer der Religionsgeschichte. Dieses Gebot - in abgewandelter Form - taucht es auch im Islam auf. Es gilt nur Glaubensgenossen gegenüber. Ungläubigen gegenüber ist Toleranz oder Nächstenliebe nicht angebracht. Die Päpste des Mittelalters haben das ganz klar gestellt, als sie zu den Kreuzzügen aufriefen.


Hier sind noch ein paar Interpretationen und Kritiken des Begriffs aus verschiedenen religiösen und philosophischen Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Feindesliebe
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon quark » Fr 24. Apr 2009, 22:02

Eben.
Feindesliebe als "Überwindung der Feindschaft zwischen Juden und Nichtjuden" hat, wie wir alle wissen, nicht geklappt.
Es war keine gute Idee.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon platon » Sa 25. Apr 2009, 17:26

blauregen hat geschrieben:Hier sind noch ein paar Interpretationen und Kritiken des Begriffs aus verschiedenen religiösen und philosophischen Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Feindesliebe

Und was sagt uns das?
Niemanden hat je interessiert, was sich irgendwelche Exegeten, Talmud- und Schriftgelehrte aus den jeweiligen heiligen Büchern zusammengereimt haben. Alle diese Machwerke sind heißer Schmelzkäse und für jeden gewünschten Zweck beliebig uminterpretierbar, Das macht ja ihren unschätzbaren Charme für alle diejenigen aus, die die religiöse Karte für ihre eigenen Zwecke ausspielen wollen.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon PW_ » Sa 25. Apr 2009, 23:05

platon hat geschrieben:
quark hat geschrieben: Die "Feindesliebe" ist eine kausale Schlussfolgerung aus der "Nächstenliebe". "Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du." Ist eine bessere Übersetzung.
"Liebe deinen Feind, denn er ist wie du." Soll heißen: ein Mensch (wie auch du selbst)...

Ja, aber "ein Mensch, wie auch du selbst" kann und konnte nur ein Christ sein.
Das ist einer der großen Irrtümer der Religionsgeschichte. Dieses Gebot - in abgewandelter Form - taucht es auch im Islam auf. Es gilt nur Glaubensgenossen gegenüber. Ungläubigen gegenüber ist Toleranz oder Nächstenliebe nicht angebracht. Die Päpste des Mittelalters haben das ganz klar gestellt, als sie zu den Kreuzzügen aufriefen.


platon hat geschrieben:
blauregen hat geschrieben:Hier sind noch ein paar Interpretationen und Kritiken des Begriffs aus verschiedenen religiösen und philosophischen Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Feindesliebe

Und was sagt uns das?
Niemanden hat je interessiert, was sich irgendwelche Exegeten, Talmud- und Schriftgelehrte aus den jeweiligen heiligen Büchern zusammengereimt haben. Alle diese Machwerke sind heißer Schmelzkäse und für jeden gewünschten Zweck beliebig uminterpretierbar, Das macht ja ihren unschätzbaren Charme für alle diejenigen aus, die die religiöse Karte für ihre eigenen Zwecke ausspielen wollen.


In dem Fall empfehle ich doch einfach mal das Selber-Lesen der Bibel. Nicht zu glaubenszwecken, sondern nur um mal - völlig interpretationsfrei - zu erfahren, was da drin steht. In dem Fall kann man es tatsächlich auch ganz leicht verstehen - man braucht gar nichts zu interpretieren oder in den historischen Kontext der Entstehung zu setzen oder so. Hier ist alles ganz eindeutig - so eindeutig, dass heute in dem Punkt sogar Einigkeit unter den Christen herrscht:
Das Gebot der Feindesliebe rührt von Jesus selbst aus der Bergpredigt - es wird allerdings oft verwechselt mit dem Gebot der Nächstenliebe aus den 10 Geboten des AT.

Matthäus 5, Satz 43-48 hat geschrieben:Von der Feindesliebe
43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3.Mose 19,18) und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen2, 45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? 48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. "


Wenn man völlig unvoreingenommen Satz 47 liest, ist eigentlich klar, dass genau dass der entscheidente Unterschied zwischen "Nächstenliebe" (10 Gebote des AT) und "Feindesliebe" = Ergänzung durch Jesus (NT) ist: Die Feindesliebe gilt insbesondere auch für alle Menschen, die nicht "Brüder" sind - sondern Ungläubige - "Heiden". Sie gilt ganz einfach für JEDEN Menschen, den man so als seinen Feind betrachtet.


Was sagt Jesus jedoch überhaupt zu der Frage, für wen denn das Gebot der Nächstenliebe aus dem AT gilt?
Diese Frage stellt auch im Gleichnis vom barmherzigen Samariter ein Pharisäer an Jesus.
Die Antwort ist eindeutig: Der der Barmherzigkeit übt - dass ist "der Nächste", den es nach diesem Gebot zu lieben gilt - (Un)Glaubensrichtung = sch** egal.
In diesem Beispiel sind die 2 Juden eindeutig NICHT "die Nächsten" (der Priester und der Levit). Sondern der Ungläubige (Samariter sind KEINE Juden!):

Lukas 10, Satz 25-37 hat geschrieben:Der barmherzige Samariter
25 Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27 Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt3, und deinen Nächsten wie dich selbst« (5.Mose 6,5; 3.Mose 19,18). 28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben. 29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? 30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32 Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!


Da braucht man nicht mal was zu interpretieren. Das Gebot der Nächstenliebe aus dem AT ohne das NT zu kennen, wird so verstanden, dass "die nächsten" die Gleich-Gläubigen sein sollen. Aber Jesus hat im NT dieses Gebot a) anders interpretiert: "Die Nächsten", dass sind die, die Barmherzigkeit üben - egal woran sie (nicht) glauben. Und b) durch das Gebot der Feindesliebe ergänzt - was ausdrücklich alle Anders-/Nicht-gläubigen mit einschliesst. Obwohl ich mich - zumindest über das Internet viel auch mit sehr strengen Christen unterschiedlicher Konfessionen und Kirchen unterhalte. Alle waren sich bisher durch die Bank weg einig, dass das Gebot der Feindesliebe sich auf ALLE Menschen bezieht, die man so als Feinde betrachtet - egal welchen (Nicht)Glaubens und ebenso egal, wieviele schreckliche Fehler jemand begangen hat.

Einen Schönen Sonntag allen!
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon ujmp » So 26. Apr 2009, 07:39

PW_, wie ist dir nur zu helfen? Was in der Bibel steht ist zunächst vollkommen unerheblich, es kommt auf das Verhalten der Menschen an, also was die Bibel bewirken kann. Außerdem stehen in der Bibel in der Regel jedem der (heute!) so ethisch hochwertig empfundenen Sprüchen andere Sprüche gegenüber, bei denen man heute die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, z.B. der Ausrottungsbefehl von Jericho. Tipp: du solltest mehr an deinen Überzeugungen zweifeln und nach Belegen suchen, die ihnen widersprechen und diese vorallem ernstnehmen.

Virlleicht hilft dir das weiter:

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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon blauregen » So 26. Apr 2009, 14:07

quark hat geschrieben:Eben.
Feindesliebe als "Überwindung der Feindschaft zwischen Juden und Nichtjuden" hat, wie wir alle wissen, nicht geklappt.
Es war keine gute Idee.


Das ist scheinbar ein Teil der Kritik von der psychoanalytischen Seite. Ich bin mir nicht sicher, ob es zulässig ist Psychoanalyse auf Interessengruppen anzuwenden. Abgesehen von der zweifelhaften wissenschaftlichen Grundlage der Disziplin selbst scheint mir eine Art Gruppenpsyche doch ein etwas gewagtes Postulat, aber ich bin kein Experte auf diesem Gebiet.

Das eine hypothetische Anwendung fehlschlägt ist übrigens kein Grund ein Prinzip zu verwerfen. Wenn ich mir in den Daumen schneiden, dann verwerfe ich ja auch nicht das Prinzip des Schneidens mit scharfen Gegenständen. Ich passe nur in Zukunft besser auf was ich schneide.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon platon » Mo 27. Apr 2009, 19:35

PW_ hat geschrieben: In dem Fall empfehle ich doch einfach mal das Selber-Lesen der Bibel. Nicht zu glaubenszwecken, sondern nur um mal - völlig interpretationsfrei - zu erfahren, was da drin steht. In dem Fall kann man es tatsächlich auch ganz leicht verstehen - man braucht gar nichts zu interpretieren oder in den historischen Kontext der Entstehung zu setzen oder so. Hier ist alles ganz eindeutig - so eindeutig, dass heute in dem Punkt sogar Einigkeit unter den Christen herrscht:
Das Gebot der Feindesliebe rührt von Jesus selbst aus der Bergpredigt - es wird allerdings oft verwechselt mit dem Gebot der Nächstenliebe aus den 10 Geboten des AT.

Und warum steht das nicht im Alten Testament, das ja angeblich auch von Gott stammt?
Ist ihm das mit der Feindesliebe erst nachträglich als guter Gag eingefallen. Oder war das ein Geistesblitz vom Junior?
Dann muss ich sagen, das ist wie mit dem Witz, den der Komiker auf der Bühne zum Brüllen fand, die Zuschauer eher weniger.
Die Feindesliebe ist in der Christenheit nicht unbedingt das, was man einen Knaller nennt (in anderen Religionen natürlich auch nicht).
Im Übrigen enthält auch das neue Testament so viele Unausgegorenheiten, dass man sich wieder aussuchen muss, was man glaubt und was man als kompletten Unsinn verbuchen kann. Und so etwas geht nicht für ein Buch, das eine Anleitung für das Leben darstellen soll.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Mark » Mo 4. Mai 2009, 10:58

Das mit der Feindesliebe hab ich auch nie ganz verstanden...sollte das denn originär nicht mal bedeuten, daß man eigentlich keine Feinde (für sich so empfunden) haben soll ?
Gilt das nur für Menschen ? Soll also wirklich jedes Handeln nur durch Liebe motiviert sein ?
Es wird ja auch genauso von Jesus gegen die Angst und die Sorgen gepredigt. Ich frage mich ob die Christen nicht Emotionsdiskriminierer sind.. allerdings bin ich mir sicher daß dies auch automatisch zu einer geistigen Verarmung führt (auch als "Seelenfrieden" bekannt... siehe verzücktes Lächeln). Gut daß sich nicht alle Christen daran halten :mg:
Was meint ihr wie das auf der Erde aussähe wenn alle Christen sich streng daran halten würden ? Man sollte Malwettbewerbe in den humanistischen Kindergärten ausschreiben !
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Sabrist » Mo 4. Mai 2009, 11:51

Das mit der Feindesliebe im Christentum ist leicht zu verstehen.
Mit "Feinde" sind die Römer gemeint. In jenem Passus des NT steht also in modernem Klartext: "liebt die Römer". Der Grund für diese Formulierung ist klar: das gerade entstehende Christentum begann bereits extrem früh, sich mit den Herrscherstrukturen zu verbünden.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon ujmp » Mo 4. Mai 2009, 12:20

Auf "Feindesliebe" hat Jesus kein Copyright, sie steht schon im vorher implizit im Alten Testament (3.Mose 19) und im Talmud und es soll auch schon vorher von Diogenes (welcher auch immer) propagiert worden sein.
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